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Nrt54 3. Junius 1845 Dienstag — In der Sitzung der württemSergifchen zweiten Kammer am 26. Mai nahm dieselbe die Commissionsanträge: „die Kammer wolle sämmt- lichc vorliegende Motionen und Petitionen über die Wirthschaftsabgaben der Negierung zur Kcnntnißnahmc überweisen und dabei an dieselbe die dringende Bitte richten: I) die Frage in sorgfältige und allseitige Erwä- aung.zu ziehen, ob nicht das gegenwärtige System der Besteuerung der Getränke, welches thatsächlich so mannichfache und anhaltende Klagen Her vorrufe, ganz zu verlassen und dagegen entweder eine andere Art von Steuer oder doch ein anderes System für die Gctränkcsteuer cinzuführen sei; 2) im Falle, daß Lie Zweckmäßigkeit einer solchen Acndcrung aner kannt würde, auf-dem nächsten ordentlichen Landtag einen Gesetzentwurf an die Ständcvcrsammlung zu bringen, denselben aber wo möglich vorher hu veröffentlichen, damit die öffentliche Meinung Gelegenheit habe, sich über ein so tief auf die Volkswirthschast und auf die öffentliche Moralität cinwirkendes Äbgabcngcsctz zu äußern; 3) der betreffenden Behörde die Weisung zu geben, das Zustandekommen von Accordcn über "die Abgabe von Wem und Obstmost so viel thunlich zu befördern, jedenfalls aber da bei unbillige Steigerungen nicht zuzulasscn, auch bei Ausmittelung des HausbrauchS dcr Wirthc auf die aemeinderäthlichcn Zeugnisse und den na türlichen Schwand an den Getränken die gebührende Rücksicht zu nehmen", unter Beifügung des Zusatzes an: „daß die acmcindcräthlichcn Zeugnisse sich zunächst mit den äußern Verhältnissen befassen sollen". Auch wurden die weitern Anträge: „daß tüchtigen Umgcldscommissaren statt der Dcla- tionsgebühren Prämien ausgesetzt und bei Revision des Gesetzes von der Regierung dieselbe Behandlung gegenüber den Stcucraufsehern in Erwä gung gezogen, jetzt aber schon die Sporteln von den Accorden, im Be trage von 6700 Fl., erlassen und die Revision des Gesetzes auch auf Vie strafrechtlichen Bestimmungen ausgedehnt werden solle", zum BeMich tzr- hoben. Noch wurde beschlossen, die Vcrwilligung eines Hausbrauchs von Bier und die steuerfreie Bicrcrzcugniß der Landwirthc zum eignen Bedarf der Negierung zur Erwägung zu empfehlen, dagegen über die mehrfache Bitte um Verwendung für kräftigen Schutz der Real- und Pcrsonalwitth- chaftsrechte zur Tagesordnung übergegangen. (Schw.M.) katholische Gemeinden, zu Schneidemühl und Breslau, bestanden haben, während heute bereits das Bestehen von mehr als IIS solcher Gemeinden in Deutschland bekannt sei. Den Gottesdienst leitete Curatus Eichhorn aus Breslau. Seine Predigt, welche sich von aller Polemik fern hielt, sprach in ihrer schlichten Einfachheit um so mehr die Herzen an, als sie von des Mannes inniger Ucbcrzeugung durchdrungen war. Die ganze Feier war eine wahrhaft erbauende. * * Frankfurt a. ÄI., 30. Mai. Es ist eine bemerkenswcrthe Er scheinung, daß der neu erwachte bessere Geist des Judenthums gerade in den Gemeinden sich erhebt und geltend macht, deren Rabbinate mit Dunkelmännern aus der alten Schule besetzt sind, in jenen aber, wo neuere Rabbiner und Prediger daß geistliche Amt bekleiden, wieder ein geschläfert oder zurückgedrängt wird. So ist der hiesige „Reformverein" unter dem Rabbinate des streng orthodoxen Trier entstanden, dir neueste Rcformbcwegung in Berlin, die in Posen nachhaltigen Widerhall gefun den, unter dem polnisch-talmudischcn Rabbinatscollcgium mit seinem pie tistischen Assessor ausgebrochcn. Hingegen ist in den Gemeinden zu Ham burg, Dresden, Magdeburg, Wien und andern Städten, wo Doctor- Rabbiner und Prediger fungiren, noch Alle« todesstill, was eben kein "ehr vortheilhaftcs Licht auf das neuere Nabbinccthum wirft. Nachdem >icsrs einige Schritte vorwärts gcthan, nachdem cs namentlich den Got tesdienst ein wenig aufgepuht hat, kehrt es sich selbst gegen den Geist, dessen Verkündiger cs vielmchr sein sollte; es wird ihm aber nicht gelin gen, diesen Geist zu bannen, sondern es wird von ihm durchbrochen werden. Die grenzenlose Hierarchie, die dct Rabbinismus entfaltet, die drückende Geistesknechtschaft, in die er das jüdische Volk geschmiedet bat, ist in einer jüngst erschienenen Broschüre: „Eine deutsch-jüdische Kirche. Die nächste Aufgabe unserer Zeit", auf die schlagendste Weise nachgcwiefen worden/ Der Verfasser, ein jüdischer Thcolog, führt uns in die Tiefen des Rabbinismus ein, und wir können seinen gerechten Zorn gegen diesen ur »heilen. Sehr wahr sagt er S. 13: „Auch die Rabbiner haben seit jrcm Beginn in der zweiten Tempelperiodc nach unumschränkter Herr- chaft gestrebt, sie haben durch ihre Herrschsucht den jüdischen Staat zer- mttct und das Volk in feindliche Fractioncn zcrriffcn; sie haben die Edcl- tcn gekreuzigt und ihrer Rache geopfert; sie haben endlich daS Staals- eben der gänzlichen Vernichtung und das Volk der tiefsten Erniedrigung zugcsührt. Aber auch in dieser Erniedrigung haben sie ihre Herrschsucht nicht fahren lassen, sie haben sich ihr vielmehr ganz hingeqeben. Alle .lebcrrestc der volksihümlichen Gewalten, alle Würden und Titelchcn Ha ien sie an sich gerissen, den Vann, die Excommunication und andere Stra- cn haben sic erfunden und mit grausamer Strenge gehandhabt. Aber die Juden hatten nunmehr keine Throne und Krone, kein Land und Gut; alle ihre Habe, selbst ihr Leib gehörte nicht mehr ihnen, sondernden welt lichen Machthabern, und die Rabbiner konnten sich nur noch ihres Geistes Deutschland. * Nürnberg, 3l. Mai. Kaum waren die Schäden, welche das letzte Hochwasser angcrichtet, etwas verschmerzt, und schon haben wir fast dasselbe Unglück wieder zu beklagen. In der Nacht vom 39. auf den 31. Mai trat das Wasser auS seinen Ufern, verheerte unsere Felder und Wie sen, beschädigte den Ludwigskanal, durchbrach die Ludwia-Süd-Nordcisew bahn und hemmte an mehren Stellen die Passage. Noch kennen wir na türlich, die Größe der angcrichtcten Zerstörungen nicht, die das um diese Zeit beispiellose Hochwasser verursachte, und namentlich an jenen Orten, wo der Regen seit zwei Tagen wie in Strömen heruntergeht. So soll in Erlangen ein derartiger Wolkenbruch gefallen sein, daß die Menschen bis an die Knie im Wasser zu wadcn hatten. Eine Mühle soll dem Einstürze nahe und ein Haus bereits zusammcngestürzt sein. Wir haben ein schweres Jahr! Gebe Gott, daß es keine Übeln Folgen hat, denn eine Theucrung würde großes Unheil hervorbringen. (Auch in Leipzig haben wir seit der Nacht zum I.Jun. wieder Hochwasser, dessen Ver laufen sehr langsam von statten zu gehen scheint.) ÄEeivsig, I.Jun. Die hiesige deutsch-katholische Gemeinde hat auf ihre an die hiesige römisch-katholische Geistlichkeit gerichtete Er klärung des Austritts ihrer Mitglieder aus dem Verbände der römisch- katholischen Kirche ein Antwortschreiben ganz gleichen Inhalts wie das an die dresdner Gemeinde gelangte erhalten.*) Natürlich wird dadurch der Stand der Sache nicht verändert. Partei steht gegen Partei, und später wird der Richter seinen AuSspruch zu lhun haben. — Heute fand abermals eine gottesdienstliche Feier der Gemeinde im Saale des Gewandhauses statt. Vor Beginn derselben theilte ein Mitglied des Vorstandes der Gemeinde mit, daß von dem verehrten Stadlrath unter einhelliger Zu stimmung der Stadtverordneten der Gemeinde zur Bestreitung ihrer lau senden Bedürfnisse die Summe von 300 Thlr. bewilligt und auSgczahlt worden sei, wofür der Vorstand bereits im Namen der Gemeinde den in nigsten Dank ausgesprochen habe. Eine fernere Milthcilung betraf den Erfolg dcS Protestes der Gemeinde in Betreff der in Baiern gegen die deutsch-katholische Kirche ausgesprochenen Beschuldigungen. Es ist dieser Protest, zufolge einer Mittheilung deS Ministeriums des Cültus, an wel ches derselbe gerichtet war, insofern er eine polizeiliche Angelegenheit be treffe, an das Ministerium des Innern abgegeben worden. Beiläufig er wähnte endlich der Vortragende, daß, als die hiesige deutsch-katholische Gemeinde im Februar d. I. zusammengctrctcn sei, nur erst zwei dcutsch- -) Dasselbe, Dresden, 6. Mai datirt, lautete: „Dem Hrn. Professor Wigard und Genössen allhicr wird hierdurch eröffnet, daß dem von ihnen in dem Schreiben vom I7./25. v. M- auf das «Kirchenvermögen und sonst» gemachten Vorbehalt keine weitere Folge gegeben werden kann, da eincStheilS der Verein, als dessen provisorischen Vorstand und Comite sich die Unterzeich ner dieses Schreibens gcrirt haben, vom Staate wenigstens zur Zeit nicht anerkannt ist, andernthcils einem Vereine, welcher sich angeblich die Bewir kung von Reformen in der katholischen Kirche zum Ziele gesteckt, und in Verfolg desselben sich von den hauptsächlichsten Lehren und Disciplincn loS- gesagt hat, eine jede Beziehung zu derselben, sowol in kirchlicher als politi scher Hinsicht, von Seiten einer katholisch-geistlichen Behörde versagt wer den muß." -WM Deutsche Allgemeine Zeitung. SM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» «eDe-blick. Deutschland. * Nürnberg. Ueberschwemmung. s Leipzig. Die Deutsch- Katholiken. — Die würnembcrglsche zweite Kammer über die Getränk- fkuern. ** Frankfurt a. M Der Rabbinismus. Preußen. M Merlin. Die Deutsch-Katholiken. Die rheinische Presse. I>r. Stern. Minister Eichhorn. Verordnungen. Schlesicrfest. Jtzstcin's Portrait. Das Hutabnchmen. -Posen- Das FrohnleichnamSfest. Cari- catur. Der Hirtenbrief. Die Deutsch-Katholiken. — Das Presbyterium in Königsberg. Oesterreich. 0 Wien. Bücherverbrennung, -c- peeth- Der Erzherzog Pa latin. Unsicherheit. Portugal. Lissabon. Der Patriarch. «panie«. Der Congreß. Die Thronrede. Die «Presse» über die Verhält nisse zu Nom. Das Morning Chronicle- Großbritannien. Der Geburtstag der Königin- Oberhaus- Unterhaus. Hr. Hume. DaS DurchsuchungSrccht. Di« Collegcsbills. Der Vertrag mit Aegypten. Feuersbrunst. Neue Dampfschiffe. Sir H. Pottinger. Frankreich. Deputirtenkammer. Das Durchsuchungsrecht. Die Flotte, Don Carlos. Hr. Munoz. Hr. v. Chateaubriand. Die Spccialsendung nach Neapel. Statistisches. Ein Zusammentreffen. Die Colonie Akaroa. Pchcheiz. -Zürich, vr. Steiger. DaS Priesterseminar in Luzern. Freiburg. Italien. Unruhen in Terli-si. Dänemark. Der Verkauf der ostindischcn Besitzungen. Handel und Industrie. -Frankfurt a. M. Die Höchst-Sodener Ei senbahn- Die spanischen Fonds. Die württembergische Anleihe. -Glogau. Eisenbahn. — Frequenz der Leipzig-Dresdner, Magdeburg-Leipziger und -Halberstadter Eisenbahn. -Äreslau. Wolle- Krieg- Wolle. — Leipzig, rtakünb^ungen.