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2SS4 — Dem Rheinischen Beobachter schreibt man unterm 21. Nov. aus Mainz: „Wie wenig die Weit an Krieg glaubt, davon hatten wir so eben wieder einen sprechenden Beweis. Durch die Befestigung der Rhein kehle wurden dicsseit der crencllirten Mauer eine Anzahl Bauplätze für die Stadt gewonnen und für einen Bazar bestimmt, der die Rheinstraße zieren soll. Diese Plätze sind versteigert worden. Die Vcrsteigcrungs- bedingungcn sind nicht nur für die Bauunternehmer sehr beschränkend, sondern die Besitzer dieser zukünftigen Wohnungen müssen sich verpflich ten, beim Ausbruch eines Kriegs, ohne alle Garantie, ihre Häuser als Festungswerke gebrauchen zu lassen, und demgemäß müssen die Häuser mit einem platten Zinkdache versetzen werden. Nichtsdestoweniger gingen diese Bauplätze zu so Ungeheuern Preisen ab, daß jeder Quadratschuh mit einem Kronthaler bezahlt und für die Plätze bciweitcm mehr erlöst wurde, als der Stadtvorstand erwartet hatte. Und doch sind diese Häuser, wenn Krieg ausbricht oder auch nur droht, wenig oder gar nichts werth! Die ses Räthscl ist freilich auch nur aus dem qanzlictzen Mangel an Bauplätzen zu erklären, woran wir leiden. Die Mainzer Bevölkerung nimmt mit je dem Jahre bedeutend zu, aber wir haben keinen Raum, die Stadt aus- zudchnen, und wären übel daran, dürften wir nicht in die freie Luft bauen, d. h. die Häuser um mehre Stockwerke erhöhen." — Der Altonaer Merkur vom 25. Nov. enthält den nachstehenden Arti- von angeblich durch ihre Borstellungen bei der königl- sächsischen Regierung beanstandeter Ratification der Elbschiffahrtsvcrträge von sich abgcwiesen hat: „daß überhaupt von der Corporation des dresdner Handelsstandes irgend eine Handlung, welche zur Verbreitung dieses Gerüchts hätte Anlaß geben können, (keineswegs) vorgenommen worden ist". Als eine Handlung aber, welche Anlaß zur Verbreitung jenes Gerüchts geben könne, wird Jedermann von ihr bei der Regierung dagegen gemachte Vorstellungen anerkennen und daher das ausdrückliche Verneinen derselben dahin verstehen müssen, daß keine Vorstellungen erhoben worden sind. Die betreffende Bekanntmachung ist es daher ganz allein, welche der Berichtigung bedarf. D. Red. L^on der Saale, 26. Nov. Es ist eine unbestreitbare Thatsache, daß der Antheil an religiösen Dingen sich in den letzten Zeiten äußerer deutlich gesteigert hat. Mit denselben stehen die kirchlichen Angele genheiten aber in unauflöslicher Verbindung. Allerdings haben daher die in den sechs östlichen Provinzen des preußischen Staats theilwcise schon zusammengetretcncn Provinzialsynodcn eine eben so wichtige «IS schwierige Aufgabe zu lösen, eine den religiösen Bedürfnissen der Gegen wart entsprechende Ncconstitution der kirchlichen Angelegenheiten zu bcra- then, resp. vorzubereitcn. Die Svnodcn werden üach der bisher be stehenden Verfassung meist aus Mitgliedern der Geistlichkeit gebildet. Glcichwol haben die Laien ein nicht geringeres Interesse an den zu ver handelnden Gegenständen. Es durchdringt Alle, wenn wir die Stimmung richtig verstanden haben, der wohl erlaubte Wunsch, um nicht zu sagen, daß unabweisliche Bedürfniß, bei der Leitung der kirchlichen Angelegen heiten einen nicht blos zugestandenen, sondern einen durch die Natur der Sache berechtigten Antheil zu haben. Es ist bcklcmcnswerth, daß dieser Gegenstand so wenig einer in Betracht seiner Wichtigkeit gebührenden gründlichen Prüfung unterworfen worden ist; weder solche Zeitschriften, kel: „Die Demonstrationen gegen die von derrothschildcr Ständcver- sammlung und von dem königl. Commissar geschehenen Ueberariffe auf das RechtSqebict der Herzogthümer währen fort, wobei gewisse Stichwör ter, als «Inkorporation» rc., immer wiederkchrcn. Wir haben schon frü her angedeutct, daß eine Inkorporation der Herzogthümer in das König reich in der Nssing'schen Proposition eigentlich nicht liegt und gewiß noch weniger von dem königl. Commissar gemeint ist, wie er denn seine bei fällige Erklärung zu der Ussing'schen Proposition so einleitctc: «Der An trag Ussing's ist gewiß von der größten Bedeutung und kann nicht an ders als die höchste Aufmerksamkeit der Versammlung auf sich ziehen. In Wahrheit gibt cS nichts, was sowol dem König als jedem rechtschaf fenen und verständigen Vatcrlandsfrcunde mehr am Herzen liegt, als daß man Mittel finde, wodurch der Staat gegen die Unglücksfälle gesichert werden könnte, die aus der Trennung desselben in verschiedene Theile flie ßen würden, welche nach einer gewissen Meinung die Folge sein würde, wenn der königliche Mannsstamm ausstcrbcn sollte. Ich bin sogar davon überzeugt, daß es ein Wunsch ist, der von dem größten Theile der Be wohner der Herzogthümer selbst gcthcilt wird; denn wenn man auch auf Sympathie für Dänemark keine Rechnung machen könnte, so muß doch jeder verständige Mann einschen, daß cs besonders für die Landcstheile, welche im vorkommenden Falle den Zankapfel abgeben würden, das größte Unglück sein würde, wenn sie einer Unsicherheit darüber ausgesetzt sein sollten, wer ihr Herrscher sein solle. Ich glaube durchaus nicht, daß man aus dem Um stände, daß man in den Herzogthümern mit so großem Eifer für ihr gegenseiti ges Zusammcnblciben geredet hat, einen Wunsch ablcitcn kann hinsichtlich der Losrcißung dieser Staatstheile von dem Königreiche. Wie ich in der Vibor ger Ständeversammlung bemerkt habe, ist das Höchste, was daraus abge leitet werden kann, daß die Herzogthümer eine größere Hinneigung gegen seitig zu einander haben als zu Dänemark, und es kann also wol ange nommen werden, daß es dort Manche gibt, welche der Meinung sind, daß, wenn der Fall eintretcn sollte, daß Holstein von Dänemark getrennt würde, Schleswig lieber in Verbindung mit diesem Herzogttzumc bleiben möge als mit dem Königreich; aber dagegen ist es sicher ein allgemeiner Wunsch bei allen Verständigen, daß die Herzogthümer in ihrer Verbin dung bleiben möchten, sowol zu einander als zu Dänemark, so wie sic während einer langen Reihe von Jahren stattgefunden hat.» Wie Oer sted also die Proposition Ussing's auffaßt, ist sie nur dahin gerichtet, .die Staatsverbindung zwischen Dänemark und den Herzogthümern, die we nigstens faktisch durch die Gemeinschaft des Regenten, der höchsten Staats behörden, der Flagge ic. besteht, für eine bleibende zu erklären und zu dem Ende die Erbfolge in Dänemark, mit Hintansetzung der dagegen er hobenen rechtlichen Zweifel, auch als die für die Herzogthümer geltende zu proclamiren. Also nicht auf eine Verschmelzung der Herzogthümer mit dem Königreich in Gesetzgebung und Verwaltung, sondern auf ein Zusammcnblciben beider unter' denselben Regenten ist es zunächst abge sehen. Dabei ist es indessen wol keinem Zweifel unterworfen, daß cs namentlich im Sinn Algreen-Ussing s und der mit ihm stimmenden Par tei auf eine mehr oder minder allmälige Verschmelzung der verschiedenen Bestandtheilc der dänischen Monarchie zu einem möglichst gleichartigen Staatskörper abgesehen ist, wie denn eine Personalunion im Laufe der Zeit häufig gleichsam von selbst in eine Nealunion übcrzugehcn pflegt. Viele, ja vielleicht die meisten dänischen Stimmführer fürchten dagegen eine solche beständige engere Verbindung mit den deutschen Herzogthümern, weil sie davon cm Uebcrgcwicht des deutschen Elements besorgen. Man sieht übri- ! gens: der eigentliche Kern der Ussing'schen Proposition liegt nicht in Dem, was man nicht ganz richtig als «Inkorporation» bezeichnet hat, sondern in der kategorischen Declaration wegen der Thronfolge, von der das Uebrige nur die Folge ist, und hier muß es allerdings auffallend erschei- I die den re! I sind, noch, I Aufmcrksa» I herrscht hei I sicher Beste I Sinne von I Sache doch I stitutionellci I zur Entschc I Betreff dies I Sachen hör I unsern Tag I und des § I wirbt sich d I viel an ihm I nur immer I stand aufs 1 I Verhältniß I stitution bei I getrennt wc I wichtige Frc I entschieden; I und im aa> I dings auf d Der U I lischcn Kirch I telbares vor I ganzer weit, I nach ihrer bc I kommenden I tern Berufur Kirche aufge chenrccht ein chcnrecht, wi anweist. S Staate, ste sich sogar du gig und nim und Jnnocei deren alle cl waren, den l gclcgenheitcn dcnd. So i offenbar nich austritt, als bloßen Besch Eorporationc rcn, Rechten sichen Subst fremde Mach bald der Stc torcn zur frc ordnung den qelegcnheitcn sich in dem Z Recht, daß s ordne, nicht auf ihrem G letztere der < komme, die e müth seiner l in Beziehung aufgcbcn kam irgend eine A das Recht j> wogegen er muß er ihr d Wickelung auf ihm nöthlge die von dersc len crfodcrlicl zu tragen, da das Gebiet d- man meinen, im Allgemein rechtliche Dcd Es komm und der Gem Es ist als mi wie zur Zeit Bormundschas selbst ihre Glc girier Gewalt Ausschließung die Freiheit d Haft errungen Mäßigkeit ihr ihr nöthig erk > ncn, daß der königl. Commissar die rechtlichen Bedenklichkeiten, welche ihn noch in der Viborger Ständcversammlung fesselten, plötzlich abgestreift zu haben scheint. Er sieht die Rechtsfrage in dieser Beziehung freilich noch immer als zweifelhaft an, trägt aber kein Bedenken, die Entscheidung der selben durch einen solchen Machtspruch als etwas ErwägungswerthcS zu bezeichnen, und gibt überhaupt drn Ständen eine Ermunterung, sich zu Gunsten der nicht zu ihrer Eompetenz gehörenden und das Recht krän kcnden Ussing'schen Proposition auszusprechen. Dagegen hat man aller dings alle Ursache, sich zu verwahren." *LUalchin, 18.Nov. Der diesjährige Landtag wurde am 14.Nov. auf gewohnte Weise vor einer so großen Anzahl von Landständen eröffnet (Nr. 332), daß die Halle dcS Rathhauses sie nicht alle zu fassen vermochte und viele Lanbstände nicht an der hier sonst stattfindendcn solennen Eröffnung An thcil nehmen konnten. Nach der Eröffnung wurden wie gewöhnlich die Land tagspropositivnen nochmals und die Direktorial- und engcrn Ausschußpro Positionen zum ersten Mal verlesen; die lehtern wurden diesmal noch vor der Publikation vertheilt. Am 15. Nov. war die Protokollführcrwahl und eine sehr belebte DiScussion über den Ort, wo die Deliberationcn stattsinden sollten. Die Nachklänge derselben tönten noch in die Sitzung vom 16. Nov. hinein, in welcher endlich die Wahl der Comitcs be gann, welche heute beendigt wurde. Der Wahltag war auf den 17. Nov. bestimmt. ^/rankturt a. M,, 26. Nov. Die wiederholte Anregung des Projekts, dem verstorbenen Hrn. S. M. v. Bethmann, welcher sich um das hiesige Gemeinwesen in so hohem Grade verdient gemacht, ein Denkmal in unserer Stadt zu errichten (Nr. 317), hat so allgemeinen Anklang gefun den, daß noch in dieser Woche ein Comite zusammentrcten wird, um vor läufige Bcrathung über die Ausführung des Plans zu pflegen. Der Vor schlag, das Andenken dcS hochgeehrten Mannes durch Errichtung eines plastischen Monuments zu feiern, scheint jedoch weniger Stimmen für sich zu vereinigen als der, unter dem Namen „v. Bcthmann'schc Stiftung" eine Anstalt zu gründen, welche eine fortwährende unmittelbare Einwir kung auf die Förderung der vatcrstädtischen Interessen übe. Dem Vernetz men nach wird zu dem eben angedcuteten Zwecke dem Comite die Frage vorgclegt werden, ob die Summen, welche Frankfurts Einwohnerzur Errichtung eines Denkmals für Hrn. v. Bethmann beistcuern würden, nicht am geeignetsten auf die Gründung einer höhern Gcwcrbschule, die I den Namen dieses echten Bürgcrfrcundcs erhielte, zu verwenden wären. I Preußen. n:Serkin. 27. Nov. Die politischen Zustände in Schleswig und I Holstein und das Verhältniß dieser Länder zum deutschen Vaterlandei fangen an, hier immer mehr Aufmerksamkeit zu erregen. Wohluntcrrich I tete Personen behaupten, daß große Dinge im Werke seien, und die öf-1 tcre Anwesenheit des Kronprinzen von Dänemark in Berlin, das Ver I weilen des Prinzen Friedrich von Hessen zu Frankfurt a. M., sowie gc I wisse diplomatische Verhandlungen scheinen es zu rechtfertigen, wenn ge-1 nauere Beobachter daraus eine nahe bevorstehende Krisis combinircn. Kein I Zweifel, daß dieselbe mit der Frage der deutschen Einheit und Unabhän I gigkeit cng verbunden wäre. Denn man behauptet, daß die russische Re I gicrung auch in der besagten Angelegenheit große Thätigkeit entwickele, I ist jedoch der Ucberzeugung, daß das preußische Eabinct bei der so wich- I tigen dänischen Successionsfrage das deutsche Interesse mit aller Kraft I vertreten und sich nicht zu sehr durch russischen Einfluß bestimmen lassen I werde. Ucberhaupt wird gewiß kein Freund des deutschen Vaterlandes I die freudige Beobachtung unterdrücken können, daß die Einwirkungen aus-1 wärtigcr Staaten auf die innern Angelegenheiten Deutschlands von Tag I zu Tag geringer werden, daß die politischen Hindernisse feiner cigenthüm-1 liehen organischen Entwickelung imryer mehr verschwinden, und daß diese I tröstliche Erscheinung endlich beginnt', von dem einzelnen Deutschen als ein I Trost ausgenommen zu werden. Deutschland fängt endlich an, mehr und I mehr zu erkennen, was es vermag und in der europäischen Wagschale gilt,» wenn es auf eignen Füßen steht und nicht mehr fremden Einflüsterungen I allzu willig Gehör leiht.— Dem Vernehmen nach steht unserer Dip'lc I malie eine große Reform bevor. Es soll ein eignes Institut zur Bil-1 düng tüchtiger Diplomaten errichtet und dabei weniger auf hohe Geburt I als auf eminente Fähigkeiten gesehen werden. Gewiß würde ein solches I Institut freudig begrüßt werden, da Preußen in neuerer Zeit einen fühl-1 baren Mangel an ausgezeichneten Diplomaten gehabt und deshalb gege« I manche Widersacher mit ungleichen Waffen gekämpft hat.