Volltext Seite (XML)
Zur Musik Der 1. Satz (Allegramente, G-Dur, 2/2-Takt) führt verschiedene Themen ein, von denen sich drei am Jazz, eines an spanischer und eines an baskischer Volksmusik orientieren. Der Beginn erinnert geradezu an Zirkusmusik (Peitschenknall und Piccolo, Bläserklang, schwungvolles Hauptthema). Lebhafte Bewegung treibt den Satz, lebendiges Pulsieren. Mit dem 2. Thema (spanisch) kommt erst der Solist zu Wort. In der vorwärtstreibenden Durchführung (der 1. Satz entspricht durchaus dem dreiteiligen klassischen Schema mit Exposition - Durch führung - Reprise) werden alle dreijazzverwandte Themen wiederholt modifiziert, bevor drei unterschiedliche Kadenzen in der Harfe, in den Holzbläsern und im Solopart den in einer Dreiklang-Bezogenheit an die Coda des „Bolero“ erinnernden Schlußteil vorbereiten. Rasant, wie begonnen, endet der Satz. Der 2. Satz (Adagio assai, E-Dur, 3/4-Takt) kennt nur ein einziges, liedhaft geprägtes und weit ausschwingendes Thema (Ravel verwendete als Modell Mozarts Klarinettenquintett, scheint aber auch von Chopin inspiriert worden zu sein). Es wird anfangs vom Klavier vorgetragen und konzertiert dann mit quasi solistisch verwendeten Holzbläsern bis es gen Schluß in eine reizvolle Zwiesprache zwischen Klavier und Englisch Horn mündet und hier eine poetisch-verklärte Athmosphäre zu schaffen scheint. Aber alles ist Schein und Distanziertheit: mit viel Raffinement wurde bereits zum Satzbeginn eine künstliche, gebrochene, ja unwirklich anmutende Poesie geschaffen, denn die lang ausgesponnene Melodie, im Dreivierteltakt phrasiert, wird gestört durch einen immerwährenden Walzerrhythmus (im Dreiachteltakt), so daß sich spitzfindige - deshalb besonders reizvolle - Schwerpunktverschiebungen zwischen Melodie und Begleitung ergeben. Wenn am Schluß des Satzes allein die Walzerbegleitung dem Klavier verbleibt, bemerkt man so recht den eigentlichen Witz. Der Finalsatz (Presto, G-Dur, 2/4-Takt), knapp gehalten und äußerst brillant, ein Perpetuum mobile, beginnt mit fünf brutalen Schlägen in metrischer Verzerrung, die spontan sowohl an Strawinsky als an jazzartige Impulse erinnern. Synkopierte Metren, Posaunenglissandi, Bläserakzente, motorisches Hämmern des Solisten, flinkes Laufwerk sind Kennzeichen dieses Satzes. Nach einer schwirrenden Quintbewegung im solistischen Part wechseln sich die Bläser mit einem kecken Thema ab. Eine 6/8-Episode ist von besonderer Brillanz und wie der gesamte Satz von geist iger Prägnanz und Delikatesse. Das schlagzeugartige Hämmern des Klaviers wird zur Triebfeder; „alles stürzt den fünf Schlägen des Schlusses entgegen, die das einlösen, was die ersten fünf bereits angekündigt haben: daß alles nur Schein und Spiel war.“ (D. Härtwig, a.a.O.) Hang zur absoluten Präzision; erst ein völlig ausgereiftes Ergebnis wird vorgelegt („Im Namen der Götter der Musik und in meinem ei genen: ändern Sie nichts an dem, was Sie ... niedergeschrieben ha ben!" - schrieb ihm einst Debus sy). „Wir sollten uns immer daran erinnern, daß Sensibilität und Ge fühl den wirklichen Inhalt eines