Volltext Seite (XML)
die Regierung gewarnt, bei den Verhandlungen auf nicht- parlamentarischem Boden „zu weit gehende" Zugeständ nisse zu machen. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist ein Auf ruf des Verbandes der tschechischen Offiziere, der in der Zeitschrift des Verbandes „Tustojnicke Lisch" veröffent licht wird. Tarin heißt es n. a.: „Die Autorität des Staates darf unter keinen Um ständen geschmälert, untergraben oder herabgesetzt werden, nicht durch eine einzige Tat, nicht durch ein einziges Wort mehr! Von dieser Stellung darf kein Rückzug angetreten werden. In ihr können wir leben und arbeiten, verteidigen und kämpfen, wir können sterben, aber wir können nicht mehr zurückweichen, nicht um einen Schritt, nicht um einen Fußbreit." Es erregte in politischen Kreisen Aufsehen, daß aus diese Weise die tschechoslowakische Armee sich in die Politik einmischt, denn cS ist lei» Zweifel, daß mit dieser Auffor derung gegen Zugeständnisse an die Sudctendcutschcn Stimmung gemacht werden soll. Die Staatsautorität bedroht niemand, ausgenommen jene tschechischen und marxistischen Kreise, dir unter dem Deckmantel der Staatsautorität eine Will kürherrschaft im sudetcndeutschen Gebiet aufzurich- len trachten. Es ist im allgemeinen nicht üblich, daß der offizielle Verband eines Heeres mit politischen Forderun gen in einem derartigen Ton an die Regierung herau- tritt. Für den Friedenswillen maßgebender tschechischer Kreise ist diese Einmischung von militärischer Seite ebensowenig ein gutes Zeichen, wie für die in dieser Armee herrschende Disziplin. Es wäre interessant, zu wissen, wie Lord Runci man die so geschaffene Lage auffaßt. Tschechische Boykott-Mionen Die Polnische Telegraphenagentur berichtet aus Mährisch-Ostrau über neue Boykott-Aktionen, die gegen über den polnischen Kaufleuten seitens tschechischer Staats beamter und der tschechischen Bevölkerung bei Iablonkowo angewandt werden. Besonders starke Ausmaße habe der Boykott bei einem der polnischen Kaufleute angenom men, der seine Kinder in die polnische Schule schickt. Nach einer weiteren Meldung versuchen die jüdischen In dustriellen im sudetendeutschen Grenzgebiet eine Panik stimmung hervorzurufen. In den letzten Wochen haben nach dieser Mitteilung jüdische Firmen ihre Zentralen und Warenlager aus dem sudetcndeutschen Gebiet nach Prag verlegt. „Mit Prag nicht zufrieden" Dr. Hletko über das Ergebnis seiner Reise Dr. Hletko, der Führer der slowakischen Delegation aus den Vereinigten Staaten, die den Pittsburger Ver trag in der Tschccho-Slowakei brachte, hat seine Rückreise angetreten, und zwar auf dem Weg über Polen. Dort sprach er bei einer Reihe von Presse-Empfängen, Diners usw. Seine Ausführungen waren durchweg scharf gegen Prag gerichtet. So erklärte er z. V. in Czcn- stochau bei einem vom dortigen polnisch-slowoMchen Ver ein veranstalteten Mittagessen auf die Frage eines Ver treters des polnischen Nachrichtenbüros PAT., ob er mit den Ergebnissen seiner Reise zufrieden sei: „Mit dem vom Präsidenten Dr. Benesch, Ministerpräsidenten Dr. Hodscha und anderen dargelegten Standpunkt der Pra ger Regierung sind wir absolut nicht zufrieden. Hingegen befriedigt uns der Standpunkt des slowaki schen Volkes, das voll und ganz hinter dem Pittsburger Vertrag steht." Ungarn dei Lord Runclnam Besuch des Abgeordnete» Fra»k Nach einer Meldung des tschecho-slowakischcn Preß- büros hat Runciman am Freitag eine Delegation der Vereinigten Ungarischen Nationalpartei empfangen und mit ihr über das Memorandum verhandelt, das die Par tei ihm vor einiger Zeit vorgelegt hatte. — Nachmittags 3.30 Uhr stattete der sudctendeutsche Abgeordnete Frank Lord Runciman einen Besuch ab. Die Wichen MyMjm» Auto eines SdP-Abgeordneten mit Steinen beworfen. Prag, 13. August. Wie daS sudekendeuksche Tageblatt „Die Zeit" aus Komotau meldet, wurde am Mittwochabend das Auto des Abgeordneten Nemch der Sudetendeutschen Partei, das mit zwei Wimpeln geschmückt war, in Neudorf an der Biela von bisher unbekannten Tätern mit Steinen beworfen. 3m Auto selbst befand sich neben dem Wagcn- lcnkcr der KreiSschulungsleiker Hermann Ieukhner. Nur einem glücklichen Zufall ist cs zu verdanken, daß die beiden Insassen nicht verletzt wurde». Die BczirkSstelle der SdP hat gegen die unbekannten Täler Strafanzeige erstattet. Tschechische WWM Beseitigung einer Trauerfahne für Paierle durch Gendarmerie. Prag, 13. August. In der Bezirksstelle der Sudelen deutschen Partei Hohenstadt, die, wie aus Mährisch-Schön berg gemeldet wird, anläßlich der Beerdigung des ermorde ten sudetcndeutschen Arbeiters Paierle die Trauerfahne ge hißt hatte, erschien in den Nachmitkagsstunden des 11. Au gust Gendarmerie und Polizei und verlangte die sofortige Einziehung der Fahne. Das SdP-BezirksauSschußm!tglied Horaczek hat gegen dieses Borgehen der Amtsorgane bei der Bczirksbchörde Einspruch erhoben. SMMuW Meoldnete bei lMRmiim Prag, 13. August. Am Sonnabend werden die Abge- ordntcn der Sudetcndeutschen Partei Kundt, Noschc und Peters, möglicherweise auch der Abg. Nichter, in Begleitung einiger sudctendeutschcr Industrieller, bei Lord Nunciman empfangen werden. Unter den Industriellen befindet sich der Präsident des HauplverbandeS der deutschen Iindustrie, Lie bieg, Ingenieur Willy Weber und Dr. Kreidig. Der Emp fang soll eine erste Fühlungnahme zwischen der sudctcn- Festlicher Empfang Horthy? Ausschmückung der Reichshauptstadt In der Reichshauptstadt werden die ersten Vorberei tungen für den Empfang des ungarischen Neichsvcrwesers Horthy getroffen, der im Laufe dieses Monats aus Ein ladung des Führers nach Deutschland kommt. In der Fcststraße Unter den Linden sind bereits die hohen Wei ßen, von goldenen Adlern gekrönten Säulen errichtet. Zu beiden Seiten der Ost-Wcst-Achsc, vom Brandenburger Tor bis zum Knie, werden sich in Abständen von 25 Meter Fahnenmasten erheben, von denen die Banner Ungarns und des Reiches ivehen sollen. Die Ausschmückung Ber lins, die wieder unter der Leinmg des Ncichsbühnenbild- ners, Professor Benno von Arent, vorgcnommen wird, wird i» nichts in ihrer Farbenpracht jener Ausschmückung nachstchen, die anläßlich des Mussolinibesuches im ver gangenen Herbst das Bild der Reichshauptstadt ver wandelte. So werden Berlin und das deutsche Volk dem Reprä sentanten der befreundeten ungarischen Nation, dem Rei ter seines Volkes und dem Freunde Deutschlands, einen würdigen und festlichen Empfang bereiten, der Ausdruck ist für die Verbundenheit des ungarischen und des deut schen Volkes über vier Jahrhunderte, und die sich beson ders in der Waffenbrüderschaft des Weltkrieges be währt hat. Festliche Ausschmückung Berlins zum Besuch des uugarischcn Staatsoberhauptes Die Vorbereitungen für die Ausschmückunng sei Reichshauptstadt zum Besuch des ungarischen Reichsvcr- wesers sind in vollem Gang. Die Ausschmückung wird wiederum von Prof, von Arent entworfen und ge- , leitet, der diesmal gleichzeitig mit der Beratung sämt kicher anderer Ausschmückungen im Reich beauftragt ist. Bei der Ankunft auf dem Lehrter Bahnhof in Berlin -eigt sich die Halle in vollem Fahnenschmuck mit den unga rischen und deutschen Bannern. An der Kopfseite des Bahn- hofS wird eine große Fahnenwand errichtet. Davor die bei den Embleme der befreundeten Länder. Auch vor dem Bahn hof grüßen das ungarische Wappen und daneben der deutsche Adler. Am Ufer der Spree entlang zieht sich eine Banner reihe. Ueber die geschmückte Moltkebrücke führt der Weg an der Siegessäule vorbei. Hinter dem großen Rund des Bau zaunes wird eine Bannerwand stehen, der Bauzaun wird mit großen Goldgirlanden geschmückt. Von der neuen gewaltigen Einrüstung der Siegessäule werden oben in über vierzig Meter Höhe dicht aneinandergereihle Flaggen wehen. Am Brandenburger Tor schließen den Platz zum Tiergarten hin vier große Pylone über zwanzig Meter hoch ab. Das Bran- denburger Tor legt wiederum nur den üblichen Flagaen- schmuck an. Die Ausschmückung der Feststraße Unter den Lin den, Wilhclmstraße, Wilhelmplatz, geschieht wie beim Emp fang Mussolinis, nur, daß diesmal neben der deutschen Fahne und dem deutschen Emblem die ungarische Fahne und das un garische Emblem zu sehen sind. Da die Ost-West-Achse mehr mals befahren wird, ist hier die Ausstellung zweier Banner- reihen rechts und links vom Brandenburger Tor bis vor die Technische Hochschule geplant, wobei am Großen Stern außerdem die Baustelle der dort wieder aufzubaucnden Sie gessäule von einer dichten Fahnenwand umgeben ist. An der Technischen Hochschule wird die Ausschmückung ganz neuar tig durchgeführt. Am Knie werden vier etwa 15 Meter hohe Masten mit Bannerbündeln errichtet. In der Bismarck- und Tchloßstraße ivird Flaggen und Banncrschmuck ausgebaut. Tas Schloß Charlottenburg zeigt eine der Architektur ent sprechend würdige Ausschmückung mit Schabracken. Die bei be sonderen Gelegenheiten übliche Festbeleuchtung wird auch diesmal wieder zur Anwendung gelangen. MW Ms m TchmW Amt kr Wmffr Der Luftmarschall des italienischen Imperiums ver brachte den Freitag im Bereich des Technischen Amtes i der Luftwaffe, um die letzten Muster des deutschen Flug- ! gerätes zu besichtigen. Die Flugzeuge, die sich in der Er probung befinden, sowie die Motoren und Flugzeuggc- räte erweckten sein aufmerksames Interesse und das seiner Begleitung. Der Chef des Technischen Amtes, Generalmajor Udet, empfing den italienischen Gast und gab Erläu terungen bei der cingchcoden Besichtigung des im Ver such befindlichen Fluggcrmes. Dem Luftmarschall wurden die neuesten Flugzeuge im Flug vorgeführt. Generalmajor Udet flog den Fieseler „Storch" vor, um die ausgezeich neten Flugeigenschaften dieses Flugzeuges besonders an schaulich zu machen. Balbo gab seiner Anerkennung über das Gesehene in temperamentvoller Art Ausdruck. Gegen 16 Uhr flog Generalmajor Udet mit Mar- jcha» Balbo im Fieseler »Storch- nach der Schorfheide. »aldo besichtigt den Fieseler Storch" Besuch im Technischen Amt der Luftwaffe. Der Lustmarschall des italienischen Imperiums, Italo Balbo, verbrachte den Freitag im Bereich des Technischen Amtes der Luftwaffe. Der Chef des Technischen Amtes, Generalmajor Udet, empfing den italienischen Gast und gab Erläuterungen. Im Beisein des Chefs des Gencralstabes der Luftwaffe, Generalleutnant Stumpfs, wurden dem Lnftmarschall die nenesten Flugzeuge im Fluge vorgcführt. General major Udet flog den Fieseler „Storch" selbst vor, um die i ausgezeichneten Flugeigenschaften dieses Flugzeuges be- t sonders anschaulich zu mache«. Während eines Frühstücks begrüßte Generalmajor Udet mit einer kurzen, humorvollen Ansprache den hohe» Gast. Marschall Balbo feierte die Männer, die dnrch ihr persönliches Beispiel Deutschlands fliegerische Jugend er zogen haben und betonte, daß er tief beeindruckt sei von dem Wandel, der sich seit seinem letzten Besuch in Deutsch land in der männlichen Jugend vollzogen habe. Gegen 16 Uhr flog Generalmajor Udet mit Marschall Balbo im Fieseler „Storch" nach der Schorfheide. „Bereltleln leine Kriegspsychose" Italienische Kommentare zur Duce-Ncdc. Die von Mnssolini nach Abschluß der taktischen Uebun- gen an die Wehrmacht gerichtete Ansprache wird von der italienischen Presse eingehend gewürdigt. Die Blätter- Weisen dabei erneut darauf hin, daß „gerüstet und auf das Schlimmste gefaßt sein" gerade für die autoritären Staa ten, die über keine unermeßlichen Rohstoffreserven ver fügen wie die Demokratien, eine unbedingte Pflicht sei. Das Mittagsblalt des „Giornale d'Jtalia" betont unter der Ueberschrift „Bewaffnetes Imperium", das; das Be- » rcitscin Italiens nichts mit „Kriegspsychose" zu tun habe. Die militärische Vorbereitung der italienischen Nation stelle vielmehr eine kühl überlegte Regierungsmaßrcgel zur Verteidigung von Haus und Hof sowie der materiellen und geistigen Interessen Italiens dar. deutschen Industrie und Lord Nunciman darstellen. Ein of fizieller Empfang des Hauptverbandes der deutschen Indu strie wird vielleicht noch später stattfinden. Wie das sudetendcutsche Tageblatt „Die Zeit" erfährt, wird Lord Nunciman dieses Wochenende auf der Besitzung des Fürsten Ulrich Kinsky in der Nähe von Böhmisch- Kamnitz verbringen. Böhmisch-Kamnitz liegt in dem land schaftlich schönen waldreichen Teil Nordböhmens zwischen Tetschen und Böhmisch-Leipa. Der Aufenthalt ist rein pri vater Natur. Politische Besprechungen sollen nicht vorge sehen sein. MM« Dl. MW in Prag Prag, 13. August. Der tschecho slowakische Gesandte in Berlin, Dr. Mastny, ist am Donnerstagabend zur Bericht erstattung in Prag cingetroffcn und wird hier voraussichtlich bis kommenden Montag bleiben. Gleiche Brüder, gleiche Kappen! Barcelona dankt Prag für „die Rotspanicn gewährte Unterstützung" Außerordentlich bezeichnend ist cS, daß die bolschewi stischen Machthaber, wie a»8 Barcelona in Bilbao be kannt wird, in einer „amtlichen Mitteilung" der tschecho slowakischen Rcgnierung Dank aussprcchen für „die Not- spanten gewährte Unterstützung", die bisher mehrere Millionen Kronen betragen habe. Demnächst würde» weitere nmfangreichc „Sendungen" des tschechischen HiEs- ausschusscs erwartet. KiM-e BerdotstaM Prags Zcnsurmaschinc ans hohen Touren. Aus dem Amtsblatt der Tschcchu-Slowakischen Repu blik, das diesmal 82<!) Beschlagnahmen bctnnutgibt, geht hervor, daß die tschechische Zensur weiterhin auf hohen Touren läuft. Unter den erwähnten beschlagnahmten Blättern befinden sich 75 rrichs- und fünf sudetendcutsche. Zwei Beschlagnahmungen verdienen besondere Er wähnung. Die Prager Stelle« babc« sich nämlich in ihrer blindwütigen Raserei gegen jede wahrheitsgemäße Dar- stcllttng der ««haltbaren Verhältnisse in der Tschecho-Slo- wakci nicht einmal gescheut, das sudetendeutsche Blatt „Die Zeit" von; 11. August und „Sudctendeutsche Prcssebriefe" vom 10. August zu beschlagnahmen, weil dort eine bereits verbreitete Liste der schwere« Zwischenfälle veröffentlicht wurde, die sich vom 1. Mai bis 9. August in der Tschecho- Slowakei ereigneten. Diese Liste aber hatte nur Zwischenfälle ausgeführt, die schon amtlich publiziert waren. Nia» will also jetzt in Prag selbst das Wenige amtlich nicht mehr wahrhaben, was man früher unter dem Druck der Tatsachen amtlich zugeben mußte. Drei Bombenattentate in Schanghai Drri Tote und 17 Verletzte. Trotz schärfster polizeilicher und militärischer SicherungS- maßuahmen in Schanghai und trotz Einrichtung eines aus- gewähltcn Streifendienstes bei Tag und Nacht haben chine sische Terroristen drei Pombenauentale innerhalb des italieni schen und amerikanischen Vcrteidigungsscklors der Internatio nalen Niederlassung ansgesührl. Die Attentate richteten sich gegen eine japanische Polizeistation und gegen zwei japanische yabrikbetricbe. Ein japanischer Polizist und zwei chinesische Kinder kamen bei den Anschlägen ums Leben. 17 Chinese» wurden verletzt. Zwei englische Flugzeuge vernichtet Schwere Blitz und UnwcNcrschädcu Die schweren Stürme und Gewitter, die in diesen Tagen weite Teile Englands heimsnchien, richteten auch am Freitag starke Schäden an. In Dutzenden von Lon doner Geschäftshäuser schlug der Blitz ciu, Wobei mehrere in Brand gerieten. Der Verkehr mußte wegen Ucber- schwcmmnngcn ganzer Straßcnzügc teilweise stillgelegt werden. Im Norden Londons lagen die Hagelkörner bis fünf Zentimeter hoch auf dcu Straße» In Middleham wurdcn ein Manu und zwei Rcnn- pfcrdc vom Blitz erschlagen. In der Nähe von Manchcstcr schlug der Blitz in eine Seidcuspinucrei ein, die völlig ausbrannte Dreihundert Arbeiter konnten nur mit Mühc vor den Flammen gerettet werden. — Ans einem Ucbnugsflug über Lincolnshire stürzte ein zwcisitzcs Mi litärflugzeug iu der Nähe von Eavthropc ab, wobei zwei Insassen ihr Leben verloren. Bei Cheshire flog ein Flug zeug im schwcrcu Rcgcusturm gegen einen Hügel. Die beiden Flieger wurdcn auf der Stelle getötet.