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Montag, am S. Dezember 1935 Nr. 286 101. Jahrgang (Ausnahme NSV-Eauqmtsleltung) Moi^smttkälter M u t s ch m a n n auf dem Altmarkt in Dresden (Aufnahme NSV-Eauamtsleitung) Gmtamtsleiter Büttner sammelte in Dresden Minister Schwerin von Krosigk dankbar für zahlreiche Gaben, unterstützt von seiner Frau und drei seiner Kinder. Der Korpsführer des NSKK, Hühnlein, hatte zuerst die großen Kraftwagen- und Kraftsportfirmen besucht, dann blockierte das NSKK die Ecke der Rankestraße. Staatssekre tär L a m m e r s „überwachte" den Bahnhof Zoo, die Rsichs- frauenführerin Frau Scholtz-Klink das „Capitol". Am Innsbrucker Platz wurde Reichsminister Kerrl sehr schnell erkannt. - Auf dem Alexanderplatz gab es kein Durchkommen. Vor der Berolina hatte Frau Emmy Göring Aufstellung ge- nomen. Jeder spendete mit fröhlichem Zuruf und auf dem Denkmalsockel häuften sich die gestillten Sammelbüchsen. In dessen hatte der Stellvertreter des Führers, Reichsminister Rudolf Heß, seinen ergiebigen Standort auf dem Hermann platz gewechselt. Kaum war er auf den» Horst-Wessel-Platz eingetroffen, da war das Gelände vor der Volksbühne auch schon von Tausenden überflutet. Eine eigenartige Werbung hatten sich Staatssekretär Funk und der Führer der Kameradschaft der Deutschen Künstler, Benno von Ar ent, ausgedacht. Mit zwei Musi kanten, mit- Teufelsgcige und Handharmonika, zogen sie vor das Hotel „Kaiserhof". Auch bei der Sammeltätigkeit hielten die Männer des Reichsverbandes der Deutschen Presse eng zusammen. Den Weihnachtsmarkt !m Lustgarten hatten sich Stabs chef Lutze und Obergruppenführer von Iagow zum loh nenden Sammelbezirk erwählt. Zuuschen Schloßbrücke und Brandenburger Tor sah man u. a. die Neichsleiter Amann, Bormann, Bouhler und Rosenberg, Neichspressechef Dr. Dietrich, Hauptamtsleiter Hilgenfeldt und Obergruppen führer Brückner. Unmöglich alle Sammler zu nennen, das aber kann gesagt werden, daß sie alle, alle restlos und freu dig sich einfetzten, um im Kamps gegen Hunger und Kälte eine siegreiche Schlacht zu schlagen. Das Ergebnis (v i r d sich sehen lassen können! V Sammler beim Führer Der Führer lud nach Beendigung der Straßensamm lung eine große Anzahl von Helfern und Helferinnen in Ke Reichskanzlei, wo er allen eine größere Spende für das Winterhilfswerk in die Sammelbüchsen gab. Vst siegreiche Schlacht 3800 Sammler in Berlin Der Da^ Reichsstallhalters an sein? opferbereiten Sachsen Das Ergebnis In Sachsen macht »ns alle froh und stolz. Manche Träne kann dadurch getrocknet werden. viele Hungernde können gespeist und viel Feiernde gekleidet werden. Das ist der schönste Lohn für alle Mühen unk» Opfer der Sammler wie der Spender. Das deutsche Volk in seiner Gesamtheit hat gezeigt, datz es nationalsozialistisch zu denken gelernt hat. Es hat arr diesem Tag ein einmütigem Bekenntnis zum Sozialismus der Tat abgelegt. Mit solcher Gesinnung braucht uns allen vor der deutschen Zukunft nicht bange zu sein. Wir bauen damit ein Deutsches Reich, dmi ewig leben wird. Wie aus dem Dank des Gauleiters uno neia>sstatthal--> ters hervorgeht, brachte der Tag der Nationalen Solidarität! in Sachsen einen v öi len Erfolg; der Reichsstatt halter hatte sich also in seiner Ueberzeuguna von dem Opfer willen seiner Sachsen, der in seinem Aufruf zu diesem Sam meltag zum Ausdruck kam, Nicht getäuscht. Dieses Aufein ander-Verlassen zwischen den Männern, die der Führer mit- der Leitung der Regierung'sgeschüfte betraute, und den Volks genossen zeigt, wie tief die- nationalsozialistische Volksge-! meinschaft in uns gedrungen ist und daß dasVolkrück-^ haltlos dem Führer folgt; einen besseren Beweis! kann es wohl nicht geben, jede Volksabstimmung wird durch! diesen Opfertag überflüssig. Wen dürfte es wundern, datz! sich die meisten opferfreudigen Volksgenossen in Dresden! um den Reichsstatthalter drängten, um ihm durch ihre! Spende den Dank sür seinen Kampf abzustatten, den er in, Sachsen erfolgreich für die Wiedergesundung des deutschen! Lölkes führte? Nicht nur der Reichsstatthälter wurde umdrängt, auch üe führenden Persönlichkeiten der Partei, des Staates, der gliederungen, und nicht zu vergessen die Tausende von un bekannten Sammlern in ganz Sachsen, die sich Anio opfer- kreudia in den Dienst des Riesenhilsswerkes stellten, sie alle on^ Gebefreudigkeit b-rWen ob m Großstädten oder in den kleinen Dörfern, auf der Land4 straße oder in den Gaststätten. Kurze Notizen Der Memelländische Landtag wird am 10. Dezember! zu seiner dritten Sitzung zusammentreten. Die Tagesord-! nung enthält sieben Punkte, darunter die Einsetzung der' Lanotagsausschüsse, die Behandlung der Vorlage von fünf! Wirtschaftsgesetzen sowie einen Antrag auf Aenderung der! Geschäftsordnung der Ausschüsse Der Sekretär der abessinischen Gesandtschaft in London,! Zaphiro, und der amerikanische Finanzmann Chertok rei-- sten gemeinschaftlich von London nach New Bork ab. Za-! " phiro erklärte, er habe von seiner Regierung den Auftrag! erhalten, sich um eine Anleihe in Amerika zu bemühen. Entgegen verschiedenen Gerüchten, wonach Im Befinden de», Papstes eine Verschlechterung eingetreten sei, wird aus Rom ge< meldet, daß der gesundheitliche Zustand Papst Pius XI. unver ändert ist. Die polnische Presse meldet aus dem tschechischen Grenzgebiet! die Aushebung des Ausnahmezustandes in dem von einör starken' polnischen Minderheit bewohnten Teschener Schlesien. Gleichzeitig weist sie aber aus die tschechischen Absichten hin, zum 1. Januar 1936 wiederuch LUO arbeüslose Polen aus dem Teschener Schle sien auszuweisetzFyobgleich es sich durchweg um dort gebürtige- Leute handelt. ' In Bombay sind zur Zeit große Manöver im Gange, an denen sich die britisch-indische Armee, die Flotte und die Luftstreitkräfte beteiligen. Der zugrunde liegende Gedanke der Manöver ist die; Abwehr eines Angriffs feindlicher Flugzeuge oder Kreuzer gegen, Bombcm Der Tug der Nationalen Solidarität bildere oen Höhe punkt im Winterhilfswerk des deutschen Volkes. An diesem Tag wird das Millionenheer der freiwilligen unbekannten Helfer abgelöst von den bekannten Trägern der höchsten Stellen im Reich und in Partei, Staat und Stadt, Wirtschaft und Kunst, Presse und Rundfunk. An diesem Tag gehen sie alle, die sonst durch Amt und Berus verhindert sind, mit der Sammelbüchse auf die Straßen, in die Gaststätten, Licht spielhäuser und Theater, und sie werben in gleichem Geist und mit der gleichen Bereitwilligkeit für die unverschuldet in Not Geratenen, getragen von dem Gefühl wahrer Volks verbundenheit, erfüllt von dem Auftrag des Führers: Keiner darf hungern, keiner darf frieren! Der Grundgedanke des Tages der Rationalen Soli- darität und der Gedanke der unauflöslichen Schicksalsver bundenheit hat im deutschen Volk, das hat der 7. Dezem ber wieder bewiesen, tiefe Wurzeln geschlagen. Das ver- tcauen, das der Führer in den Gemeinschaftssinn des Volkes gesetzt hat, ist nicht enttäuscht worden. Die Reichshauptstadt als Sitz der Reichsregierung und zahlreicher Behörden spiegelte diesen Eindruck besonders lebendig und überzeugend wider. 3800 Sammler wandten sich an das soziale Empfinden der Berliner Bevölkerung, und das sprichwörtlich gute Herz des Berliners bereitete ihnen keine Enttäuschung. Punkt 16 Uhr setzte überall di- große Sammlung ein. „Hermann, schüttel mal, sehen kann Dir keener! Der gute Berliner, der diesen Ruf ausstieß, hatte recht, oenn unter den Tausenden von Menschen, die sich in der Passage Unter den Linden drängten, war Ministerpräsident Göring in der Tat nicht zu sehen. Ueberall nur hochge reckte Arme, um Spenden in die Büchse zu stecken, eine große Büchse mit einem riesigen Trichter, in den gut zehn Hande aus einmal ihre Spende werfen konnten. Als diese Büchse gefüllt war, kam eine kleine Holztruhe ran. Die Polizei hatte alle Hände voll zu tun, um den Ablauf nur einigermaßen zu regeln. Um 17 Uhr traf der Ministerpräsident am Wedding ein, von einer unübersehbaren Menschenmenge mit Jubel begrüßt. 'Hier bewies es sich wieder einmal, daß gerade die ärmere Bevölkerung immer zu Opfern be reit ist. Deshalb verlängerte der Minister die Sammel tätigkeit und eine zweite Truhe füllte sich von den Groschen der Volksgenossen dort draußen am Wedding. Die nächsten Sammelstationen des Ministers waren Kai serhof und Bristol. Heiterkeit um Dr. Goebbels Schon eine Stunde vor Beginn der Sammlung bildete der Pariser Platz ein einziges wogendes Menschenmeer, das noch sorglich durch Absperrungsketten vom Adlon zu rückgehalten wurde. Schlag 16 Uhr trat Reichsminister Dr. Goebbels heraus und nun riß der Strom nicht mehr ab. Hier kam ein ganzes Volk in allen seinen Ständen und Schichten vorbei und opferte. Da hatte sich eine Mutter mit ihren zwei Kinderchen auf dem Arm durch das Gewühl hindurchgewunden und lieferte nun dem „Doktor" durch die Händchen ihrer Kinder ihre Gabe, ein Sparkassen buch wurde dem Minister gereicht. Wenn doch nur alle, die im Ausland von „schlechter Stimmung" und „Vv Zufriedenheit" sprechen, hier Zeugen gewesen wären; sie wären eines anderen belehrt worden, ne hätten gesehen: hier steht ein ganzes Volk, hier stehen »le Deutschen ohne Unterschied! Heiterkeit beherrschte die S' nde und Dr. Goebbels trug nicht wenig dazu bei: „Wer Hosenknöpfe reintut, wird eingelocht". Nur gab es keine Hosenknöpfe sondern oft SS Pfennig- und Markstücke; aber es gab auch Schecks mit mehrstelligen Zahlen. Natürlich bot diese persönliche Spende die beste Gele genheit „schöne Größe" lvszuwerden, aus Südwestafrika und aus der Tschechoslowakei, aus Tirol, Essen nnd Oester reich, aus Ostpreußen und Velbert, aus Siebenbürgen und dem Sudetenland. Man sah auch ein japanisches Ehepaar, das sich die Mühe des „Durchkämpfens" bis zftm Minister nicht hatte verdrießen lassen und spendete, wie überhaupt so mancher ausländische Geldschein und so manche ausländische Münze in die Büchse fielen. „Devisen nehmen wir besonders gerni", sagte der Minister. Mehrfach wurde die Kette durchbrochen, und Dr. Goeb bels stand mitten in einem Getümmel,,das sogar die stäm migen SS-Mäner.fo leicht nicht wieder entwirren konnten. Als die siebente Buchse aefiNlt war, kamen die vls Ersatz mttgebrachten Eicher dran. ' Ein schweres Gedränge herrscht auch vor dem Colum bushaus am Potsdamer Platz, wo jedermann Frau Magda , Goebbels seine Gabe entrichten wollte. Reichsjugendführer Baldur von Schirach, und Reichsarbeitsführer Hierl sammelten neben Müsikzügen ihrer Gliederung, Botschafter von Ribbentrop vor dem „Fürstenhof", auch Reichs führer SS, Himmler, Reichsminister Seldte, die Staatssekretäre Pfundtner und Körner und viele andere Sammler ließen keinen durch, der nicht auch gespendet hätte. Auch die Leute vom Film tauchten zwischen der Potsdamer und Leipziger Straße auf und wurden sofort erkannt und umringt. Manches autogrammsüchtige Backfisch- Herz schlug höher; aber es wurde nichts verschenkt. Eine Mwrk für eine Unte rschrift, so hieß es unerbitt lich! In den Straßenzügen um die Gedächtniskirche im Ber- Nner Westen ging es nicht minder hoch her. Minister Frick und Fjrau konnten sich der Gebefreudigen kaum erwehren; in der Nähe stand der Chef der deutschen Polizei, General leutnant Dalneae Etwas weiter mnttiertr Reichsfinanz- Der Dank des Reichsstatthalters an seine opferbereiten Sachsen Der Tag der Rationalen Solidarität ist vom deutschen Volk wie ein Festtag begangen worden. Wohl nur die ganz Unbelehrbaren haben beiseite gestanden, als es galt, dem Führer durch tätige Hilse an der Volksgemeinschaft einen kleinen Dienst abzustatlen. Mit Freude halten sich die an führenden Stellen der Partei und des Staate» stehenden Männer sowie zahlreiche Künstler und Wissenschaftler in den Dienst der Sache gestellt. Mit derselben Freude brachte: der Volksgenosse sein Opfer für das Winterhilfswerk der RSDAP. Die große Idee der Volksgemeinschaft hat an die sem Taq einen Sieg gefeiert wie selten zuvor. De«tlchla«d und die Weltwirtschalt Lin Vortrag Dr. Schachts in München. Reichsbankpräftdent Dr. Schacht hielt vor dem „Bund der Freunde der Technischen Hochschule! in München einen Vortrag über das Thema „Deutschland und die Weltwirt schaft". Dr. Schacht ging von der Entwicklung des Welt handels bis zum Weltkrieg aus, wobei er in klaren Worte»» die Voraussetzungen der weltwirtschaftlichen. Beziehungen umriß. Sodann wandte er sich der Weltwirtschaftskrise der Nachkriegszeit zu, als deren wichtigste Ursache er deck'Frie densvertrag von Versailles und die verfehlte Reparations politik der Siegerstaaten bezeichnete. In der letzten Zeit habe sich in manchen Ländern eine gewisse Besserung der Binnenkonjunktur eingestellt. Dr. Schacht beschäftigte sich sodann mit den Auswirkungen dieser Binnenkockiunkturen auf den Weltmarkt, wobei er besonders auf die Zusammen hänge zwischen Warenlieferungen und Schuldenzahlckngen hinwies. Eine nachhaltige Besserung der Lage der Welt wirtschaft sei. jedoch letzten Endes eine Frage der Politik. Als wirtschastsmlnistcr wolle er daher die Einstellung der deutschen Politik zur Weltwirtschaft offen darlegen. Deutschland bejahre die Weltwirtschaft und lehne die Au tarkie ab. Deutschland sei bereit, seine Schulden zu bezahlen, könne dies aber nur durch Warenlieferungen tun Grund sätzlich könne Deutschland nur dort Rohstoffe beziehen, wo ein Tausch gegen eigene Maren möglich sei. Dr. Schacht betonte sodann, daß es Deutschland begrü ßen würde, dem Welthandel durch langfristige Handelsver träge wieder eine solide Grundlage zu geben. Er schloß mit den» Hinweis; daß es Deutschland dank seines durch den Führar neuerweckten Lebenswillens möglich sein werde, mit seiner Auslandsverschuldung und der Rohstoffknapphöit fer tig zu werden. Neben dem Lebenswillen des deutschen Bottes seien die politische Gleichberechtigung und Deutsch lands Stellung als Großverbraucher ack Wsfthande!swaren zwei wertvolle Aktivposten in der Bilanz einer kommenden Weltwirtschaft.