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Beilage zar ^WeiHeritz - Z eitung" 1 101. Jahrgang M.211 Dienstag, am 10. September 1935 Kurze Notizen Wie die Oberste SA.-Führung mitteilt, hat Carl Edu ard, Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha, der Präsident des „Noten Kreuzes", für den Reichswettkampf der SA. 3000 RM zur Verfügung gestellt. Der griechische Ministerpräsident Tsaldaris erklärte, er werde beim Volksentscheid im Oktober wahrscheinlich per sönlich für die Monarchie in Griechenland eintreten. Aus Aniaß der 80. Wiederkehr des Geburtstages von Houston Stewart Chamberlain hat die Stadtverwaltung von Bayreuth die schlichte Grabstätte ihres großen Ehren bürgers prächtig geschmückt. Zu beiden Seiten des Grabmals stehen Flammentrüger und Lorbeerbäume. Die in der Schweiz vorgenommene Volksabstimmung hat das Volksbegehren nach Totulrevision der Bundesverfassung und Ver stärkung der Zentralgewalt in Bern mit rund 510 900 Nein- gegen etwa 195 000 Ja-Stimmen verworfen. Nur drei Kantone haben es angenommen, 19 sich dagegen ausgesprochen. Unter großer Beteili" : :g der Bevölkerung weihte König Carol von Rumänien > n Iju ein Denkmal für das Helden mädchen Catharina T ein, das während des Weltkrieges als Führerin eines S:n ^.nipps gefallen war und den Ehren titel eines Leutnants ersten hatte. Der berühmte er ischs Arabien-Forscher Lawrence hat ein Vermögen von rund '.09 000 Reichsmark hinterlassen, das er fast ausschließlich seinem Bruder vermacht hat. Sämtliche chilenischen Frauenorganisationen haben an die Friedenskonferenz in Buenos Aires telegraphisch die dringende Bitte gerichtet, die sofortige Freilassung der Kriegsgefangenen aus dem Chacokrieg zu veranlassen. PMMW der Freiheit Wenn sich gegenwärtig in Nürnberg Hunderttausendc von deutschen Männern und Frauen versammeln, wenn in der weiten Umgebung die Zeltstädte der Jugend und der Verbünde aus der Erde wachsen, wenn Hunderte von Son derzügen Menschenmassen ohne Ende zum Neichsparteitag führen, so weiß jeder, daß "hier die größte Kundgebung dee- deutschen Volkes stattfindet, ein Aufmarsch, wie er in der Welt ohne Beispiel ist. Wer nicht dabei sein kann, erleb! ihn im Geiste mit. Die ersten Parteitage der Nationalsozialistischen Deut schen Arbeiterpartei standen im Zeichen schwersten Kampfes. Dort scharten sich einst um den Führer Adolf Hitler, der einem neuen Wollen Idee und Gestalt gegeben hatte, die ersten begeisterten Mitarbeiter und Kämpfer. Damals wollte außerhalb dieser Bewegung niemand zugeben, daß sie ein mal die alleinige Trägerin des deutschen Schicksals, die Re präsentantin des deutschen Staates sein werbe. Der nie- mals zu beugende Wille des Führers hat aber seine alte Garde mit dem felsenfesten Glauben an den Sieg zu erfül len gewußt. Er hat nicht nur leuchtende Ziele ausgestellt, sondern auch die Gedanken geprägt und gehämmert, die aus dem Wege zum endlichen Erfolge die Richtung geben sollten. Seit 1933 ist Nürnberg zur Stadt des Neichsparteitages erklärt worden. Die Parolen dieser einzigartigen Kundge bungen beleuchten wie Scheinwerfer das Geschehen ihrer Zeit: 1933 der „Parteitag des Sieges", 1934 der „Triumph des Willens" und 1935 der „Parteitag der Freiheit". Die deutsche Freiheit ist ein großer heiliger Begriff. Das Wort von der „Freiheit" war allzu lange mißbraucht worden, be sonders von dem Tage an, da die westlichen Demokratien dein deutschen Volke in der Gestalt des demokratischen Par lamentarismus ein neues Zeitalter der „ Freiheit" verspra chen. Wie dieses Zeitalter beschaffen war, hat unsere Nation unter Blut und Tränen erlebt. Wir sahen die Zerreißung der Grenzen eines großen Volkes, die Zuteilung deutschen Volkstums an fremde Staaten, die Aussaugung Deutsch lands durch endlose Tribute, die Zerstörung der deutschen Wirtschaft in allen ihren Teilen. De^ Parlamentarismus durfte allenfalls der Vollstreckungsbeamte fremder Knecht schaft sein, bis er an seinen eigenen Sünden zusammen brach. Aber selbst, wenn ihm diese traurige Rolle erspart geblieben wäre, würde er dem deutschen Volk wesensfremd geblieben sein. Diese Spielart der Freiheit, wie sie uns vom Auslande empfohlen worden war, konnte nichts anderes sein, als eine Prämie für den Marxismus zur Vernichtung von Kultur und Sitte, von Glauben und Treue. Das deutsche Volk ist unter der Führung Adolf Hitlers von diesem Irrwahn befreit worden. Es hat sich auf die Urkräste^seiner Bestimmung und seines Wesens besonnen. An die Stelle des Massenwahns ist der Führergedanke ge treten. Die Schmutzwelle der Demagogie und Vernichtung aller Werte ist besiegt worden durch Disziplin und Ausbau willen. So sehen wir als höchstes Geschenk die Wiedergewin nung der deutschen Wehrfreiheit. Keinem anderen ist sie zu verdanken als Adolf Hitler, dem deutschen Führer und Reichskanzler. Sie wurde nicht geschaffen im Kampfe mit hadernden Parteien oder Interessentengruppen, sondern sie wuchs aus dem Werke des Führers heraus und sie fand in der Nation jubelnde Begeisterung. Niemand hat gefragt, was uns die Wehrfreiheit finanziell kosten könnte, denn jeder war sich darüber klar, daß sic lebenswichtig ist. Niemand im deutschen Volke hat in der neuen Wehrmacht ein Instru ment des Angriffs gegen fremde Völker oder eine Kriegs gefahr gesehen, denn jeder Deutsche weiß, daß sie ein Garant des Friedens sein soll. Selbst im Auslande muß man das mehr und mehr widerstrebend zugeben. Dafür ist das Flot tenabkommen mit England der stärkste Beweis. Zum Wehrstand gehört der Nährstand. Es galt, die Nahrungsfreiheit unseres Volkes wiederherzustellen. Ein Staat wie Deutschland darf in schweren Zeiten seine Er- Mandat abgelehnt Aber Zugeständnisse an Genf und Rom Addis Abeba, 10. September. Der abessinische Kronrat hat dem Vertreter in Genf neue Anweisungen gegeben. In ihnen wird zum Ausdruck gebracht, daß der Kaiser bereit sei, dem Völkerbund Zuge ständnisse zu machen in der Form, daß weitere ausländische ! Berater in die abessinische Regierung ausgenommen werden. s Die Berater können Europäer oder Amerikaner sein. Der Völkerbund solle die Kandidaten vorschlagen, der Kaiser behalte sich seine Einwilligung vor. Ein Mandat jedoch, i welcher Art cs auch sein möge, das die Souveränität und i Unabhängigkeit Abessiniens verletzen könnte, werde abge lehnt. Italien werde der Kaiser Zugeständnisse an der Grenze von Ogaden machen. Außerdem werde er Italien denBaueinerStraße von der Grenze Eritreas nach Gondar (etwa 250 Km. von Eritrea entfernt) bewilligen. Ferner solle auch die Frage des Straßenbaues von Addis Abeba nach dem Hafen von Assab im Südosten von Eritrea erneut beraten werden. ? lieber diese Frage ist bereits im Jahre 1928 verhandelt > vordem Alle diese Vorschläge werden, wie betont wird, nur gemacht, um nochmals den Friedenswillen des Kaisers kundzutun. Konzellion w ird aus genutzt Das englische Blatt in Alexandrien, „Egyptian Ga zette", veröffentlicht eine Unterredung mit Rickett, der ge genwärtig in Kairo weilt. Rickett erklärte, daß sein Ver trag, den er für die African Exploitation and Development: Corporation mit dem Kaiser von Abessien abgeschlossen habe, ordnungsgemäß unterschrieben und besiegelt sei. Daher könne der Vertrag auch picht vom höchsten Gerichtshof für ungültig erklärt werden. Im Falle eines Sieges werde Mussolini als Ehrenmann den Vertrag achten und als Herr Abessiniens in ihn eintreten müssen. Die Konzession brauche nicht sofort ausgebeutet zu werden, es sei vielmehr eine Frist von fünf Jahren vorgesehen. Weder in engli schen noch in italienischen amtlichen Kreisen sei von den Ver handlungen, die er seit März führte, etwas bekannt ge wesen. Er könne mit aller Bestimmtheit versichern, daß die Konzession ausgenuht werde. Er fahre jetzt nach London, um dort das Nötige zu veran- lassen, und werde dann nach Addis Abeba zurückkehren. All^ anderen Konzessionen seien für ihn belanglos. Auf di^ I Frage, wer sein Auftraggeber sei, erwiderte Rickett. er sei. f nicht ermächtigt, über ihn Auskunft zu geben. politisches Attentat in Amerika London, 10. September Acuter meldet aus New Zork, Huey Long, der vielfach als „Diktator" bezeichnete frühere Gouverneur von Loui siana und Präsident Rooesevelts erbittertster Kritiker wurde in einem Gang des Parlamentsgebäudes des Staakes von einem Menn durch einen Schuß in den Magen lebensge fährlich verwundet. Dec Angreifer wurde von Longs pri vater Leibwache, die aus zwei bewaffneten Männern be stand, durch einen Kugelhagel aus Schnellfeuerpistolen zu Boden gestreckt. Ein Augenzeuge berichtet, daß Blut aus Longs Mund strömte, als er aus dem Gebäude getra gen wurde Lein Zustand soll lebensgefährlich sein. Die Aerzte mußten sofort zu einer Operation schreiten. Der erschossene Angreifer des Senators Long ist ein junger Arzt aus Baton Rouge. Er soll Spezialist für Kehl kopfleiden sein und A. C. Weiß jun. heißen. In einer jüngst im Senat gehaltenen Rede hatte Long gesagt, er wisse von einer Verschwörung gegen sein Leben, doch war diese Aeußerung nicht ernst genommen worden. Das Atentat und die Tötung des Angreifers vollzogen sich in einem Korridor zwischen den Sitzungssälen des Senats und des Repräsentantenhauses des Staates Louisiana in einem Wolkenkratzer von 33 Stockwerken Höhe. Ein Mann im Tropenanzug feuerte aus einem Revolver einen Schuß ab, der Long in den Magen traf. Die beiden Lcibgardisten, die Long bei seinem Erscheinen in der Oeffentlichkeit stets zur Seite blieben, streckten den Angreifer durch einen Kugel hagel aus „Miniaturmaschinengewehren" nieder. Die Aerzte entschlossen sich zu einer Bluttransfusion, von der sie sich eine Besserung für das Befinden Senator Lonas versprechen. Die Untersuchungen haben ergeben, daß die Kugel den Magen durchbohrt hat. Große Besorgnis besteht, da man mit der Möglichkeit rechnen muß, daß die Kugel vergiftet war und so zu einer inneren Blutvergif tung führen wird. Vor dem Attentat wohnte Long einer außerordentlicherr Sitzung der Legislative bei, die er einberufen hatte, unr neue Maßnahmen in seinem Kamps gegen Roosevelt be schließen zu lassen. Der Attentäter, Karl Weiß, war auf der Tulane-Universität und heiratete vor nicht langer Zeit die Tochter eines der Hauptgegner Longs, des Richters B. H. Pavy. Eines der Gesetze, die Long eingeführt hat, ent hielt die Amtsenthebung Paoys. Angesichts der Erregung in Baton Rouge ist die Mobilisierung der Nationalgarde angeordnet worden. Long war ursprünglich Anhänger Roosevelts und seiner, neuen Wirtschaftspolitik, später wurde er ein erbitterter- Kritiker. Durch geschickte politische Manöver und reichliche Gewährung von Protektionen hatte er sich in der Stellung als Gouverneur von Louisiana den Platz eines ungekrön ten Königs verschafft. Der jetzige Gouverneur, Allen, ist: sein naher Freund, und die gesetzgebende Versammlung des Staates befindet sich vollständig in seiner Hand. Die Op position: presse ist so gut wie ganz zum Schweigen gebracht und die Verteilung von Staatsämtern an seine Anhänger, hat ihm die Kontrolle über die Verwaltung des Staates gegel u Er war auf dem Felde der nationalen Politik als Führer der Bewegung erschienen, die für „Verteilung des Wohlstandes" eintrat. Alle Vermögen von mehr als s 3 oder 4 Millionen Dollar sollten liquidiert werden, jeder ' Familie sollte ein bestimmtes Einkommen gesichert werden und außerdem sollte jede Familie einen Kraftwagen unk einen Rundsunkapparat erhalten. Nahrung nicht von dem Willen oder den Preisen des Aus landes abhängig machen. Diesem Gedanken ist unsere Wirt- , schaftspolitik untergeordnet. Schwierigkeiten sind vorausge sagt worden, aber in dem angekündigtem Umfange nicht eingetreten. Wo ein Wille ist, dort ist auch der Weg vor handen, Hemmungen zu überwinden. Das ist gelungen, und j es ist Vorsorge getroffen, daß dieser Weg zur Wirtschaft- < Uchen Unabhängigkeit eingehakten werden kann. Die Freiheit der Arbeit — jahrelang hat der Marxis- > mus mit diesem Wort Mißbrauch getrieben. Er sah in der s Freiheit den Kampf zwischen den einzelnen Teilen des Be triebes, er schuf Gegensätze auch dort, wo sie nicht vorhan den waren, er verwandelte die Abhängigkeit des Menschen von der Arbeit in den Begriff der Knechtschaft. Adolf Hit ler hat die Ehre der deutschen Arbeit wiederhergestellt. Der Arbeitsdienst, in dem jeder junge Deutsche ohne Unterschied der Herkunft oder der formalen Bildung Handarbeit im Dienste der Volksgemeinschaft leisten muß, ist eine der größ ten Taten, dazu bestimmt, die Arbeit als einen Segen zu empfinden und ihr die Ehre zu geben, die ihr in jeder Form gebührt. Die Befreiung der deutschen Kunst vor fremden Ein- >» flössen, die Geltung der deutschen Kultur innerhalb der : Nation und im Raume der ganzen Welt — sie könnte nir gends besser verkündet werden a!s in der Stadt der Meister- s singer, der großen Maler und Bildhauer. Die Kulturtagun- ! gen, die mit dem Neichsparteitag verbunden sind, finden so ' in Nürnberg einen klassischen Boden. i Gewaltig sind die Leistungen der Technik, die dem Neichsparteitag vorangingen, die ihm in Nürnberg Raum und Gestaltung geben. Aber nicht nur dort, sondern aller- wärts in deutschen Landen zeugen Bauten und Straßen von dem mächtigen Impuls, der das deutsche Schaffen beherrscht. Wenn daher das Deutschtum des In- und Auslandes den Veranstaltungen der Nürnberger Tage mit gespannter Aufmerksamkeit folgt, so weiß es, daß es dort keine spitz findigen Debatten sind- die durch den Acther hallen, ion- . dern Kundgebungen an die ganze Nation, gehärtet und aevräat an einem testen Gedankenaut. erfüllt von der in- I üigen' Liebe zu deutscher Art und' Freiheit. So ist der Reichsparteitag der Äolkstag der Deutschen, die in ihm das Bekenntnis zur Zukunft des ewigen Reiches begrüßen. Tschechen und Polen Das der polnischen Regierung nahestende Warschauer Blatt „Expreß Poranny" schreibt zu dem antipolnischen Vorgehen der tschechoslowakischen Behörden, die polnische Minoerheit in der Tschechoslowakei lebe unter der Knute des tschechischen Gendarmen, der ihr mit Gewalt die Mutter sprache rauben wolle. Das tschechoslowakische Schlesien habe sich in ein einziges großes Gefängnis verwandelt. Die polnische Minderheit werde aber alle Verfolgungen über dauern, und kein Ausnahmezustand und keine Strasexpe- dition werde ihren Kampf um ihre heiligsten Rechte verhin dern können. Der Artikel schließt: „Die Tschechen aber mögen wissen, daß jede Gewalttat, jede Verhaltung, jede Beschlagnahme polnischer Zeitungen, jede Schikane gegen polnische Pilger in unserem Gedächtnis sestgehalten wird, und daß wir alle diese Verbrechen nicht vergessen werden." Mchetzte Wmerilooer Ausschreitungen gegen den italienischen vizekonsul. New Port, 10. September. «As jüngstes Beispiel von Ausschreitungen gegen Ange hörige fremder Nationen seitens amerikanischer Bürger mel det „New Zork Times", daß der italienische vizekonsul Prinz Colonna von zwei Amerikanerinnen, die ihn vergeb lich um Auskunft ersuchen wollten, tatsächlich aber im Ans- trag der kommunistischen Liga gegen Krieg und Faschismus kamen, mit Tmte besudelt wurde. Vor Gericht wurde erklärt, daß eine der Ver hafteten, die Nichte eines methodistischen Bischofs, das Tin tenfaß denk Vizekonsul ins Gesicht zu schleudern versuchte^ Sie wurde in Haft behalten.