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"WM» «segenuver den bisherigen Gepflogenheiten weist die Schiehordnung grundsätzliche Aenderungen auf, so daß alle Festteilnehmer, die den Festscheibenkarton auch nur geslreist -oben, einen Ehrenpreis im Wert von mindestens 8 -rhalten. Die Iungschützen des Gaues leiten am Sonnabend, ) August, das Fest ein: am Abend findet der Empfang der Vertreter der Regierung und der Partei durch den Ober bürgermeister im Rathaus statt, dem sich der Begrüßungs- abend im Festzelt „Grenzquell" anschliehen wird. Am Sonn tag, 4. August, erfolgt die feierliche Uebergabe des Banners von der Stadt Chemnitz an die Stadt Zwickau; im Mittel punkt des Tages steht der große Festzug. Am Nachmittag beginnt das Schießen, das am Freitag, 9. August, sein Ende erreicht. Die silberne Festmünze besitzt besonderen geschicht lichen und künstlerischen Wert. Am Sonnabend, 10. August, erfolgt um 14 Uhr die Siegerehrung und Preisverteilung. Während der Woche des Gauschiehens findet auf dem Schützenplatz das bekannte Zwickauer Vogelschießen statt, das seinen Höhepunkt am Donnerstag durch Abbrennen eines Riesenfeuerwerks erreicht. — Die Kreis- und Berg stadt Zwickau, die Stadt Robert Schumanns am Fuß des Erzgebirges, hat gemeinsam mit ihren Schützen alles auf- aeboten, um den nach Zwickau kommenden Gästen den Aufenthalt in der Schwanenstadt angenehm zu gestalten. Volkswirtschaft RMsbanlaurweis Der Relchsbankauswets vom 23. Juli zeigt, daß auch in der aritten Iuli-Woche die Abnahme der Ultimo-Beanspruchung wieder lehr groß war. Die gesamte Kapitalanlage verringerte sich weiter um 202,7 aus 4078 Millionen RM. Damit stellt sich die Entlastung aus l02,7 v. H. der Ultimo-Beanspruchung. Im Bormonat betrug die Entlastung zur gleichen Zeit nur 00,8 o. H. und im Vorsahre logar nur 7l,5 o H. Der Zahlungsmitlelumlaus stellt sich am 23 Juli 1935 aus 5496 Millionen RM gegenüber 5469 Millionen RM zur gleichen Zeit des Bormonats und 5334 Millionen RM im gleichen Zeitpunkt des Bdrsahres. An Reichsbanknoten und Rentenbankscheinen sind in der Berichtswoche Insgesamt 124L Millionen RM aus dem Berkehr zurückgeslossen, und auch der Umlaus an Scheidemünzen nahm um 60,7 Millionen RM ab. Die Bestände an Gold und deckungssühigen Devisen haben eine ge ringe Zun-Hme um 42 000 RM ersahren und betragen 102,3 Mil- Nonen NM Berliner Effektenbörse Da Bantenkundschast und Kulisse sich abwartend verhielten, war die Umsatztätigkeit am Aktienmarkt der Berliner Efsekten- börse vom Donnerstag sehr gering Eine einheitliche Tendenz konnte sich nicht herausbilden. Monlanwerte bröckelten bis um 1 Prozent ab. Braunkohlenaktien lagen still sNiederlausitzer plus 1 X Prozent). Auch sür Kalipaptere bestand wenig Interesse, nur Aschersleben notierten l)j Prozent höher. Bei den chemischen Werten waren die Veränderungen unbedeutend (IG Farben plus Prozent, Goldschmidt plus !4 Prozent). Am Markt der Clek- troaktien wiesen Accumulatoren mit plus 2 Prozent, Siemens mit plus 2)1 Prozent und Gessürel mit plus 1)4 Prozent stärkere Beseitigungen aus. Hapag und Norddeutscher Lloyd gaben leicht nach, während Hamburg-Süd 1)4 Prozent gewannen. Befestigt waren von den sonstigen Aktien u. a. Berl. Maschinen plus 2 Prozent, Conti-Gummi plus 1)4 Prozent, rückgängig Dt. Lino leum minus IV«, Conti-Linoleum minus 1 Prozent. Bemberg minus 2)4 Prozent. Dortmunder Union minus 2 Prozent und Maschinenbau minus l Prozent. Renten waren Im allgemeinen gut gehalten bei geringen Umfällen. Vir» ük As«« IM * (32. Fortsetzung.) An Gerlinde aber ging alles vorbei. Sie hörte die Worte des Pfarrers nicht und sah nicht, was nm sie vor-- ging. Sie sah nur mit unheimlich starren Augen auf den Sarg, der das Liebste barg, was sic ans der Welt besessen hatte, und den nun die schwarzen Männer in die kalte, schwere Erde senkten, die nichts wiedcrgab. Und dann war es soweit, daß Gerlinde der Mutter das letzte Lebewohl sagen mußte. Mit wankenden Knien machte sie die welligen Schritte zu dem offenen Grabe hin. Da stand sie nun totenblaß und doch erschütternd in ihrer ergreifenden Schönheit. Ein vater- und mutterloses Kind. Sie beugte sich zu der Schale mit frische» Blumen. Kein Auge blieb trocken bet diesem Anblick, und ein hörbares Schluchzen ging durch die Reihe der Anwesenden. „Mutters" Ein markerschütternder Schrei gellte, dann brach Gerlinde am Grabe der Mutter lautlos zusammen. Menschen sprangen hinzu. In Hast wurden die letzten Trauerzeremonien erledigt, während man Gerlinde schon ins Auto trug. Polternd schlugen die schweren, gefrorenen Erdschollen auf Frau Steinbrücks Sarg. Die Menschen eilten sch ell vavon. Es war bitter kalt, und man wollte sich nicht noch der Gefahr einer Erkältung aussetzen. Die Tote war vergessen über der Lebenden, um die scholzchen sich in Angst und Sorge bemühte. Doch Ger linde schlug bald die Augen auf. Sic konnte sich sofort an das erinnern, was geschehen war. „Verzeihen Sie mir die Schwäche, liebes Fräulein Scholz — aber ich konnte nicht dafür — es war so schwer", flüsterte Gerlinde leise. „Ist ja alles gut, mein Herzchen", erwiderte Scholzchcn beruhigend. „Nur nicht aufregen! Jetzt ganz still sein. Dann hat das Muttcrherz auch Ruh-, wenn es steht, daß sein Kind nicht so furchtbar leidet." Wie auf ein ganz kleines Mädchen sprach Scholzchcn auf Gerlinde ein, die sich auch scheinbar etwas beruhigen ließ. - Gegen Abend dieses schweren Tages fuhr Scholzchcn noch einmal hinaus nach der kleinen Stcinbrückschen Wohnung. Sie schloß die Fenster, die noch immer weit geöffnet standen, und entnahm einem Wäscheschrank ver- LeWruck für de« 27. Juli „Kraft durch Freude" ist der verkörperte Nationalsozialismus. Der Sünde steht bei uns gegenüber die Disziplin. Der Buße steht bei uns gegenüber der Slolzt Dem Schwachen und d?r Schwache stellen wir den Starken und das Starke gegenüber, und dem Genuß, der die gemeinen Triebe befriedigt, steht bei uns ge genüber die Freude. Es handelt sich hier um zwei Dellen, die einander ausschließen. Alle, die glauben, daß dieses Leben lebenswerl ist und daß sie in diesem Leben eine heilige Mis sion zu erfüllen haben, sind Nationalsozialisten. Dr. Ley. Am Geldmarkt war Blankogeld zu 2,87—3,12 Prozent reich lich angeboten Am Devisenmarkt wiesen Dollar und Pfund im Ausland keine wesentlichen Veränderungen aus. Berl. amtl. Kurse: 2,484 (2,489) und ,2.315 (12.33) Devisenmarkt. Belga (Belgien) 41,885 (Geld) 41,965 (Bries), dän. Krone 54,93 55,03, engl. Psund 12,30 12,33. sranz. Franken 16,405 16,445, holl. Gulden 167,26 167,60, ttal. Lire 20,41 20,45. norm Krone 61,82 61,94, österr Schilling 48,95 49,05, poln. Zloty 46,90 47,00, schweb. Krone 63,42 63,54, schmelz. Franken 80,92 81,08. span. Peseta 33.99 34.05. tschech Krone 10.30 10,32, amer. Dollar 2.482 2.486 Amtlicher Großmarkt für Getreide und Futtermittel zu Berlin. Am Berliner Getreidegroßmarkt vom Donnerstag waren we sentliche Veränderungen in der Gesamtlage nicht zu verzeichnen. Das Geschäft nahm im allgemeinen einen ruhigen Verlaus. Die Notierungen waren die gleichen wie am Vortage. Preisfestsetzung für Hühnereier durch die Hauptvereinigung aer Deutschen Cierwirtschast mit Zustimmung des Reichsministers sür Ernährung und Landwirtschaft, in Rps se Stück, sür waggon weisen Bezug, srachtsret Berlin, verzollt und versteuert, einschließ lich Unterschiedsbetrag, einschließlich Kennzeichnung, Verpackung und Banderolierung Inlandseier: G1 (vollsrlsch) Sonderklasse 65 Gramm und darüber 10,5, A 60—65 Gramm große 10, B 55 bis 60 Gramm mittelgroße 9,25, C 50—55 Gramm normale 8,5, D 45—50 Gramm kleine 8; G 2 (frisch) Sonderklasse 10,25, A 9,75, B 9, C 8,25, D 7,75 Aussortierte (abfallende Ware) 7,75. — Auslandseier: Holländer. Dänen, Schweden und Norweger Sonderklasfe 9,75. A 9,25. B 8,75, Finnen, Belgier, Irländer, Est länder Sonderklasse 9.50, A 9. B 8.50. Jugoslawen A 9, B 8,50. Tendenz: sehr fest. Wetter: warm. 28. Zull Sonnenaufgang 4.12 Sonnenuntergang 20.00 Mondaufgang 1.48 Monduntergang 19.03 i?42: Der Friede zu Berlin beendet den 1. Schlesischen Krieg. — 1750: Johann Sebastian Bach in Leipzig gest. (geb. 1685). — 1794: Robespierre in Paris gest. (hingerich tet) (geb. 1758). — 1804: Der Philosoph Ludwid Feuerbach in Landshut geb. (gest. 1872). — 1842: Der Dichter Clemens Brentano in Aschaffenburg gest. (geb. 1778). — 1914: Oesterreich erklärt Serbien den Krieg. — 1915 (bis 4. Nov.): Beginn der Schlacht bei Kovel; vergebliche russische Durch bruchsoersuche. Namenstag: prol.: Pantaleon — kath.: Innozenz. Sport Mitteldeutsche Börse in Leipzig vom 25. Juli Bei kleinem Geschäft zeigten die Kurse etwas Widerstands fähigkeit: sür Sonderwerte ergaben sich erhebliche Verbesierun gen. Renten lagen freundlich. Dresdner Chromo 1,5. Dr. Kurj gegen 16. Juli 10. Prehlitzer Braunkohlen 5 5 Prozent fester Wanderer 1,5 Prozent schwächer. Aschaffenburger 1.5 und Hil debrand Mühlen 4 Prozent Höher. VorelMeidung im Daviskvp Amerika schlägt Deulfchland 4:1. In der Interzonenrunde um den Davls-Tennls-Pokal tu Dimbledon fiel bereit» Im dritten Einzelspiel dle Entscheidung. Der Amerikaner Allison zeigte sich mit S: 1, 7 :5, 11: g gegen Henkel überlegen und verschasfle dam» der amerikanischen Mannschaft, dl- nach dem knappen Voppeiersoig bereit» 2:1 führte, den dritten Punkt. 2m letzten Einzel gewann der Amerikaner Budge mit 0:6, 9:7, 6:6, S:Z gegen den deulfcben Meister von Lramm. Vie Endentscheidung um den Pokal wird nunmehr zwischen Eng land und Amerika ausgelragen. RmdfM-ProMMM Veulschiandsender . — 18.40: Das Gedicht. — Anschließend: Wetterbericht. — 18.45: Zwischenprogramm. — 19.00: Aus Breslau: Schlesisches Militärkonzert. — 19.45: Deutschlandecho. — 20.10: „Wenn einer keine Reise tut . . ." Trost sür die Daheimgebliebenen. — 22.30: Eine kleine Nachtmusik. — 23.00-24.00: Aus Stuttgart: Zur Unterkaltuna. Sonnabend, den 27. Inli. 9.00: Sperrzeit. — 9.40: Kleine Turnstunde für die Haus frau. — 10.00: Sendepause. — 10.45: Fröhlicher Kindergarten. — 11.30: Lignin — oder nicht Lignin? Ein chemisches Rätsel beim Zeitungspapier. — 11.40: Bauerngerät in Spruch und Brauch. — Anschließend: Wetterbericht. — 15.10: Rundfunk tm BdM.- heim. — 15.30: Wirtschastswochenschau. — 15.45: Der Betriebs führer und seine Gesolgschast. — 18.00: Sportwochenschau. — 18.20: Wer ist wer? — Was ist was? — 18.30: Sportsunk. — 18.50: Phantasien aus der Wurlitzer Orgel. — 19.00: Aus Kassel: Präsentier- und Parademärsche ehemaliger deutscher Regimenter — 19.45: Was sagt Ihr dazu? — 20.10: Aus Karlsruhe: Im Reich der Sommersreude. Ein bunter Abend des Reichssenders Stuttgart. — 22.30: Eine kleine Nachtmusik. — 23.00—0.55: Wir bitten zum Tanz' .«„„»er Leipzig: Sonnabend, 27. In». 12,00 Buntes Wochenende- 14.40 Nordische Weltanschauunz und Lebensaestaltung: 15.00 Kinderstunde: Klaus gebt aus Fe rienfahn; Besuch bei den Bastel rindern im Erzgebirge uni Vogtland: 16.00 Der frohe Samsiag-Nachmittog: 18.96 Gegen wartslexikon: Rückstrahler. Polar,roni. Gaslaaerung; 18N Ruf der Jugend: 18.30 Deutsche Nuvermetsterschaften auf den Baldeneqfee in Ellen; 18,50 Aus unserer Heimat: Ein Dorf abend In Grumbach im Erzgebirge; 20.00 Nachrichten; 20N Aus der Welt der Operette: 22,00 Nachrichten und Sportsunk 22,30 Tanzmusik zum Wochenende. Reichssender Leipzig: Freitag, 26. 2m. 18,30 Der Maler und Radierer Daniel Nikolaus Thödowleckl 18,50 Wir Arbeitersungen: Kamerad, rück ein! 19.16 Unter haltung auf Volksinftrumenten; Ferdinand Kollmaneck spiel' eigene Werke' 20,00 Nachrichten; 20,16 Klein-Part» an de, Pleiße; eine Hörfolge aus dem Rokoko-Leipzig; 21M Orchester ronzert; 22,00 Nachrichten und Sportsunk; 22.36 Unterhaltungs- mysik schiedcnes Notwendige für Gerlinde, die sie nicht von sich ju lassen gedachte. „Das Arme, das Gute — keinen hat sie, gar keinen mehr. Da muß die alte Scholz doch zu was nütze sein", sagte sie und nahm es als eine Fügung des Himmels dankbar an. Sie sah sich in der kleinen Wohnung um. Sauber, aber ärmlich war alles hier. „Die schöne reiche Komtesse, wie furchtbar muß sie ge litten haben?! Und wie still hat sie gewiß alles ertragen! Ein ganz grausames Schicksal." Die wenigen Sachen, die herumlagen, räumte sie auf und stellte sie an ihren Platz. Auch eine Zeitung lag da noch. Es war die Zeitung, in der Frau Steinbrück noch zuletzt gelesen hatte, und durch die sie in so furchtbare Erregung versetzt worden war. Aber das wußte sä keiner. Auch Scholzchcn nicht, die das Blatt gedankenlos nahm und Gerlindes Nachtzeug hineinwickelte. Dann schloß sie die stille, kleine Wohnuno sorgfältig ab und fuhr schnellstens nach Hause. Zehntes Kapitel. Während in Gerlinde Steinbrücks junges Leben das Schicksal mit so unbarmherziger Hand eingriff, war Günter von Gersheim schon lange in der Heimat. Je mehr er sich daheim wieder einlebte, je mehr er die Weltstadt mit all ihrem Hasten und Treiben vergaß, um so tiefer fühlte er, wie unendlich er da draußen gelitten hatte unter der Sehnsucht nach dieser Stille und Ab geschlossenheit hier, und wie sehr er immer ein Fremder in Berlin geblieben war. Stundenlang streifte er ganz allein durch den zauber haft schönen Winterwald, um sich nach den Stunden des Alleinseins um so emsiger wieder in all die viele mühe volle Arbeit zu stürzen, die die Verwaltung der großen Rittergüter mit sich brachte. Nun war er Majoratsherr hier auf Gersheim. Dem Bruder hatte der Tod das Regiment aus der Hand genommen in der Blüte der Jahre. Günter von Gersheim triumphierte nicht, daß ihm das Schicksal auf diese Weise so viel Reichtum, so viel Macht in die Hand gegeben hatte. Er blieb immer still und be scheiden. Für sich begehrte er ja nichts. Gar nichts. Nur l dankbare Freude fühlte er beim Anblick seines weiten, ' herrlichen Besitztums, und immer stärker wurde in ihm der , Wille, das ihm anvertraute Gut nach besten Kräften und gerecht zü verwalten. Nur manchmal fühlte Gersheim, daß ihn auch hier Ge danken überfallen wollten, die ihn quälten, die er aber gewaltsam verdränaie. Fragen waren es, die in seiner Seele auftauchten. Und eine dieser immer wiederkchrenden Fragen war die: Wozu das alles sei — für wen er denn eigentlich arbeite von früh < bis spät? Doch meist wies Günter von Gersheim gerade diese Fragen herrisch in die Schranke. „Für wen?" antwortete er sich. „Es muß mir genügen, daß Hunderte von Menschen durch die Arbeit auf den Gütern Brot haben, daß ich für sie sorgen kann, daß Hunderte von Kindern unter gefunden Verhältnissen auf wachsen." Und der junge Baron schalt sich wütend einen Egoisten, wenn trotz allem noch manchmal die Frage in ihm wach wurde nach einem kleinen bißchen eigenem Glück. , So gingen die Wochen in stetem Gleichmaß dahin. Die einzige Ablenkung war, daß er allwöchentlich mit einem seiner Gutsnachbarn Schach spielte. Baron Gers heim war ein leidenschaftlicher Schachspieler. Immer wieder fesselte ihn dieses unerschöpfliche, geistreiche Spiel. So fand er sich denn pünktlich jeden Sonntagabend bei ! seinem alten Schachfreund Graf Nyssen aus Buchcn- rode ein. Graf Nyssen war schon mit seinem Vater befreundet gewesen und hatte mit diesem manche Partie gespielt. Bis tief nach Mitternacht hatten die beiden manchmal gesessen; doch während der alte Graf heißspornig doch einmal einen Fehlzug tat, war Günters Vater immer der klare, ruhige Denker geblieben. Diese klare, ruhige Art zu denken hatte er dem Sohn vererbt, der jetzt an seiner Statt dem alten Schachfreund gegenübersaß, und an dem dieser einen ebenso zähen und schwer überwindbaren Gegner hatte wie an dem seligen Gersheim. Aber das tat nichts. Ueber das Spiel hinaus liebte Graf Nyssen Günter von Gersheim auf seine Art und sah den jungen, tatkräftigen Mann gern um sich. So ritt Günter von Gersheim auch am heutigen Sonn tag hinüber nach Schloß Buchenrode. Sein Reitknecht be gleitete ihn, und in mäßigem Trab stapften die beiden herrlichen Pferde mit ihren Reitern durch den Winter wald. Kaum ein Laut unterbrach die wunderbare Stille. Nur manchmal ein Knacken im Holz. Dann wieder tiefes Schweigen. Baron von Gersheim hatte hier Helle Augen bekommen. Wenn auch noch manchmal eine leise Trauer in seinem Blick lag — dieses ausgesprochen Schwermütige wie in Berlin halten seine Augen hier nicht mehr. (Aorlsehtmg sshp.)