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Behördlichen Organe bei Versammlungen. Redner bespricht zunächst die Sprachenverordnungen und erklärt, die endgültige Lösung de» Sprachenstreit» sei erst zu erwarten, wenn ein ReichSgrundgesetz über die Sprachenfrage zustande gekommen sei. Die Deutschen würden den Kampf gegen die Sprachenverordnungen niemals auf- gÄen. Bezüglich de» Anklageantrags sagt Redner, selbe sei nicht gegen die Person de» Ministerpräsidenten gerichtet; die Bewegung gegen die Sprachenverordnungen sei keine hochverräterische, sondern eine österreichische zum Schutze der Reichseinheit. (Lebhafter Bei- fall links.) Die Gesetzwidrigkeit des Erlasses sei zweifellos. Wolf führt ans, durch diesen Gehtimerlab werde da» staatsgrundgesetzlich gewährleistete Recht aller Völker Oesterreichs, nicht nur der Deut« fchrn, verletzt. Die Erbitterung wäre nicht soweit gediehen, wenn die Regierung ander» vorgegangen wäre. Das Parlament könne «» sich nicht gefallen lassen, daß die Säulen des Konstitu- tionaliSmuS umgerissen würden; die Deutschen in Böhmen würden sich nicht mundtodt machen lassen. (Beifall links.) Mi nisterpräsident Graf Badeni bemerkt, das Ministerium des Jnnem habe thatsächlich die Verfügung, betreffend da» Verhalten der be hördlichen Organe bei Versammlungen, erlassen; der Erlaß ent halte aber durchaus nichts gesetzwidriges. ES sei unbedingt nöthig, die Rechte und Pflichten der behördlichen Organe genau zu präcisiren, um die Klagen über voreiliges Einschreiten der Or gane zukünftig zu vermeiden. Die Organe sollten keineswegs den Rednern in Versammlungen Fallen legen, um gegen die Redner vorzugehen, wenn diese sich gegen die Organe aussprächen. (Lärm und Widerspruch link».) Ich bin nicht gewillt, fuhr Redner fort, mich durch Lärm und Schreien behindern zu lassen; es ist mein Recht, wie das fedes Abgeordneten, daß Sie mich aussprechen lasten. Ich werde sonst für jetzt und für die anderen beiden An träge auf da» Wort verzichten. (Beifall rechts.) Nachdem sich Redner noch gegen verschiedene Deutungen gewandt hatte, welchen der Erlaß ausgesetzt gewesen ist, da er auf illegalem Wege ver öffentlicht wurde, tadelte er die Pflichtvergessenheit des Beamten, der den Erlaß an die Oeffentlichkeit brachte. Schließlich sprach der Minister sein Bedauern darüber aus, daß Abgeordnete den Erlaß ausgenutzt haben. Nächste Sitzung morgen. Wien, 13, Okt. Der Unterrichtsminister verlieh den drei ersten Classen des Privat-Gymnasiums mit polnischer Unterrichts sprache in Teschen das OeffentlichkeitSrecht für das laufende Schuljahr. Wien, 13. Okt. Die „Pol. Corresp.* ist von autorita tiver Petersburger Seite zu der Erklärung ermächtigt, daß die Nachrichten von der Entdeckung eines Komplottes gegen den Kai ser von Rußland anläßlich dessen Anwesenheit in Warschau voll ständig grundlos find. Italien. Mailand, 13. Oktbr. Die diesmaligen Einschätzungen zur Einkommensteuer übersteigen dem „Sole" zufolge um 145 Millionen diejenigen von 1895. In dem gesammten schwerge- troffenen Handelsstand macht sich daher ein großer Unwille geltend, welcher in heftigen Protestkundgebungen zum Ausdruck gelangt. England. London, 13. Oktober. Einer amtlichen Drahtung aus Simla zufolge meldet General Lockhart, die feindlichen Stämme sammelten sich, um seinem Bormarsche im Passe von Sempagha Widerstand zu leisten und Schinawari anzugreifen. Der Feind scheine auch entschlossen zu sein, die britischen Arbeiterabtheilungen auf den Heerstraßen nach Samana und Suk anzugreifen. Die Afridis und Orakzais haben sich zum Widerstande gegen die Briten vereinigt. Rutzlaud. — Durch eine Gnadenhandlung des Zaren ist der bekannte Pastor Wegener aus den Ostseeprovinzen, der wegen Bekämpfung Ler VerrussungS-Maßnahmen in den baltischen Provinzen zur Verschickung nach Sibirien verurtheilt war, begnadigt worden, wobei ihm sogar das Recht wiedergegeben wurde, in das Ostsee, gebiet zurückzukehren und das Amt eines Pastors zu bekleiden. Pastor Wegener war einer der eifrigsten Kämpfer für das Deutsch- «hum in den Ostseeprovinzen. Die Anhänger der Verrussungs- Politik in den baltischen Provinzen sahen in Wegener stets ein Hinderniß, das entfernt werden müsse. Für sie ist seine Begna digung ein deutlicher Wink, ihren übertriebenen Eifer zu zähmen. — Ferner hat der Zar, einen sehnlichen Wunsch der lutherischen und katholischen Geistlichkeit erfüllend, die in den Scminarien und Lehranstalten dieser Konfessionen angestelltcn Lehrer und Pä dagogen von der Militärpflicht befreit. Griechenland. Athen, 13. Okt. Die Türkei verhinderte die griechische Flottille im Golf von Arta auszufahren unter dem Vorwande, die Friedenspräliminarien sähen nur freie Fahrt für Hardelsfahr- zruge vor. Türkei. Konstantinopel, 13. Okt. Die Militärattaches wer. den am nächsten Montag nach Thessalien abreisen und sich mit den griechischen und türkischen Delegierten in Ratamona versam meln. Die Grenzabsteckung wird im östlichen Theile Thessaliens beginnen. Da der russische Militärattachs zur Zeit beurlaubt ist, wird Rußland bei der Abgrenzungskommission nicht vertreten sein. — Hiesigen Blättern zufolge soll zwischen der Türkei und Japan ein dreijähriger Handelsvertrag abgeschlossen worden sein, in dem sich beide Länder das Recht zur Errichtung von Konsulaten und des freien Waarenverkehrs zugestehen. Konstantinopel, 13. Okt. Der Kommandeur der Libanesischen Wache im Mdiz Kiosk, Arif Effendi, hat sich er- fchossen. Indien. — Ein Putsch wird aus Mandalay, der Hauptstadt des britischen Birma berichtet. In der Montag-Nacht drang ein Haufe von 25 Birmanen in daS Fort ein und griff das HauS an, in welchem der befehligende Offizier wohnt. Der Letztere schlug mit anderen Offizieren und einigen ScpoyS den Haufen zurück. Die Birmanen verloren 4 Todte und 4 Verwundete, auf Seite der Engländer wurden ein Lieutenant und drei Privatpersonen ver wundet. — Der Anlaß des Putschesob es ein vereinzelt stehen, der Vorgang oder das Zeichen einer umfassenderen Gährung in jener Provinz ist, wird noch nicht gemeldet. Amerika. Washington, 13..Oct. In seiner Antwort auf die Note Lord Salisbury», in welcher Letzterer die Lheilnahme an einer Konferenz über die Robbenfrage, an der auch Rußland und Japan theilnehmen würden, ablchnt, spricht StaatSsecretär Sherman da» Erstaunen der Unionsregierung über diesen Ent schluß .England» aus. Denn die Unterhandlungen zwischen dem Botschafter Hay und Lord Salisbury hätten die Theilnahme Englands vorauSsctzen lassen, da bei derselben ausdrücklich von t r Btthcilionng Rußlands und JovanS an der Konferenz die' R..c r,cu:cstn sti. Nunmehr schlägt StaatSsecletär Sherman vor, daß außer der am 20. d. Mt». zusammentretenden von den Ber einigten Staaten, Rußland und Japan beschickten Konferenz noch eine Konferenz von sachverständigen Delegirten England», der Bereinigten Staaten und Canada» veranstaltet werden solle. Afrika. — Ein Kabeltelegramm au» Prätoria meldet, daß bet dem gestrigen Empfange Krüger» anläßlich dessen 72. Geburt». tageS alle Nationalitäten und Gesellschaftsklassen vertreten waren. Präsident Krüger erfreue sich noch immer einer ausgezeichneten Gesundheit, sehe kräftig und durchaus arbeitsfähig au». « us Sachse«. — Die Gesammtzahl der Unfälle, welche beim sächsischen Bergbau bei der Sektion VII der KnappschastS-Berufsgenossenschaft zur Anzeige gebracht worden sind, betrug in den abgelaufenen 3 Quartalen d. I. 3121 und ist gegen den gleichen Zeitraum des Vorjahres, in welchem 3269 Unfälle angezeigt wurden, um 148 zurückgegangen. Von den angezeigten Unfällen kommen 2788 auf den Steinkohlenbergbau, 78 auf den Braunkohlenbergbau und 255 auf den Erzbergbau. Im Vergleich zum Vorjahre ist beim Steinkohlenbergbau und beim Erzbergbau ein Rückgang, beim Braunkohlenbergbau dagegen eine Zunahme der Unfälle eingetreten. Es sind im gleichen Zeitraum des Vorjahres beim Steinkohlen, bergbau 2930, beim Braunkohlenbergbau 64 und beim Erzberg bau 275 Unfälle angezeigt worden. — Die Zahl der entschädi- gungspflichtig gewordenen Unfälle betrug 210 gegen 212 im Vor jahre, davon entfallen 153 (gegen 178 im Vorjahre) auf daS Steinkohlen-, 23 (gegen 13 im Vorjahre) auf den Braunkohlen- und 34 (gegen 21 im Vorjahre) auf den Erzbergbau. Sehr ungünstig haben sich die Verhältnisse bezüglich der tödtlichen Un fälle gestaltet. Während im Vorjahre die Zahl der tödtlich Ver. unglücktcn am Schluffe des 3. Quartals 24 betrug, belief sich dieselbe im laufenden Jahre auf 40. Am ungünstigsten liegen die bezüglichen Verhältnisse beim Braunkohlenbergbau, bei welchem die Zahl der tödtlich Verletzten 8 gegen 1 im Vorjahre betrug. Beim Steinkohlenbergbau sind 27 (gegen 22 im Vorjahre) und beim Erzbergbau 5 (gegen 1 im Vorjahre) tödtliche Unfälle zur An zeige gebracht worden. — Ueber den bereits gestern kurz gemeldeten Raubmord in der Göttsch edstraße in Leipzig werden heute fol gende Einzelheiten berichtet: Ein in dem Anfang der zwanziger Jahre stehender arbeitsscheuer Verbrecher hat eine alte gebrechliche Frau meuchlings ermordet, hat das, was in der Wohnung au Werihsachen ihm in die Hände kam — eine goldene Uhr mit Kette und etwa 100 bis 150 Geld — geraubt und damit, begünstigt durch die herrschende Dunkelheit, die Flucht durch die hinter dem Hause liegenden Gärten ergriffen. Leider ist es dem feigen Raubmörder gelungen, zu entkommen; man hat bis zur Stunde noch immer keine Spur von ihm. Frau verw. Privata Friederike Rosine Hoß — dies der Name der so schmählich Er mordeten — bewohnte das Parterre des Hauses Gottschedstraße 8 allein mit dem Dienstmädchen Emma Blumentritt. Letztere schickle Frau Hoß gegen halb 6 Uhr aus, um einige Flaschen Bier zu holen, weil sie Besuch erwartete. Sie selbst begab sich auf das außerhalb der Wohnung gelegene Closet, ohne die Vorsaalthür zu verschließen. Als das Dienstmädchen nach circa einer Viertel stunde zurückkehrte, fand es die Thür verschlossen und es wurde ihm trotz wiederholten Klingelns kein Einlaß. Nichts Gutes ahnend, begab sich das Mädchen zu in der Nähe wohnhaften Verwandten der Frau Hoß und machte diesen Mittheilung. Inzwischen nahmen verschiedene Personen einen fremden Men schen hinter den Fenstern der Hoß'schen Wohnung wahr, welcher scheu auf die Straße blickte und sofort wieder verschwand. Der Unbekannte versuchte dann durch ein nach der Hausflur führendes Fenster zu entkommen, wurde jedoch daran durch davor befindliche Eisenstäbe gehindert. Außerdem standen die Zeitungsträgerin Würker und deren Mann in der Nähe, die ihn überwachten. Als diese das Haus verlaffen hatten, um einen Schutzmann herbeizuholen, gelang es dem Unbekannten, durch die Vorsaalthür und die hinter dem Grundstück befindlichen Gärten zu entkommen. Die Thür hatte er hinter sich in's Schloß geworfen. Der erschienene Polizeibeamte stieg durch ein offenes nach der Straße zu gelegenes Fenster ein. Ein furchtbarer An blick bot sich ihm dar. In einer nach dem Hof gelegenen Kam mer lag die bcdauernSwerthe Greisin erdrosselt auf den Dielen. Der Mörder hatte zwei seidene Tücher, ein schwarzseidenes mit schwarzgestreifter Kante und ein carmoistnroih- und weißgcmustertes, zusammengck- üpft und mit diesen die Unglückliche, deren Gesicht kleine Hautwunden zeigte, erdrosselt. Das erstgenannte Tuch ist Eigenthum der Frau Hoß, während das andere Tuch der Mörder mit zur Stelle gebracht hat. Die sofort angestellten Wiüierbelebungs- versache seitens des alsbald erschienenen Arztes waren erfolglos. Der Mörder hatte in dem Hause, welches Frau Hoß bewohnte, mehrmals um Gaben angesprochen. Als er am Tage vor der Mordthat bettelnd erschien, hatte ihm Frau Hoß vorgehalten, er solle doch lieber arbeiten, er sei noch so jung und müßte sich ja schämen, zu betteln; sie hätte auch in ihrem Leben arbeiten müssen und viel gearbeitet. Die cynische Antwort des Bettlers auf diese Mahnworte war: „Ihr verd Leute! Ich werde cS Euch schon noch anstreichen, Euch wird es noch mal dreckig gehen!* Aehnliche Aeußerungcn hat der bettelnde Strolch auch gegen über anderen Hausbewohnern gethan, wenn er von ihnen Nichts erhielt. Am Abend vor dem Mord hat er das Dienstmädchen, als sich Frau Hoß schon zu Bett begeben hatte, gefragt, ob Henen in dem Logis wohnten. DaS Mädchen hat ihm darauf geantwortet, daS gehe ihn doch nichts an. Der Strolch ist in dem Hause von vielen Leuten gesehen worden, die ihn ohne Wei teres wiedererkennen würden. Der Mordbube wird beschrieben wie folgt: etwa 23 Jahre alt, von länglicher, schmächtiger Gestalt, kleinem Schnurrbart, blasser Gesichtsfarbe, bekleidet mit dunklem Jackett, dunkelgestreifter Hose, weißem Stehkragen, dunklem, wei chem, eingedrücktem Filzhut und wahrscheinlich roth- und weißge- mustertem Halstuch. Auf die Ermittelung des Raubmörders ist seitens der Polizei eine Belohnung von 300 ausgesetzt worden. — Ueber die Entführung eines Kindes bringt der Leipziger „Gencral-Anzciger* folgende Aufsehen erregende Mtttheilungen: „Am Sonnabend nachmittag ereignete sich an der Ecke der Baye rischen und der Moltkestraße ein Gewaltakt, wie man ihn in einer reichbevölkerten Stadt am Hellen Tage und auf belebter Straße kaum für möglich halten sollte. Um die angegebene Zeit kam ein älterer Mann, der ein kleines Mädchen an der Hand führte, die Moltkestraße entlang. Als Beide um die Ecke der Bayerischen Straße biegen wollten, wurden sie plötzlich von drei Männern um ringt. Während einer derselben den Begleiter des Kindes festhielt, bemächtigten sich die beiden Andern des Kindes, hoben es in eine bereit gehaltene Droschke, sprangen hinterdrein und fort ging die Fahrt, so schnell der Droschkengaul laufen wollte. Nun ließ auch der dritte der Männer den ob de» plötzlichen Ueberfalle» ganz außer Fassung gerathenen Begleiter des Kinde» lo», lief der Droschke nach und schwang sich im Fahren auf den Sitz zum Kutscher. Die ganze Scene dauerte kaum eine Minute. Wie un» mitgetheilt wirb, haben die Entführer schon längere Zeit vorher sich in der Gegend aufgehalten und die Straße beobachtet und auch die Droschke, welche die Nummer 15 getragen haben soll, hat man einige Zeit vorher auf der Bayerischen Straße in der Nähe de» Schauplatzes der That auf- und abfahren sehen. Von dem Verbleib des Kindes hat man bis jetzt keine Spur.* — In dem Orte Jakobsthal bei Riesa scheint ein gemein gefährlicher Brandstifter zu Hausen. Nachdem erst kürzlich das Kühnesche Gut daselbst ein Raub der Flammen geworden, wurde in der Nacht zum Montag die Einwohnerschaft schon wieder in Schrecken versetzt durch einen Brand, der in der Scheune des Reinhardtschen Gutes ausgekommen war und das genannte Ge bäude, sowie auch das Wohnhaus in Asche legte. Das Vieh konnte gerettet werden, dagegen sind die in der Scheune geborgenen Erntevorräihe vollständig mit verbrannt. — Die in Hohnstein seit 25 Jahren bestehende Korkfabrik, deren Gründer der gegcnwältig in Dresden lebende frühere Bür» germeister Herr Kriebel war, die dann von Herrn Provisor Löhn weitergeführt wurde, ist jetzt abermals in die Hände eines Dresdner Herrn übergegangen. Dieser beabsichtigt, das Arbeiterpersonal zu vermehren, überhaupt den FaLrikbetrieb zu erweitern. Der seitherige Besitzer der Fabrik wird vorläufig noch als Geschäftsführer thätig sein. — Im Zuchthause verstarb vor einiger Zeit die wegen vor sätzlicher Brandstiftung zu 15 Jahren Zuchthaus verurtheilte Alt- waarenhändlerin Tietze aus Neusalza. Kurz vor ihrem Tode hatte sie einer Mitgefangenen eingestanden, daß sie an der Brand stiftung unschuldig sei, daß sie aber vor 7 Jahren ihre Schwieger tochter ermordet habe. Die Mitgefangene hat jetzt der Staatsanwalt schaft davon Mittheilung gemacht, die sofort die Ausgrabung der Leiche der angeblich Ermordeten veranlaßt hat. Die eingcleitete Untersuchung wird hoffentlich Licht in diese dunkle Geschichte bringen. — Der unverheirathete Handarbeiter Ernst Röder in Ittendorf bei Nossen wurde am Sonntag bcim Kartoffellesen, als er sich in der Nähe eines Pferdes bückte, von diesem dermaßen geschlagen, daß er einen Schädrlbruch erlitt, der am Abend seinen Tod herbeiführte. — Unter lebhafter Antheilnahme der Gemeinde wurde am Montag in Rodewisch die neuerbaute Kindelbewahranstalt eingeweiht. Die Anstalt, welche 1884 gegründet wurde, war bisher in ungenügen den Micthsräumen untergebracht. Die Gemeinde stellte vor einigen Jahren schon einen großen, schön an der Göltzsch gelegenen Platz zur Verfügung, einige begüterte Freunde der Anstalt stifteten einen Baufonds und ein öffentlicher Aufruf im vorigen Jahre hatte den Erfolg, daß über 10 000 Mk. gezeichnet wurden. So konnte im Frühjahr dieses Jahres mit dem Bau begonnen werden. Nach den Plänen und urter der geschickten Leitung des Herrn Baumeisters Liebing in Auerbach ist ein nicht nur sehr zweckmäßiges, sondern zugleich schönes Gebäude entstanden. An Ihre Majestät die Königin Carola, die seit vielen Jahren auch der Anstalt huldvoll gedenkt, wurde ein Begrüßungstelegramm abgeschickt. — Der 15jährige Schlosscrlehrling Bruno Kneisel aus Stein- pleis wurde am Mittwoch abend von einem Kameraden aus Unachtsamkeit mittelst Revolvers in den Unterleib geschossen; er mußte dem Kreiskrankenstift in Zwickau zugeführt werden. — Im Teichwiesenschacht in BockWa war daS bei der Hochfluch am 31. Juli d. I. eingedrungene Muldenwasser, das nur 8 Grad k. hatte, auf 48 Grad R. über Null gestiegen, was man auf die gewaltigen unterirdischen Kohlenbrände zurückführte. Neuer dings ist nun ein Zurückgchen dieser hohen Temperatur beobachtet worden und man glaubt, daß die Hochfluthwasser die seit vielen Jahren bestandenen Kohlenbrände erstickt haben. Ja einigen der ersoffenen Schächte soll das von der Hochfluth herrührende Wasser trotz fortgesetzter Pumparbeiten noch 50 bis 60 na hoch stehen. — Aus Adorf schreibt man: Unsere Perlmutter-, Muschel und Bijouteriewaaren-Erzeugung liegt arg darnieder, und es ist in absehbarer Zeit kaum eine Besserung zu erwarten. DaS Jahr 1894 war überhaupt das schlechteste seit dem Bestehen dieses Industriezweiges im Vogtlande; im folgenden Jahre hob sich der Werth der Ausfuhr etwas (von 29 863 M. auf 48 763 M.) im Jahre 1896 aber ging dieser Bettag wieder auf 45 671 M. zurück. Lähmend auf die Ausfuhrmöglichkeit unserer Muschel- waaren wirken insbesondere die leidigen Zollverhältnisse. So liefert Frankreich, das in der Fabrikation besserer Perlmutterwaaren Deutschland voraus ist, diejenigen Waaren, für die es seinerseits 1250 Franken Eingangszoll erhebt, nach Deutschland früher zu 300 M. und nach Abschluß der neuen Handelsverträge sogar nur zu 150 M. Ebenso importirt Oesterreich, Lessen Länder früher für die billigen Adorfer Perlmutterwaaren gute Abnehmer waren, während es einen Eingangszoll von 125 Fl. Gold erhebt, diese Waaren nach Abschluß der Handelsverträge in Deutschland zu 150 statt früher 300 M., es hat infolgedessen die Produktton von Muschelwaaren in Oesterreich einen sehr erheblichen Auf schwung genommen. Die Versuche, einen Ersatz hiersür in einer lebhafteren Verbindung mit dem Oriente zu gewinnen, sind bis jetzt ebenfalls erfolglos geblieben; auch der Absatz nach Italien wies im verflossenen Jahre eine Verringerung auf und nur die Ausfuhr nach England war befriedigend. — Zum dritten Male innerhalb weniger Jahre müssen auf dem Rittergute GachsgrÄN die Rinderstallungen infolge Ausbruchs der Lungenseuche unter den Rindern bis aus das letzte Stück Jungvieh geräumt werden. Nach Erlöschen der Seuche im November 1894 wurden die Stallungen des Rittergutes aufs peinlichste desinfizirt, der Boden der Stallungen wurde fußtief ausgehoben und durch neues Erdreich ersetzt, Ketten, Geschirrzeug u. s. w. entfernt und vernichtet, und dennoch hat der unheimliche Gast wiederum Einkehr gehalten. Oerttiche Angelegenheiten. Schneeberg, 14. Oktober. Zu dem gestrigen Viehmarkt wurden zum Verkauf gebracht: 8 große und 20 kleine Schweine, 7 Rinder und 50 Schafe. Oestenttiche Stadtverordneten - Sitzung zu Aue am 17. Okt. 1897, abends 6 Uhr. Vorsitzender Herr Ernst Papst. Genehmigung fand aus An laß des 25jährigen Regierungsjubiläums Sr. Maj. des Königs Albert die Gründung einer König-Albert-Stiftung mit einem Ka pital von 5000 und mit der Bestimmung, die Zinsen all jährlich als Stipendien an bedürftige und würdige Schüler der hiesigen Realschule zu vertheilen. — Die Fortführung der Pfarrstraße nach der Mehnertstraße wurde unter Bewilligung des Kostenaufwandes für Arealcrwerb u. s. w. befchlossen. — Zur Herstellung einer Oeldcsinfektion an Stelle der jetzigen Wasserspülung im Pissoir des Realschulgebäubcä bewil ligte man die Mirtcl. — Unter den von» Ruhe gestellten