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^iUy^aner »?"> '""'.-mer v»»«.»«, »«»«». ««jl«»« i»»<» Äschopauer Vausfran Zum Sammelpunkt der Familie wird dieser Sosaplatz, der unwiderstehlich gemüt lich ist. Entwurf: Prof. Nothelfer. lDeike M). Vom zwanglosen Wohnungsstil. „Hier sollten Rosen stehen!" sagte der Dichter und pflanzte in seinem Garten einen Kletterrosenbusch, der genau vorschriftsmäßig sich über bas kahle Mäuerchen zu ranken begann, wie er es sich erträumt hatte. „Hier sollten zwei hübsche Sessel stehen", sagte, errötend über so teure Wünsche, seine bescheidene kleine Frau, die durch ihre noch im Anfangsstadium stehende Wohnung schritt und malte sich ihr Heim für die Zukunft. Sie sparte zwei einhalb Jahre, bis der heimliche Sparstrumpf hervorgezogen werden konnte, und das Geld in Gestalt schöner Sessel, aus Rüsternholz, nicht poliert, mit derbem Leinen bezogen, auf- erstanö. Gehst du durch deine Wohnung, so befallen dich Wünsche, hierin denke ich mir eine Base, direkt vom Boden auf ragend, terrakott, für breitarmige Zweige, einfache Dinge, die es immer gibt, Forsythia und Phlox, Schleedorn und Sonnenaugen, Goldrute oder Flieder. Allenfalls auf nie drigem Bänkchen dürfte sie stehen. Wie gemütlich wäre eS, wenn direkt unter dem Fenster eine kleine Bank stehen würbe, und man würde seine Mahlzeiten im Hellen Tages- schcin, das Fenster im Rücken, ein- nehmcnl Wie unpraktisch sind in der Veranda die Korbmöbel für meine Kinder, immer wieder löst sich etwas vom Geflecht. Man müßte derbe Bnmsmöbel hineinstellen, eine kernige Bank, vierschrötige Stühle wie Melkschcmcl, die de» Fußtritten von Kindern trotzen. Diese Tür wirkt störend, ein Borhang, im glei chen Muster wie die Gardine des Zimmers, an einer Porticrstange, die wieder modern werde», würde ihre kahle Wirkung freundlich aus löschen. Hebe deine Wünsche auS dem Bereich des Traumhaften, Unwirk lichen und gehe einmal wirklich zu deinem Tischler, der Ideen hat. Deine geheimen Wünsche beraten dich recht! Traue dich! Wage Außergewöhnliches, tue Sonder bares! So entsteht Freudigkeit, Farbigkeit, Zwanglosigkeit! Sieh deine Wohnung an wie einen Gar ten, wie eine Landschaft, die man fröhlich begeht, in der man hier und da zum AuSruhcn rastet. Laß Lam pen von Ser Zimmermitte, an die man sie für die Ewigkeit hat ver bannen wollen, in die Zimmcrccke, gerade über deinem Sitzcckchen, wandern. Türen werden grau, Zimmerdecken- sonnengclb, Fußböden blond gestrichen, das Tischtuch aus grobem ungefärbten Leinen regiert. Nir gends das repräsentative Mittelstück, das engherzige Pen dant, die eit.le Schaulade. Dein Behagen diktiert Einrich tungsart, Einrichtungsgegenstand. Schön wird's bei euch! Nur Mut und einen guten Tischler! Wir brechen mit allem.Herkömmlichen. Wir schaf fen das Neue in unserer Wohnung! Wir sind jung und elastisch! »> Was kocht die tüchtige Hausfrau? Küchenzettel der Abteilung Volkswirtschaft/Hauswirtschaft, Gau Sachsen. Sonntag mittag Ninberschmorbraten in dicker Tomaten tunke, Wachsbohnen ganz, Kartoffeln. Grießflammerie (ent- rahmte Milch) mit Obstsaft,' abends Bücklingskartoffeln, Bohnensalat (Nestverwertung). Montag mittag Käsekartoffeln, gedünstetes Weißkraut, frisches Obst,' abends mit Fleischresten gefüllte Tomaten, Roggenbrot. Lop^rißbt 1938 bv ^ukvärto-Verjpg, Lerlm 8^ 68 14. Fortsetzung. Ein Traumgefühl kam. Da der Schulze nicht zu dem vorderen Hoftor ging, das ständig verriegelt war, sondern zu der immer noch zaunlos über die kurze Gänsewetds in den See verlaufende Hinterseite des Hofes, war es dem Mädchen jäh, als kämen Erinnerungen zurück, deutlich, ganz und gar lebendig. Hier war sie auf kleinen Beinchen herumgewackelt, hier, hier hatte die Mutter sie auf dem Arm gehabt, mit ihr am See, aus der Waschbrücke ge standen. Hier war — Heimat. Sie kam in ihr Zuhause. Den Schulzen faßte das Grausen, sie hier allein hinein- gehen zu lassen, ein Recht zu suchen, das unentreißbar in den schlechtesten Händen war. Er hatte es wohl verstanden, daß es sie hertrteb, daß sie sich nicht ins Bett legen konnte, ehe sie selber gesehen hatte, wie es stand, aber — was l sollte hieraus werden, wie konnte das Wohl gehen! Das alte stolze Gehöft war wie eine Räuberhöhle ge worden, in die kein anständiger Mensch mehr hineinging. Man sah kaum die Bewohner. Als Gesinde hielten sie auswärtiges ' oU, :c.„ uut stimmen apieren oder gar keinen. L c.,rschsr :S Pack, das sich hier r^rstecken wollte. Die alte Köthe war tot, hatte blöde die letzten Jahre hingesickert. Den Bauer hatte Wohl länger als ein Jahr kein Mensch hier mehr gesehen. War er krank? War er auch schon blöde? Als wenn der Hof mit sieben hohen Mauern umgeben sei, so gelangte niemand mehr hinein. Auch Klaus Spröck wollte nicht mehr hingehen, seit der Sohn ihn mit der Mistgabel bedroht und dir schlampige, in die Breite gegangene Hulda den struppigen, halb hohen, aber wüsten Köter von der Kette losgemacht und auf ihn gehetzt hatte. Aber mit diesem Mädchen war es doch etwas anderes. Die hatte doch ein Recht. Kein Recht Wohl vor Menschen, aber ein Recht von Gott. Der wird ihr beistehen!, dachte der alte Mann. Der wird seinen Engeln Befehl tun, daß sie um sie sind wie eine reisige Schar. Er dachte es fromm, aber er raunte thr doch nach: „Sieh dich vor, daß du im Hof nicht über etwas fällst, es liegt da immer Zeugs herum." — Er tat dann, als wolle er gehen, aber er blieb an einem Schneebcerenbusch stehen, ob sie doch nicht seine Hilse brauchte. Sie war schon von ihm fort, er soh nur noch einen dunklen Umriß sich bewegen. — Jetzt wird der Köter los heulen!, dacht» er. Aber es kam nur ein leises Winseln und keuchendes Jappen. — Was ist mit dem Hund, der sonst alle Leute anfällt? Sind wirklich — Gottes Engel um das Mädchen her? Er war bereit, in bezug auf sie, alles zu glauben. Dann hört» er sanfte fast kosende Töne und ein lelseL dankbares Jaulen. Er dächte: der Hund fühlt besser als die Menschen das echte Blut... Er schaute um den Schneebeerenbusch herum zn den beiden matt erhellten Fenstern. Dahinter lag die Stube mit dem großen Kachelofen und der langen Fensterbank mtt dem ebenso langen Tisch. Da wird sie jetzt hinein- gehen, dachte er — und dann? Und dann? Aber er sah, wie sich vor das linke Fenster eine Gestalt schob, er er kannte, daß sie davorstand und htnelnschaute. Sie besteht sich erst das Gezeug von außen!, dachte er. Sie ist klug! Oh, sie weiß, was sie tut, diese Martha Eekengreen. SlLKLimS «äpIILI. Ja — sie schaute durch das Fenster in die Stube ihres Elternhauses. Auf der Ofenbank, die sich an zwei Seiten um den jetzt kalten, grünen Niesenofen zog, saß gebückt, in sich ge krochen, ein uraltes, jämmerlich kleines Menschenwesen. Das Gesicht war wie das einer braunen Lederpuppe. Wirres, ungekämmtes, weißes Haar hing hinein, ein mottenzerfressener Bart umknäulte das kleine Gesicht. Zwergenhaft fingerten zwei krallige Hände aus zerfetztem, graugrünem Jackenärmel. Siehe, das war ihr Großvater, der leben geblieben war. Den anderen Anblick hatten ihre eigenen Gedanken ihr schon in der Schulzenstube bet den behinderten Worten des Ahlers vorgemalt. Ein wüstes, fettes Zigeunerweib und ihr langer, scheußlicher Sohn. Den nennen die Akten: Elias Eekengreen. Ate Ahlers hat es recht gedeutet: ein edles Ramen schild einem unsauberen Tier umgehängt. Nein, nicht Tier, du Bastard aus schlechtem Blut. Tiere sind ge schändet durch den Vergleich. Es saß noch ein verwachsener Kerl mit am Tisch, schmutzig, würdig der Kumpanei, der er zugehörte. Die drei spielten Karten. Eine blakige Hängelampe beschien das Bild. Hörst du, das alte Wesen am Ofen wimmert. DaS fette Zigeunerweib dreht den Kopf, bückt sich unter den Tisch. „Holls Muul dahinten, oder ick smiet di mien Holztüft an den Dötz." Schon flog's. Der Klotzpantoffel, an dem noch der Mist von draußen hing, schlug dem alten Mann hart an die linke Schulter, polterte zu Boden. Wüstes Gelächter aus Mannskehlen schmetterte auf. Das Gretslein zuckt zusammen, winselt noch einmal kläglich, greift mit der Hand an die Schulter, verstummt, ganz in sich verkrochen. Hochauf schlug dem Mädchen draußen die Lohe inS Gesicht. Jäh und rätselhaft empfand sie, als habe das klobige Wurfstück sie selber getroffen. Aufsprang das Blut in thr. Das war nicht ein beliebiger alter Mann, der da mißhandelt wurde, das war ihres Vaters Vater, und scheußlicher Widersinn durfte sich an dem vergreifen. Sie lief zur Hundehütte. „Komm du mit", rief sie, „komm her, komm mit, mein Hund." Sie löste die Töle von der Kette, das Tier stieg tn freudigem Winseln an ihr auf, leckte nach ihrem Gesicht mtt heißer, rauher Zunge. „Du weißt, du weißt", sagte sie, niedergebeugt, da» filzige Fell heftig streichelnd. „Komm mtt herein, die» ' Dienstag mittag Pilzsuppe, grüne Heringe gedünstet, Blumenkohl in weißer Soße, Kartoffeln; abends Fischauf- i lauf mit Tomaten tNcstvermerinng). Mittwoch: Als Morgenfrühstück Graupenbrei srntrahmte Milch) mit geriebenem rohen Apfel; mittags Hammelkote- lcttS, Tomatcngurkc», Kartoffeln, Fruchtgelee (Nestverwer- tung vom Einkochcn); abends Blnmcnkohlsuppe mit Kräu tern und Mehlklöße. Donnerstag mittag Pichelsteincr mit Bückling (Eintopf), Pflaumenkompott; abends Kräutermilch, Roggenbrot, Lim burger Käse. Freitag mittag Milchkartosfclsnppc, Quarkauflauf; abends Pellkartoffeln, marinierte Heringe. Sonnabend mittag gefüllte Wirsingrollcn mit Spccktunke, Kartoffeln, Gurkensalat; abends Fruchtsuppc mit Gricß- würfeln (verbilligte Marmelade). Rezepte: Bücklingskarioffeln: 1 Liter entrahmte Milch aufkochcn. 40 Gramm D^ehl in Liter Wasser anrühre» u»d in der Milch gar werden lasten. Mit Salz abschmecken. 2 kg gekochte Kartoffeln, in Scheiben schneiden und darin gar werden lassen. Zuletzt den geputzten in Würfel geschnittenen Bückling dazu geben. Käsekartoffeln: 1 kg gekochte Kartoffeln in Schei ben schneiden, in eine gefettete Auflausform geben, mit einer Soße aus einer Tasse saurer Milch, 1 Ei, 1 Stück geriebenem Limburger Käse, Salz und etwas Basilikum übergießen und bei mäßiger Hitze Überbacken. Graupenbrei: 100 Gramm Graupen quellen lasten. 1 Liter entrahmte Milch mit Zucker, Salz und etwas Zitro nenschale abschmecken und die Graupen darin gar kochen. Pich elfte in er mit Bückling: 1^4 kg Kartoffeln schälen und in dünne Scheiben schneiden. 4 Bücklinge putzen. 80 Gramm Mischfett erhitzen, die Kartoffeln und die in Stücke geschnittenen Bücklinge lagenweise in den Topf ge ben. 20 Gramm Mischfett darüber zerpflücken, mit ^4 Liter Salzwasser übergießen und in 30 bis 40 Minuten gar ziehen lasten. Kräutermilch: 1 Liter entrahmte Frischmilch mit einem kleinen Spitzchcn Estragon, einigen Blättern Borretsch und Sauerampfer und einer Kleinigkeit Thymian aufkochen. 10 Gramm Kartoffelmehl kalt anrühren, in die kochende Milch geben, aufkochen lasten, gut und schnell abkühlen, burch seihen und möglichst kalt anrichten. * Die praktische Hansfra«. Eingelegte Pilze ist etwas für Feinschmecker. Pilze für den Winter einzulegen ist sehr empfehlenswert. Am besten eignen sich dazu Stein- und Herrenpilze, Mor cheln, Champignons, Hähnchen und Pfifferlinge. Zu diesem Zwecke gekaufte Pilze müssen hart und jung sein, dann halten sie sich am besten. ist meiner Väter Haus!" Sie lief mit dem Hunde zur Tür, die ohne Klingel gelärm aufging. Die brauchten hier keine Schlösser. Der Hof selber schreckte ab. Der Raum, in den sie trat, war stockfinster, aber durch die Türritzen wies ein Lichtschimmer den Weg. Der Hund hielt sich dicht an sie, es war eine geringe Kreatur; aber sie fühlte das Zittern in dem Hundeleibe, das thr und ihrer guten Sache galt. „Wächter du", sagte sie halblaut, drückte den dicken Kopf an ihren Oberschenkel. Er wedelte heftig, als habe er seinen rechten Namen gehört. Dann drückte sie die Klinke nieder und stieß die Tür nach innen auf. Es sang und klarlg ihr im Blut. Ich komme in meiner Väter Haus - und süß darüber, listig, lächelnd: Vorsicht, Vorsicht, schlau sein, schlauer als alle' Die Köpfe fuhren nach ihr herum. Gesichter stierten khr entgegen. „Wat kümmt denn dor?" kreischte das Weib. „Häää?" blökte der Sohn. Maartje stanh, sie hatte den Hund ins Halsband gefaßt, er knurrte bösartig, wie» die Zähne. Wem? Wem? - Nicht ihr... „Ich suche hier einen Dienst", sagte sie. „Dienst — was?" fragte das Weib. „Bet unS? Not wär's schon." Der Sohn warf einen scheußlichen Blick auf sie. „Be halt' sie, Mutter!" Die sucht Dienst in der Erntezeit, hier, wo keine her will. Es bleiben nur die, die sonst nicht unterkommen. Aber hochnötig tut's, daß man mal wieder eine hat. „Wie bist du hier hereingekommen?" fragte die schwarze Hulda. „Der Hund — Leo! Wat is mit di?" Ihr blieb der Mund halb offen. „Der kennt mich", sagte das Mädchen. Sie hielt den Hund immer noch am Halsband. Er stand keuchend, mit lechzender Zunge, als sei er rasend ge rannt. „Ich suche einen Dienst", wiederholte sie. Die fette Hulda starrte noch immer. Eine Wanderdirn, nach Papieren fragt man lieber gar nicht, sonst käme sie nicht gerade hierher. Schadet ja nix, bloß das über haupt eine da ist. „Kannst melken?" fragte sie. „Kannst buttern? Weißt mit das Vieh Bescheid?" Die Maartje hätte sagen müssen: Nein! Aber sie sagte: „Ja — doch!" Sie dachte: Alles, was hier nötig ist, das kann ich, weil ich's will. „Die Tiere mögen dich Wohl leiden", sagte die Fran. „Leo läßt sonst keinen auf den Hof. Nicht mal gebellt hat er. Wie heißt du?" „Martha!" sagte sie und nichts mehr. Diese beiden Menschen sollten sie nicht mit dem lieben Maartje rufen, das thr noch im Ohr klang mit Mutters Stimme. Die Frau wollte fragen: Und weiter? Aber sie verschluckte das. Die würde auch einen Grund haben, den Namen zu verschweigen. Gewiß war die Polizei hinter thr drein, sie würde sie eines Tages holen, wie hier schon paarmal daS Gesinde abgeholt worden war, den Buckligen am Tisch holten sie auch noch weg. — Obwohl Ahlers e» nicht eilig hatte damit. Der dachte auch: für den Seehof ist das Schlechteste immer noch zu gut. tFortsetzung folgt).