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Erscheinung, und auch in der Vereinigung des Klanges der Instrumente mit dem der menschlichen Stimme zeigte sich der gewiegte Musiker“. Eine andere Krefelder Zeitung dankte dem Gastspiel eine „erfreuliche Bekannt schaft" und fuhr fort: „Heinz Bongartz beweist ein starkes Dirigiertalent, und je später der Abend wurde, desto inniger ward seine Fühlung mit dem Orchester, desto deutlicher der Beweis, daß dem jungen Künstler die Dinge der Technik erschwingbar sind. Zweifellos steckt in ihm das Zeug zu einem tüchtigen, willens starken, unternehmungslustigen, zur Initiative frohbereiten Kapellmeister". Nun, die Pythia von Krefeld hat richtig vorausgesehen. Das ist in der Tat aus Heinz Bongartz geworden auf seinem Weg über Düren, München-Gladbach (als Leiter des Stadttheaters), nach Berlin (Zweiter Kapellmeister unter Oscar Fried am Berliner Sinfonie-Orchester), Amsterdam, Meiningen (unter 168 Bewer bern als Leiter der Landeskapelle gewählt), Gotha (nachdem er von den Nazis abgesetzt worden war und ein Jahr pausieren mußte), Kassel (als leitend^ Kapellmeister) und schließlich bis zur Schließung der Theater durch die Na^B nach Saarbrücken. Nach 1945 war Bongartz an der Hochschule für Musik in Leipzig als Leiter der Kapellmeister- und Opernklasse tätig, bis er am 1. Juli 1947 die künstlerische Leitung der Dresdner Philharmonie übernahm. Was er in diesem Amt im Laufe von 17 Jahren geleistet hat, ist oft gewürdigt worden und den Freunden unserer Philharmonie wohlvertraut: die Erziehung eines Orchesters der Spitzenklasse, sein Einsatz für vergessene Meister (Gustav Mahler!) und für die Zeitgenossen, seine erfolgreichen Gastspiele mit dem Orchester nach Westdeutschland, ins sozialistische und ins kapitalistische Ausland, mit denen er, wie es Alexander Abusch einmal in einem Glückwunschschreiben feststellte, „die freundschaftlichen Beziehungen der Deutschen Demokratischen Republik zu anderen Völkern gefe stigt“ hat, seine pädagogische Tätigkeit als Anreger und Leiter von Betriebs und Werkkonzerten, von Schulkonzerten — davon soll heute nicht die Rede sein. Weniger Bekanntes über den Jubilar, der keineswegs in den Ruhestand getreten ist, sondern als Gastdirigent (auch der Dresdner Philharmonie) zunächst auf das otium cum dignitate verzichtet, möchte ich hinzufügen und damit in den Lorbeer kranz, der ihm nach 50 Jahren Tätigkeit gebührt, ein weiteres Ruhmesblatt flechten. Gelegentlich hat man gehört oder auch selbst erlebt, daß Bongartz als Gast am Pult der Staatsoper stand. Wer aber weiß, daß er 55 Opern in seinem Repertoii^ verzeichnet, sämtliche Werke von Richard Wagner, Richard Straussens Opern vflj der „Feuersnot" (die er besonders schätzt) bis zur „Arabella", selbstverständlich den ganzen Mozart und vieles von Verdi. Seine erste Oper war „Tiefland", ein für den Dirigenten schwieriges Werk. Wir sprechen — es handelt sich hier natürlich (der freundliche Leser wird es längst festgestellt haben) um ein freundschaftliches Gespräch — über Vergessenes und Verschollenes, über des jungen Korngold „Tote Stadt", über Wilhelm Kempffs so feinsinnige „Familie Gozzi" und vieles andere, das die unbarmherzige Rich terin Zeit ausgelöscht hat. Auch heute noch zieht es Heinz Bongartz ans Opernpult — wo immer wir ihm begegnen werden, im Theater oder im Konzertsaal, unserer und vor allem der Philharmonie-Gemeinde Bewunderung, Verehrung und Liebe darf er gewiß sein. Prof. Dr. Karl Laux ASSIA SLATKOWA wurde am 17. April 1953 in Sofia geboren. Schon in früher Kindheit zeigte sie auffallendes Interesse für Mu sik und begann im Alter von 5 l /a Jahren in der Sofioter Musik schule für Kinder mit regelmäßigem Klavierunterricht. Sie machte der artig rasche Fortschritte im Klavier spiel, daß sie als 8jährige bereits ihr erstes selbständiges Konzert — mit einem unbeschreiblichen Er folg — geben konnte. In dem bul garischen musikpädagogischen Film „Erste Schritte" spielte sie erfolg reich die Hauptrolle und konzer tierte seit dem Jahr 1962 als Soli stin bei zahlreichen bulgarischen Sinfonieorchestern. 1966 gewann sie den ersten Preis beim Festival für Geiger und Pianisten in Middles brough (England), und 1967 wurde sie Laureat eines von der Stadt Russe organisierten Wettbewerbes für junge Geiger und Pianisten. Beim diesjährigen Internationalen Musikfestival „Warnaer Sommer" musizierte sie unter der Leitung Kurt Masurs. Gegenwärtig besucht Assia Slatkowa die Staatliche Mu sikschule in Sofia und ist Schülerin L. Kutewas. Daß Prof. Heinz Bon gartz gerade in seinen Jubiläums konzerten anläßlich 50jähriger Diri gententätigkeit das aufstrebende 14jährige Klaviertalent aus Bul garien in Dresden vorstellt, ist als Symbol seiner künstlerischen Nach wuchsförderung zu werten, die ihm stets ein wichtiges Anliegen war. ZUR EINFÜHRUNG Der 1903 in Newchwang (China) geborene Boris Blacher studierte in Berlin Komposition (bei F. E. Koch) und Musikwissenschaft. 1938/39 lehrte er am Dresdner Konservatorium. Seit 1948 wirkt er als Professor für Komposition an der Westberliner Musikhochschule, zu deren Direktor er 1953 ernannt wurde. Während des Naziregimes mit seinem schöpferischen Werk im Hintergrund stehend, trat er seit 1945 immer mehr hervor und gehört heute zu den angese hensten Persönlichkeiten der deutschen Gegenwartsmusik. Blacher, der vor allem mit Bühnen- und Orchesterwerken Erfolge errang, ist der Typ eines intellektuellen geistvollen Tonsetzers, der mit seinem unsentimentalen, kühlen, geistreich beweg lichen, virtuosen Musizierstil dem schöpferischen Experiment (auch im Bereiche elektronischer Musik) sehr zugetan ist. Die von ihm ausgebildete Kompositions methode mit „Variablen Metren" ist typisch für seine Haltung und hat verschie dentlich Weiterbildung (so durch Rudolf Wagner-Regeny) erfahren. Zu seinen erfolgreichsten Werken gehören die sechzehn O r c h e st e r Varia tionen über ein Thema von N. Paganini o p. 26, die am 27. No vember 1947 vom Leipziger Gewandhausorchester unter Herbert Albert uraufge führt wurden. Wenige der Variationen bringen das bekannte Thema aus Paganinis Capricen vollständig, die meisten benutzen nur wesentliche Elemente des The mas, auch mehrere davon gleichzeitig. „Das Thema hat zuvor schon Komponisten