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Turnen und Sport Kreisturnfest Meißen Am Mittwoch nachmittag nahm das Kreisturnfest seinen An fang. Wenn auch die Turnerscharen erst am Sonnabend mit den Wettkämpfen beginnen, so war cs doch hoch erfreulich, daß sich die höheren Schulen und Berufsschulen von Meißen bereits ge stern in den Rahmen des Kreislurnsestes einftlgten und mit ihren Vorführungen außerordentlich großen Beifall erzielten. Am Freitag folgen die Volksschulen von Meißen. Bor dem Ferienbeginn widmen sich die Volksjchüler den ganzen Tag dem Wettkampf und am Nachmittag werden sie ebenfalls in gelungenen Vorführungen den Beweis erbringen, daß auch in Sen Volksschulen den Leibesübungen größte Beachtung geschenkt wird. Festübergabe an die Kreissührung. Am Freitagabend wird im Nuderheim Neptun um 21 Uhr Sie Ucbergabe des Festes an die Kreisleitung Dresden erfolgen. Der rührige Vorsitzer des Festausschusses, Turnerfchaftsführer Human, Meißen, Hot in den letzten Wochen alle Hände voll zu tun gehabt, um allen Wünschen gerecht zu werden. Es dürste al les zur vollen Zufriedenheit ausgefallen sein. Fechter und Tennisspieler beteiligen sich ebenfalls am Kreiskurnfest. Am Sonnabend tragen beide Gruppen Wettkämpfe aus. Im Rahmen des Kreislurnsestes werden auch einige Spiele im Fuß-, Hand- und Faustball ourchgeführk. Die Spiele sollen in erster Linie als Werbespiele dienen, um dem deutschen Spiel bei solch einem großen Turnfest besondere Beachtung zu schenken. MMmMod, dn Tag d» MtlmuM 1780 Turner und Turnerinnen ringen um den Eichenkranz. Kinderschaulurnen — Feierstunde. Auf dem riesigen Festgelände werden sich am Sonnabend in aller Frühe die ersten Wettkämpfer einfinden, um sich im fried lichen Wettkampf mit den Turnern und Turnerinnen gus den 9 Anlerkreisen des Kreises Dresden der Deutschen Turnerschaft im Gerätturnen, Volksturnen, Fechten, Schwimmen, Wassersahren, Spiel und Kleinkaliberschießen zu messen. Insgesamt beteiligen sich 230 Vereine am Wettkampf. An Wettkämpfern treten 1180 Turner und 600 Turnerinnen an. Die Abwicklung der Weltkämpfe. Unter der Oberleitung des Kreisoberturnwartes Kadner, der an beiden Tagen für die fachliche Durchführung verantwortlich zeichnet, werden bereits um 7 Uhr die Kampfrichterbesprechungen stattfinden. Die Wasserfahrer beginnen bereits 8,15 Uhr mit der 12 Kilo meter-Fahrt von der Elbbrücke Niederwartha bis zum Festplatz. Um 8,45 Uhr marschieren die Wettkämpferinnen) auf dem Festgelände auf und punkt 9 Uhr setzt der Wcttkampfbetrieb ein. Am Sonnabendnachmiktag marschieren um 16 Uhr die Kinder des Unlerkreises Meißen auf. Kreiskinderkurnwart Raquet hat wie immer eine bunte Folge zusammengeskellt. Nach Abschluß dieses umfangreichen Wellkampftages ver sammeln sich die Festleilnehmer zur Feierstunde auf dem Marklplatze in Meißen. Zunächst werden sämlliche Vereinsfahnen einaeholk, die um 21 Uhr auf dem Markplatz aufmarschieren. Musikvorträge, die Be grüßung durch die Stadt Meißen, eine Ansprache des Kreis- führers Dr. Grahl und des Gausührers Markin Schneider (Leip- zig) leiten über zum großen Zapfenstreich. Um 22 Uhr beleben die Wasterfahrer zwischen beiden Eindrücken die Elbe. Sämtliche Boote führen Bunklampen mit, so daß ein wirkungsvolles Bild den Festfonnabend abschliehk. Rekord — 2M km Mil Riesenzisser» kann sie am 21. und 22. Juli zum zweiten Mal zur Durchführung gelangende „2000-Km.-Fahrt durch Deutsch land" auswarten und damit erneut Zeugnis dasür ablegen, welche gewaltigen Ausmaße -der deutsche Automobilsport seit dem ver gangenen Jahr angenommen hat. 1738 Automobile und Motor räder beteiligen sich an diesem Ereignis, das von Jahr zu Jahr immer mehr zum Mittelpunkt des deutschen Krastsahrsports wird und m gleichem Maße auch sin Volkstümlichkeit gewinnt. Der Start aller Fahrzeuge wird alles m allem fast 12 Stunden wäE- ren, odwohl in seder Minute 2 Wagen, 3 Seitenwagenmaschinen und bei den Solorädern 5 Maschinen zur gleichen Zeit aus die lange Reise geschickt werdenl Die Gesamtzahl der Fahrer beläuft sich dabei aus nicht weniger al» 2575. Die Zahl der 1738 Fahr zeuge verteilt sich aus 650 Wagen, 901 Solomaschinen und 187 Seitenwagenmaschinen. 150 000 Mann Motor-SA. und NSKK. sichern die Strecke/ in 23 Großstädten werden Großlautsprecher das Publikum von dem jeweiligen Stand unterrichten, und schließlich sorgen auch Rundfunkreportagen dasür, daß allüberall Interessierte und Laien aus dem lausenden gehalten werden. Geyer wieder bester Deutscher. Die achte Etappe der Tour de France war mit ihren nur 102 Km. von Grenoble nach Gap zwar die kürzeste, dasür aber mußten einige schwere Steigungen mit dem über 1200 Meter hohen Col Bayard in geradezu sen gender Hitze erklommen werden. Etappensieger wurde der Italie ner Martano in 3:28:16 mit sieben Sekunden Vorsprung vor dem Träger des „gelben Trikots", Antonin Magne, dem weitere 21 Sekunden zurück Vietto und Verwaecke folgten. Eine ganz große Leistung vollbrachte der Schweinsurter Ludwig Geyer. Er belegte in 3 : 29 : 50 einen hochachtbaren fünften Platz. Auch diese Etappe forderte wieder ihre Opfer, die Gebrüder Wolke streckten vollkommen erschöpft die Waffen und ebenso gab der „Tourist" Viratelle aus, so daß noch 44 Mann im Rennen sind. Die übrigen Deutschen legten auch diesmal wieder eine ausgezeichnete Fahr- weise an den Tag, Stöpel und Buse lagen säst ständig zusammen und führten als 19. bzw. 20. in 3:35 :27 eine kleine Gruppe an, Risch wurde 26. in 3 : 40 :11 und Kutschbach erreichte in 3 : 54 :12 als treuer Helfer in der Mannschaft das Ziel als 41. Frömming schwer bestraft. Der Berliner Trabrennfahrer I. Frömming ist von der Obersten Behörde für Traberzucht und -Rennen schwer bestraft worden. Frömming wurde in eine Geld- strase von 1000 Mark genommen und erhielt außerdem Fahrver bot für je acht Renntage auf allen deutschen Bahnen. Als Grund wird angegeben, daß er am 5. Juli in Ruhleben das wettende Publikum irresührte, indem er den Lehrling Pinkert mit der Steuerung der aussichtsreichen Stute Anette Loh betraute und selbst bas weniger hervorgetretene Pferd Pes seines Stalles fuhr. Das Publikum vertraute sein Geld in gutem Glauben der Fahrt Frömmings an, während Anette Loh. dazu nock zu überraschend kurzen Odds, leicht gewann. 14. Juli. Sonnenaufgang 3.53 Sonnenuntergang 20.18 Monüäufgang 6.38 Mondunlcrgang 21.23 1884: In Dualä an der Mündung des Kamerunflusses wird die deutsche Flagge gehißt. Gründung deutscher Kolonien. — 1909: Rücktritt des Reichskanzlers Fürsten Bülow; von Bethmann Hollweg wird sein Nachfolger. — 1917: Staats sekretär Michaelis wird Reichskanzler. — 1920z Der Maler Albert von Keller in München gest. geb. 1844). Namenstag: Prok. und kath.: Bonaventura. 15. Juli. Sonnenaufgang 3.54 Sonnenuntergang 20.17 Mondaufgang 7.50 Monduntergang 21.35 1099: Erstürmung Jerusalems (1. Kreuzzug, 1096—1099). - — 1606: Der Maler Rembrandt Harmensz van Ryn in Leiden geb. (gest.. 1669). — 1831: Der Bildhauer Reinh. Begas in Berlin geb. (gest. 1911). — 1874: Der Dichter Wilhelm von Scholz in Berlin geb. - 1928: DN italienische Politiker und Staatsmann Giovanni Giolitti in Rom acst. kaeb. 18421. RM-Wt-Vrogramm Rcichsfender Leipzig: Sonnabend, 14. Juli 13,10 Schallplattenkonzert; 14,15 Zeitschrift und Kultur wille; 14,35 Kinderstunde: Wir bereiten ein Gartenfest vor; 1515 Wochenübersicht; 16,00 Nachmittagskonzert; 17,00 Flieger» ! abenteucr oder Sport? F. K. Frhr, von Koenig-Warthausen; 17,55 Geqenwartslexikon: Dampfmotor, Abwasserwirtschaft, > Lichtbiologie: 18,10 Cembalomusik; 18,40 Dr. Joses Goebbels: Vom Kaiseryos zur Reichskanzlei; 19,00 Deutsche Wanderlieder zur Laute; 19,35 Kloster Altzelle bei Nossen; 19,55 Kulturpro paganda; 20,00 Nachrichten; 20,10 Ehrentasel der Arbeitsschlacht 20,15 „Funk aus Urlaub", ein heiteres Wochenende am THUrin; ger Meer; dazwischen 22,05 Nachrichten und Sportsunk. , 10.10: Deutsche Gegenwart und klassisches Altertum. — 10.30: Fröhlicher Kindergarten. — 11.30: Schallplattenkonzert. — 11.45: Die Bedeutung des Werbetages der Kleingärtner und Kleinsiedler. — 15.15: Kinderbastelstunde. — 15.45: Wirtschastswochenschau. — 17.00: Sportwochenschau. — 18.00: Arbeitskamerad, Du bist gc- meintl — 18.15: Der deutsche Rundsunk bringt ... — 18.20: Alles dreht sich. — 19.55: Glockengeläuts vom Bremer Dom. — 20.10: Großer klassischer Operetten-Abend. — Während der Pause, 20.50: Zeitsunk. — 22.20: Funkbericht von der Internationalen Meeresschwimmeisterschust in Zoppot. — Funkbericht van der deut- j schen Pollzeimeisterschajt in Magdeburg. — Funkbericht von der! s deutschen Hochschulmeisterschaft in Frankfurt a. M. — — 23.0:H ; bis 0.30: Aus Stuttgart: Bunte Unterhaltungsmusik. ! Interessantes aus obigem Programm und von anderen Sendern: Sonnabend: 18.00: Arbeikskamerad, du bist gemeint! (Deutschlandsender). 18.00: „Graule Bohnen inet Speck (Köln). 18.15: Karl Macrtin: Der alte Steinbruch (Breslau). 18.30: Annaberg. Der erste Spatenstich z. Thingplah (Breslau). 18,30: Ieh'n wir mal in'n Schweizer Jarlen! (Berlin). 19.00: Alles in Ordnung! (München). 19.00: Feier des Sommers (Frankfurt). 19.00: Deutsche Wanderlieder zur Laute (Leipzig). j 19.35: Heiteres in ostpreußischer Mundart (Königsberg). § 20. 05: Saarländische Umschau (Frankfurt, Stuttgart). ! 20.10: Ehrentafel der Arbeitsschlacht (Leipzig). 20.10: Großer klassischer Operettenabend (Deutschlandsender, i Frankfurt, Köln, Stuttgart). 20.10: Operetlenabend (Breslau). 20.10: Sportfest im Sommer (Hamburg). 20.10: Musikalisches Feuerwerk (München). 20.15: Funk aus Urlaub (Berlin, Leipzig; 22.30 Königsberg). 21.10: Großer klassischer Operettenabend (Königsberg). . 22.20: Intern. Mccresschwimmeisterschaft — deutsche Polizei meisterschaften — deutsche Hochschulmeisterfchasken (D.- s Sender). 22.35: Nürburgrennen (Frankfurt). (1». Fortfet«»-.) Endlich kam das junge Mädchen wieder: „Frau Bergmann ist leider nicht zu sprechen. Sie ist außerordentlich stark in Anspruch genommen." Doktor Wangenheim hörte die Ablehnung. Aber noch einmal raffte er sich zusammen: „Dann möchte ich die gnädige Frau doch herzlich vittcn, mir wenigstens die Adresse von Fräulein Rose marie Reuß zu geben." Das junge Mädchen verschwand, kam aber sehr schnell zurück: „Die Adresse von Fräulein Neuß ist Frau Bergmann leider unbekannt." Da wußte Wangenheim, daß hier für ihn nichts zu hoffen war. Frau Bergmann ließ sich vor ihm verleug nen, obwohl sie ihn aus Rosemaries Erzählungen dock- genau kannte. Und Rosemarie hatte doch immer mit so herzlicher Liebe von ihr gesprochen und ihm gegenüber ost gerühmt, was für eine wundervolle gütige Frau ihre Tante Berta sei. Mit einer stummen Verbeugung ging er. Als er in derselben Nacht nach Hause zurückfuhr, wußte er, daß er nicht Rast noch Ruhe finden könnte, bis er sie wiedergefunden hatte. Das gleichförmige Hämmern der Lokomotive und das Rasseln der Wagen legte sich endlich betäubend auf sein schmerzhaft' arbeitendes Hirn. Zur Musik wurden ihm die eintönigen Geräusche in ' seinem Zustand zwischen Schlaf und Wachen. Er sah sich wieder mit Rosemarie in jenem kleinen, hübschen CafL, hörte plötzlich des fremden Sängers wundervolle, tränen- durchzitterte Stimme: Rosenkarie, Rosemarie, sieben Jahre mein Herz nach dir schrie... aber du hörtest es nie... Er schaute Rosemarie neben sich mit ihren schreckhaft geweiteten Augen, die ihm wie die einer Seherin er schienen waren. Plötzlich wußte Dortor Wangenheim in Heller Erkennt nis, daß Rosemaries Seele damals den Dingen in banger Ähnung vorausgecilt war. Der O-Zug donnerte durch die Nacht. In Wolfgang MMigenheim wühlte ein grausamer Schmerz. Ain Bahnhof stand sein Wagen. Der Chauffeur hatte ihm eine ernste Mitteilung zu machen. ^Abcr als er in das fahle, leidverzerrte Gesicht seines Herrn sah, hielt er zurück. Wahrscheinlich hatte er es schon erfahren... Etwa eine Stunde noch summte der große, elegante Wagen über die Landstraßen dem Rhein entlang, an dessen Ufer die herrliche, schloßartige Besitzung der Wangen heims lag. Als Wolfgang das Haus betrat, schaute er iih die blassen, verweinten Gesichter des Personals. Unheimliche Stille herrschte in den hohen Räumen. Was war geschehen? Da trat ihm aus dem Zimmer seines Vaters der alte Hausarzt entgegen und drückte ihm in stummem Mit- gesühl die Hand. „Der Herr Kommerzienrat... Die Besserung seines Befindens hat uns getäuscht...", sagte er leise und stockend. Am Totenbett seines Vaters sank Wangenheim in die Knie. Seine Hände sallcteu sich, aber seine Lippen sanden keine Worte für das Schicksal, das ihm gn einem Tage die beiden liebsten Menschen genommen hatte. Viertes Kapitel. Zwei Jahre waren vergangen, seit Rosemarie an jenem naßkalten Ottobcrabcnd die Heimat verlassen hatte, um im großen Berlin ein neues Leben zu beginnen. Eifrig waren die Briefe zwischen Tante Berta und Rosemarie hin und her gegangen, aber alle inständigen Bitten der alten Dame hatten nicht vermocht, Rosemarie auch nur für wenige Tage nach Hause zu holen, wenn auch zwischen den Zeilen ihrer Briefe oftmals schmerz liches Heimweh zu lesen gewesen war. Wangenheim war von Rosemarie nicht wieder er wähnt worden, aber Tante Bcrta wußte auch, daß Rose marie nie wieder Interesse für einen anderen Mann ge habt hatte. Soviel sie von ihrem „Onkel Brunnenrandt" zu Gesellschaften mitgenommen wurde, soviel die junge, knospenhafte Schönheit Rosemaries die Zielscheibe heißer, werbender Männerblicke war, es schien, als sei sie durch ihr erstes furchtbares Erlebnis vor weiteren Enttäu schungen gefeit. Ihr Herz gehörte der Kunst. Eifrig widmete sie sich ihrem Studium, und Doktor BruUnenrandt, an dem sie einen wahrhaften Vater gefunden hatte, blieb ihr einziger Vertrauter. Und weil Tante Berta das alles mit feinem Verständ nis und einem Herzenstakt, wie er oft schlichten Menschen so wundervoll eigen ist, ahnte, hatte sie Rosemarie auch von dem damaligen Besuch Doktor Wangenheims nichts geschrieben. Wozu dem Kinde das Herz schwer machen, das kaum wieder ein wenig Mnt zum Leben gewannen hatte? Wozu Wunden, die kaum sich geschlossen, wieder aufrcißen? Oft hatte sie sich in einsamen Nächten den alten Kopf zergrübelt und sich gefragt, ob cs recht gewesen war, daß sie Doktor Wangenheim damals so kalt abgewiesen hatte. Aber was hätte er ihr schon sagen wollen? Eine banale Entschuldigung vielleicht, die war ja billig. Nein, Tante Bcrta verzieh ihm nicht, daß er an jenem Abend nicht zu Rosemarie gekommen war und sie dadurch in die tiefste Verzweiflung getrieben hatte. . Zwei Jahre lag das alles zurück. Zwei lange Jahre... . Wie schwer hatte sie das Alleinsein getragen, wie bitter hatte sie Rosemaries sonniges, strahlendes Wesen per mißt! „Eigentlich wäre mal wieder ein Briefchen fällig!" sagte Tante Berta soeben leise, während De nimmer- müden Hände durch schwarze raschelnde Seidt glitten; In der Schueidcrstube rasselten die Nähmaschinen ihrer beiden jungen Gehilfinnen, vie von Frau^Äergmanns Selbstgespräch nichts gehört halten. In diesM Augenblick klingelte es. „Der Briefträger!" sagte lachend die flink kleine Grete Wendt, die sofort an die Tür gelaufen war, und schwenkte ein feines zartrosa Brieschen. Tante Berta lachte, als sic ihren heimlichen Wunsch so hlitzhast schnell erfüllt sah. Sonst nahm sie sich immer Zeit mit Rosemaries Briefchen, las sie oft erst nach dem Mittagessen in ruhiger Feierstunde, aber heute, da sie so lange schon aus Post gewartet hatte, konnte die alte Dame - ihre Ungeduld kaum zügeln. Schnell griff sie nach einer Schere, und schon hatte sie den feinen Umschlag geöffnet. Plötzlich zerriß ein freudiges Schluchzen das rasselnde Geräusch der Nähmaschinen. Die jungen Mädchen schauten verwundert auf. In den gütigen alten Augen ihrer Chefin standen große Tränen. Hatte sie böse Nachricht bekommen? Die beiden waren erst nach Rosemaries plötzlichem Weg gang hierher gekommen und hatten sie persönlich nicht mehr gekannt. Aber aus Frau Bergmanns Erzählungen und den Photographien, die ihren Briefchen oftmals bei lagen, stand ihnen Rosemarie schön längst sehr nahe, und das feine, schöne Mädchen, das einmal eine ganz große Künstlerin werden sollte, hatte ihre hellste Bewunderung. Aber Frau Bergmann stillte schon die Erwartung: ' „Denkt nur, sie ha« es erreicht. Am Sonnabend tritt sie zum ersten Male in Vertretung einer plötzlich erkrank- ten Schauspielerin im Großen Berliner Schauspielhaus ' / auf. Oh, das Kind, das liebe Kind! Und sie bittet mich. dringend, dieser ersten Vorstellung beizuwohnen. Ich soll ' hier alles stehen und liegen lassen und nach Berlin kommen. Alles hier stehen und liegen lassen? Wie ein» « fach sie sich das denkt! So leicht geht das doch nicht!" (Fortsetzung folgt.)