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Weingartner: 6. a) Liebesfeier. An ihren bunten Liedern klettert Die Lerche selig in die Luft, Ein Jubelchor von Sängern schmettert Im Walde voller Blüt’ und Duft. Da sind, so weit die Blicke gleiten, Altäre festlich aufgebaut, Und all’ die tausend Herzen läuten Zur Liebesfeier dringend laut. Der Lenz hat Rosen angezündet An Leuchtern von Smaragd im Dom, Und jede Seele schwillt und mündet Hinüber in den Opferstrom. n. Lenau. Strauß: b) Befreit Du wirst nicht weinen. Leise, leise Wirst du lächeln und wie zur Reise Geb' ich dir Blick und Kuß zurück. Unsere lieben vier Wände, du hast sie bereitet, Ich habe sie dir zur Welt geweitet; O Glück! Dann wirst du heiß meine Hände fassen Und wirst mir deine Seele lassen, Läßt unsern Kindern mich zurück. Du schenktest mir dein ganzes Leben, Ich will es ihnen wiedergeben; O Glück! Es wird sehr bald sein, wir wissen's beide, Wir haben einander befreit vom Leide, So geb’ ich dich der Welt zurück. Dann wirs* uu mir nur noch im Traum erscheinen Und mich segnen und mit mir weinen; O Glück! Dehmel. c) Traum durch die Dämmerung. Weite Wiesen im Dämmergrau; Die Sonne verglomm, die Sterne ziehn, Nun geh’ ich hin zu der schönsten Frau, Weit über Wiesen im Dämmergrau, Tief in den Busch von Jasmin. Durch Dämmergrau in der Liebe Land, Ich gehe nicht schnell, ich eile nicht; Mich zieht ein weiches, samtenes Band Durch Dämmergrau in der Liebe Land, In ein blaues, mildes Licht. Bierbaum. Rubinstein: d) Neue Liebe. Hinaus ins Weite, Frühling kommt bald Durch Schneegetreibe zum Fichtenwald; An stürzenden Bächen, schwindelnder Bahn, Durch sausende Wipfel, zum Fels, zum Gipfel Hinauf, hinan — sauge, durstiger Wind, nur sauge Mir die stürzende Träne vom Auge, Lehn’ an die brennende Stirne dich an! Ach, nach dem Trauern, dem dumpfen Schmerz, Wie löst dies Schauern selig mein Herz. O rastlos Drängen, rastlos Drängen, Willst du gewaltsam die Brust zersprengen? Ich kenne dich! Liebe! Du kommst unaufhaltsam Noch einmal, Herrliche, über mich! Oeibel. Bitte wenden,