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Biographische Notizen über Siegfried Rapp Siegfried Rapp wurde in Chemnitz geboren. Schon in seiner frühesten Jugend zeigte er außergewöhnliche musikalische Fähigkeiten und trat bereits im Alter von zwölf Jahren öffentlich als Pianist auf. Nach dem Abiturienten examen nahm er an der Leipziger Hochschule für Musik bei den Professoren Teichmüller und Rohden das Klavierstudium auf, das er 1942 mit einer ausgezeichneten Solistenprüfung beendete. 1943 traf ihn das gleiche Schicksal wie Paul Wittgenstein: Er verlor infolge einer Kriegsverwundung den rechten Arm. Seine Pianistenlaufbahn schien beendet. Doch mit ausdauerndem Fleiß und bewundernswerter Energie erarbeitete er sich mit der linken Hand eine Spezialtechnik, die ihn nicht nur seinem Beruf erhielt, sondern ihn darüber hinaus zu erstaunlichen pianisti- schen Leistungen führte. 1946 wurde Siegfried Rapp an die Hochschule für Musik in Weimar berufen und 1953 zum Professor ernannt. Die letzten Jahre brachten eine rege Konzerttätigkeit mit den Klavierkonzerten für die linke Hand von Ravel, Britten, Richard Strauß, Janacek, Bortkiewicz und Johannes Paul Thilman. Außerdem beherrscht der Virtuose eine Reihe von wertvollen Solostücken für eine Hand, die zur Gestaltung von zwei Klavierabenden ausreichen. 1956 brachte Siegfried Rapp in Berlin das vierte Klavierkonzert op. 53 von Prokofjew unter Leitung von Martin Rieh (New York) zur Uraufführung. Dieses Werk, das seit der Entstehung im Jahre 1931 noch nicht erklungen war, wurde dem Pianisten von der Witwe des sowjetischen Meisters Prokofjew übersandt. Mehrere Konzertreisen führten Prof. Rapp nach der Bundesrepublik, wo er unter namhaften Dirigenten wie Karl Eimendorff, Wolfgang Sa wallisch und Otto Matzerath konzertierte. Innerhalb der Deutschen Demokratischen Republik musizierte er mit fast allen Orchestern und mit bekannten Dirigen ten; so je viermal mit Rudolf Kempe, Hermann Abendroth, Franz Kon- witschny und zweimal mit Heinz Bongartz. Auf seinen Auslandsreisen, die ihn bisher nach Italien, wo er in neun Städten das Prokofjew-Konzert mit den Stuttgarter Philharmonikern vortrug, nach Österreich und nach der Schweiz führten, wurde Siegfried Rapp begeistert gefeiert. Günter Haußwald schrieb in einem Programmheft der Staatskapelle Dres den: „Rapp, dem das gleiche Schicksal wie Paul Wittgenstein beschieden ist, gehört zu den hervorragenden Pianisten der Gegenwart. In seinem Spiel zeigt sich nicht nur überlegene und sichere Technik, sondern man rühmt ihm auch eine starke und persönliche Einfühlungsgabe nach. Dies alles schafft die Voraussetzung, auch das einhändige Klavierspiel mit eigens dafür geschaffe nen Werken zu einem starken künstlerischen Eindruck werden zu lassen.“