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Zur Einführung Das italienische Wort Concerto (von concertare = Gegeneinanderspielen, Wetteifern) taucht zuerst in der frühen Barockzeit auf. Die Praxis, die Stimmen oder Chöre miteinander wechseln zu lassen, also das C h o r k o n z e r t, finden wir schon bei A. Willaert, bei den beiden Gabrieli und Banchieri in Italien, bei M. Prätorius, H. L. Häßler und J. H. Schein im Deutschland des 16. und 17. Jahrhunderts. Als „Erfinder“ des Konzerts für mehrere vokale Solo-Stimmen gilt L. Viadana. Im Zusammenhang mit dem vokalen ent stand jedoch auch schon im 17. Jahrhundert das instrumentale Konzert. Da sind es zunächst Corelli, Torelli, Stradella u. a., die im Concerto grosso das Ganze, das Tutti des Orchesters (concerto grosso) einem solistischen kleinen Orchester (concertino) klanglich gegenüberstellen. Händel hat das reine italienische Concerto grosso gepflegt, Bachs „Brandenburgische Konzerte“ sind die Krönung dieser Gattung. Neben dem Concerto grosso kommt, ebenfalls unter dem Namen Concerto oder Konzert, eine andere Art Instrumentalmusik auf, bei der die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ganz geschwunden ist und überhaupt keine Gegenüberstellung mehrerer Klangkörper erfolgt, sondern im Gegenteil das ganze Stück in einem kräfti gen, geschlossenen, kompakten Satz erklingt. Hierher gehört die „Konzertante Musik für Orchester“ op. 22 von dem Dresdner Kapellmeister Siegfried Kurz unseres Programms, dessen „Vier Sinfonische Tänze“ und sein Violinkonzert hier schon bekannt sind. Konzertante Musik ist eine „konzertierende“ Musik für Orchester, d. h. im Sinne der Begriffsverschiebung des 18. Jahrhunderts mehr eine virtuose, glanzvolle, eher schwungvolle als sinfonisch geformte Musik. Das Werk ist einsätzig, kurz, von zeitgenössischen Ausdrucksmitteln, mit mehrfachen Holzbläsern, mit Hörnern, Trompeten, Tuba, Pauke und Streichern besetzt. Nur um wenige Jahre jünger als das Concerto grosso ist das Solo-Konzert, bei dem ein einzelnes Instrument mit dem Orchester „wetteifert“. Die ersten Violinkonzerte schrieben Albinoni und Torelli, der erste Großmeister der Gattung wurde Vivaldi; von ihm übernahm sie J. S. Bach, der als erster das Violinkonzert auf das Klavier übertrug. Von dieser Zeit an ist das Solokonzert für alle möglichen Instrumente bis in die Gegenwart hinein reich gepflegt worden - zu ihnen gehören die Klavierkonzerte von Thilman und Prokofjew. Das Concertino (= kleines Concerto) für Klavier und Orchester op. 65 von Johannes Paul Thilman für die linke Hand allein geschrieben, entstand 1953/54 (wie der Komponist uns mitteilt) „auf Wunsch des Pianisten Prof. Siegfried Rapp und ist ihm gewidmet. Das Werk ist viersätzig, trotzdem aber nicht lang. Der erste und dritte Satz sind schnell und lebhaft im Tempo und von einer etwas heiteren Haltung. Das volkstümliche Element, also die künstlerische Absicht, sich verständlich auszusprechen, überwiegt. Der