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Melodisch weit ausschwingend führt Reger die Singstimme. Durch eine fast an Wagner gemahnende spätromantische Orchesterbehandlung erreicht der Meister ein harmonisch leuchtkräftiges Klangbild, das mit seinem klang gesättigten Pathos der Hymnik des textlichen Vorwurfes weitestgehend entgegenkommt. Ein bezeichnendes Werk für die Vokalmusik der Jahr hundertwende. Fidelio F. Finke schrieb sein „Konzert für Orchester“ vor reichlich 20 Jahren. Nach der Uraufführung durch das Sinfonieorchester des Wiener Rundfunks erlebte das Werk mehrere Aufführungen, beispielsweise durch das Meister orchester der Tschechischen Philharmonie unter Vaclav Talich. Durch den Titel des ersten Satzes „Alla marcia“ wird die rhythmische Eigen art eindeutig festgelegt: Vierertakt, Punktierungen, Akzente und Schwer punktverlagerungen ergeben den typischen Charakter eines Marsches. Der Anfangssatz ist nach dem Prinzip der Bachschen Inventionen-Sinfonien gearbeitet: Vier Stimmen stellen vier Themen vor, die mit allen Finessen eines reichen kontrapunktischen Könnens verarbeitet werden. Der zweite Satz ist „Nachtstück“ überschrieben. Durch die fehlenden Geigen wird das Atmo sphärische einer nächtlichen Stimmung trefflich untermalt. Wir hören ein zweiteiliges Thema mit einer Variation und einer Coda. Durch eine fast raffiniert anmutende kontrapunktische Verzahnung, die beim erstmaligen Hören kaum zu begreifen ist, wird eine bewundernswerte thematisch motivische Verdichtung erreicht. Typisch für den Charakter eines „Nacht stückes“ ist, daß Finke auf ein reines Dur und reines Moll verzichtet und dabei dennoch tonal bleibt! Im letzten Satz „Quodlibet“ begegnet uns ein großes Rondo mit zwei Seiten themen. Später gesellt sich noch als wichtige Stimme ein Thema aus dem ersten Satz hinzu, so daß schließlich — so wie im Quodlibet üblich (wie es beliebt, jeder nach seiner Weise!) — fünf Themen miteinander kombiniert werden. Alle kontrapunktischen Finessen, wie sie Finke gleichsam spielend aus dem Ärmel schüttelt, stehen nie einseitig im Vordergrund: Es dominiert das menschlich-inhaltliche Anliegen der Musik mit seinem nachdenklichen Ernst, dem philosophischen Humor und nicht zuletzt der Freude am Leben, — Wesenszüge übrigens, die aufs trefflichste die Persönlichkeit des verehrten Dresdner Komponisten charakterisieren.