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Lagesgeschichte. Deutschland. — Die in der Luft liegende zweijährige Dienst zeit, deren Für und Wider seit einigen Monaten von der deutschen Presse eifrig erörtert wird, hat jetzt auch in der Rete des Reichskanzlers eine Erwähnung gefunden, di« lebhaftes Aussehen erregt hat und mancherlei Auslegungen erfährt. Herr v. Caprivi sagte: „Wir Deutsch« habrn «inen Factor, ter hoff«n läßt, daß, w«n« es noth thut, es an nichts fehlen wird, das ist di« st«igend« Bevölkrrungsziffer. All« Jahre w«rd«n in Deutschland wehr Knab«n geboren al« im Vorjahre; es können also auch immer mehr Männer zur Aushebung kommen und ich halte es nicht für ausg«- schlofsen, daß rm nächsten Winter die Regierungen mit dem hohen Hause in Verhandlungen darüber «intreten, wie diese steigende Bevölkerungsjiffer ausgenutzt werden kann, um auch unsere Wehrkraft ihr entsprechend allmählig zu steigern." Der oben erwähnte Ausdruck .zweijährige Dienstzeit" braucht natürlich nicht mit Nothwendigkeit buchstäblich genommen zu werve«; er besagt eben eine Kürzung der Dienstzeit zum Zwecke stärkerer zahlenmäßiger Einstellung von Mannschaften. Au« der Rede d«s Reichskanzlers hat man einen auf dieses Ziel hinausgehenden Schluß ziehen müssen. Dies thut auch die Nat.-Lib. Lorr., indem sie an die Zukunstspläne erin nert, die der frühere kriegsmtnister v. Verdy im Sommer vorigen Jahre« laut werden ließ, eine allmähliche Durchfüh rung d«r allgemein«» Wthrpflicht nach den Scharnhorst'schen Ideen, mit tatsächlicher Einstellung und Ausbildung jedes waffenfähigen Manurs und unter weiterm Ausblick auf ein« Verkürzung der Dienstzeit. „In wieweit diese Pläne jetzt bestimmtere Gestalt angenommen haben al« im vorigen Jahre", schreibt di« Lorrespondenz, läßt sich aus den zurückhaltenden Andeutungen d«S Reichskanzlers noch nicht klar genug erken- n«n; e« bleibt sogar zweifelhaft, ob er unter d«m nächsten Winter noch die gegenwärtige Session oder erst den Winter 1892—93 gemeint hat. In Lbgeordnetenkreisen hat man die Andeutung meist dahin verstanden, daß demnächst die Einführung der zweijährigen Dienstzeit mit einer entsprechend höheren Au«hebung«zahl werd« vorgeschlazen w«rd«n. Man wird «rwarten dürfen, daß die wettern ElatSberathungen im Plenum oder in der Budgetcommifston über diese Angelegen heit etwas klareres Licht verbreiten werden. Perlin, 30. November. Reichstag. In der Etat«- berathung ersucht« der Abg. Huene (Ztr.) die Regierung bei der ungünstigen Lufnthm« de« Aller»- und Invalivitäirver- fich«ruogsgesetz°.S um möglichst schnelle Beseitigung der er kannten Mängel. ES sei die äußerst« Sparsamkrit nöthig, trotzdem müsse man die für das Heer erforderlichen Mittel bewilligen. Die Aufrecht«»Haltung der Zvll« sei nöthig, um reich« Einnahmen zu erhalten. Die Herabsetzung der Se- tr«idezölle werve keine Preisermäßigung hrrbetführen. Di« Handelsverträge bedeuteten keinen Bruch mit der Schutz zollpolitik. Im Kampfe gegen die Sozialdemokratie ver spreche nur di« Religion Erfolg. Das Lentrum werd« di« R«gi«rung üb«rall unterstützen, wo es gelt«, die Würde und da» Ausehtu d«s Reiche« zu chahrrn. Abg. von koecielSki (Pole) tadelt di« vermantfirungsbestrebungen gegen die Po- l«n; fi, seien «in Zeichen der Schwäche. Der Reichskanz- l«r widerspricht d«m Vorwurfe der wtrthsch östlichen Ber nachlässtgung der Provinz Posen, dieselbe verdankt« alles d«m Hoyenzollerahauf«. Abg. Richter (Ofrs) wirft den Ministern vi« Veröffentlichung nicht gegengezetchneler Er, lasse vor und verthridigt die Berechtigung der Börse. Richter lobt die Form der Rede Caprivis; «r führt weiter au«, di» Liberalen seien keine Anhänger Cap rivis, wie Caprivi kein Liberaler sei. Redner schließt mit der Forderung, die Zölle aufzuheben; so lange die« nicht ge schehen sei, gebe.«» keinen Frieden* zwiichwdeuSrAfi» und dem Kanzler. Reichskanzler v. Caprivi erwidert, er habe nicht im entferntesten daran gedacht,' sein« Rede gegen seinen um das Reich hochverdienten Vorgänger zu richten; er hab« nur gesprochen, um zu beruhig««. — Danach wird die Etatsdebatte geschloffen. Einzeln« Theile werd«» an di« kommisfionen v«rwi«sen. — Nächste Sitzung morgen um 1 Uhr. Tagesordnung: kolonialetat. Potsdam, 30. November. Gestern Abrnd 7 Uhr fand bei den kaiserlichen Majestäten zu Ehren des Königs von Dänemark eine größer« Abeudtafel von einig«« 70 Ge decken statt, an welcher außer dem Könige von Dänemark nebst Gefolge und Ehrendienst auch der dänisch« Gesandte v. Bind, der Gesandtschaftssekretär Vedel, der gesammte königliche Hof, die zur Zeit in Berlin und in Potsdam wei lenden Mitglieder der königlichen Familie, die Kabinetschefs, der Reichskanzler v. Caprivi, der StaalSmiuister v. Boetti- cher, der Kriegsminister General v. Kaltenborn-Stachau, der Staatssekretär Freiherr Marschall v. Bieberstein, der Haus- minifter v. Wedell und mehrere andere hohe Militär« und hochgestellte Personen theilnahmen. Die Tafelmusik wurde von den Mufikchörtn de« Regiments der Garde« du Corps und des Leib-Garve Husarenregiments ausgeführt. Um 9 Uhr 30 Minuten ist der König von Dänemark von der Wildpark station nach Stettin abgereist. Se. Maj. der Kaiser beglei tete denselben zum Bahnhofe. Berlin, 30. November. Dem„B. T." meldet man au« Raheburg: Fürst Bismarck traf mit dem Grafen Her bert mittags hier «in. Die Bevölkerung der Stadt bereitete ihm «ine großartige Aufnahme. Den städtischen Kollegien gegenüber äußert« der Fürst, er bekunde durch sein«« Besuch, daß er sich nicht mehr als Berliner sonder^alSLanrnbur - ger fühle. — Der Ingeni«ur Hochstetler, welcher im Auftrage des leitenden Ausschusses der Amisklaver«i-Lotterie eine Expe dition zur Voruntersuchung der geographischen Verhältnisse ve« Uker«we See« (Biktorig-Nyansa) führen sollte, ist, der »Köln. Zlg." zufolge, am 26. November in Bagamoyo dem Sonnenstiche erleg«n. An seiner Stell« Hal vorläufig Baron Fischer, der als Topograph für die Landvermeffung der Expedition zugeth«ilt war, den Befehl übernommen. Die Sxprdition ist vollständig marschbereit, ihr gehören an Wei ßen noch Lieutenant Miyer und Steuermann Blatt an. Oesterreich. Wien, 30. Nov. Da« österreichische Herrscherhaus ist, wie schon tel«gr. b»richt«t, von «ine« doppelt«» Tcauer- fall belroff«» word«n. Erjhtrzoz Hltnrich unv s«to« Gr mahlin Freifrau von Watveck, welch« B«id« an öung«n«at- zünvung, wohl ein«r Form dir j«tzt hi«r grasfirrnden In fluenza, «krankt war«n, find kurz nach «inavd«r thr«m Lei- den erleg««. Freifrau vo« Waideck verstarb gestern Nach- ulittag, heut« früh 8'/, Uhr v«rschi«d der Erzherzog. Erst vor Kurzem war Erzherzog Heinrich mit seiner Familie au» Bozen nach Wien g« kommen, um an d«n K«st«n au« Anlaß der Vermählung der Erzherz^iu Luts» thetlzuneh men, bet w«lch«r S-lrgenheit seine Mchter tn vt« Welt Angeführt wurt«. Erzherzog Heinrich war al« jüngster Sohn ve« Erzherzog« Rainer, ve« E^-,k«l«' de« Kaiser» ErzgrbUolkssremrd Tageblatt für Schneeberg und Umgegend Amtsblatt fi»r die kö» Expedition, «erlag und Druck von L. M. Gärtner in Schneeberg. 7k 1 MerttonSgebühre«: dl« gespalten« Zett« l Nr. 279 Mittwoch, 2. Decbr. 1891. Pr«t» vierteljährlich 80 Pfennige. zeig« zu machen. «. Konkursverfahren GareiS. r au die Schulkaffe abzuführen. Gegen di« Restanten früherer Quartale wird bez. Ausschließung der Kinder aus der Selekta Zahlung erfolgt. man mit der ZwangSbeitreibuug Vorgehen, wen« nicht unverzüglich Vvrue» für die königliche« und -ädtischen Behörde« i« Aue, Grünhai«, Harteustei« Johm»«george«-a-t, Lößnitz, Reutzädtel, Schneeberg, Schwarzenberg «nd Wildenfels. Franz Joseph am 9. Mat 1828 in Mailand geboren. Nachdem er sich am 4. Februar 1868 mit Frl. Leopoldine Hofmann, geboren am 29. November 1842, vermählt hatte, lebte er zurückgezogen in Bozen und erst nachdem sein» Ärmahlia 1872 ÄS Krau v. Waideck in den österreichischen Uhrlstand erhöben worden, trat «r wilder tn lebhafteren Berühr zu den anderen Mitgliedern ve« Kaiserhauses. Der Eb, entstammt nur die obenerwähnte Tochter, Baroneß v. Waideck.- Wien, 30. Nov. Dem .Fremdenblatt' zufolge wird in den nächsten Tagen, wahrscheinlich schon morgen, in Rom die Unterzeichnung des Handelsvertrages zwischen Oesterreich- Ungar« und Italien durch den Marches« Rudini und den österreichisch-ungarischen Botschafter Baron Bruck statt finden. den 14. Januar 1892, Vormittags 11 Uhr — vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz habe« oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nicht« an den Gemetn- schuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befrie digung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 15. December 1891 An- Schwarzenberg, am 27. Nov. 1891. Der Stadtrath Schweiz. Bern, 30. Nov. Die schweizerischen Delegirten zu den HandelSverlragsverhanbluagen mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn reisen morgen nach Wien ab. Gutem Bernehne« nach führten die schriftlichen Unterhandlungen zu einer vollständigen Einigung der Parteien. Kraukreich. Paris, 30. November. Die Kommission der Depu- tirtenkammer zur Berathung der Vorlage, betreffend die tu Frankreich ansässigen Ausländer, nahm di« Bestimmung an, wonach alle nach Frankreich kommenden Ausländer, welche daselbst vorübergehend oder dau«rnd ein Berufsgeschäft auS- üben wollen, gehalten sein sollen, binnen acht Tage« eine entsprechende Erklärung an die Mairie der Gemeinde zu richten, worin sie dauernden Aufenthalt nehmen wollen. Paris, 29. November. Bei einem zum Andenken au die Schlacht von Champignh abgehaltenen Feste kam e» zwischen Boulangtsten und Sntiboulanzisten zu Streitigkeiten und Zusammenstößen, in Folge dessen Gendarm«» sich zum Linschrtit«» veranlaßt sahen. Leus, 30. Roo. Der Kongreß der Delegirten der Bergarbeiter beschloß, die Arbeit morgen früh auf allen Gruben wieder aufzunehmen. Der Ausstand in den Gruben der Departements du Nord und Pa» ve Calais kann somit als beendet betrachtet werden. Chiu». — Die Verhältnisse in China werden immer bedenk licher. Heute kommen vte ungeheuerlichsten Meldungen über Greuelthaten aus dem Reiche der Mitte. Ein« Depesche des »Daily Chronicle" aus Tt«n!stn giebt genaue Mittheiluoze» über die Niebermetzelung ver Christen tn Tukow, denen zu folge e« den Mitgliedern der belgischen Mission unmöglich war, zu entkommen. Die eiogevorenen Christen wurde» zuerst abzeschlachtet; dann ermordeten die Rebellen di« kleinrn Kinder in der grausamste» Weise, zerhackten deren Kö per mit groß«« Messern und briiten sie auf Scheiter haufen. Dir Nounen wurden zue: st den größten Qual«» untrrworftn, dann schlug«« thurn die Unmenschen mit Knüp peln di« Schävel «tn. Die Priester wurden auf alle wöz- Uch« Weis« mißhandelt; einem derselben wurde di« Zunge unv das Hrrz au»g«riff«n. Einer der ersten Mandarine» ve« Distrikt- bewirthete darauf die Mtflelhäter in festlicher Weis«. Di« «uropäischen Bertr«t«r d«r fremd«» Mächte stad auf'» A«uß«rstr empört, und unter de» tn China ansässige» Au»länb«rn herrscht groß« Errrzung. Die Rebellrn dring«» tmmrr w«ti«r süvwärt« vor. Nach ein«r M«lvung au» Shanghai schlug «in« b«ütut«adr Trupp«nmachl dir Aufstäu- disch««, welch« von «in«m Lamivri«strr befehligt war, 4000 Auf drm die Firma T. H. Loigtmanu in Zell« brtr ff-nden Folium 140 d«»I Handelsregisters für Neustädlel, Aue uuv die Dolfschaneu »st heute oerlauibari ward«», daß die Firma künftig: C H Loigtmanu Nachf. Carl Rößler firmirt, daß Carl Heinrich Loigtmanu in Zelle ausgeschitden und daß Heinrich Theodor Carl Rößler, Kaufmann in Zelle, Inhaber der Firma geworden ist. Schneeberg, d«n 25. November 1891. Königliches Amtsgericht. Müller. Königliches Amtsgericht zu Lößnitz, am 30. Novrmber 1891. Gaudich, A.-R. veröffentlicht: Ehrlich, GerichtSschreiber. Ueber da« Vermögen de« Putzwollfabrikanten August Emil Rothe in Lößnitz, alleiniger Inhaber der Firma F. «. Rothe daselbst, wird heute am 30. November 1891, vormittag» */,12 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Herr Rechtsanwalt Wagner in Schneeberg wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 30. December 1891 bei dem Gerichte anzu- melden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses unv eintretenden Falles über die in Z 120 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände — auf den 17. December 1891, Vormittags 11 Uhr — und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf Bekanntmachung. Da« i« Oktober fällig gewesene Selekt«nschulgeld pro III. Quartal 1891/92 ist nunmehr spätesten« bi« zum 5. Dezember 1891