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Richard Wagner wurde am 22. Mai 1813 zu Leipzig als Sohn eines Polizeiaktuars geboren. Nachdem sein Vater noch im Jahre seiner Geburt gestorben war, und seine Mutter bald danach den Schauspieler Ludwig Geyer ge heiratet hatte, wuchs der Knabe in Dresden auf, wo er an der Kreuzschule vielfache Anregungen in musikali scher Beziehung fand. Zunächst iibenvogen bei Wagner die literarischen Neigungen. Erst nachdem er mit seiner Familie wieder nach Leipzig übergesiedelt und dort als Student der Philosophie an der Universität eingeschrie ben war, begann er, geregelte musikalische Studien zu treiben. Aus dieser Zeit stammen seine ersten Kom- Ipositionen, die in einzelnen Zügen schon den späteren Meister ahnen lassen. Es folgen kürzere Aufenthalte in Magdeburg, Königs berg, Riga und Paris, z. T. unter schwerster wirtschaft licher Bedrängnis. Am 20. Oktober 1842 wurde zum erstenmal eine seiner Opern mit großem Erfolg aufge führt. Es war der ,.Rienzi" in Dresden. Wagner war inzwischen zum sächsischen Hofkapellmeister ernannt worden. In Dresden entfaltete er eine umfangreiche Dirigententätigkeit, ohne dabei sein Schaffen zu ver nachlässigen. Im Oktober 1845 erfolgte die Urauffüh rung des ,,Tannhäuser'', nachdem er im Sommer des gleichen Jahres während eines Aufenthaltes in Marien bad die ersten Entwürfe zu den Dichtungen von „Lohcn- grin'', der ,,Meistersinger“ und des ,,Ring“ angefertigt hatte. Diese fruchtbare Tätigkeit wurde plötzlich unter brochen, als er sich an dem Maiaufstand 1849 in Dres den beteiligte. Er mußte fliehen und nahm nun für einige Jahre in Zürich seinen Wohnsitz. Diese Jahre sind äußerst fruchtbar für seine Entwicklung geworden, waren sie doch Zeiten innerer und äußerer Selbstbesin nung. Während im August 1850 der ihm sehr befreun dete Liszt in Weimar den „Lohengrin“ herausbrachte, verfaßte Wagner eine große Reihe von musikalischen Programmschriften, u. a. „Das Kunstwerk der Zukunft“ (1850) und „Oper und Drama" (1851). Ebenfalls voll endete er die Dichtung des „Ring des Nibelungen“ Pl853). Die Komposition der großen Tetralogie“) wurde unterbrochen durch die Vollendung des „Tristan“ (1859), in dem Wagner ein tiefes Erlebnis zu einzigartiger mu sikalischer Gestaltung verdichtet hat. Nachdem Wagner amnestiert war und wieder nach Deutschland konnte, versuchte er dieses Werk sowohl in Karlsruhe wie in Wien zur Aufführung zu bringen. In beiden Städten aber mußte es wegen unüberwindlicher Schwierigkeiten wieder aufgegeben werden. In diese Zeit fällt die Vollendung der „Meistersinger“. 5 ) Tetralogie (Verbindung von vier Bühnenstücken)