Volltext Seite (XML)
Ouvertüre zur Oper „Euryanthe“ von Weber. Carl Maria von Weber (1786—1826) ist der Schöpfer der deutschen romantischen Oper. Seine volkstümlichen, edlen Melodien sind Gemeingut aller Musiknationen der Erde geworden. Von den zehn Ouvertüren, die er uns schenkte, haben die zu Freischütz, Oberon, Euryanthe, Preziosa und die Jubel-Ouvertüre die stärkste Verbreitung gefunden. Alle sind durch mitreißenden Schwung, glänzenden Orchesterklang ausgezeichnet und sollen eine gedrängte LJebersicht der in der betr. Oper herrschenden Stimmungen bieten. Die Euryanthe-Ouvertüre (1823) hebt mit einer zweimaligen von der Tiefe nach der Höhe rauschenden Passage der Streicher an. Dann erklingt das berühmte hoffnungsfreudige Thema Adolars: „Ich bau’ auf Gott und meine Euryanth’“, dem sich das graziöse weiche Liebeslied als zweites Thema anschließt. Die folgende Durchführung wird von düsteren visionären Klängen gedämpfter Streicher unterbrochen (Emmas Erscheinung). Auch das böse Gegenspielerpaar Lysiart und Eglantine wird mit einigen Strichen gezeichnet. Das Triumphieren aber des ersten Adolar-Themas am Ende zeigt den Sieg treuer Liebe über alle Gefahren. Siegfried-Idyll von Wagner. Richard Wagner (1813—83), der größte Musikdramatiker, hat für den Konzertsaal wenig geschrieben. Für den Konzertzweck am besten geeignet sind nur das selbständige Orchesterwerk Siegfried-Idyll und die Ouvertüren und Vorspiele zu seinen Bühnenwerken. Das Siegfried-Idyll ist ein im Original für 13 Instrumente gesetztes, sinfonisches Ständchen, eine Huldigung für des Meisters Gattin Cosima, die Mutter seines einzigen Sohnes Sieg fried (geb. 1869), an ihrem 33. Geburtstag, 25. 12. 1870. Ein musikalisches Abbild des Familienglückes; das größte Wiegenlied der Musikgeschichte. Die wichtigsten Themen sind dem Musikdrama „Siegfried“ (Ring des Nibelungen, 3. Abend) entnommen. Alles ist voll beseligter Lebensfreude. Nur einmal pocht ein Rhythmus ganz geheimnisvoll. Es ist die Frage an die Nornen (Schicksalsgöttinen): Werden sie dem Siegfried ein glückliches Los werfen? D,e Ouvertüre zu „Rienzi“ Wagners erster Oper (noch im Stile der „großen“ Effektoper Meyerbeers, Uraufführung 1842 unter Reissiger in Dresden), schildert den Freiheitskampf Roms unter dem Tribun Rienzi, ohne daß sie gleichzeitig Rienzis tragischen Untergang andeutet. Ein mehrmals wieder holter langgezogener Trompetenton eröffnet das Stück, immer von dem dunklen Blutrache- Motiv der Bässe beantwortet. (Das Trompetensignal wird schon im Bulwerschen Ron^n „Rienzi“ erwähnt, nach welchem Wagner seinen Text dichtete.) Es folgt die edle Gel^^ melodie: Rienzi betet für die Freiheit. Im Hauptteil der Ouvertüre, der eine immer schnellere Bewegung annimmt, spielen die Themen der Kampf- und Jubelchöre des Volkes und der berühmte Schlachtruf: Santo spirito Cavaliere (Der heilige Geist sei unser Streiter) die führende Rolle. In der größten Tonstärke klingt das Werk rauschend aus. Dr. Kreiser.