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Samuel Barber, einer der erfolgreich sten und am meisten gespielten amerikani schen Komponisten, wurde 1910 in West Che ster (Pennsylvania) geboren, besuchte vom 14. bis 21. Lebensjahr das Curtis Institute of Music in Philadelphia, wo er u. a. Kompositionsschü ler von Rosario Scalero war. Noch während seiner Ausbildung bzw. kurz danach erhielt er mehrere bedeutende amerikanische Kunst preise. Hervorragende Interpreten, darunter Toscanini, Molinari, B. Walter, Kussewitzky, Or- mandy, Mitropoulus und viele andere, setzten sich für seine Werke ein. Sein Schaffen um faßt Orchester- und Kammermusikwerke, Opern, Ballette, Lieder, Chormusik. Es entfal tete sich zunächst stark traditionsgebunden, tonal und lyrisch; später erweiterten sich seine Ausdrucksmittel durch rhythmische Komplizie rungen (z. T. unter dem Einfluß Strawinskys und des Jazz), Chromatik und Einbeziehung dissonanter Elemente. Barbers Musik ist rhyth misch vital, expressiv, ausgeprägt formal ge ordnet, meist an klassischen, seltener an ba rocken Formen ausgerichtet und durch die Dominanz melodischer Entwicklungen gekenn zeichnet. Seine Klangvorstellungen sind tonal bis polytonal. Er lebt gemeinsam mit dem Komponisten Gian Carlo Menotti, der für ihn auch als Librettist tätig war, auf dem Landsitz Capricorn am Lake Croton (New York). Die Toccata festiva für Orgel und Orchester op. 36 entstand 1960 im Auftrag von Mary Curtis Zimbalist, der 1970 verstorbenen Gründerin des Curtis Institute of Music in Philadelphia, für die Einweihung der neuen Orgel in der Musikakademie von Phila delphia und wurde am 30. September 1960 von Paul Callaway (Orgel) und dem Phila delphia Orchestra unter Eugene Ormandy ur aufgeführt. Die festliche Komposition folgt der klassischen Formdefinition, wie sie im 17. und 18. Jahr hundert entwickelt wurde. Es handelt sich um ein fantasieartiges, an die Improvisationspra xis anschließendes, freigestaltetes einsätzig- mehrgliedriges Werk, in dem virtuose Passa gen mit polyphonen und akkordischen Ab schnitten abwechseln. Typisch sogleich das (nacheinander im Orchester und im Soloinstru ment) einsetzende Toccaten-Thema des Be ginns mit seinem virtuosen Laufwerk, das ver schiedentlich wiederkehrt, bezeichnend auch die großangelegte Solokadenz auf dem Orgel pedal. Wolfgang Amadeus Mozarts große C-Dur-Sinfonie KV 551, die später durch den Londoner Geiger und Konzertunter nehmer J. P. Salomon ihren heute allgemein gebräuchlichen Namen „Jupiter-Sinfonie" er hielt, ist die letzte Sinfonie des Meisters. Sie wurde zusammen mit den Sinfonien Es-Dur KV 543 und g-Moll KV 550 im Sommer des Jahres 1788, einer für Mozart mit großen wirtschaft lichen Schwierigkeiten verbundenen Zeit, in nerhalb weniger Monate komponiert. Ein di rekter Anlaß für die Entstehung der drei gro ßen, ihrer Art nach so verschiedenen Sinfonien ist uns nicht genau bekannt, eventuell waren sie für Subskriptionskonzerte bestimmt, die dann wahrscheinlich nicht zustande gekommen sind. Es ist sogar durchaus möglich, daß Mo zart diese seine letzten sinfonischen Werke nie mals mehr selbst in einer Aufführung gehört hat. — Die Jupiter-Sinfonie läßt nach der strah lend-heiteren Es-Dur und der melancholisch hintergründigen g-Moll-Sinfonie, Mozarts sin fonisches Schaffen krönend, in ihrer wunder baren Klarheit geradezu einen Inbegriff klassi scher Kunst vor uns erstehen. „Ein Werk höch ster Harmonie" nannte sie der Mozart-Forscher Alfred Einstein, und auf diesen„olympischen" Charakter ist wohl auch ihr Beiname zurück zuführen. Bereits äußerlich am größten und glänzendsten angelegt, ist diese Sinfonie von einem stolzen, befreienden und läuternden Gefühl der Kraft erfüllt, gleichsam über alle Schwierigkeiten und Mißgeschicke hinausfüh rend und sie überwindend. Der erste Satz (Allegro vivace) wird in seinem Wesen bereits durch sein breites, zweiteiliges Hauptthema klar bestimmt: Festliche, heitere Kraft und innige Empfindung runden sich hier in vollendeter Verbindung. Auch das zweite Thema gliedert sich in zwei gegensätzliche Mo tive. In der Durchführung des Satzes, die von kunstreicher thematischer Arbeit mit den Hauptmotiven zeugt, entfaltet sich eine Fülle lebensvoller, doch stets in klassischem Eben maß gebändigter Bilder. — Auch für den zweiten Satz, ein Andante cantabile, gilt trotz einiger dramatischer, dunkler Mollpartien die se Ausgewogenheit. Die ausdrucksvolle Durch führung dieses Satzes führt am Schluß zu einer großen sinfonischen Steigerung. — Das Me nuett, das im Gegensatz zu dem lebhaften Trio eher beschauliche Züge aufweist, greift auf die Stimmung des ersten Satzes zurück. — Als berühmtester Satz dieser Sinfonie gilt der Schlußsatz (Molto allegro), der eine äußerst interessante und glückliche Verbindung von Sonatenform und Fugato darstellt. Nach die sem Satz wurde das Werk zuweilen sogar als „C-Dur-Sinfonie mit der Schlußfuge" bezeich net, obwohl es sich nicht um eine direkte Fu genform handelt. Trotz aller kontrapunktischen Künste (kanonische Nachahmungen, Engfüh- rungen usw.), die Mozart hier mit einer gera ¬ dezu spielerischen Leichtigkeit handhabt, ver eint er voll überlegener, selbstverständlicher Meisterschaft polyphone und homophone Par tien. Mit einem fanfarenähnlichen Schluß wird der von hinreißendem Schwung erfüllte Satz festlich beendet. Dr. Dieter Härtwig VORANKÜNDIGUNG: Donnerstag, Freitag, den den 11. September 1980, 20.00 Uhr 12. September 1980, 20.00 Uhr (FreiverkS^ Festsaal des Kulturpalastes Dresden 1. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Kazuo Yamada, Japan Solist: Andre Gertler, Belgien, Violine Werke von Mozart, Bartök und Brahms Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1980/81 — Chefdirigent: Prof. Herbert Kegel Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Druck: GGV, Prod.-Stätte Pirna 111-25-12 ItG 009-56-80 EVP —.25 M 1. ZYKLUS-KONZERT 1980/81