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1. ZYK LUS- KONZERT MOZART-SCHUMANN-ZYKLUS Festsaal des Kulturpalastes Dresden Sonnabend, den 6. September 1980, 20.00 Uhr Sonntag, den 7. September 1980, 20.00 Uhr resoner ohiharmonie Dirigent: Johannes Winkler Solist: Dr. Ferdinand Klinda, CSSR, Orgel Robert Schumann 1810-1856 Wolfgang Amadeus Mozart 1756-1791 Ouvertüre, Scherzo und Finale E-Dur op. 52 Andante con moto — Allegro Vivo Allegro molto vivace 2 Sonaten für Orgel und Streicher C-Dur KV 328 und 336 Allegro Allegro Samuel Barber geb. 1910 Toccata festiva für Orgel und Orchester op. 36 (1960) Allegro con brio Zum 70. Geburtstag des Komponisten am 9. März 1980 DDR-Erstaufführung PAUSE Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie C-Dur KV 551 (Jupiter-Sinfonie) Allegro vivace Andante cantabile Menuett (Allegretto) Molto Allegro Dr. FERDINAND KLINDA, 1929 in Kosice (Slowakei) geboren, einer der prominentesten Organisten der CSSR, Doktor der Medizin, studierte in Bratislava, Prag und Weimar. Er wirkt als Professor für Orgel spiel an der Musikakademie Bratislava, ist Solist der Slowakischen Philharmonie und Jurymitglied internatio naler Orgelwettbewerbe, außerdem musikwissenschaft lich tätig. Konzertreisen führten ihn in alle europäischen Länder, Rundfunkaufnahmen zu zahlreichen Rundfunk anstalten. Für Supraphon und Panton produzierte er viele Schallplattenaufnahmen. Er leitete Meisterkurse für Orgelspiet und konzertierte bei internationalen Musikfestspielen. 1971 erhielt er den tschechoslowaki schen Staatspreis. Bei der Dresdner Philharmonie war er bereits 1974 und 1975 zu Gast. ZUR EINFÜHRUNG Mit den Zyklus-Konzerten der Spielzeit 1980/81 gedenkt die Dresdner Philharmonie des 225. Geburtstages von Wolfgang Amadeus Mozart am 27. Januar 1981 und des 125. Todestages von Robert Schumann am 29. Juli 1981. Die Auswahl von Werken aus dem Schaffen der beiden Meister — die Tradition der in dieser Konzertreihe in den vergangenen Jahrzehn ten vielfach gebotenen und von den Hörern erwarteten „Kcmponistenporträts" fortsetzend — wird ergänzt durch interessante Komposi tionen verschiedenster Autoren des 20. Jahr hunderts, deren Oeuvre teilweise ebenfalls be reits klassische Gültigkeit besitzt (A. Schön berg, P. Hindemith, B. Bartdk, A. Honegger), die ferner — mit zwei Uraufführungen — un terschiedliche Positionen des DDR-Musik schaffens repräsentieren (E. H. Meyer, S. Köh ler, G. Pistorius) und andererseits möglicher weise auch ganz neue Namen für manchen Musikfreund darstellen (wie der Amerikaner S. Barber und der junge BRD-Komponist M. Denhoff), auf jeden Fall ästhetisch reizvolle Konfrontationen oder Kontraste schaffen, die das Konzerterlebnis spannungsvoller gestalten, als wenn die Auseinandersetzung mit dem zeitgenössischen Werk prinzipiell ausgespart wäre. Zu Beginn des heutigen Konzertes erklingt Robert Schumanns Ouvertüre, Scherzo und Finale E-Dur op. 5 2. Dieses Opus, manchmal auch als „Sinfonietta" bezeichnet, stammt aus dem „Sinfoniejahr" des Komponisten, in dem er auch die 1. Sin fonie und die Erstfassung der späteren „Vier ten" schrieb. Mit dieser gemeinsam kam es am 6. Dezember 1841 in Leipzig zur Urauffüh rung. Später arbeitete Schumann den letzten Satz noch um. Thematisch ist die kleine Kom position, die einen „leichten freundlichen Cha rakter" hat, recht einfach gehalten, offenbart aber in den lyrischen Episoden echt Schu- mannsche Kantabilität. Gleich der Anfang der Ouvertüre gibt davon Zeugnis. Abwechselnd spannen Oboen und Violinen einen weiten Melodiebogen, ehe das Allegro daherkommt. In diesem manchmal fast heroischen Teil hat aber auch das kantable Anfangsthema seinen Platz, dem veränderten Tempo seinen Charak ter anpassend. Das Scherzo ist auf einem durchgehenden punktierten Rhythmus aufge baut, der dem in cis-Moll gehaltenen Satz ein straffes und markantes Gepräge gibt. Ein Des-Dur-Trio folgt, zart in seinem Charakter. Holzbläserchor und Streicher wechseln sich beim Vortrag der lichten Melodie ab. Nach der Wiederholung des Scherzos erklingt die Trioweise noch einmal, im Pianissimo versin kend, wobei sich der markante Rhythmus des Scherzos in den Schluß hineinmischt. Mit zwei fanfarenartigen Rufen wird das Finale (Allegro molto vivace) eröffnet. Dann setzt das kraft volle Thema ein, das den Charakter des strah lenden, aufwärtsstrebenden Schlußsatzes be stimmt. Die beiden Sonaten für Orgel und Streicher C-Dur KV 328 und 336 von Wolfgang Amadeus Mozart entstanden in der ersten Hälfte 1779 bzw. im März 1780 in Salzburg. Die einsätzigen Werke gehören zur Gattung der sogenannten „Epi stelsonaten", kurze Instrumentalstücke, die als Einlagen zwischen der Epistel und der Evan- gelienlesung in der Messe musiziert wurden. Mozart schrieb zwischen 1772 und 1780, den Jahren seiner Anstellung als Konzertmeister in den Diensten des Erzbischofs von Salzburg, Hieronymus Graf Colloredo, siebzehn solcher „Kirchensonaten" (übrigens sämtliche ohne Bratschen) für die Gottesdienste im Salzburger Dom, die je nach dem Charakter der Messe verschiedenste Formen und Besetzungen auf weisen. Meist wählte er die Form eines Sona tensatzes en miniature — wie im Falle der heute erklingenden letzten beiden dieser Stücke, die der obligaten Orgel eine größere Rolle einräumen, ohne daß ihnen, wie ihren Vorgängerinnen, kirchlicher Geist innewohnt. Die leicht hingeworfene Unisono-Dreiklangs einleitung von KV 328 scheint geradezu eine Opernarie vorzubereiten, die auch die Orgel in vollere orchestrale Begleitung drängt. Vollends handelt es sich bei KV 336 um einen regel rechten kleinen Konzertsatz für Orgel und Streichorchester; freilich ist der Solopart aus gesprochen klaviermäßig angelegt. „Der gan ze Satz (Allegro) ist eine Aneinanderreihung von Formeln, deren Ordnung sich wie die Ent faltung einer Blüte aus dem typisch C-Dur- haften Kopfthema (zuerst in den Streichern) ergibt: Läufe, Akkordbrechungen, Triller — der ganze Vorrat der Motive buffonesker Instru mentalmusik" (A. Einstein).