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Spieldauer: ca. 21 Minuten musikalische Volkstum. Sie wurden darüber hinaus aber für den Kom ponisten Bartök fruchtbarer Boden für seine Kompositionen. Wie die se Volksweisen in seinem Schaffen Niederschlag fanden, darüber be richtet der Komponist: „In unserem Falle ging es nicht nur darum, uns einzelne Melodien zu verschaffen und sie als Ganzes oder in Teilen in unsere Werke einzubauen und nach einem herkömmlichen Verfah ren zu bearbeiten. Unsere Sache war es, den Geist dieser bisher un bekannten Musik zu erfassen und davon ausgehend einen Musikstil zu schaffen." Es ging ihm darum, daß „der Komponist sich die Musik der Bauern angeeignet hat und sie so vollkommen beherrscht wie sei ne Muttersprache". Bartöks Schaffen ist der beste Be weis für die Verwirklichung dieser Thesen. Die so ganz eigenartige melodische Struktur der aufgefun denen Bauernmusik Ungarns, ihre charakteristische Rhythmik sind die eine Grundlage für sein Schaffen, die Verwertung der Ergebnisse der westeuropäischen Moderne und deren eigenschöpferische Weiter entwicklung eine andere. Beide aber werden filtriert durch die kla re, nach Konzentration drängende und bei aller Vitalität vergeistigte Persönlichkeit des Komponisten. Diese Merkmale der Vergeistigung und Konzentration sind besonders bei den Werken der letzten Schaf fensperiode zu spüren, dem Violin konzert (1938), dem Divertimento für Streichorchester (1939), dem Konzert für Orchester (1943), dem dritten Klavierkonzert (1945) und seinem letzten Werk, dem Konzert für Viola und Orchester. Dieses Konzert konnte Bartök nicht mehr vollenden. Noch wenige Wo chen vor seinem Tode schrieb er an den Bratschisten William Primrose, dem das Konzert zugedacht war, daß es im Entwurf fertiggestellt sei, doch fehle noch die gesamte Instru mentation. Die nur skizzenhafte Ausführung, fehlende Numerierung der Seiten, Schwierigkeiten beim Lesen der Handschrift machten es dem Schüler Bartöks, Tibor Serly, nicht leicht, das Fehlende zu vervoll ständigen und den Intentionen sei nes Lehrers gerecht zu werden. Ser ly bemerkte zu seiner Arbeit: „Die Schwierigkeiten, die zu überwin den waren, waren dreierlei: Vor al lem bestand das Problem, die Handschrift zu entziffern. Bartök pflegte seine Skizzen auf irgend welche lose Blätter zu schreiben, die er gerade zur Hand hatte... Das zweite Problem betraf die Vervoll ständigung von Harmonien und Ver zierungen, die Bartök in einer Art Kurzschrift notiert hatte... Schließ lich fehlte es an jeglicher Angabe der Instrumentation... Sonderbarer weise boten sich hier die geringsten Schwierigkeiten, denn die führen den Stimmen und das kontrapunkti- sche Gewebe des musikalischen Hintergrundes waren in der Hand schrift deutlich angegeben." Die Konzentration des Werkes zeigt sich bereits im thematischen Material des ersten Satzes (Mode-