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1. Beilage zu Nr. 149 des Dresdner Jümmls Sonnabend, 29. Juni 1907. L«»^eS-Reise Sr. Majestät des KöaigS i» tzie RegienlAgSbezirte Chemnitz und Zmicka«. (Sonbrrberichte de» .Dresdner Journal»'.) (Schluß.) v. W. Annaberg, dm 27. Juni 1907 Donner»tag, dm 27. Juni verließ Se. Majestät kurz nach 7 Uhr mit dm Herren de» Gefolge», dem Hm Amt»- Hauptmann und Hm. Oberförster Müller. Unterwiesenthal zu Fuß dm Fichtelberg, um in zweistündiger Wanderung über die Rote Vorwerk»-Schnrise (sogmannte HrmmelSleiter), die Gift- Hütten- und Zfcbopmstraße nach Crottendorf zu gelangen Der Regen hatte aufgehört, und wenn sich auch auf der BergeS- spitze noch keine Fernsicht bot, so änderte sich die» doch in tieferer Lage sehr bald, so daß der schöne Blick auf die Täler und Höhen de» Gebirge» noch in vollem Umfang genossen werden konnte, und Ee. Majestät »u wiederholten Aufrufen de» Entzücken» veranlaßte. Sein besondere» Interesse erregten die schweren Schäden de« Schneebruche», derm hinterlassene Spuren von Sr. Majestät wiederholt mit dem Handapparate photographiert wurdm. Auf der Gifthüttenstraße wurde Hr. Oberförster Müller durch Hm Oberförster Bothe-Neudorf abgelöst, der Se. Majestät durch sein Revier geleitete. An mehreren Stellen hatten sich die herbeigeeilten Bewohner benachbarter Gemeindm aufgestellt, denm der Monarch mit freundlichem Gruße Seine Freud« über ihr Erscheinen aussprach An der Zschopenstraße meldete sich Hr. Oberförster Schmidt- Crottendorf, der bi» zum Schluffe der wohlgelunaenen Wande rung auf schnell getrockneten Waldwegen die Führung über nahm. Am Waldessäume reichte er an einem ann utig ge legenen Punkte mit freiem Blick in da» Crottendorfer Tal Sr. Majestät dem König einen Imbiß dar, bei dem auch Frau Oberförster Schmidt zugegm war. Währmd der kurzen Rast trug die Prima de« Seminar« zu Oschatz, die sich zufällig auf einer Wanderung nach dem Fichtelberge befand, »ach eingeholter Erlaubnis unter Leitung ihre« Direktor« vr. Rose mehrere beifällig aufgenommene Volkslieder vor. — Am Frühstücksplatze hing da« vom Crottendorfer Waldarbeiter Lauterbach sehr gut nachgebildete Geweih de« von Sr Majestät dem Kaiser vor einigen Jahren erlegten berühmten Vierund- vierzigender». Am Waldrande hatten sich die Automobile eingefunden, die zunächst bi» zur Oberförsterei benutzt wurden, wo Se. Majestät und die Herren Seine« Gefolge« da« Touristenkleid mit der Uniform vertauschten. Nach huÜwoller Verabschiedung von Frau Oberförster Schmidt nahm Se Majestät die Huldi gung der Gemeinde Crottendorf am Gasthof zur Gla«hütte entgegen Zunächst begrüßte Hr Pfarrer Merz den Landes herrn mit folgenden Worten: Allergroßmächtigster, Allerdurchlauchtigster Herrscher! Allergnädigster König und Herr! Ew. Majestät wollen geruhen, den Willkommensgruß und den Dank von der Gemeinde Crottendorf, dem ersten an der Zschopau gelegenen Otte, auS meinem Munde bei diesem unS von Gott ge schenkten besonderen KönigSwetter entgegenzunehmen Die Beziehungen -wische» dem Sächsischen Fürstenhaus« und Crottendorf sind alte: Wenn auch das kurfürstliche Schloß, da» in Crottendorf stand, ver schwunden ist, Crottendorfer Marmor ist heute noch in der Königlichen Hofkirche zu Dresden zu finden, und nicht verschwunden ist hier oben in der frischen BergeSluft die alte Sachsentreue, sondern sie ist größer und größer geworden Und nicht nur bei uns alten Soldaten schlagen die Herzen höher, wenn wir Ew Majestät Auge in Auge schauen, sondern bei alt und jung beiderlei Geschlechts leuchtet die Freude auS den Augen über daS Kommen Ew. Majestät. Und der Dank für Ew. Majestät hohen Besuch soll nicht bloß mit Worten geschehen, sondern ein bleibender sein durch die Tat. Deshalb bittet die Gemeinde Crottendorf, daß Ew Majestät geruhen, die anläßlich des ersten Besuch- Ew. Majestät feiten» der Gemeinde gemachte Stiftung für eine geordnete Krankenpflege im Orte in Höhe von 3000 M., die einige Vereine durch freiwillige Spenden noch vermehrt haben, .König Friedrich August-Stiftung" neunen zu dürfen. Möge Gottes Segen und Gottes schützende Hand allezeit mit Ew. Majestät selbst und mit Ew. Majestät ganzem Königlichen Hanse sein und bleiben. Dies unser aller aufrichtigster, herzlichster Segen-Wunsch! Hierauf antwortete Se. Majestät: Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Begrüßung. Ich bin mit großem Genüsse durch Ihre schöne Gegend marschiert und freue Mich, auch einen so entlegenen Ort wie Crottendorf besuchen zu können, denn hier sind gerade so gute Patttoten als anderSwo, die ebenso ein Recht darauf haben, ihren Lande-Herrn einmal persönlich zu sehen. Ich freue Mich sehr über Ihr zahlreiche- Erscheinen und gebe mit größter Freude Meine Einwilligung dazu, daß die neue Stiftung Meinen Namen trägt. Die anwesenden Beamten, Gemeindevettrrter und Vereins vorsitzenden wurden Sr. Majestät vorgestellt. Allerhöchstderfelb« schritt di« Front der aufgestellten Körperschaften (darunter 18 Vereine) ab und zeichnete zahlreiche Personen durch An sprachen au«. — Hier, ebenso wie an den weiterhin besuchten Ortschaften, waren die Häuser durch Kränze und Blumen und die Straßen durch Ehrenpforten festlich geschmückt, ein Schmuck der erhöht wurde durch die in allen Otten zu beiden Straßen seiten aufgereihten jubelnden und winkenden Schulkinderscharen. Hr. Gemeindevorstand Vogel brachte ein begeistert auf- genommene« Hoch au«. Von Crottendorf au« wurde die Reise mit Automobil fortgesetzt, zunächst nach Scheibenberg, wo die Aufstellung auf dem Marktplatz erfolgt war; dort hielt Hr. Bürgermeister Kegler folgende Ansprache: Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König! Allergnädigster König uud Herr! Ew. Köuialtche Majestät wollen Allergnägst geruhen, den herz innigsten WtllkommenSgruß und untertänigsten Dank für die hohe Ehre, welche durch den Besuch Lw. Majestät unserem Bergstädtchen zu teil wird, enigegeuzunehmen, den ich im Namen der Vertreter der Stadt-, Kirchen- und Schulgemeinde, wie auch der erschienenen Behörden, Vereint, Innungen und Bewohner von Scheibenberg Ew. Majestät ehrfurcht-voll darzubringen mir gestatte. Allgemeine uud aufrichtigste Freud« herrscht bei an- überall, daß Ew. Majestät hier Einkehr hält. Wenn nun aber dem hochfinnigen Wunsch« Ew Majestät folgend, die Schmückung der Straßen und Gebäud« nur in ein fachster Weise zum Ausdruck gekommen ist, so hat dafür die Stadt- gtmttndrverireiung zur bleibenden Ettnnerung an den heutigen, für . di« Bewohner Scheibenberg- unvergeßlichen Ehren- vnd Freudeniag mit Einmüttgkrit beschlosfe», «ine Stiftung von den Überschüssen der städtischen Sparkasse in Höh« von »000 M zu errichten, au- deren Zinsen die Unterbringung armer Kiuder in Heil-, Pflege-, oder Er- ztehuug-anstalten, wo die» not tut, ermöglicht werden soll. Da wir glauben, damit im Sinar und Geiste Ew Majestät gehandelt zu haben, so bitten wir Ew Majestät untettäniast, Aller- gnSdtgst genehmigen zu wolle», diese Stiftung .König Friedrich August-Stiftung' nennen zu dürfen. Wir aber, Mitbürger, soffen unsere Gefühle der großen Freud« und d«- ianigften Danke-, der unbegrenzten Liebe und Treue, die wir Ew Majestät zu alle» Aeiteo e»tgege»bttngev, zusammen in dem Ruf«: Seine Majestät, »aser allerguädigster König Friedrich August lebe hoch, hoch, hoch! Jubelnd stimmtm die Anwesenden ein. — Se Majestät dankte für den Empfang und fügte hinzu: Ich bin mit großer Freude in Ihr Laudstädtchen gekommen und freue mich besonder», daß di« Stadtgemttnde trotz ihrer vermutlich uicht allzu glänzenden Bermögen»lage in so schöner Weise sich der armen Kinder annehmeu und damit einem Notstände abhelfen will, der oft in kleineren Gemeinden besonder» zutage tritt. Ich ge- nehmige sehr gern, daß die Stiftung Meinen Namen erhält. Beim Abschreiten der Fronten wurde neben vielen ande ren besonders ein Teilnehmer am Kriege von 1849 (Zimmer mann Mann) sowie «in früherer Bursche Sr Majestät de« König« (Schmiedenleister Süß) mit Ansprachen beehrt. Ein keine« Mädchen der Kinderbewahranstalt überreichte einen Blumenstrauß. Nach Scheibenberg wurde Schlettau besucht, wo Hr. Bürgermeister Schmidt folgende Begrüßungsrede hielt: Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster König, Allerznädigster König uud Herr! Ew. Majestät wollen geruhen, herzliche Willkommen grüße ent- gegenzuuehmen, die ich im Namen der Stadt Schlettau und der Ge meinde Walthersdors darbttnge. Zugleich spreche ich Ew. Majestät für di« Ehre de» heutigen Besuch- innigsten Dank aus. Unser aus einer Sorbenniederlassung vor nahezu 600 Jahre» begründetes Städtchen vermag Ew Majestät Wette der Kunst und des besonderen Interesses nicht aufzuweisen. AuSgestatiet mit den unseren Tälern und Höhen eigenen Reizen der Natur, erbt cken eS Ew. Majestät heute durch günstige Anschlüsse an die öffentliche« Ber- kehrSanlagen zu einem NiederlaßungSorte verschiedener Industrie ent wickelt. Tw. Majestät landeSväterliche Fürsorge für alle Teile deS Lande- lasten unS hoffen, daß sich auch unsere Stadt weiter heben und vergrößern werde. Der heutige Ehren- und Freudeutag ist der Stadtvertretung eiu hochwillkommener Anlaß gewesen, eine Stiftung mit einem Kapital von 5000 M. zu begründe», deren Zinsen der einzusührenden Ge- meindekrankenpflege dienen sollen. Dieser Stiftung wollen wir mit Ew. Majestät gütiger Erlaubnis den Namen „König Friedrich August- Stiftung" beilegen. Angesichts unsere- Gotteshause-, in dem wir alljährlich den Schutz deS Allmächtigen für Ew Majestät und daS gesamte König liche HauS erflehen, versichern wir unverbrüchliche Treue und geben unserer Liebe und Verehrung freudig Ausdruck mit dem be geisterten Ruse: Hoch leb« unser König! Hoch! Nachdem da« Hoch verklungen war, dankte Se Majestät und bemerkte: Ich bin sehr gern in Ihr kleines Städtchen gekommen, das sich seit so langen Jahren als gewerbfleißig und tüchtig erwiesen hat; Ich freue mich sehr, daß Sie auf eine« Gebiete Abhilfe schaffen wollen, wo eS besonder- nottut, uud daß Sie an Tagen, an denen Sie selbst sich freuen, auch die ärmere Bevölkerung nicht vergessen. Ich gestatte sehr gern, daß die Stiftung nach Mir benannt wird Unter den Anwesenden, von denen wiederum viele von Sr. Majestät angesprochen wurden, fiel besonder« die Arbeiter schaft der Ermebirgischen Maschinenfabrik in ihren kleidsamen einheitlichen Anzügen auf. Der Betriebsinhaber, Hr Haupt- ...ann a. D. Naumann, brachte ein nochmalige» Hoch au». Weiterhin hatten die Vertreter und Vereine der Land gemeinden Hermannsdorf und Dörfel an der Zschopautalstraße sich gemeinsam aufgestellt. Hr. Pfarrer Naumann au« Hermann»- dorf hielt folgende Ansprache: Allerdurchlauchtigster, grobmächtigster König, Allergnädigster König und Herr! Es ist da- erstemal, daß eines König- Majestät kurze Rast iu unserem stillen Tale hält, um die Begrüßung und bescheidene Huldigung der beiden vorwiegend ländlichen Gemeinden HermannS- dorf und Dörfel entgegcnzunehmen. So groß unsere Freud«, s» herzlich willkommen Ew. Majestät in unserer Mitte, so freudig kommt auch da- Gelübde auS treuem Herzen:; Wir wollen seststehen in nnverbrüchlicher Treue mit Leib uud Leben zu König und Vaterland, alle für einen, einer für alle. Das geloben wir. Um die Ettnnerung an diese Stund« festzuhalten, habe» wir beide Gemeinden 1K00 M bestimmt zur Linderung der Not elender, gebrechlicher Kinder und deren Unterbringung in Heilanstalten und wie diese Stiftuug lande-väterlicher Anregung ihr Entstehen ver dankt, möchte sie auch gern den Königlichen Namen tragen. So folgt Segen deS König» Spuren auch für unsere Semeiudeu auf fern« Zeiten. DeS Höchsten Segen aber begleite Sw. Majestät und da» ganze Königlich« Hau- h«ute wie immerdar und verleihe, daß Ew. Maiestät eine Reihe von Jahrzehnte« vom Throne blicken dürfe auf ei» unter Ew. Majestät Regierung glückliche» Volk und Land Da- erbitten wir. Unserem Danke und unserer Bitte aber geben wir Ausdruck io dem Rufe: Se. Majestät, unser allergnädigster König lebe hoch, hoch, hoch! Die Anwesenden fielen begeistert ein, S«. Majestät aber sprach Seinen besonderen Dank für die Begrüßung sowie Seine Anerkennung über die Stiftung au» und genehmigte wunschgemäß die NamenSetteilung für diese — Gemeinde- Vertreter und Verein»vorsteher wurden vorgestellt Im Anschluß wurde Tannenberg aufgesucht, wo Hr. Pfarrer Jagsch folgende Worte sprach: Allerdurchlauchtigster König, großmächtigster Köu g uud Herr! Ew Majestät in tiefster Ehrerbietung zu begrüßen, ist die Ge meind« Talmenberg hier versammelt Ew Majestät wollen huldvollst gerahea, den ehrfurchtsvolle» Dank derselbe» für Ew Majestät Rast i« unserem Otte eatgegeazunehmen. LS ist ein feierlicher Moment für nn«, daß vir innerhalb unserer OttSgrenze« »ns«re» Laud«». Herrn in» Ang« schaue» dürft«. Er soll un» zum historische Er- etgni» werden, da» wir nicht vergeßen wollen. Zur äußeren bleibenden Ettnnerung daran hat der Hitstae Gemeinderat eine Stiftung zur Begründung einer Gemeindediatoni« beschlossen, die durch Spenden hiesiger Industrieller auf 1000 M gebracht wurde Ew Majestät wolle« huldvollst genehmige«, daß dies« Stiftung d«n Name« könq Fttehttch August-Stiftung trag« E» deßt: w««n die Könige bau'«, haben di« Karner zu tu».' Da» soll d«v» uater Lw. Majestät königlicher Bauleitung und unter dem Segen dieser Stiftung unsere vornehmste Körn erarbeit sein, daß wir Rot linder« »nd Schaden a« Leib and Seele heilen Da«« wird e< mit GotteS Hilfe gelingen, daß auch wir au unserem Teile zur Gesundung unseres Volktkörper« beitrage». Da» ist ,a da» Ziel, da» wir mit dankbarer Freude von Ew. Maicstä! vecsolgi sehen Die gegenwätttae Stunde macht unsere Herzen froh; freudig auch für die künftigen Tage. Die Ettnnerung an die Vergangenheit weihe unsere Freude. Auch «user Ott hat seiue Geschichte Ein Zeuge vergangener Jahrhunderte grüßt von drüben, der Rittergut»- turm Ein Guadenturm, sagen die eine«, sei e» gewesen, vom Gutsherr« erbaut, al» er au» Tode»uot gerettet ward, ein Wachturm ist» nach andern Sicher ist, daß oft in bedrängter Zeit von feiner Zinne der Wächter rief, und dann kamen die Männer und schatten sich um ihren Herr« und kämpften unter seiner Führung für den Fürste« und da» Vaterland Au» seiner Zinne haben die Wetter der Jahrhunderte manchen Stein gelöst uud die Gräser de» Sommer» blühen in seinen Ritzen Aber da» Gefüge sprengten sie nicht. Die Handwetter unseres OtteS sagen, daß eS unmöglich sei, eine Bresche in seinen Unterbau zu legen. So sei dieser Turm unS eiu Mahn bild für diese Stunde. In die festen Gefüge der Gemeinde ist der Sturm der modernen Zeit gefahren Er hat manchen Stein herau»- aerisse«, und die Gräser deS Materialismus und eine- irrigen Fott- schrittsiunS fanden Bode« für ihre Wurzeln. Aber da- Gefüge königstreuer Gesinnung sollen sie nicht sprengen. Das sei da- Ge- löbmS, das wir Ew Majestät zu dieser Stunde geben. Und nicht aus schwanker Letter der Gefühle allein bewegt sich unser Patriotismus. ES sei unS HerzenStat DaS geloben wir. Dem geben wir Ausdruck in dem Rufe: Seine Majestät, unsere- Lande- König und Herr, Se. Majestät unseres Volkes Fürst und Führer, lebe hoch Auch für diese Worte dankte Se Majestät, sprach Seine Anerkennung über die erfolgte Stiftung aus und gewährte die erbetene Erlaubnis wegen der Namenierteilung. — Mehrere Personen wurden durch Ansprachen ausgezeichnet. Auf der Weiterfahtt erfolgte etwa '412 Uhr vormittag» die Ankunft in Geyer. Dott hielt Hr Bürgermeister Kneschke folgende Ansprache: Allerdurchlauchtigster, Broßmächmächtigster König! Allergnädigster König uud Herr! Als vor einigen Wochen die Kund« unsere Berge durcheilte, daß unser allgeliebter LandeSvater eine Reise nach dem Erzgebirge geplant habe, da war allüberall ein Freuen ohne Ende. Insbesondere sand die Freude Widerhall iu den Ortschaften, die nach dem Reiseplane Ew Majestät durch einen längeren oder kürzeren Aufenthalt auS- zuzeichnen gedachten So war es auch in unserem Geyer .Unser König kommt!' so raunte man eS sich zunächst geheimnisvoll, dann unter unverhaltenem Jubel zu, und die ganze Einwohnerschaft rüstete sich mit unermüdlichem Fleiße, Ew. Majestät würdig zu empfangen! Der große Tag ist da. Heller erstrahlen die Augen, höher schlagen die Herzen in patriotischer,Begeisterung, und frohbeglückt begrüßt man den geliebten König. Die gesamte Einwohnerschaft, die städtischen Körperschaften, die Spitzen der Behörden, Innungen und Vereint bitten Ew Majestät ihre ehrfurchtsvolle Huldigung und untertänigsten Grüße darbttngen zu dürfen Beseelt von tiefgefühltestem Danke für die ganz besondere Aus zeichnung, die Ew Majestät uns zuteil werden lassen, bitten wir untertänigst, die Gastfreundschaft der alten Bergstadt Geyer annehmen zu wollen Zwar ist es eia bescheidenes Heim, das gastlich seiue Tore öffnet, doch treue Sachsenherzen schlagen Ew. Majestät entgegen. Einfach und schlicht, wie die Erzgebirgler sind, schauen wir auf zu unserem geliebten Landesherrn und bitten Ihn, huldvollst da», was wir zu bieten vermögen, zum mindesten als Zeichen treuer vater ländischer Gesinnung rntgegennehmen zu wollen! Damit nun der heutige Tag, der ein Denkstein freudiger Er innerung in der Geschichte unserer Stadt sein wird, dem Gedächtnis auch der Nachwelt erhalten bleibe, haben die städtischen Kollegien beschlossen, eine Stiftung iu Höh« von 3000 M mit dem Zwecke zu errichten, daß aus den Erträgnissen des Kapitals armen, verkrüppelten nnd nicht vollsinnigeu Kindern Beihilfen zu ihrer Erziehung, bez. später beim Übertritt ins Leben Beihilfen zur Selbständigmachung gewährt werden. Sie bitten Ew. Majestät alleruvtettänigst um die hohe Gnade, der Stiftung den Namen .König Friedrich August- Stiftung' beilegen zu dürfe«. Ew. Majestät wollen allergnädigst geruhen, dieser Bitte zu willfahren, wird doch diese Stiftung allen Bewohnern, insbesondere den armen Unglücklichen, denen sie zum Segen gereichen soll, eine bleibende Erinnerung sein an Ew Majestät Huld uud Gnade, sowie an den schönen Tag, de« zu begehen wir heute die Ehre haben. Wir aber, hochansehnliche Festversammlung, die wir das seltene Glück haben, unter dem gesegneten Zepter eiues Lande-Herrn zu stehen, Der ei« Vater Seines Vaterlands, Seiner Sachsen, im edelsten Sinne deS Wortes geworden ist, wir jubeln erneut froh bewegten und dankerfüllten Herzens unserem geliebten Könige in dem innigen Gebete zu: Gott segne. Gott schirme, Gott schütze Ew Ma jestät noch viele Jahre zu des Landes und deS Reiches höchstem Segen! In unentwegter Treue und Liebe, in jubelnder Be geisteruug lasser» wir unsere Gefühle auSklinge« in dem Ruse: Se. Majestät unser allerguädigster König nud das gesamte Königs haus hoch, hoch, hoch!' Begeistert stimmten die zahlreich auf dem Marktplatze ausgestellten Körperschaften und sonstigen Einwohner em Der König entgegnete folgendes: Ich danke Jhuen herzlich für die freundliche Begrüßung Ich bi« sehr gern hierher gekommen und habe mit großer Freude gehört, daß Hoffnung vorhanden ist, den Bergbau, der Geyer früher zu größerer Blüte verhalfen hatte, wieder zu beleben. Dadurch, daß Sie den heutigen Freudeutag dazu benutzte«, auch der Unglücklichen zu gedenken, haben Sie ein neues schöne» Blatt echt christlicher Nächstenliebe denjenigen der übrigen Gemeinde« beigefügt Ich ge nehmige sehr gern, daß die Stistung Meinen Namen trägt Nach Abgehen der Aufstellung betrat Ee Majestät da» Rathau» und zog Sich zunächst auf die bereitgehaltenen Zimmer zurück H1 Uhr mittag» bot die Stadt ein Essen dar, an dem KO Personen teilnahmen Recht» und link» von Sr Majestät saßen Hr Krei»hauptmann v Burg»dorff und Hr. Amt«hauptmann Frhr v Welck, gegenüber der Hr Bürger meister Al» Se Majestät den schön geschmückten Saal be trat, brachte Hr. Pfarrer Mehnert ein dreifache» Hoch au» Nach Tisch begab Sich Se. Majestät zu Fuß nach dem Schulhau» zur Besichtigung einer mit besonderem Geschick zu sammengestellten und von Hrn Schuldirektor Junghanns er- llätten Industrieausstellung Dort wurde namentlich durch Nebeneinanderstellung der verschiedensten, teil- durch Menschen-, teil» durch Motorkrast getriebenen Maschinen gezeigt, wie sich die Herstellung-wesie der dortigen Jndustrieerzeugniffe im Laufe der Zeiten geändert und vervollkommnet hat. An Industrie zweigen nahmen die Posamenten den breitesten Raum ein, und zwar namentlich Flitter, Klöppelei und Perlarbeit, ferner Sttumpssabrlkanon, Blechwaren, Maschdrrttersabrikailon u. a. Sehr sehenswert war auch eine bei der Arbeit vorgefühtte Posamentenfachabteilung der gewerblichen Schule Im gleichen Raume war «ine schöne Stein- «nd Zinnsammlnng de« Landlag-abgeordneten Hrn. Zschierlich untergebracht Mit besonderem Interesse ließ Sich S« Majestät endlich auch eine von dem Hrn. Postdirektor angefettigt« graphisch« Darstellung der Entwickelung von Geyer namentlich in bezug auf dre