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Bettage zur Weitzeritz-Heilung "" ' 7'm»>7ii'ii!c"-. -- ^-- —-!7—- - - Nk 63 Sonnabend am 18. März 1836 96. Iakrqana Gedenke! In 26 Ländern der Erde liegen ungefähr 2 Mil lionen deutsche Soldaten des Weltkrieges begraben, davon beinahe die Hälfte als »unbekannt"! - Sie fielen auf dem Felde der Ehre für ihr Volk und für ihre Heimat in der Blüte der Jahre. Aber in keinem von all diesen 26 Ländern starben die Opfer dieses Krie ges in solchen Massen einen so langsamen und qual vollen Tod wie die deutschen und österreichischen Ge fangenen in Sibirien, diesem klassischen Lande der Verschickten seit jeher. Mehr als 2Vi Millionen deutscher und österrei chischer Soldaten gerieten in russische Kriegsgefangen schaft! Hiervon sind, nach Angabe der neutralen De legationen, über 600 000 dort umgekommen. — So starben in Sjetensk von 11 000 Gefangenen in wenigen Monaten über die Hälfte. In Krasnojarsk starben im ersten Kriegswinter 54 Prozent und in Nowoniko- lajewst 60 Prozent der Gefangenen, sowie 33 Prozent der Aerzte und Pfleger. In Totzkoje starben in fünf Monaten von 25 000 Mann 17 000! Unzählige wurden von den Bleibergwerken gefressen, und der Bau der Eisenbahnlinie Murmansk forderte in einem Jahre von 70 000 Mann 25 000, hon den restlichen 45 000 waren 32 000 schwer an Tuberkulose, Skorbut und Ruhr erkrankt. Das war „Die Armee hinter Stacheldraht", wie ein UNS bisher unbekannter Autor, Edwin Erich Dwtnger tn seinem „Sibirischen Tagebuch" erzählt, wo von den „Hinterhöfen" des Weltkrieges im einzelnen erzählt wird, aus denen man starb zu Tausenden, starb an Erschöpfung, Hunger oder Kälte. — Wer dies Tage buch zur Hand nahm mit dem Bewußtsein, nur den feindlichen und qualvollen Seiten dieses Lebens zu begegnen, wird, wenn er die letzte Sette gewendet hat, zugeben müssen, daß auch die allerschlimmsten Vermutungen durch diese Schilderungen noch über troffen werden. „Das Tote Haus", Dostojewskis bekanntestes Buch, in welchem der Verfasser die furchtbaren Erlebnisse seiner Gefangenschaft schildert, gab bereits zahllosen Lesern Aufschluß über den Zustand der sibirischen Ge- Nngnisse. In diesen selben Räumen haben unsere Kriegsgefangenen auch gelegen, und nach ihren Be schreibungen soll sich dort inzwischen wenig geändert haben, aber sie meinten doch, daß das Leben noch gut erträglich gewesen wäre, wenn eS den Schilderungen Dostojewskis noch entsprochen hätte. Berge von Leichen hat es ja zur Zett Tamerlans ebensogut gegeben wie Mter in den sibirischen Barackenlagern, aber was es »vmalS noch nicht gab, das ist der Sack voll Chlor kalk, der dort ständig tn der Nähe stand. Denen, die alles für ihr Volk Hingaben, die im Mat ihres Lebens zu Boden sanken oder als Gefangene i« ferne Eiswüsten verschleppt wurden und dort star ben — unbekannt und ungenannt —, ist es versagt geblieben, wenigstens im Tode tn die Heimat zurück zukehren. Nur in Gedanken kann am Volkstrauertage ein ganzes Volk zu solchen Stätten wallfahren, wo «vl diese Heere toter Soldaten tn fremder Erde ruhen, um ihnen allen zu danken für das große Opfer ihres Lobens. Geburtstag auf dem Soldaten friedhof. Bon Rudolf Peter Siowert. Grandpre. Ein Samstagabend. Bus dem Gasthaus an der Ecke des Marktplatzes »ritt eine große schlanke Dame, schwarz gekleidet, oer- Metert, im Arm Tannenzwetge und kleine Blumen- MäuHe tragend. Gemessen, andächtig geht sie die sanft ansteigende, Mle französische Provinzstadtstraße hinaus. Die Straße ist menschenleer, friedlich. Sonntags- «hueu breitet sich in ihr aus. Gleich werden die Glocken zur Abendandacht rufen. Zu dem leichten spitzen Kirchturm, der hinter einer «ug zusammengebauten Häusergruppe zur Linken em- W»rragt, schaut die. Dame auf, einige Augenblicke ver- wetlend. In ihren Gedanken formt sich ein kurzes Ge- ö" ^nem Wunsch: „Deine blocken tönen Le- «mdeu und Toten!. . . Freund und Feind' Sie g^eu FeiertagSsttmmung den Bürgern der Stadt - uud mir, der Fremden, der Deutschen! «x werden meine Feierstunde ein- und ausläuten - 'm ch versöhnen mit der fremden Stadt, dem fremden Land, der fremden Erde, die mein Liebstes deckt." Leises Knacken von den Tannenziveigen im Arm. So fest werden sie plötzlich gegen die Brust gedrückt. Die Dame geht wieder Wetter. Biegt rechts ab. Schreitet einen schmalen Weg zwischen Gärten ent lang, auf eine dunkle Tannengruppe zu. Vor einer schmalen, schlichten Pforte wartet sie. Sieht über das hüglige Land des Argonnenwaldes hinweg. Sieht an einer vom Abendhimmel wie eine hohe Palisadenwand sich abhebenden Pappelallee im mer auf und nieder. . . Ja, dort, diese Straße ist er wohl geritten — marschiert . . hat man ihn gebracht . . zu dieser Ruhestätte. So wartet sie — bis die Glocken läuten — herr lich, tief und voll! — Behutsam öffnet sie die Pforte. Vorsichtig setzt sie die Füße vorwärts, aus dem heiligen Boden des Soldatenfriedhofes. Geht bis an das schlichte Mal von Stein; legt auf Tannenzweige einen Strauß von Christrosen daran nieder und schreitet weiter zwischen Hügeln, Resten von Hügeln, Löchern, bis an einen noch vollständigen Hügel. Dürres, hartes Gras sein Schmuck, Schmuck des ganzen Friedhofes. Aber ein Stein liegt auf dem Hügel — ein deutscher Stein, aus Heimaterde gegraben, unbearbeitet. Aus der glat ten Oberfläche den Namen des Toten tragend. Schwer hebt sich die Hand der Dame, schlägt den Schleier zurück. . Schwer und langsam lassen sich die Knie nieder neben dem Hügel — und fest verkrampfen sich die Finger... Ein Mutterherz trauert . . Trauert sekundenlang, nur sekundenlang. Dann überwältigt sie das Gefühl des Hierseins, des Vereintgtseins mit dem Toten. Al les Schwere weicht von ihr. Sie ist fröhlich. Sie hat erreicht, was sie gewollt. — — Ganz munter wird sie nun, als sie den Hügel mit den Tannenzweigen belegt, und in ihren Augen ist ein Glanz von großer Mutterliebe . . . Du, es wird dir schon recht sein, mein Junge! . . . Obenauf kommen Christrosen und Mimosen und eine Kerze, die mit zit ternder Hand tief in das Tannengrün gedrückt und angezüydet wird. Händefalten. — Stilles Warten. — Lauschen. — Niemand naht. — Ruhe. — Friede. — Hoch und spitz brennt die Flamme der Kerze, und flackernder Schein erhellt den Hügel. Alles ist still. Schmerz, Sehnsucht, Bangen, Hof fen im Mutterherzen. Weltentrückt. Tief versunken in sich selbst. Weit in die Vergangenheit zurückgekehrt. In der gegenwärtigen Vergangenheit sieht sie ihren großen frischen Jungen herzutreten, Helle Freude tn den blanken Augen über alles, was die Mutter ihm gab. Und der Mutter scheint ihre Gabe so bescheiden. . . Es ist ja gar nicht viel, sagen ihre Gedanken, die schlichten Blumen, das Tannengrün . . . Aber da fühlt sie sich wie vün strahlenden Blik- ken aus einer anderen Welt umfangen. Die Glocken läuten wieder. Himmelslichter fun keln klar und nah. Tannennadeln knistern rings um die Kerze. Und aus allem heraus erlauscht die Mutter: „Du, du, Mutter, bist gekommen — das ist mir die größte Freude!" . . . Wundersam gerührt, dankbar, glücklich und leicht nickt die stille Frau hinauf in die azurne und goldene Unendlichkeit. . . Deutschlands Kriegsopfer. Trockene, aber unheimliche Zahlen. Eine vor einigen Jahren erschienene Zusammen stellung des Zentralnachweisamtes für Kriegsverluste verdient es, am heutigen Tage wieder in Erinnerung gebracht zu werden. In zwar recht trockenen, aber unheimlichen Zahlen läßt diese Zusammenstellung die schweren Opfer an unserem Auge vorüberziehen, die Deutschland im Welt kriege hat aus sich nehmen müssen. Nach dieser Zahlenüberstcht betrug die Zahl der Toten, die wir als Folgen des langen Krieges zu ver zeichnen haben, nicht weniger als 2 040 000 und die der Verwundeten insgesamt 4 250 000. Mit einbegrif fen in die Totenzisser sind rund 170 000 Vermißte, die natürlich heute mit verschwindend geringen Ausnahmen leider gleichfalls als tot angesehen werden müssen. Rentenbezugsberechtigt waren damals in Deutsch land rund 720 900 ehemalige Feldzugsteilnehmer. Darunter befinden sich auch 1163 weibliche Kriegs beschädigte. Die Zahl der infolge der im Kriege er littenen Verletzungen vollkommen arbeitsunfähigen Personen beläuft sich auf etwa 25 000, während der überwiegende Teil, nämlich 257 000, nur zu 30 Pro zent erwerbsunfähig ist. Die Rentenbezieher, die die Einbuße oder die Ver stümmelung von Gliedmaßen zu beklagen haben, machen annähernd 10 Prozent sämtlicher Kriegsbeschädigten aus. Daneben befinden sich 6 Prozent der Beschädig ten, die während des Feldzuges von Lungentuberku lose befallen worden sind. Scherz und Ernst. tk. Lie Badewanne aus Ephesus. Das Museum von Smyrna hat eine Anzahl von Statuen und Kunst- gegenständen erhalten, die als bemerkenswerte Be reicherung seiner Sammlungen gelten dürfen. Unter diesen Stücken aus dem 2. und 3. Jahrhundert vor Christi Geburt befinden sich außerdem Handwerks geräte und Gegenstände des Hausgebrauchs. Die kost baren Funde wurden während der Ausgrabungen in Kleinasien in den letzten Monaten des vergangenen Jahres zutage gefördert. Unter ihnen find als die wertvollsten Stücke eine Badewanne aus Marmor und ein Stadium zu nennen, die beide von einem Epheser namens Publius Vedius Antonius angefertigt wurden, sowie eine Basilika, d. h. eine Gesetzessammlung des byzantinischen Kaisers Justinian. Sie mißt neun Mete« in der Lange und ist mit Wappenschiwern und einem Monogramm des Kaisers geschmückt. Amerikanischer Humor. In Arkansas stand kürzlich ein Man» vor dem Schwurgericht, um sich auf die Anklage zu verantwor ten, eine Rauferei mit gefährlichen Waffen auSge- fochten und sich dabei des Verbrechens des Totschlag- schuldig gemacht zu haben. Der Staatsanwalt Hatto zur Erhärtung seiner Anklage auf Mordversuch die Waffen des Angeklagten in Gestalt eines TornagelS^ einer Pistole, einer Säge und eines Gewehrs auf dem Gerichtstisch niederlegen lassen. Die Verteidigung er klärte ihrerseits, daß der Gegner als Waffen einen Säbel, ein« Heugabel, einen Revolver, ein Rasier messer und eine Rodehacke verwandt habe. Als die Geschworenen aus dem Beratungszimmer in den Ber- handlungSsaal zurückkehrten, formulierte der Obmann seinen Spruch mit den Worten: ,Mir, die Geschwore nen, hätten gern einen Dollar bezahlt, wenn wir Augenzeugen dieses Kampfes gewesen wären " „Großmütterchen . . Kltngt'S nicht bei dem Wort wie ein Ländler aus, Wie eine verschollene Melodie? Wogt nicht aus verwucherten Gärten heraus Lavendelduftende Poesie? Und feine Füßchen im Kreuzbandschuh, ; In Strümpfchen, dünnmaschig und weih-adrett, ' Tänzeln und tanzen — und geben nicht Ruh — Ekossaise und Menuett. Und dann — ein Stammbuch... Auf losem Blatt ' Verschlungene Herzen... Vergitzmeinnichtkranz... , Wann war's, daß im Buch man geblättert noch hat?^ Hier zeigt eine Locke noch blondtgen Glanz... ES klirrt... Da blinkt ein verblichenes Ding, Dukatengoldener matter Schein, — Aubtnäugig ein Schlangenrtng, — Der schmückte Großmütterchens Fingerchen fein. > Drüben — da hängt ihr Bild an der Wand... ! Was stimmt bet dem Bild mich so traurig nur? Lanzettenschmal war ihre zartweiße Hand... , Wie Seide gescheitelt die Zöpfchenfrisur... ! Damals, da war man noch nicht so gescheit, j Aber die Treue, die war wie ein Hort... i In Duft und in Demut verblühte die Zeit, — i Aber ein Handschlag, der galt — und das Wortt 1 Das Bild hat süßtraurtge Poesie... Aus rosenvcrwucherten Gärten herauf ! Klingt's wie verschollene Melodie — ! Tönt's wie ein lockender Ländler auf... Gugeu Stange«.