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JOZEF SERAFIN, 1944 in Krakow geboren, erhielt seine Ausbildung durch die Professoren B. Rutzkowski und J. Jargon an der Staatlichen Musikokademie Warschau, durch Prof. Flor Peeters in Malines (Belgien) sowie — in den Jahren 1970-1972 — durch Prof. Anton Heiller an der Wiener Musikakademie. Aus dem Wettbewerb für alte Musik 1964 in Lodz, dem Warschauer Organisten- Wettbewerb von 1967 und dem Organisten-Wettbewerb Nürnberg 1972 ging er als Preisträger hervor. Erfolg reiche Auslandstourneen führten ihn u. a. durch Öster reich, Dänemark, Belgien, die Niederlande, die Schweiz, Spanien, die BRD, CSSR, und UdSSR, die Ungarische VR. Gegenwärtig ist er als Dozent an der Warschauer Musikakademie tätig. deres hinein. Kein musikalisches Werk Beet- hovenscher Naturempfindung, kein Hoheslied eines ethischen Verhältnisses von Mensch und Natur schwebte Strauss hier vor, sondern ein durch Naturerscheinungen und Naturerleb nisse imponierendes Alpen-Panorama. Das Mißverständnis, dem das komfortable Natur- Wanderreisetableau, ein Gegenstück zu Hod lers Berglandschaften, von Anfang an ausge setzt war, entstand durch die unglückliche Be zeichnung .Sinfonie'. Sinfonie bedeutet geisti ge Auseinandersetzung mit der erhabenen Bergwelt, müßte etwas von den seelischen .Höhen' und .Tiefen', von den elementaren Kräften spüren lassen. In dieser Hinsicht kann die durchaus naiv gedachte .Alpensinfonie' nicht einmal mit Liszts romantischer .Bergsin fonie' verglichen werden. Strauss hält sich an sichtbare stoffliche Tatsachen. Alles seelisch Reflektierende drückt sich nur in der kurzen Episode der .Elegie' aus, die den Wanderer die Rätsel der Natur immerhin ahnen läßt. Sonst aber liegt das Charakteristische dieser lebensvollen, melodienreichen Musik eindeutig in ihrer betörenden farbigen Außenwirkung. Was zu einer Bergbesteigung gehört, ist in der völlig unliterarischen Musikreportage vor handen — obwohl der Tondichter Strauss frü her sicher weit höhere Gipfel angestrebt hat. Auffallend der Verzicht auf jedes erotische Moment. Der Wanderer bleibt mit der Natur allein. Er flüchtet in die Einsamkeit. Naturschilderung? Dies schrieb der Maler Renoir: ,Wie schwer ist es, den richtigen Au genblick nicht zu versäumen, wo man bei ei nem Bild mit der Naturnachahmung aufhö ren muß. Die Malerei darf nicht nach dem Mo dell riechen, und doch muß man die Natur durchfühlen.' Der Musiker Strauss hat über solche ästhetische Fragen unbekümmert hin wegmusiziert. Im Bestreben, die Natur mög lichst genau .abzumalen', ist er ins Natura listische abgeglitten — die tönende Alpenku lisse .riecht' wirklich nach dem .Modell'. Nicht nur, wenn Strauss zur Illustrierung der Natur ¬ vorgänge Herdengeläut, Wind- und Donner maschine aufbietet, auch bei der sonstigen musikalischen Bildberichterstattung, die der Hörer förmlich mit Händen greifen kann, fehlt kein Detail rein freskenhafter Zustandsschil derung. Strauss trägt diesmal keinerlei Scheu mehr, erklärende Worte der Partitur einzu fügen. Mit den geheimnisvollen Schauern der ■ Nacht' hebt das Werk an: in feierlichen Ak korden löst sich das blechgepanzerte Berg motiv. In strahlendem A-Dur wird der .Son nenaufgang' in Szene gesetzt; der Tag bricht an. Nach kurzem Marsch durch die Ebene be ginnt der .Anstieg'. Jagdhörner erklingen von fern — der Wanderer tritt mit Hörnern und t Posaunen in den Wald ein. Die .WanderiidK neben dem Bach' führt zum .Wasserfall', dem es in den Springbögen der Geigen, in den Harfen und der Celesta rauscht und glit zert. über .Blumige Wiesen' schreitet der Bergfreund weiter zur ,Alm‘. .Durch Dickicht und Gestrüpp' geht der Anstieg im Fugato weiter, bis er ,Auf dem Gletscher' anlangt. (Meisterlich das Flimmern des Firns der in die höchsten Lagen geführten Trompeten.) .Gefahrvolle Augenblicke' sind zu bestehen. Endlich aber ist der .Gipfel“ erreicht: eine stockende Oboenmelodie drückt die Beklem mung in der Brust des Wanderers aus. Das Erlebnis verdichtet sich zur .Vision' angesichts der einsam-erhabenen Natur. .Nebel steigen auf' (versinnbildlicht durch das Heckeiphon). ,Die Sonne verfinstert sich allmählich' bei mil dem Orgelklang; die Altoboe stimmt ihre .Elegie' an. Stille herrscht ringsum: die .Stille vor dem Sturm'. Unerwartet erreichen .Ge witter und Sturm' (ein tumultarisches Orche sterunwetter) den Wanderer bei seinem .Ab stieg'. Wieder führt der Weg am Wasserfall vorüber; aber kein Aufenthalt wird genom men. Schließlich .Sonnenuntergang' in üppi ger Tonmalerei, andachtvoller .Ausklang' wieder .Nacht' mit der absteigenden b-MJ^^ Skala: Ruhe nach Gefahr und Anstrengung. Der Ring ist geschlossen." Programmblätter der Dresdner Philharmonie Redaktion: Dr. habil. Dieter Hartwig Spielzeit 1983/84 — Chefdirigent: Prof. Herbert Kegel Druck: GGV, BT Heidenau 111-25-16 493423 2,8 JtG 27-84 EVP —25 M NTLICHES KONZERT 1 983/84 6. ausserorde