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nerhalb dieses vielfältigen Schaffens verlief Hindemiths Weg aber durchaus widersprüch lich. Kennzeichnend für Hindemiths Persönlichkeit waren seine lebensbejahende Haltung und musikantische Unmittelbarkeit, die ihn die Verbindung zum volkstümlichen Musizieren suchen ließen. Auf diese Weise versuchte er den Krisen der bürgerlichen Musik, dem Klangrausch der Wagner-Epigonen entgegen zuwirken. Eine kritische Einstellung zur bürger lichen Welt führte Hindemith in den zwanziger Jahren für einige Zeit zur Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht („Das Lehrstück"), doch fand er nicht wie Hanns Eisler den konsequenten /eg auf die Seite der progressivsten Kräfte. indemiths musikalischer Stil ist wesentlich geprägt von polyphonen und konzertanten Traditionen der deutschen Musik. So kommt der Melodik eine bestimmte Rolle zu, ebenso der Eigenwertigkeit der Stimmen im polypho nen Satz. Ab 1935 gelangte der Komponist von dem erweiterten tonalen Gefüge dann immer mehr zu einem harmonisch bestimmten und tonal gefestigten Stil („Mathis der Ma ler“) und bezog auch spätromantische Ele mente mit ein. Obwohl in einigen vokalsinfo nischen Spätwerken sein Hang zur Abstraktion und zum Mystizismus z. T. erkennbar wird, bleibt Hindemiths Bemühen um die Gestal tung grundsätzlicher ethisch-moralischer The men („Requiem" nach W. Withman) die be stimmende humanistische Grundtendenz seines Schaffens. Die Sinfonie in Es entstand 1940. Es existieren allerdings verschiedene Auffassun gen, ob sie kurz vor oder kurz nach Hindemiths Emigration in die USA geschaffen wurde. Die Uraufführung aber fand auf jeden Fall schon in den USA statt, am 21. November 1941 in Minneapolis. Mit dieser Sinfonie tritt uns l'indemith hauptsächlich als Bewahrer des klas- ischen Erbes, vor allem Beethovens, Brahms' und Bruckners, entgegen und weit weniger in der Rolle des schöpferischen „Weiterent wicklers" dieser Tradition. Das Werk ist vier- sätzig und verbindet das Prinzip der Sinfonie mit dem der Fuge. Hindemith hat an Stelle der klassischen sinfonischen Durchführung mit kontrapunktischen Praktiken wie Engfüh- rungen, kanonischen Verknüpfungen und Fu- gato-Passagen gearbeitet. Der groß angelegte erste Satz (Sehr lebhaft) beginnt mit einer appellhaften Fanfare, die von den bestimmenden Klanggruppen des Orchesters (Holzbläser, stark besetztes Blech, großer Streicherapparat) gegeneinanderge führt und sequenzartig gesteigert wird. Dabei verweist vor allem die Behandlung der Blech bläser, ihre gewaltigen dynamischen Steige rungen, auf Bruckner, über weite Strecken be herrscht eine machtvolle Zweistimmigkeit diesen Satz, wobei die melodische Fortspinnung der Themen von Hindemith primär polypon ge dacht wurde. Durch die Vergrößerung des An fangsthemas und eine Beschleunigung des Tempos findet der Satz zu einer pathetischen Schlußwendung. Im zweiten Satz (Sehr langsam) verarbeitet Hindemith drei thematische Gedanken, deren erster eine aus der chromatischen Leiter ge formte und entwickelte Melodie ist. Das zweite, in seiner Klangentfaltung sehr ähnlich verlaufende Thema wird von der Oboe vorge stellt. Die Solofläte übernimmt den dritten Gedanken und leitet aus der verhaltenen Stimmung wieder zu machtvollem Pathos, mit dem der Satz schließt. Spielfiguren in rasendem Tempo bestimmen den dritten Satz (Lebhaft), der das sonst üb liche Scherzo vertritt. Zwei Themen in den Holzbläsern und Violoncelli treten in mannig fach veränderter Form auf und werden nach einander polyphon aufgereiht. Abwechslung in den ungestümen Ablauf des Satzes bringt eine ruhige Episode mit Oboensolo im Trio. Das Scherzo hält auf einer Fermate inne und schließt das Finale gleich an. Für den Schlußsatz der Sinfonie greift Hinde mith thematische Gedanken des ersten Satzes wieder auf. Gleich das erste Thema zeigt enge Beziehungen zur Eröffnungsfanfare. Auch ein zweites Thema verweist auf einheitliches Material der Ecksätze. So ist auch die inhalt liche Aussage beider Sätze ähnlich und ver leiht dem ganzen Werk Geschlossenheit. Verdichtete Wiederholung, Vergrößerung und gleichzeitige Engführung des Hauptthemas führen wiederum zu einer großartigen Schluß steigerung. Die letzten Takte bestehen aus einem „mit höchster Kraft“ musizierten, in verschiedene Figuren zerlegten Es-Dur-Akkord, Hindemiths Bekenntnis zur Tonalität. Hindemiths Sinfonie in Es, die die Dresdner Philharmoniker unter Herbert Kegel für die Schallplatte eingespielt haben, wurde übri gens bereits am 30. Oktober 1946 in einem Konzert im Rahmen des Sächsischen Künstler kongresses von der Philharmonie unter GMD Gerhard Pflüger für Dresden erstaufgeführt. VORANKÜNDIGUNG: Sonnabend, den 11. Juni 1983, 20.00 Uhr (Anrecht A 1) Sonntag, den 12. Juni 1983, 20.00 Uhr (Anrecht A 2) Festsaal des Kulturpalastes Dresden Einführungsvorträge jeweils 19.00 Uhr Dr. habil. Dieter Härtwig 9. PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Peter Keuschnig, Österreich Solist: Gabor Lehotka, Ungarische VR, Orgel Werke von Händel und Bruckner Spielzeit 1982'83 — Chefdirigent: Prof. Herbert Kegel Programmblätter der Dresdner Philharmonie Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Die Einführung in die Hindemith-Sinfonie schrieb Druck: GGV, Prod.-Stätte Pirna 111-25-12 ItG 009-28-83 Danuta Schmidt EVP —,25 M 8. PHILHARMONISCHES KONZERT 1982/83