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Einführung. Wenn man von Bock als Kantatenkomponisten und von Kändel als Oratorienkomponisten sprickt, so «lenkt man zumeist an «les ersteren kircklicke Kantaten un«l an des letzteren dldllsclie Oratorien. Belcle Meister sinci auf «liefen Gebieten rlie tgpiscken Dertreter, «lie uns rlie vollendetsten «lerartigen Merks gesckenkt Kaden. Obgleick es entwicklungsgesckicktli<k im Geiste jener Seit un«l im Empstnrlen rlieser Meister begründet log. «last sie zu «len bidliscken Stoffen griffen, Koben sie «lock ouck, in «lie Zukunft weisend, innerkalb jener Formen weltlicke Werke gesckaffen. Lacks 20 weltlicks Kantaten, meist aller dings Gelegenkeitsmusiken, sind teilweise völlig zu Unreckt so wenig bekannt. Kandels weltllcke Oratorien sind zum Teil bereits früker in weitere Kreise gedrungen und wurden — wie besonders Llcis und Galatea — in England, wo Kändei lebte und sckuf, geradezu volkstümlick. Man entleknte damals mit besonderer Dorliebediedickteriscken Stoffe dem Ideenkrelse der griecklscken Göttersagen und ließ grieckiscks Götter, Kelden sowie alle möglicken Fabelwesen, Riesen, Ngmpken usw. kandelnd auftreten. Back benützt seine Kantate „Pköbus und Pan" dazu, um unter dem Deckmantel einer sogenkoften Erzäklung einen kleinen, zeitgemäßen Kunflstreit auszuseikten. Wie es beißt, Kat er dabei an seinem pkilisterkasten Kritiker O. Sckeibe »sein Mütcken geküklt". Der Stoff (nack einer Diiktung des Ovid) sckildert einen Songeswettstreit, in welckem Pköbus die von vielen unverstandene Backscke Wesensart vertritt, wäkrend Pan den „Modeton" ln drastiscker Weise entgegenflellt. Das Sckieds- gerickt entsckeidet zugunsten des Pköbus. Eine für damalige Aeit unerkörte „Sckilderungsmusik" stellt übrigens der Eingangs- ckor dar, in welckem die „wirbelnden Winde" in lkre Kökle zurückgewiesen werden, damit der Sangesstreit nickt gestört werde. Die Kantate ist als Satire ein genialer Dorläufor von Wagners „Meistersinger von Nürnberg", in welcken ebenfalls zwei Äunflansckauungsn gegeneinander Kämpfen und dis künst- lerlsck bedeutendere Rl«ktung die Oderkand bekält. Au Kändels Oratorium ist es wertvoll, zu wissen, daß die Entwicklung der damals kerrsckenden ltalieniscken Oper durck Berdrängung der Cköre und übermäßigen Kultus der Solistsn- eitelkeiten in ein Stadium getreten war, gegen das eine Reaktion unvermeidllck wurde. Da aber Kändels Resormpläne si<k aus dem Gebiete der Oper nickt durcksehen konnten, versuckte er es von der Seite des weltllcken Oratoriums aus mit Llcis und Galatea, Semele und Kerakles, die also eine Llrt „Reformoper" darstellen. (Die eigsntiicke Reform der Oper war Gluck oor- bekalten.) Dis Fabel von Llcis und Galatea, den Dicklungen des Tkeokrit entnommen, kekrt in den damaligen Opern mekr- fack wieder. Die Ngmpks Galatea, welcke zu dem Sckäser Llcis in Liebe entbrannt ist und ikr göttlickes Element aufgidt, wird durck die Racke des versckmäkten Riesen Polgpkemus verfolgt, der den Llcis durck einen Felsblock zersckmettert. Galatea aber verwandelt den toten Geliebten in eine Ouelle und mackt ikn so unsterblick. Es ist nickt die kormlos einsacke Erzäklung an sick, die uns keute fesseln würde, aber die bereits auf Kaydns Scköpfung und Iakreszeiten kinweisende Llrt der Natursckilderungsn, ;. B. in den Llrien der Galatea, die Lieb- liikkeit der Sckäserpoesie in den Ckören, andererseits jedock auck die dramatisclien Momente beim Auftreten des Llngekeuers Polgpkemus wirken ouck Keule nock ckarakteristisck. Dis Lluf- fükrung dieses weltlicken Oratoriums dürfte dazu angetan sein, gerade mancken liebenswerten Aug in Kändels Wesen kervor- treten zu lassen. Beide Werke zeigen uns also zwei unserer größten Ton meister, Back und Kändel, nickt etwa in ikrer erkabensten Größe und Gewalt, aber sie dringen sie uns menscklick näker und gekören zum Gesamtbild des Sckaffens dieser Tonkeroen. Iokannes Rsickert.