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i und gras nnschasi I »»Ir -1.41M ial statt tztH thofes k: und Frm. ert f.-Reg.) >e ! Mark all r, sowie mit dem können ommen lubeliör betrieb;- kmoäells i.puppen- I, Zplel- chwach- u. nerksamin >en litte, sowie Sedienung Vagen Berechnung Beilage zur Weißeritz-Zeitung 83. Jahrgang Freitag, am 25. November 1927 Nr. 27t Europas Schicksalsfragen. In der Frankfurter Gesellschaft für Handel, Indu- strie und Wissenschaft hielt Ministerialdirektor Dr. Posse, dessen Anteil an der erfolgreichen Beendigung der deutsch-französischen Handelsvertragsverhandlunger bekannt ist, einen aufschlußreichen Vortrag über Deutschlands Wirtschaftspolitik. Redner behandelte zu nächst wichtige Fragenkomplexe, nämlich Deutschlands Lage in der Weltwirtschaft und die Geschichte unsere, Handelsbeziehungen zu Frankreich. Auch nicht ein ein ziger der den Vorkriegshandel bestimmenden Faktorei sei nach dem Kriege unverändert geblieben. Am fühl barsten für Europa hat der beispiellose Aus- stieg der Vereinigten Staaten die Produk tionsstruktur der Welt verwandelt. Chronik des Tages. — Als Führer der deutschen Delegation für die Han- delsvertragsverhandlungen mit Polen ist der früher« Reichsminister Dr. Hermes in Aussicht genommen worden, — Auf Antrag des Reichsarbeitsministers soll der demokratische Entwurf eines Rentnerversorgungsgesetzes erst bet der Etatsbcratung behandelt werden. — Die Führer der russischen Abrastungsdelegatloli sprachen während ihres Aufenthalts in Berlin im Aus wärtigen Amt vor. — Von der Berliner Staatsanwaltschaft wurde in de, Steglitzer Schülertragödie die Mordanklage gegen den Ober primaner Krantz erhoben. — In einer Feuerwerkssabrik in Rüdersdorf bei Bev lin wurden bei einer Knallgeschoßexplosion ein Werkmeister ein Vorarbeiter und zwei Arbeiterinnen schwer verletzt. — In Koblenz sind bei der Kreissparkasse durch einen Kassierer 17 263 Reichsmark veruntreut worden. — Der seit langem vermißte deutsche Forschungs reisende Wilhelm Filchner befindet sich unter den vor Tibetanern nach Ladakh geführten Fremden. — Bei einer Petroleumexplosion im Tal des Turnei Niver bei Calgary (Kanada) wurden zwei Kinder getötet und vier Arbeiter schwer verletzt. — Nach einer Meldung aus Buenos Aires gewann Al- jcchin das 5. Spiel im Kampf um die Schachweltmeisterschaft Dresdner Brief. äugend von heute. „Ei, da ist wieder jemand, der uns kritisieren will, der Ceter- mordio schreit über die Verderbtheit der heutigen äugend!" äch sehe euch lächeln, ich höre solche Worte, ihr Mädels und Buben, denen Vater oder Mutter das Zelkungsblatt hinschiebt und sagt: „Lies das einmal!" Aber weit gefehlt! Wer mich kennt weiß, daß ich fröhliche äugend liebe und für jede kleine Torheit, die in der äugend verankert liegt, Verstehen und Entschuldigung habe. Nicht für die Auswüchse derer, die glauben, im Umkehren aller Artigkeit, Bescheidenheit und Moral den Beweis zu dringen, daß sie „modern" sind. Und da kann man in der Großstadt sonderbare Dinge erleben. Wo ist da noch eine Bindung, eine Zurückhaltung, eine Grenze? „Wir dürfen alles, weil wir jung find, und wer uns tadelt, nun ja, das ist so ein krackliger Alter, jo eine rückständige Muhme. Das kostet uns nur ein Lachen!" Gemach, gemach, ihr jungen Menschenkinder! Vom zwanzig sten äahr bis zum sechzigsten ist eine große Spanne Zeit, in der ihr noch manches erleben werdet. Und laßt ihr euch nicht vom erfahrenen Aelteren belehren, so wird das Schicksal euch mit strengen Finger weisen, — das aber tut weh und oft bricht dabei das ganze Leben in Trümmer! „äeder macht es so," sagte mir neulich ein junger Mann zur Entschuldigung, als seine Braut sich von ihm lösen wollte, weil er nicht treu war. Leider sieht man das nur zu ost, die Ehe- scheidungsgerichke wissen davon zu erzählen. Und warum hat Untreue so erschreckend überhand genommen? Weil die äugend nicht gelernt Hal, sich selbst zu Zügeln! Zwei Herren, müde von der Arbeit, sitzen in einem Lokal der inneren Stadt. Ein Mädchen kommt herein, herausfordernd, keck, — modern! Sie seht sich den Herren gegenüber, ruft den Ober und bestellt. Rücksichtslos nimmt sie den Platz für sich in Anspruch, brennt sich eine Zigarette an und bläst den Herren den Rauch ins Gesicht, die seidenbestrumpften Beine weit von sich gestreckt, mit den Fingern auf die Tischplatte trommelnd. Oh sie sich wohl fragt, was ihr Gegenüber, ia was der Kellner darüber denkt? Ei, das scheint ihr gleichgültig zu sein, sie ist ja modern! Dort gehen drei junge Dinger durch die Straßen, das Näs chen im Pelz vergraben, die Beine lang, dünn und feinbeskumpst. Sin alter Herr ruft ihnen im Vorbeigehen ein Scherzwort zu. „Na, Großpapa," sagt da die eine laut, „wenn dus große Porte monnaie hast, gehn wir mir dir aus." Der Herr schüttelt den Kopf. „Also solche seid ihr? Verkauft euch um ein großes Portemonnaie?" Tolles Gelächter antwortet ihm. Es sind ja „moderne Mädels!" An der Haltestelle der Straßenbahn auf dem Postplatz fragt «in wartender Schüler: „Sie, Schaffner, wie komme ich nach der —straße?" Der Schaffner hat nicht viel Zeit, aber doch kann er es sich nicht versagen, dem äungen «ine Lektion in Anstandslehre zu geben. Er schaut ihn von oben dis unten an und sagt: „Hast du nicht gelernt, wie du zu fragen hast? And redest du deinen Lehrer auch an. — Sie, Lehrer, darf ich einmal rausgehen?" Sprachs und sprang auf die Straßenbahn, ohne die Frage beantwortet zu haben. Braver Schaffner, der du in deiner Schlichtheit das dreiste Wesen dieses äungen zurilckzuweisen verstehst! Gewiß hat es dich ein ehrenhafter Vater, eine fein empfindende Mutter gelehrt, daß Anstand und Sitte doch und doch die Grundpfeiler des Lebens sind! Unsere Schaffner haben sich auch sonst oft als Erzieher zu erweisen, laßt sie einmal reden, sie haben täglich Gelegenheit, die äugend zu beobachten. Sitzt da ein eleganter junger Herr, ein Alter steigt auf, findet keinen Platz und hält sich mühsam am nächsten Sitz fest. Der äunge rührt sich nicht, bis ihm vom Schaffner ein Wink zuteil wird. Schämt er sich vielleicht? Nein, er ist ja modern, das schließt solche Regungen aus. . . . Nicht alle unsre äungen sind so, Bescheidenheit und Anstand drängt sich nicht auf, sondern wirkt im Stillen, während das Dreiste, Häßliche ins Auge fällt. Nur ist es zu viel da in unsrer neuen Zeit und Lie äugend tut sich noch darauf zu Gute. Nun, gegen solche äugend sollte auch keine Rücksicht geübt werden, und jeder sollte es machen wie jener Schaffner und die Anart «uf der Stelle rügen. Ein Wort von fremder Seite wirkt oft besser, als alle Ermahnungen daheim. Regina Berthold. Dr. Posse schilderte dann die deutsche Handelspo litik nach dem Kriege bis zum Zustandekommen dei deutsch-französischen Handelsvertrages um schließlich das Vertragswerk selbst zu würdiger« Nach kurzem Hinweis auf die einzelnen Bestimmungei des Abkommens erklärte Dr. Posse zusammenfassend der Vertrag bedeute in seiner Gesamtheit eine brauch bare Grundlage für die Ausnahme eines intensiven Wal renauStauscheS. Er bedeute für DGtschland gegenübei der jüngsten Vergangenheit eine erhebliche Verbesso rung seiner Stellung aus dem französischen Marktes Am wichtigsten erscheine der Umstand, daß mit den deutsch-französischen Handelsvertrags eine Wendung dei französischen Handelspolitik eingeleitet worden sei. Diel könne im Hinblick aus die notwendige Konsolidie rung der europäischen Wirtschaftsver hältnisse gar nicht unterschätzt werden. Mit gewis ser Befriedigung könne sestgestellt werden, daß der Go danke der Wirtschaftsgemeinschaft und der Wirtschafts- Verflechtung vor allem innerhalb Europas ständig ai Boden gewinne, da die Handelspolitik in dem heutiger wirtschaftlichen Zustande ein internationales Probien darstelle und die Mitwirkung der anderen Staater an der Durchführung der Genfer Beschlüsse gefordert werden müsse, ohne die das Genfer Ergebnis Stück werk bleiben müsse.- In das wirtschaftliche Gleichgewicht dürfe nich von neuem Störung gebracht werden, vor allen Din gen nicht durch das Reparationsproblem. Bor deren befriedigender Regelung werde nicht nur unsei Schicksal, sondern das der ganzen Weltwirtschaft ab hängen. Es werde eine der wichtigsten Ausgaben dei internationalen Handelspolitik sein, diese Frage von wirtschaftlichen Gesichtspunkte aus zu lösen, dabei werd- sich zeigen, ob die Gedankengänge von Locarno uni Gens zum Allgemeingut der Welt geworden seien. Ministerialdirektor Dr. Posse wies mit Recht dar auf hin, daß unser Schicksal in erheblichem Maße vo« der Lösung des Reparationsproblems mitbestimmi wird. Welche Bedeutung der Reparationsfrage zu kommt, beweist eine soeben veröffentlichte Statistik dei früheren Direktors der Rechnungsabteilung der Repary tionskommission, George P. Auld. Auld komm! darin zu dem Schluß, wenn man die 26 Jahreszahlun gen von 625 Millionen Dollar (einschließlich der erste« vier ermäßigten Jahreszahlungen) zum Ausgangs punkt nehme zuzüglich der vierzig Jahreserträge dei Eisenbahn- und Industrie-Obligationen in Höhe von j< 240 Millionen Dollar, dann erkenne man, daß untei Berücksichtigung des sünfprozentigen Zinssatzes und dei Amortisierung die Gesamtsumme der deutsche« Reparationsverpflichtungen ein Kapital vor acht Milliarden Dollar ausmachen würde. I« deutschem Gelds umgerechnet würde das die stattlich« Summe von 33,6 Milliarden Goldmark ergeben, El gibt aber auch einsichtige Finanzmänner, die den Ge samtbetrag der Reparationszahlungen aus Grund der jetzigen Regelung als noch größer bezeichnen. Dar aus geht hervor, daß die Reparationssrage tatsächlich von bestimmendem Einfluß auf das Schicksal Europas j f Frankreich für deutsche Ausländsanleihen. — New York, 25. Novbr. Nach Meldungen ame rikanischer Blätter aus Paris steht die französisch« Regierung der Ausnahme weiterer deutscher Anleihen in Amerika zu produktiven Zwecken durchaus nicht ab lehnend gegenüber, sondern hält im Gegenteil solch« Anleihen, falls Parker Gilbert keine Bedenken er- hebt, im Interesse der wirtschaftlichen Erholung Deutschlands für erwünscht und für durchaus si chere Anlagen. Die französische Regierung hab« eingesehen, daß die unbedingte Voranstellung der Da weszahlungen und die Abschnürung Deutschlands vom Auslandskredit die Wirtschaft Deutschlands schädigen und seine Währung erschüttern würde. Die Transferie rung der Reparationszahlungen würde also dadurch eher verhindert als erleichtert werden. Bratianu gestorben. An den Folgen einer Halsoperation. — Höchstepolitijche Spannung. — Zusammen tritt des Parlaments. Ministerpräsident Bratianu, Rumäniens maß gebendster Staatsmann, ist am Donnerstag vormittag an den Folgen einer Halsoperation gestorben. Das - Kabinett erklärte sofort seinen Rücktritt, doch wurde der Bruder des Berstorbenen, Kinanzmiuister Binti- lia Bratianu, mit der Neubildung eines Kabinetts beanftragt, das die gleiche Zusammensetzung wie das bisherige aufweiscn sollte. Bintilia Bratianu führt« den Auftrag aus, worauf die Minister sofort vereidigt wnrden. Die Königin-Witwe Marta kehrte kurz vor i dem Ableben des Ministerpräsidenten von der Do- brudscha nach Bukarest zurück. Kammer und Senat traten in den Nachmittagsstunden zusammen. Die Trauerfeierlichkciten finden am Sonntag statt. Der plötzliche Tod des Ministerpräsidenten ist weit über Rumänien hinaus von Bedeutung, weil er das Land in unabsehbare Wirren stürzen kann. Das ist natürlich aus dem Balkan nicht ohne Gefahr, weil hier schroffe Gegensätze zwischen einzelnen Mächten be stehen. Zunächst handelt es sich um die Wirkungen, die Bratianus Tod für Rumänien nach sich ziehen kann. Eine endgültige Lösung des Thronkonflikts, der mit dem ersten Verzicht Carols begann und seitdem den Gegenstand erbitterter Auseinandersetzungen bil dete, ist unvermeidbar geworden. Darüber, ob di« Gegensätze friedlich beiaeleat werden können, oder ob - Rumänien blutige Kämpfe bevorftehen, tvMi« Pit - nächsten Stunden Aufklärung bringen. Der Minister« rat hat sich für die restlose Aufrechterhaltung der bS stehenden Ordnung ausgesprochen. Ob er die Macht b« sitzt, diesen Beschluß durchzuführen, bleibt übzuwarten. Der König ist sechs Jahre alt, der Regentschaft«'« rat krankt an Zwiespalt, die starke Bauernpar^ : tei ist für die Rückkehr Carols, und die liberale Partei ! hat mit Bratianu ihre stärkste Kraft verloren« > Unter diesen Umständen erhält die Bewegung für Ca- ! rols Wiedereinsetzung in seine Rechte einen starken ««trieb, und das umsomehr, als bereits die Freispre chung Manoilescus der herrschenden Richtung eine« schweren Schlag zugefügt hat. ' Bratianus letzte Stunden. Erstickungsanfälle. — Zweimalige Operation. — Schwerer DodeSkamPf. In der vergangenen Woche verfügte Bratianu noch über seine volle Kraft. Am Sonntag empfand er nach der Rückkehr von der Einweihung eines Rote- Kreuz-Hauses Schmerzen im Halse, ohne daß man in des Besorgnis hegte. Da zeigte sich plötzlich ein An fall von Delirium. Sechs Aerzte bemühten sich un den Kranken und hofften, ihn wegen seiner robuste« j Natur retten zu können. Am Dienstag nahmen dit Erstickungserscheinungen einen ernsten Charakter an zeitweise setzte die Atmung aus, so daß ein Eingrif! notwendig wurde. Die Operation brachte dem Pa tienten eine Erleichterung, wenige Stunden späte, wurde die Kanüle im Hals durch Eiter verstopft, et folgte ein zweiter Einschnitt, der eine Infektion er wies und die Aerzte zwang, die infizierten Stelle« hcrauszuschneiden. Bratianu ertrug die schmerzhafte Operation bei vollem Bewußtsein und lehnte eine Betäubung ab! Am Mittwoch setzti ein Dämmerzustand ein, Bratianu verlor die Sprach« und schrieb aus Zettel beruhigende Erklärungen fül seine Familie. Als sein Zustand sich von Stufe zu Stufe verschlimmerte, versammelte sich seine Familie am Krankenlager, später folgte das Kabinett und schließlich kam auch der Regentschastsrat. Die Atmung wurde durch Zufuhr von Sauerstoff künstlich aufrecht erhalten, bis Donnerstag früh 7 Uhr der Tod ein trat. Von dem Herannahen der Katastrophe war die Bevölkerung nicht unterrichtet worden. Ministerpräsident Bratianu. »er verstorbene Ministerpräsident Bratianu er reichte ein Alter von 63 Jahren. Er war im August 1864 als Sohn des Staatsmannes Joan Bratianu ge boren worden, dem Rumänien seine Unabhängigkeit und Königswürde verdankte. Mit 31 Jahren trat er in das Parlament ein. 1897 wurde er erstmals Minister und 1910 Ministerpräsident. 1913 ließ er rumänische Truppen in die Dobrudscha. einrück«« und erzwang so die Abtretung dieses Landes von Bulga- rien. Als der Weltkrieg ausbrach, hätte Rumänien an der Seite Deutschlands in den Krieg ziehen müs sen; doch gelang es Bratianu, den König zur Neu tralität zu bestimmen. 1916 führte diese Vertrags brüchige Politik zum Eintritt Rumäniens in den Krieg gegen Deutschland! Für Rumänien halt« Bratianus Haltung zunächst die Niederwerfung durch deutsche, österreichische und bulgarische Truppen »u« Folge. 1918 konnte Rumänien unter Ausnutzung des Zusammenbruchs der Mittelmächte große Landgewinn« verbuchen. Ob diese Annexionen Rumänien zum Vor teil gereichen oder zum Unheil, darüber ist heute noch nicht entschieden. Rußland hat sich mit dem Ver lust Beßarabiens nicht abgefunden, Bulgarien fühlt sich ebenfalls über Gebühr geschädigt, und von Ungarn gilt das gleiche, da Ungarn Siebenbürgen und wertvolle altungarische Gebiete an Rumänien ab treten mußte. Calonder gegen den Schulterror. Der Präsivent ver Gemischte« Kommission für Ober- schlesien bestätigt die Drangsalierung des Deutschtums Der Präsident der Gemischten Kommission sü> Ost-Oberschlesien, Calonder, hat in der Frage der Mn- derheitenschulen eine neue Entscheidung getroffen, di« einer scharfen Verurteilung der polnischen Schulpoliti! gletchkommt. Es handelt sich um die Nichterrichtung der Minderheitsschule inGiraltowitz. Im Novem- ber 1925 wurden 44 Anträge aus Errichtung der deut schen Minderheitsschule in Giraltowitz eingereicht. Sechs Monate später wurdSK die Antragsteller vor die. Wojewodschaft geladen