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Die Einleitung mit zwei Themen bereitet das Vivace des ersten Satzes vor, dessen Rhythmus bis zum JEnde bestimmend bleibt. Freude, Übermut, Kraft und Lebens bejahung bestimmen den Charakter des ersten Satzes. Zweiter Satz: Ein dreiteiliges Allegretto, in der Physiognomie des Themas (nach W. Carner) an die „Wandererthemen Schuberts erinnernd". Zum Thema gesellt sich eine Gegenmelodie. Ernst, innig und ausdrucksvoll reiht sich Variation an Variation. Zweimal wird das an den ersten Satz erinnernde Scherzo von einem Trio unter brochen, dessen Weise einem alten österreichischen Wallfahrtslied entstammen soll. Rhythmische und modulatorische Kühnheiten wechseln mit dynamischen Kontrasten. Ein wirbelndes Spiel ausgelassener Fröhlichkeit. Wer denkt dabei an die anfangs zitierte Tagebuchnotiz? Zwingend in seiner sieghaften Dramatik ist das Finale: Die ungestüme Tanzlust ergreift den Hörer spontan und reißt ihn mit fort. Im Verlauf der formal sehr freizügig gestalteten sinfonischen Entwicklung kommt es zu den großartig ge ballten Steigerungen, die Bettina von Arnim so sehr begeisterten, daß sie sich vorstellte, man müsse „mit fliegenden Fahnen voranziehen den Völkern". Beethoven spürte, daß ihm mit dieser Sinfonie ein großer Wurf gelungen war. Er nannte seine „Siebente" eine seiner vorzüglichsten Sinfonien. Gottfried Schmiedel 111/21 /14 JG 03/61 /106 • Druckwerkstätten Meißen (PGH)