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vezn,»pretS: Beim Btzuar durch dir Aeschtft»K<jle in»,r-«s> Dr^dru» 2,so M («nlchl Autragung), durch dir Vst ün Deutschen Reiche S M (auSschlietzlich Bestellgeld) Vierteljährlich. Einjelue Nummern 10 Pf. Wird Zurücksenduna der für dir Schriftleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein» geforderten Beiträge bean- Mucht, so ist da» Postgeld beizusügen. Dresdner Journal Herausgegeben von der Königl. Expedition de» Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.»Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktag« nachm S Uhr. Di« Zeile keiner Schrift der 7 »al gespaltenen Anküudi- gungs-Dette oder deren Raum >0 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsad L Pf Ausschlag kür die Zeile. Unterm Re. oaktion-strich (Eingesandt) die TexlttUe mittler Schrift oder deren Raum LV Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi« mittag« 12 Uhr für die nach mittag« erscheinende Nummer. ä^21. 19OL. Freitag, den 25. Januar nachmittags. Amtlicher Teil. Um das Andenken d:-r verstorbenen Königin Vittoria von Großbritannien und Irland, Kaiserin von Indien, Majestät, zu ehren, be stimme Ich: 1. sämmtliche Offiziere Meiner Armee legen vierzehn Tage Trauer — Flor um den linken Unter arm — an; 2. während der ersten drei Tage dieser Trauer — bis zum 26.- d. Mts. Abends — flaggen sämmt- liche militärischen Dienstgcbäuve Halbmast. Außer bei Feuerlärm und Generalmarsch darf kein Spiel gerührt werden. Dresden, den 23. Januar 1901. Albert. von der Planitz. Personal-verSnderimgeu in der Armee. Offiziere, Fähnriche n. f. w. Den 22. Januar 1901. Die Fähnriche: Weihmann im 10. Jnf.-Regt. Nr. 134, Mayer im 2. Königin Hus.-Regt. Nr. 19, Dorstewitz im 3. Feldart.-Regt. Nr. 32, Grosse im 7. Feldart.-Regt. Nr. 77, Pongratz im 1. Pion.-Bat. Nr. !2, — diese mit einem Patente vom 1. Februar 1900, Nitze im 12. Jnf.-Regt. Nr. 177, v. LöwiS of Menar im 2. Jäg.-Bat. Nr. 13, v. Funcke im Karab.-Rezt, Günther im 6. Feldart.-Regt. Nr. 68, Prengel im 1. Train-Bat. Nr. 12, — zu Ltnts. befördert. Se. Majestät dec König haben Allergnädigst geruht, dem Bahnhofsinspektor I. Kl. Engemann in Dresden das Ritterkreuz 2. Kl. vom Verdienst orden zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der bei der Hofhaltung Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Johann Georg, Herzogs zu Sachsen, angrstellte Lakai Bernharb Julius Keller bie von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen thm verliehene Medaille des Kronenordens anrehme und trage. Erntunnngtu, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Im VefchäftSdereiche -es Mtutfteriama des «uttn» «nd öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: die Lehrer- stelle an der niederen Schule in Dörnthal. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 120V M. Grundgehalt, SS M. für Tuin- und 1l0 M. für Fortbildungsunterricht und freie Amtswohnung mit Garten. Gesuche sind bi» zum 20 gebruaran den Kgl Bezirk»schulinspeklor Schulratvr. Winkler in Freiberg einzureichen; — da» Direktorat an der Mädchen- bürgerschule in Freiberg (höhere und mittlere Volksschule). Kollator: der Stadlrat dajelbst. Einkommen: S6V0 M. An fangsgehalt und 7 DienstalterSzulagen von je 200 M nach je 3 in Freiberg als Direktor verbrachten Dienstjahren. Aus wärts verbrachte Dienstjahre werden nach Vereinbarung un gerechnet Geeignete Bewerber, namentlich in neuern Sprachen und Litteratur bewanderte, von denen akademisch gebildete den Vorzug erhalten wollen Gesuche mit Zeugnissen bis zum l». Februar an den Stadlrat in Freiberg rinreichen. Kunst und Wissenschaft. Konzert. Mit Bezugnahme auf die Ueberschrift eines allbekannten Rob. Schumannschen Klavierstück« dürfte die Beantwortung der Frage, warum Frl. Gertrude Dobyns (Klavier) und Frl Henrica Jones (Violine) gestern im Musenhause ein Konzert veranstalteten, mit dem Umstande in Verbindung zu bringen sein, daß die jungen, in ihrem Auftreten und Wesen übrigen« sehr sympathischen Damen von ihren künstlerischen Fähigkeiten und ihren in vortrefflicher Schule (zuletzt in Dresden) erworbenen musikalischen Fertigkeiten auch vor der Oeffentlichkeit Zeugnis ab legen wollten Das Konzert konnte somit gleichsam als ein Vorläufer der demnächst bevorstehenden PrüfungS- aufführunqen unserer ersten Musikschulen gelten Und die kritische Beurteilung diese« „Präludium«" fällt — unter Beobachtung de« bewährten Grundsatzes, an künstlerischen Leistungen und solchen, die es werden sollen, an erster Stelle die vorteilhaften Seiten in« Licht zu rücken — keineswegs ungünstig aus So ver fügt die Klavierspielerin über eine bemerkenswert vor geschrittene Technik, über einen angenehmen, dem Hämmern und dem Forcieren des Tone« abgeneigten Anschlag und über ein gefälliges, perlende« Skalenspiel, Eigenschaften, die in LiSzt« Rigoletto-Paraphrase — der besten Klavierleistung des Abend« — besonders vor teilhaft zur Geltung kamen Die Geheimnisse der Schumannschen und der Chopinschen Tonpoesie scheinen sich der Spielerin dagegen zur Zeit noch nicht völlig enthüllt zu haben Al« Begleiterin am Klavier be währte sich Frl Dobyn« recht gut, nur sei mit Bezug auf da« Bruchsche Adagio die Frage erlaubt, ob die übermäßige Sekunde von ckss nach es oder o schreitet Der anhaltende Beifall nach dem Vor- Nichtamtlicher Teil. Rußland und England in Persien. Daß Rußland und England in Persien alte Rivalen sind, ist hinlänglich bekannt. Indessen glaubte man, daß in Asien für beide Mächte Raum sei und daß auch in der persischen Frage ein fried lich-schiedliches Abkommen zwischen diesen Mächten auf der Grundlage zu erreichen wäre, daß sich Ruß land mit dem Norden Persien- begnüge, der infolge der Nachbarschaft des Kaspischen Meeres, Trans kaukasiens und der Transkaspischen Bahn heute be reits dem russischen Einflüsse unterliegt, während der Süden Persiens läigs des Persischen Meerbusens und an der Grenze von Mesopotamien und Britisch- Beludschistan England überlassen würde. Demzu folge beansprucht auch England heute als britische Einflußzone ganz Sübpersien innerhalb einer Linie von Nord-Seistan durch die Wüste Lut parallel der Karuwauenstraße nach Kerman und von dort nach Jezd, der zweitwichtigsten Stadt Ostpersien«, dann nach Jspahan, der alten Reichshauptstadt, und von da über Hamadan nach Kerchanschah, eine Linie, die fast alle bedeutenden Städte und Landschaften SüdpersienS, daruiter diejenige von Susa, dem heutigen DiSful, einschließt und sich am Kcrcha und Karunfluß zum Persischen Golfe wendet England muß nach seiner Ansicht den ganzen Süden Persiens erhalten, weil es keine rivalisierende oder feindliche Macht wie Rußland am Persischen Golf, den es schon heute als britischen See betrachtet, auf der Flanke seiner großen Weltkommunikationslinie mit Indien und China dulden kann. AuS diesem Grunde muß England auch auf die Beherrschung des Golfs und dem Einflußgediete an dessen Küste bestehen. Zur Sicherung der Herrschaft Englands am Persischen Golf wird auch noch daS in dessen politischer Sphäre gelegene Jmanat von Maskat in Anspruch genommen. Dieses ist mit England durch Vertrag verbunden, und der Sultan kann in seiner auswärtigen Politik keinen Schritt ohne die Einwilligung Englands thun und daher einer fremden Macht auch keine Kon zessionen machen. Dies ist da« englische Programm in Persien, das englische Zettungen wiederholt mit einem großen Aufwand von Worten energisch ver treten haben, ohne jedoch auf Rußland damit einen nennenswerten Eindruck zu machen. DaS Vordringen Rußlands gegen den Norden Persiens erfolgt nämlich ebenso systematisch wie das jenige gegen Indien. Zunächst nahm Rußland Ar menien, Georgien und die meisten seiner übrigen Gebietsteile südlich des Kaukasus, alsdann be mächtigte es sich der Herrschaft über das Kaspische Meer, die früher Persien besessen hatte, und gewann damit ein wichtiges Verbindungsglied zwischen seinem europäischen Besitz und Persien, so wie auf dem Wege nach Afghanistan und Indien. Nach dem Krimkriege wurde der Kaukasus völlig russifiziert und der Araxes zur Grenze gegen Persien gemacht. Später folgten dann die Unterjochung von Turkmenien durch Skobelew und der Bau der transkaspischen Bahn. Neuerdings tritt nun Ruß land unverhohlen mit seinen Bestrebungen hervor, die es seit länger als zehn Jahren mit kluger Zurückhaltung in Persien verfolgte. Die Kon ferenzen der russischen und persischen Minister, die gelegentlich der Anwesenheit des Schahs von Persien in St. Petersburg stattgefunden haben, sollen näm lich erreicht haben, daß die seit lange als Projekt bestehenden Bahnbauten, die Rußland und Persien in unmittelbare Verbindung miteinander bringen tollen, einen guten Schritt vorwärts thun konnten. Es handelt sich hier um dre Bahnline Alexandro- pol-Eriwan nach dem Innern Persiens, die bei Nachilschewan die Grenze überschreiten soll, um sich dann nach Teheran zu wenden. Aber Ruxland scheint sich nicht mit diesem Erfolge zu begnügen, sondern seine Hand auch auf den Persischen Meer busen legen zu wollen. Diese Vermutung beruht auf der feststehenden Thatsache, daß Rußland sich mit Persien im Prinzip über Schutzmaßregeln am Persischen Meerbusen geeinigt hat. Diese Einigung ist naturgemäß nur gegen E glaub gerichtet, das bei einem Kampfe an den Grenzen Afghanistans jetzt seine Truppen ebenso leicht in den Häfen am Per sischen Meerbusen landen kann, als ein Angriff derselben durch die englische Flotte möglich ist. Rußland geht ober noch weiter, indem es auch die Ausbildung der persischen Armee übernehmen will. Vorläufig ist diese Absicht zwar nur bei der Kavallerie erreicht, die unter dem Befehl des Obersten KoffagowSky steht, der den Titel eines persischen Marschalls führt. Das Reiieicorps besteht aus einer Brigade zu vier Regimentern mit 200 Offi zieren, 1500 Kosaken und zwei reitenden Batterien mit acht Geschützen. Aber wie diese Truppe, zu der auch JnstruktionSoffiziere der russischen Kavallerie gehören, bereits ganz nach russischen Reglements exerziert wird, so soll es auch bald mit den übrigen Waffengattungen geschehen. Freilich steht Rußland hierin vor keiner leichten Aufgabe, denn da bisher von einer Ausbildung der persischen Armee, von Reglements und so weiter niemals die Rede ge wesen ist, so liegt auf der Hand, daß der militärische Wert dieser Truppen ohne Bedeutung ist und ihre Erziehung zu brauchbaren Soldaten vor sehr erheb lichen Schwierigkeiten steht. Zur Zeit sind die bewaffneten Kräfte Persiens in drei Armeen eingcteilt: in die Teheranische, in die JSpahanische und in die Taurische. Als oberste Administrativ- und Fronteinheit wird in der Infanterie und Artillerie da- Bataillon oder Foudsch angesehen. Als höhere Einheiten gelten die Tumanen (CorpS), die auS 5 bis 11 Ba- raillvnen bestehen, aber nur dem Namen nach existieren und keine Vorgesetzten haben. Die reguläre Infanterie in Persien besteht aus 81 Foudschen. Nimmt man die mittlere Stärke eines jeden Foudsch zu 600 bis 800 Mann und die Zahl der Compagnien bei der Mehrzahl der Foudsche zu zehn an, so ergiebt sich für die Compagnie eine Stärke von 60 bis 80 Mann, die für die persische Compagnie ein ziemlich schwacher Bestand ist. Die Infanterie ist mit Ge wehren verschiedenen Systems bewaffnet; man findet sowohl russische Berdans als auch österreichische Werndl-Gewehre. Die Uniformierung, Ausrüstung und Bewaffnung wird vollständig in den Regiments häusern aufbewahrt. Die Artillerie hat in Friedens zeilen ihre Depots untergebracht. Die Feldartillerie besteht aus 23 Bataillonen, die auch Foudsche heißen und 11 Kommandos haben. Jedes Foudsch wird formiert zu zwei bis drei Batterien; die Zahl der Geschütze (aus Stahlbronze nach dem System UchatiuS) ist in den Batterien verschieden und schwankt zwischen vier und acht Geschützen. Es liegt auf der Hand, daß Rußland durch die Verwirklichung dieser Pläne den englischen Einfluß in Persien vollkommen unterbindet, und cs bleibt abznwarten, wie sich England diesen Thatsachen gegenüber verhalten wird. Es ist allerdings nicht zu verkennen, daß die Verhältnisse gerade j-tzt be sonders günstig für Rußland und seine ehrgeizigen Wünsche sind. Denn angesichts der Lage in Süd afrika kann England heute keine Truppen mehr freimachen und ist überdies vollkommen auf die eigene Kraft angewiesen, und ob diese ouSreicht, Aegypten und Indien festzuhatten, Afrika zu er obern, der zielbewußten Politik Rußlands in Persien energisch entgegenzutreten, und überdies die Vorherrschaft in der Industrie zu behaupten, das muß selbst bei einem Weltreiche, wie eS Groß britannien ist, mit seinem starken und geschulten Volke und seinen riesenhaft geschonten Finanzen, frag lich erscheinen. Die Vorgänge in China. Nach den vorliegenden sieben Verlustlisten hat das ostasiatische ExpeditionScorps 103 Offiziere und Soldaten durch Tod verloren. Davon sind nur vier im Gefechte gefallen, während die übrigen 99 durch Unglücksfälle oder Krank heiten hinger afft sind. Unter den Verstorbenen befinden sich 3 Offiziere, der Oberst Graf Uork v. Wasenberg, der Oberleutnant im PioniercorpS Seelbach und der Hauptmann Haenel v. Cronenthal vom 3. Infanterieregiment. Unter den verstorbenen Mannschaften befinden sich 1 Feldwebel, 1 Zahl meisteraspirant, 1 Sergeant, 2 Unteroffiziere, 7 Ge freite und 84 Gemeine. Die meisten Verluste hatte daS 3. Infanterieregiment mit 21, dann folgt da« 2. Infanterieregiment mit 17. Die vier im Gefecht gefallenen Soldaten gehören sämtlich dem 2. In fanterieregiment an; sie waren in der am 30 No vember herausgegeberen Verlustliste als an Krank heiten verstorben gemeldet, während 4 andere Soldaten gefallen sein sollten. Jetzt hat sich herausgestellt, daß letztere an Krankheiten verstorben sind, während die 4 Soldaten vom 2. Bataillon des 2. Infanterie regiments bei Tse-king-kwan gefallen sind. Die« Gefecht hat außerdem noch 2 schwer und 4 leicht Verwundete gekostet, während bei Pei-tang 2 schwer und 5 leicht Verwundete und bei Uung-tsing-hsien 3 schwer und 2 leicht Verwundete gezählt wurden. Unter den 18 Verwundeten sind 4 Offiziere. Ver mißt werden 3 Soldaten, von denen 2 schon während der Ueberfahrt abhanden gekommen sind. Die neuesten Nachrichten lauten: Peking. Feldmarschall Gras Waldersee melde: am 21. d MS. aus Peking: SS bilden sich in Petschili vielfach Räuberbanden. Engländer haben mit solchen bei Schan- haikwan leichte« Gefecht gehabt. Verlust zwei Mann. Ein kleine» Detachement unter Hauptmann v. Auer ist am 18. d. MtS. von Uanglsun in östlicher Richtung vorgegangen, um die dortige Gegend gemeinsam mit der über Uangtsun zurücklehrendrn Kolonne Hosmann zu säubern. Kolonne Thiemig hat am 18. d Mt» ohne Zwischensall Thsang erreicht und Rückmarsch angetreten. — Die „Morning Post" meldet aus Peking vom 17. d. Mt».: Tschungli, der zum Grohsekrelär deS Ein- nahmeamte» ernannt worden rst, war im Juli 1S00 Militärgouverneur von Peking und gestattete die Zer störung von Besitztum Fremder und die Niedermetzelung fremder und eingeborener Christen — Wie demselben Blatte unterm t9. Januar auS Peking mitgeieilt wird, kehrt Bischos Anzer ins Innere de» Landes zurück, nachdem der Gouverneur von Schantung, Uuanschikai, versprochen hat, ihn zu schützen. Schanghai. (Telegramm de» „Reuterschen Bureau»".) In dem Schreiben an den Admiral Seymour be treffend den russischen Anspruch aus die Elliot- und Blonde-Inseln erklärte Admiral Alexejeff die Entsendung de« englischen Kanonenboot« „Plovcr' zur Aukrottung eine» Seeräubernestes sür ungerechtfertigt und bemerkte, er hoffe, daß Seymour» Billigkeitssinn ihn die Sache im selben Lichte trage der Lrszlschen Komvoftlron Uetz aus da» Ver langen de« Publikums nach einer Zugabe schließen Aber die junge Künstlerin blieb „fest und unbeirrt" und anscheinend dem Grundsätze treu, die Dauer de« Konzert«, dem ohnehin nicht alle Besucher bi« zum Schluffe beiwohnten, nicht noch um einige Minuten zu verlängern. — Frl Jones gab auf der Violine ihr Beste« mit der klangschönen und technisch abgerundeten Wiedergabe de« schon erwähnten Adagio« auS d:m Bruchschen 6l-moII-Konzert. Auch die schnellen Paffagen und schwierigen Flageolett-Töne in dem Rondo capricioso von Saint-Saön« gelangen recht gut Dagegen blieben für den Vortrag der Beethovenschen Kreutzer-Sonate bei beiden Spielern schärfere Rhythmen temperamentvollen Empfinden« zu wünschen übrig. Mit I S. Bach« Ciaconna (v-moN) hatte sich die Violinspielerin eine zur Zeit noch zu anspruchsvolle Aufgabe gestellt, doch forderte gerade in diesem Stücke der Grad der bereit« erlangten technischen Fertigkeit, namentlich in der Be wältigung der heiklen Doppelgriffe, zu besonderer An erkennung für die fleißige und begabte Künstlerin auf U. S. Arnold Böcklin. Der Wert der neulich an dieser Stelle erwähnten Aufzeichnungen Schicks über Böcklin ist so hervorragend, daß e« sich verlohnen dürfte, hier noch einiges daraus mitzuteilen Die Ausbeute allerdings, die sich au« ihnen sür die äußeren Erlebnisse Böcklin« ergiebt, ist nicht eben groß; die hier und da verstreuten Notizen bestätigen in der Hauptsache nur bereits Bekanntes. Wir erfahren, daß der Vater seine thörichten Jugrndpläne, Maler zu werden, keineswegs begünstigte, sondern ihn zwingen wollte, sie aufzugeben Böcklin aber ließ sich nicht irre machen, sondern kniff so zu sagen au», uw, ein paar Gulden in der Tasche, in Rom sein Glück zu versuchen Im Marz 1850 kam er dort an und heiratete schon im Jahre 1853 eine wenig gebildete und un bemittelte Frau aus dem Volke, weshalb er von seiner Familie „wegen seiner dummen Streiche" ganz aufgegeben wurde. Es dauerte lang«, bi« diese sich mit seinem, wie sie meinte, unüberlegten Schritt auSsöhnte Noch im Jahre 1856 mußte er es erleben, daß ihn sein Vater, als er wegen eine« einen Brunnen im Sa biner Gebirge darstellenden Bildes vom Baseler Publi kum geschmäht wurde, au« dem Hause verwies, und daß sich alle Bekannten vor ihm wie vor einem öffentlich Gebrandmarkten zurückzogen. Der allgemeine Mißkredit, den ihm da« Bild zugezogen hatte, brachte ihn in drückende Not. Er nahm daher da« Anerbieten de« Konsul« Wedekind in Hannover an, nur gegen Ersatz der Auslagen und gegen Gewährung von Lebensunter halt einen Saal in seinem Hause auszumalen Al« er nach vier Monaten mit dieser großen Arbeit, die ihm unendliche Mühe verursachte, weil er sich ncch nie in der Leimfarbenmalerei versucht hatte, fertig war, wußte er nicht, wohin er sich wenden sollte. Da er die „giftige Berliner Kritik" scheute, gab er den Gedanken, nach der preußischen Hauptstadt überzusiedeln, schnell wieder auf und wandte sich nach München, wo sich Graf Schack seiner annahm und sich seine Thätigkeit gleich derjenigen Lenbach« verpfänden wollte. Böcklin sagte anfang« zu, löste aber den Kontrakt sofort wieder auf, al« dem Grasen ein« seiner Bilder, die erste Bearbeitung de« nachmal« so berühmt gewordenen „Schlöffe« am Meer", nicht gefiel und er sich verpflichten sollte, nie wieder Bilder mit Wach-farben zu malen Trotzdem bestellte Schack nach einiger Zeit ein neue« Bild bei Böcklin, da« Ouellenbild, daS nunmehr schon seit langen Jahren in den Besitz der Dresdner Galerie übergegangen ist I« München verkehrte er viel mit Lenbach und dem Maler v Hagen, der sich als Schöpfer eleganter Rokokoscenen einen Namen gemacht hat, und arbeitete sogar sür wenige Monate mit beiden zusammen in einem Atelier. Doch konnten sich Lenbach und Böcklin nicht lange vertragen. Al« Lenbach daö Porträt v. Hagen« malte, bekanntlich eine seiner besten Leistungen, gab e« zwischen beiden eine Mißstimmung, über deren Anlaß un« nicht« mitgeteilt wird, die aber Böcklin bestimmte, sich von Lenbach zurückzuziehen. In Weimar hat sich Böcklin nie recht wohlgefühlt Graf Kalckreuth der Aeltere hatte ihn zu bestimmen gewußt, dort eine Lehrer stelle an der neugeschaffenen Großherzoglichen Kunst schule zu übernehmen, aber Böcklin, der zum akademischen Lehrernicht geschaffen war, hielt e« in der Musenstadt a d Ilm nur zwei Jahre aus und ging dann mit einer Ersparnis von etwa 7000 Frc«. wieder nach Rom. In erster Linie mag ihn die seiner Natur am meisten zusagende Schön heit der italienischen Landschaft dazu bestimmt haben, sich immer wieder in Italien heimisch zu machen Er vermißte in Deutschland die Klarheit der Luft und fand, daß bei uns auch an den klarsten Tagen bie fernere« Sachen stets noch dunstig erschienen DaS hätte, sagte er, auch seinen Reiz, aber eS sei fast schöner, wenn die weiteste Ferne immer noch formcnvoll sei. „Wenn man au» Deutschland und der Schweiz zum zweiten Male nach Italien zurückkommt", setzte er einmal au»einander, „dann gehen einem erst die Augen auf, warum e« hier so schön ist: die Ueppigkeit der Vege- tation, die Schönheit der Bausormen, das Einzelstehen der Gruppen aus Heideflächen, dahinter eine senkrechte Felswand, eine Hochebene, die Mäßigkeit de« Grürs rnd die Füll« von grauen Tönen; das Oasenhafle der ein zelnen Baumgruppcn in wüster Fläche und die herrlich« Felrbodcnformation Die römische Campagna übertrifft darin auch weitaus die Gegend von Neapel, und das empfindet fast jeder, der von Neapel durch die Campagna nach Rom zurückkehrt Hier in der Schweiz findet sich blutwenig, da« einen zum Malen anregt Im Gebirge finden sich wohl Stellen, wo die Sit«ationen im ganze«