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außer seinen Slawischen Tänzen kein zweites Werk mit so ausgesprochen nationalen Anklängen geschrieben wie diese Sinfonie mit dem Solocello. Das klangfreudige Werk ist mit Dvoraks großer instrumentatorischer Kunst geschrieben: es hört sieh alles so natürlich und taufrisch, so voll und rein an. Straffe Rhythmen klingen auf, Volkstänze klingen an — das Ganze ist ein wunderbarer Traum von seiner tschechischen Heimat. Der erste Satz hält streng die Sonatenform ein, allerdings vermeidet Dvorak den Formteil der Durchführung. Das Adagio ist ein dreiteiliges Lied (es ist interessant, daß er die Melodie eines eigenen Liedes aus op. 82 ver wendet, das „Laß mich allein in meinen Träumen gehen“, womit er unbewußt auf seine steten Heimatträume anspielt). Der Schlußsatz ist ein Rondo. Dvoraks sprudelnder Einfallsreichtum ist zu bewundern. Er ist ein glücklicher^^ Mensch gewesen, dem das Komponieren keine Probleme aufgab. Von dieser ird^B Grunde glücklich-heiteren Stimmung ist in diesem Konzert trotz des h-Moll, überall viel zu spüren. Auch gegen einige technische Kniffligkeiten bewahrt die Musik ihren Charakter des Mühelosen, des Gesunden und natürlich Gewachsenen. Und das bezaubert uns an Dvorak immer wieder. Richard Strauß: „Tod und Verklärung“ Als 1890 die Tondichtung für großes Orchester erschien, wirkte sie wegen des in diesem Werk durchbrechenden Sturmes und Dranges ihres jungen Schöpfers wie ein elementarer Einbruch in musikalisches Neuland. Strauß hat das in diesem Werke und auch im vorangegangenen „Don Juan“ von 1889 zum Ausdruck gelangende Pathos niemals mehr übertroffen. Strauß hat mit der Titelwahl zu diesem sinfonischen Gedicht die seit Beethoven ins Bewußtsein der Menschheit erhobene Devise „Durch Nacht zum Licht“ in neue, ihm angemessene Beleuchtung rücken wollen. Eine programmatische Ausdeutung, etwa in dem Sinne wie beim später komponierten „Eulenspiegel“, lag ihm fern. Nachträglich, erst unter dem Eindrücke verschiedener Aufführungen, hatte sein Freund Alexander Ritter das dem Werk vorangestellte Gedicht geschaffen. Strauß hat eine Äußerung getan, wonach die sinfonische Dichtung „Tod und Verklärung“ von einer menschlichen Natur handle, deren innere Kräfte bedeutend größer und entscheidender seien als die äußeren. Vielleicht mag er sich bei der Konzeption des Werkes von ge wissen persönlichen Erlebnissen haben beeinflussen lassen: von glücklicher Kind-^^ heitszeit und idealisch strebendem Jünglingsdasein, auch von etwaigen Krank-^^ r ' heitserlebnissen. Die pathetische Tonsprache des Werkes ließ einen Bewunderer zu den Worten hinreißen, es sei ein „Kolossalgemälde der an Zweifeln über das Leben leidenden, nur durch die Kunst erlösten Menschheit.“ Literaturhinweise: Sourek, Anton Dvoffik • Gysi, Richard Strauß • Max Brod, Leo§ Janfiöek Textliche Mitarbeit: Johannes Paul Thilraan, Gottfried Schmiedel Vorankündigung: 21. und 22. Mai: Beethoven-Tschaikowskij-Zyklus, 10. Abend Mittwoch, 25. Mai: 10. Philharmonisches Konzert mit Prof. Steurer Lund 2.Pfingstfeiertag, Schloßpark Pillnitz: „Die Jahreszeiten“ von Haydn