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zu seiner mährischen Heimat, die ohne das Volkslied nicht zu denken ist. Janäcek ist in seiner Musik alt und neu zugleich. So wie Smetana, Dvorak und Fibich die böhmische Volksmusik in aller Welt bekannt machten, war es für die mährische Musik Janacek, der damit eine musikgeschichtliche Tat von größter Bedeutung voll brachte. Danken wir Janacek dafür, noch mehr aber: Lieben wir seine Musik! Die „Lachischen Tänze“ von Leos Janacek sind im Februar 1925 im Nationaltheater in Brünn zuerst als Ballett uraufgeführt worden. Ursprünglich waren diese Tänze nach dem Heimat landstrich Janäceks, der Walachei, genannt, Klavierstücke zu 2 oder zu 4 Händen, die der Komponist später für großes Orchester instrumentiert hat. Die Ähnlich keit mit der Entstehungsweise der Slawischen Tänze von Antonin Dvorak springt ins Auge. Janäceks Werk besteht aus sechs Tänzen. Wie Dr. Bohumir Stedron in einführenden Worten zur Partitur feststellt, sammelte Janacek mit Freuden Volkslieder und Tänze seiner Heimat, von denen er einige in dem Orchesterwerk verwendete. Im ersten Tanz vereint Janacek drei Volkstänze, einen „Alten“ oder „Altertümlichen“, einen Taschentuchtanz und einen Stocktanz, wobei der über zählige Tänzer in der Hand einen bändergeschmückten Stab hält, bis er wiederum eine Partnerin gewinnt. Die ersten beiden Tanzabschnitte sind langsam, sie werden jeweils von einem lebhaften Teil abgelöst, der einen beschleunigten Ablauf hat. Dabei wechselt der Dreivierteltakt zum Zwei vierteltakt. Der zweite Tanz heißt „Segenstanz“. Eigentümlich ist darin die Verschiedenartigkeit der Wiederholungen eines bestimmten Motivs. Der „Dymak“, der dritte Tanz, ist heftig und schnell. Das Tempo steigert sich dabei bis zum Prestissimo. An vierter Stelle steht wiederum ein „Altertümlicher“, der andere Melodien aufweist als der am Anfang stehende gleichnamige Tanz und viel ruhiger in seinem Ausdruck ist. Der „Cela- densky“, an fünfter Stolle, ähnelt dem Segenstanz. Er ist allerdings ausgesprochen tschechisch, geht also über den heimatgebundenen Charakter der Tänze von Hukvaldy, dem Geburtsort Janäceks, weit hinaus. Den Schluß bildet der „Pilky“, der „Tanz mit der Säge“. Er ist dreiteilig, besteht aus zwei ruhigen Tänzen, den eigentlichen „Sägetänzen“, die wiederum einen „Dymak“ einschließen. Janäcek hängt noch einen brausenden Tanzwirbel an, der diesen Zyklus mit ausgelassener Fröhlichkeit abschließt. Hier legt Janäcek ein Meisterwerk volkstümlichen Cha rakters vor. Anfonin Dvorak schrieb für den Cellisten Hans Wihan sein berühmt gewordenes op. 104, das Cellokonzert in h-Moll. Es ist in den Jahren 1894/95 komponiert worden; dieses dreisätzige Konzert, in New York geschaffen, bildet den Ausklang von Dvoräks Werken, die in Amerika entstanden sind. 1895 zog es ihn mit unwiderstehlicher Gewalt in die Heimat zurück. Dvoräk, der einige Jahre als Direktor eines Konservatoriums in Amerika zubrachte, litt an tiefem Heimweh. Die Sehnsucht nach seinem Geburtslande war so stark, daß sie sein Schaffen gegen Ende seines amerikanischen Aufenthaltes völlig überstrahlte. Auf Schritt und Tritt begegnet man den Klängen seines Vaterlandes in den damaligen Werken. Dvoräk hat wohl