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Doch die Lümmel, doch die Lümmel, diese Lümmel! (Ha - ha - ha-ha! Ha - ha - ha!) Von den Bäumen, hinter Zäunen, Häuserecken johlen sie: Hauswirt Friederich ist liederlich. Wartet, wenn ich euch erwische! (Weihnachtsmann, Weihnachtsmann!) Das sind Kinder! Früher - na, schaut euch nur auf den Bart, da habt ihr euern Schneeball! (Hauswirt! Weihnachtsmann! Weihnachtsmann!) Still! Sag’ ich. Ist’s eine Art, den Hauswirt zu beschimpfen? So ein ordentlicher Mann! Schämt euch! Und zum Hauswirt: Braucht ihr denn die ganze Straße? Ist sie noch nicht breit genug? Oh, als das die Kinder hören! Los! Wir starten in den Wind! Unser Flugzeug ist der Schlitten. Himmel, laß dein Fenster kitten, wenn wir durchgeflogen sind! Schneller, immer schneller, schneller, unser Lied ist ein Propeller, ein Propeller, den zerbricht auch das Schneegestöber nicht. Achtung! Steuerknüppel ziehn! Und dann mit verbißnen Lippen links die steile Kurve kippen, daß die Wolkcnbäume fliehn! Schneller immer schneller . . . Bahn frei! Bahn frei! Freie Bahn! Wartet nur, in zwanzig Jahren werden wir durchs Weltall fahren, wie’s die Sterne noch nicht sahn! Schneller immer schneller . . . Der Hauswirt schüttelt nur den Kopf. Wirst alt, Weihnachtsmann, hast im Bart den Schneeball und gibst den Lümmeln recht. Hauswirt, kein Wagen fährt den Berg hoch. Streu Asche an den Zaun! Gib den Kindern eine Bahn! Gewöhn dir’s ab, das alte Denken! Na, das mußt du mir sagen, Weihnachtsmann, bist wohl bißchen älter! Ja, sag ich. Aber Hauswirt, ich hab’s begriffen. Die Straßen sind doch breit genug, breit genug. Wann wird mancher Hauswirt klug, Hauswirt klug, mancher Friederich ha - ha - ha! Bahn frei? Bahn frei! Freie Bahn! Wartet nur, in zwanzig Jahren werden wir durchs Weltall fahren, wie’s die Sterne noch nicht sahn! Schneller, immer schneller, schneller, unser Lied ist ein Propeller, ein Propeller, den zerbricht auch das Schneegestöber nicht. Figuren der Weihnacht (Soli, Chor und Kinderchor) Ich stiefle Löcher in den Schnee. Blick’ ich mich um, ist schon die Finsternis hincingckrochcn. Ich denk’: Sic krempeln alles um. Die Kinder segeln schon im Weltenall. Nur der Weihnachtsmann ist noch ein Knecht, Knechtrupcrecht! War ich von alters her ein Knecht? Wer sind wir eigentlich, wir Figuren der Weihnacht, denk’ ich. Und wie ich so grüble, hör’ ich doch Stimmen, und neue Lieder hör’ ich singen. Ich bin die Kerze. Ich trage eine Flamme aus längst erloschenen Feuern. Seelen hätten die Flammen, sagten die Unwissenden; denn die Flammen wuchsen, wärmten, leuchteten, sangen. 8 Sic schreckten die Wölfe. Seelen hätten die Flammen, sagten die Unwissenden und doch so Klugen; denn sie wahrten die Flammen als das Gut der Güter. Ich bin die Kerze. Ich gehöre zur Weihnacht. Ich erleuchte sic. Die Flamme trägt den Himmel, den blauenden kühlen, die Flamme trägt den Himmel in ihrem Licht. O werde uns in dieser Zeit der Blick wie alle Himmel weit, zu sehen unsergleichen! Die Flamme trägt die Sonne, die stete, die frohe, die Flamme trägt die Sonne in ihrem Licht. O reiche nunmehr alle Zeit die Wahrheit wie die Sonne weit, zu leuchten unsergleichen. Der sonnenfrohe Himmel, der stete, der blaue, der sonnenfrohe Himmel zerfall uns nicht. O strahle aus der Weihnachtszeit für unsergleichen erdenweit, der Kerzen reines Zeichen! Ich bin die Tanne. Als das Eis die Fische in die Tiefe zwang, unerreichbar, als der harte Schnee die Gräser preßte unlösbar, und der Mensch nicht wußte, wessen er mächtig ist, brach er die grünen Zweige, berührte mit ihnen seinesgleichen, und das Vieh, und das Dach, und schmückte mit ihnen die Wohnstatt. Ich bin die Tanne. Ich gehöre zur Weihnacht. Ich bin die Hoffnung in ihr. Am Baume hat der Frühling ein grünes Blatt. Am Baume hat der Frühling ein weißes Blatt. : : Ein grünes, ein grünes Maienblatt : : Ein weißes, ein weißes Blütenblatt der Frühling an seinem Baume hat. Am Baume hat der Winter ein grünes Blatt. Am Baume hat der Winter kein weißes Blatt. : : Ein grünes, ein grünes Tannenblatt : : Kein weißes, weißes Blütenblatt der Winter an seinem Baume hat. Drum schenk uns lieber Winter, lieber Winter, dein grünes Blatt. Ihm soll ein Licht erblühn wie ein weißes Blatt. : : Din grünes, ein grünes Tanncnblatt : : Ein weißes, weißes Kerzenblatt die Weihnacht an ihrem Baume hat. So träumen wir zur Weihnacht am Tannenblatt. So träumen wir zur Weihnacht am Kerzenblatt. : : Vom grünen, vom grünen Maicnblatt : : Vom weißen, vom weißen Blütcnblatt, die die Zeit an ihrem Baume hat. Mich kennen alle Kinder. Ich beschenke sie. Weit war’s bis zum römischen Kalender, das Jahr war noch geteilt in Winter, Frühling, Sommer, als sich die Menschen schon zum festlichen Beginn beschenkten. : : Denn Anfang gut, alles gut. : : Die Weihnacht, müßt ihr wissen, reicht weit zurück. Sic hat in manchem fremden Hemd gesteckt. Kluge Schneider, kluge Kleider, und wenn sie abgetragen waren, schimmerte die alte Weihnacht durchs Gewebe; denn was dem Volk ist, ist dem Volke. O je! So manche Zeit war’s schon der Menschen Eigenmächtigkeit zuviel, am Jahresausgang, Jahrbeginn einander zu beschenken. In Ravensburg, im 14. Jahrhundert, hat’s Wort für Wort geheißen: „Daß niemand dem andren zu Weihnachten schenken soll. Darnach ist gesetzt, daß zu Weihnachten von dem heiligen Advent bis zu dem zwölften Tag niemand dem andren schenken soll, 9