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ERSTES ABONNEMENT-KONZERT IM SAALE DES GEWANDHAUSES ZU LEIPZIG DONNERSTAG, DEN 9. OKTOBER 1913. Leitung: Professor Arthur Nikisch. ERSTER TEIL. Ouvertüre zu Goethes »Egmont« (Op. 84) von Ludwig van Beethoven. Arie der lole aus »Herakles« von Georg Friedrich Händel (Orchester bearbeitung von Charles L. Hess), gesungen von Frau Marie Louise Debogis aus Genf. Mein Vater! weh! mir dünkt, ich seh, Es schlägt dein Schwert ihn tödlich wund, Er sinkt, er fällt in Todesweh, Knirschend den Staub am blut’gen Grund. Ruhe sanft, lieb Vaterherz, Leicht sei dir die Erde dort! In der Tochter frommem Schmerz Lebt dein Vorbild ewig fort. Monolog der Armida aus »Armida« von Christoph Willibald Gluck, gesungen von Frau Debogis. Ha! endlich ist der Wurf gefallen! In die rächende Hand gab das Schicksal den Feind; Der sorgenlose Schlaf, er opfert ihn der Rache; Durchbohrt sei nun sein trotzig Felsenherz! Die Ketten jener Schar hat er gewußt zu brechen; Armida wird es rächen! Welch Wanken stört die Tat? nun, was zaudert mein Arm? Ein fremd Gefühl durchbebt den wutgestählten Busen! Durchbohrt —! Ha! was hält mich zurück? Fort! es sei! — O mein Herz! — Rache denn! — Ich zage! War es so, was ich Zürnende beschloß? Welch milderes Gefühl, das in mein Herz sich goß! Ach, jeder Blick ruft mir das Mitleid wieder, Und zitternd sinkt das eitle Werkzeug nieder! Ach! wer vertilgt ihn wohl von des Daseins Spur, Diesen reizenden Held? ihm muß das Herz erbeben; Wer wähnte ihn bestimmt, nur allein das Schwert zu heben? Zur Liebe schuf ihn die Natur. Gäb’s ohne seinen Tod kein Mittel, ihn zu strafen? Kann nicht der Liebe Macht rächend ihn umfassen?