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Nächster Schritt: Reform in der Vorklinik Wissenschaftliche Konferenz über Probleme der Lehre, Erziehung und der Neugestaltung des Medizinstudiums Auf einer wissenschaftlichen Konferenz berieten Professoren, Dozenten, wissen schaftliche Assistenten und Studenten am vergangenen Sonntag im Großen Hörsaal des Physiologischen Instituts über den gegenwärtigen Stand der Reform des Me dizinstudiums und die in ihrem weiteren Verlauf zu lösenden Probleme. Der Ta gungsleiter begrüßte neben Dekan Prof. W i 1 d f ü h r besonders herzlich die Gäste Prof. Velhagen, Vorsitzender des Ge sundheitsausschusses der Volkskammer, Dr. Arnold, Mitarbeiter der Abteilung Ge sundheitspolitik beim ZK der SED, Ver treter des Gesundheitsministeriums, des Staatssekretariats für das Hoch- und Fachschulwesen sowie den Vertreter der Sofioter Universität, Prof. Davidoff, und die Dekane der Medizinischen Fakul täten von Marburg und Heidelberg, Prof. Hensel und Prof. Mueller. In seinem einleitenden Referat kenn zeichnete Prof. Braun die Gründe, die die Studienreform in der Medizinausbil dung, die in der 550jährigen Geschichte der Fakultät keine Parallele kennt, objek tiv notwendig machten. Die Wechselbe ziehungen, die sich aus der Entwicklung der technischen Revolution und dem Auf bau des Sozialismus in unserer Republik ergeben, erforderten einen ärztlichen Nach wuchs, der über ein hohes, auf dem neue sten Stand der Wissenschaften beruhen des, anwendungsbereites Wissen verfügt und der fest mit der sozialistischen Ge sellschaft verbunden ist. Dieses Ziel er fordere, den. engen Zusammenhang von Lehre und Erziehung in der Ausbildung der jungen Mediziner zu verstärken, was wiederum die Gemeinsamkeit des Lehr körpers voraussetze. Prof. Braun machte in diesem Zusammenhang mehrere Vor schläge. Erstens: ein Kollektiv des Lehr körpers zu bilden, das den zu lehrenden Stoff abgrenzt und die Wechselbeziehun gen zwischen einzelnen, an der Ausbil dung beteiligten Disziplinen erfaßt. Zwei tens: die Möglichkeiten einer Komplex vorlesung der Professoren verschiedener Institute zu erwägen, die zweifellos dem Studenten das Verständnis der Zusam menhänge erleichtern würde. Drittens: den Stoff der Vorlesungen und des Grup penunterrichts noch besser abzustimmen. In weiteren Referaten sprachen Prof. D r i s ch e 1 und Dozent Kunz zur Vor bereitung der Reform des vorklinischen Studiums, die im Herbstsemester 1965 an der Medizinischen Fakultät begonnen werden soll, Dr. Köhler über Ergeb nisse und Erfahrungen der Studienreform in der Inneren Medizin, sowie der FDJ-Sekretär der Fakultät, Siegfried Thäle über Probleme der Studenten und erzieherische Aspekte der Studienre form. In der anschließenden Diskussion sprachen Professoren, wissenschaftliche Assistenten und Studenten verschiedener Studienjahre zu einer Vielzahl von Proble men. die in ihrer Gesamtheit deutlich machten, daß alle an der Studienreform Beteiligten bemüht sind, diese große Auf gabe, die vor allem eine inhaltliche Ver änderung darstellt, zum guten Gelingen zu führen. So konnte Dr. Arnold in seinen Schlußworten zu Recht feststellen, daß die Konferenz sowohl Fortsetzung der bisherigen Diskussion als auch Auf takt zu neuen praktischen Schritten in der Reform des Medizinstudiums gewesen sei. Prof. Linser nicht Pharmakologe Prof. Wildführ bat uns zu berichtigen, daß der in seinen „Worten zum Geleit“ (UZ 18/19, Seite 1) erwähnte Professor „Linser den Lehr stuhl für Dermatologie“, nicht den für Phar makologie übernahm. Veranstaltungen Ehrennadel der Karl-Marx-Universität verliehen der Hebecker, Dr. med. Werner M Dietzsch, Universitäts- Joachim i der stellvertretender Direktor des Be zirks-Hygiene-Instituts Leipzig; Dr. med. Wolfgang Kettwig,' wissenschaftlicher Assistent an der Kinderklinik; Dr. med. Maria Kleinhempel, Fachärztin für Augenkrankheiten in Leipzig; Dr. med. Helmut Knoblauch, Leiter des Landambulatoriums Ge ringswalde; Anläßlich der 550-Jahr-Feier der Medizinischen Fakultät wurden auf dem Festakt am vergangenen Sonn abend 27 ehemalige Absolventen vom Rektor mit der Ehrennadel der Karl-Marx-Universität ausge zeichnet. Prof. Dr. med. habil. Norbert A r e s i n, Direktor der Universitäts- Frauenklinik; Dr. med. Helmtraut A r z i n g e r, wissenschaftliche Assistentin an der Chirurgischen Klinik; Dr. med. habil. Reinhard Barke, Dozent an der Radiologischen Kli- lung Marxismus-Leninismus Medizinischen Fakultät; Dr. med. Heinz Köhler, wissen schaftlicher Assistent an der Medi zinischen Klinik; Dr. Dr. Josef Koch, Oberarzt der Klinik für Kiefer- und Gesichts- chirurgie/Thallwitz; Dr. med. Dieter Leopold, Ober arzt am Institut für Gerichtliche Medizin und Kriminalistik; Dr. med. habil. Gerald Leutert, Dozent am Anatomischen Institut; Rolf Mengel, Sekretär der SED- Parteileitung an der Bauhoch schule Leipzig; Dr. med. habil. Martin Müller, Dozent am Institut für Pharmako logie und Toxikologie; Lothar Rohland, Abteilungsleiter im Ministerium für Gesundheits wesen ; Dr. med. habil. Joachim Schmidt, Dozent am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Epidemiologie; Dr. med. Christa Schnabel, wissenschaftliche Assistentin am Anatomischen Institut der Friedrich- Schiller-Universität Jena; Dr. med. Werner Schnitzlein, Leiter der Anaesthesie-Abteilung des zentralen Lazaretts der NVA Bad Saarow; Dr. med. Wolfgang Schönlebe, Stellvertretender Bezirksarzt in Leipzig; Obermedizinalrat Dr. Werner Sei fert, Ärztlicher Direktor des Neuro- Psychiatrischen Kinderkrankenhauses Wechselburg; Dr. med. Ernst Springer, Oberarzt am Deutschen Zentralin stitut für Arbeitsmedizin Berlin; Dipl. rer. pol. Siegfried Thäle, Erster Sekretär der FD J-Leitung der Medizinischen Fakultät; Dr. phil. Achim Thom, wissen schaftlicher Assistent an der Abtei nik; Dr. med. . Oberarzt an Frauenklinik; Dr. med. Wolfgang U r s i n u s, Oberarzt an der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie; Dr. med. Wolfgang Wildführ, wissenschaftlicher Assistent am In stitut für Medizinische Mikrobiolo gie und Epidemiologie; Dr. med. habil. Helmut Wolff, Dozent an der Chirurgischen Klinik; Dr. med. Helmut Zimmer mann, Oberarzt an der Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten. Aus den Instituten Protest gegen Yankee-Politik Mit leidenschaftlichen Worten prangerte der Sprecher der lateinamerikanischen Studenten am Herder-Institut auf einem Protestmeeting die Machenschaften der USA-Imperialisten gegen die Freiheit und Souveränität des dominikanischen Volkes an. „Die USA-Imperialisten maßen sich das Recht an, Gendarmen der internatio nalen Politik zu sein. Deshalb intervenie ren sie in den Ländern, wo es ihren Mo nopolen notwendig erscheint. Beispiele da für sind der schmutzige Krieg in Vietnam, die Intervention im Kongo und nun die verbrecherische Aggression gegen das do minikanische Volk. Wir müssen gegen diese Aggression kämpfen, denn dieser Angriff auf das dominikanische Volk ist zugleich ein Angriff auf alle lateinameri kanische Völker. Es ist ein Angriff auf die Freiheit und Selbstbestimmung aller Völ ker der Welt. Diese Aggression beweist, was die USA-Imperialisten unter Demo kratie verstehen. Das ist ihre sogenannte repräsentative Demokratie! Mit starkem Beifall und dem lauten Ruf „Yankees go home!“ brachten die Ver sammelten aus vielen afrikanischen, asia tischen und europäischen Ländern ihre Solidarität mit dem kämpfenden domini kanischen Volk zu Ausdruck Forschung - Lehre - Praxis Historiker und Bohemisten Eine gemeinsame Bohemistische Arbeits tagung führten das Slawische Institut und das Institut für Geschichte der europäischen Volksdemokratien durch. Die Wissenschaft ler beider Institute sowie neun Gäste aus der CSSR erörterten Fragen der deutsch tschechischen Beziehungen in Geschichte und Literatur. Die Vorträge und die Dis kussion über dargelegte Probleme boten viele Anregungen für die weitere Zusam menarbeit zwischen Historikern und Bohe misten, darüber hinaus leitete die Veran staltung einen neuen Abschnitt im Zusam menwirken deutscher und tschechischer Wissenschaftler ein. Goldmedaille für Lebensmittelbuch Das Lehr- und Fachbuch „Warenpflege Lebensmittel“ von Prof. Grundke, In stitut für Warenkunde der Karl-Marx- Universität, wurde bei der anläßlich des 11. Verbandstages der Deutschen Gemein- schaftsverpfleger, Köche, Köchinnen und Diätassistentinnen in Bad Godesberg durch geführten Bücherschau mit einer Gold medaille ausgezeichnet. Das Buch, das in zwischen bereits in seiner 2. Auflage vor liegt, zeigt in einer allgemeinverständ lichen Form, auf welchem Wege Lebens mittel am besten vor nachteiligen Verän derungen bewahrt werden können. Jubiläumstagung Eine Jubiläumstagung mit internationa ler Beteiligung führt die Pharmazeutische Gesellschaft der Deutschen Demokrati schen Republik aus Anlaß ihres zehnjähri gen Bestehens vom 26. bis 30. Mai in Leip zig durch. Studenten Nutzen für Justitia Die Studentinnen Angelika L o o f / und Hanna Möbius, die in ihrer Diplomar beit von Prof. Dr. Orschekowski, Direktor des Instituts für Strafrecht der Karl-Marx-Universität Leipzig betreut werden, verteidigten am 14. Mai die The sen ihrer Diplomarbeiten zu Problemen der Sexualkriminalität mit Erfolg. An der Veranstaltung nahmen Vertreter des Obersten Gerichts, der Generalstaats anwaltschaft, des Bezirksgerichtes, der Bezirksstaatsanwaltschaft und Angehöri ge des Instituts für Strafrecht teil. Die behandelte Problematik hat große Bedeutung für die Praxis der Rechtspre chung und für die Bekämpfung der Sexualdelikte, da es insbesondere hinsicht lich ihrer Ursachen noch eine Vielzahl von Unklarheiten gibt. Die Vertreter der Praxis würdigten die vorgelegten Thesen als nutzbringend für die Verbesserung ihrer Arbeit. Musikstudenten im Wettstreit Am Freitag, dem 4. Juni, 16 Uhr, findet im Bach-Saal des Musikwissenschaftlichen Instituts, 701 Leipzig, Täubchenweg 2 c, ein Gemeinschaftskonzert im Rahmen des studentischen Wettbewerbs statt. Veran stalter sind die Abteilung Musikerziehung der Kärl-Marx-Universität und das Insti tut für Musikerziehung der Humboldt- Universität Berlin. Zur Aufführung kom men Klavier- und Gesangswerke u. a. von Händel, Mozart, Schubert, Chopin, Liszt, Eisler, Naumilkat, Lohse und Meyer, die von den leistungsmäßig besten Studenten beider Institutionen vorgetragen werden. Kulturelles Neue Pläne der „Kortschagins" Insgesamt sechsmal trat das Ensemble „Pawel Kortschagin“ zwischen dem 1. und dem 8. Mai vor sein Publikum. Auf dem Programm standen Lieder anderer Völker, vor allem aus den slawischen Ländern. Für die Zukunft hat sich das Ensemble viel vorgenommen. Die Mitglieder berei ten für das nächste Jahr die Premieren eines Musicals und einer Operette vor. Andere Probenarbeiten gelten der Erst aufführung eines Liedes über den deut schen Kommunisten Fritz Schmenkel, das vom Kommandeur seiner Partisanenein heit geschrieben wurde. Sport Tag des Sports Der 16. Juni wurde vom Senat zum „Tag des Sports“ an der Karl-Marx-Universität erklärt. An diesem Tag finden keine ande ren Lehrveranstaltungen statt. Alle Stu denten der Studienjahre, die nicht mehr am obligatorischen Sportunterrich 'teilneh men, werden aufgefordert, sich . in den Sportarten Fußball, Handball, Volleyball, Leichtathletik, Schwimmen und Wasserball an den Wettkämpfen zu beteiligen. Die Meldungen sind bis zum 9? Juni an das In stitut für Körpererziehung, 7031 Leipzig, Stieglitzstraße 40. zu schicken. Bei Mann schaftsspielen auf Seminargruppen- und Studienjahresbasis muß der Name und die Anschrift eines Verantwortlichen genannt werden. Genosse Böhme dankt Es ist mir leider nicht möglich, allen Universitätsangehörigen, die mir anläßlich meiner Auszeichnung mit dem Vaterländi schen Verdienstorden in Bronze und mit der Artur-Becker-Medaille in Gold am 8. Mai 1965 so zahlreich Grüße und Glück wünsche übermittelten, persönlich zu dan ken. Ich habe mich über die enge Verbun denheit sehr gefreut und nehme die Ge legenheit wahr, ihnen auf diesem Wege herzlichen Dank zu sagen. Hans-Joachim Böhme, Sekretär der Universitätsparteileitung Professor Klein im „Kalinin" Als Höhepunkt der in der FDJ-Organi- sation unserer Universität durchgeführten Diskussionen über neue Aspekte des staats monopolistischen Kapitalismus, bei denen Prof. Dieter Kleins Broschüre „Die Dia lektik des modernen Imperialismus“ hauptsächliches Studienmaterial war, be grüßten wir im voll besetzten Klubhaus „Kalinin“ den Autor. Er sprach über Mög lichkeiten und Grenzen der Planifikation im Imperialismus, über die Ursachen der unterschiedlichen Entwicklung der Plani fikation in den imperialistischen Staaten und betonte in diesem Zusammenhang mehrfach das erste Wort der Bezeichnung seines Fachgebietes: Politische Öko nomie. Wir sind sicher, daß Prof. Kleins Dar stellung den Studenten — die die Gelegen heit, Fragen zu stellen, reichlich nutzten — neue Anregungen für die Beschäftigung mit der Politischen Ökonomie, mit der Entwicklung in Westdeutschland gab, viele scheinbar undurchsichtige Probleme transparent machte, nicht zuletzt dank der hervorragenden Fähigkeit des Berli ner Professors, sein Anliegen interessant, packend vorzutragen, nicht nur die Konti nuität der Entwicklung, sondern auch ihre sich ständig ändernden Widersprüche dar zulegen. Besonders dafür möchten wir Prof. Dieter Klein danken. Fassen wir die Ergebnisse des Abends zusammen: Die Planifikation im Imperia lismus dient immer den Interessen des Finanzkapitals; sie ermöglicht reale volks wirtschaftliche und internationale Effekte, neue Bewegungsformen der technischen Revolution; sie macht die inneren Schranken der technischen Revolution im Imperialis mus auf Grund ihres Klassencharakters deutlich; der Grundwiderspruch im Im perialismus verschärft sich auch in For men von Verlagerung und partiellen Lö sungen. Ms. Kolloquium zum nationalen Geschichtsbild „Die Entstehung des antifaschistischen und nationalen Geschichtsbewußtseins in Deutschland nach dem Sturz des Hitler reiches“ war das Thema eines Kolloquiums der Fachrichtung Geschichte. Einem zahl reichen, interessierten Publikum berichtete Prof. Dr. Walter Markov aus eigenem Erleben vom Werden und Wachsen junger Historiker in mühevoller Auseinanderset zung mit den Problemen, die ein mehr als zwölfjähriger antifaschistischer Kampf stellte, und von ihrer Bewährung als ak tive Mitkämpfer um die Befreiung un seres Volkes. Auf die Frage, ob es einem Historiker genügen dürfte, „den Kopf oben zu behalten, Solidarität zu üben, Zu- versieht auszustrahlen, zu überzeugen, ge- duldig und manchmal auch ungeduldig 2 erreichen, schon an das Morgen zu denken und die lebendige Kraft zu zeigen, aus der Deutschland wieder erstehen würde“, gab Prof. Markov seine Antwort durch die Tat und tut das ständig neu. Mit dieser eindrucksvollen Bilanz seines Lebens trug er seinen Teil bei zur Formung des Be rufsethos junger Historiker von heute und morgen. Anschließend referierte Dr. Werner Berthold über die Erarbeitung eines antifaschistisch demokratischen Geschichts denkens durch die KPD in den Jahren 1946/47 und orientierte besonders auf die Anfänge dieses Entwicklungsprozesses, die weit in die Zeit vor der Befreiung zurück reichen. Mit seinen sehr ausführlichen Darlegungen machte er Prinzipien und Beharrlichkeit deutscher Kommunisten in 1 Ringen um historische Wahrheit und exakte Programme zur Gestaltung des künftigen Deutschland klar. Es ist zu wünschen, daß die Materialien dieses Kolloquiums durch Veröffentlichung einen 1 breiteren Kreis Interessierter zugänglich gemacht werden. Karin Wietstrucb In memoriam Karl Lamprecht Zum 50. Todestag des bedeutenden Historikers / Von Dr. Hartmut Z w a h r Sonntag, 30. Mai, 10.30 Uhr, Musikinstru- menten-Museum der Karl-Marx-Univer sität: Mechanische Musikinstrumente. Es spricht Dr. R u b a r d t. Mittwoch, 2. Juni, 20 Uhr, Studiokeller, Nikolaikirchhof 4a. Gastspiel des Arbei tertheaters Böhlen: „Arzt wider Willen“ (Moliere). Mittwoch, 9. Juni, 20 Uhr, Studiokeller, Nikolaikirchhof 4a. Studentenbühne der Karl-Marx-Universität: „Unternehmen Öl zweig“. Wie uns von der Universitätsbibliothek mitgeteilt wurde, ist die Sonderausstel lung alter und neuer Publikationen der Medizinischen Fakultät werktags von 9 bis 21 Uhr geöffnet. Die nächste Ausgabe der UNIVER SITÄTSZEITUNG kann aus technischen Gründen erst am 10. Juni erscheinen. Dafür werden einige der nächsten Nummern verstärkten Umfang auf weisen. ©AS REDAKTIONSKOLLEGIUM Günter Lippold (verantwortlicher Redakteur); Jürgen Grubitzsch, Roll Möbius (Redakteure); Jürgen Funk, Prof. Dr. fur. habil. Richard Hähnert, Hans-Dleter.. Huster. Gerhard Mathow, Karla Poerschke, Karl-Heinz Röhr.- Wolfgang Weiler. Veröffentitcht unter Lizenz-Nr. 65 des Rates des Bezirkes Leipzig - Erscheint wöchentlich - Anschrift der Redaktion: 701 Leipzig: Ritter straße 26. Fernruf 79 71. Sekretariat Apparat 264. Bankkonto: 513 808 bei der Stadtsparkasse Leip zig-Druck: LvZ-Druckerel „Hermann Duncker" in 18 138. 701 Leipzig. Peterssteinweg 19 - Be stellungen nimmt fedes Postamt entgegen. UZ 21/65, Seite 2 D em Gedenken des Historikers Karl Lamprecht, der von 1891 bis zu sei nem Tode am 10. Mai 1915 an der Uni versität Leipzig wirkte, waren zwei Ver- anstaltungen des Instituts für Deutsche Geschichte, Abteilung Landesgeschichte, gewidmet: Dozent Dr. habil. Karl Czok sprach am 11. Mai im Hörsaal 40 der Al ten Universität vor etwa 50 Gästen zum Thema „Karl Lamprecht an der Universi tät Leipzig“. Am Tage darauf standen „Lamprechts Geschichtsauffassung und Werk“ im Mittelpunkt eines gutbesuchten Kolloquiums, das von Dekan Prof. Max Steinmetz geleitet wurde. Als der 34jährige K. Lamprecht zu Be ginn des Jahres 1890 nach Marburg und noch im Dezember an Voigts Stelle nach Leipzig berufen wurde, galt dieser Ruf einem der bedeutendsten unter den jünge ren deutschen Historikern. Lamprechts vierbändiges „Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter“ (1885/86), die Frucht seiner Bonner Jahre, einer Zeit intensivsten Quellenstudiums zur Geschichte der mate riellen Kultur des Mosellandes, steht in der deutschen geschichtswissenschaftlichen Literatur jener Zeit einzigartig da. Hier schuf Lamprecht ein Werk, das der marxi stische Historiker noch heute mit Gewinn zur Hand nimmt, wenn er auch zwischen dem durch eine Hinwendung zum Mate rialismus, der Suche nach historischen Ge setzmäßigkeiten gekennzeichneten Früh werk dieses bedeutenden Forschers und den stark von der Völkerpsychologie W. Wundts beeinflußten späten Arbeiten zu unterscheiden weiß, ist doch gerade die Kulturmorphologie das Schwächste an Lamprechts wissenschaftlicher Leistung. Glückliche Umstände ebneten dem begab ¬ ten Pfarrerssohn aus Jessen an der Schwarzen Elster die Wege zu wissen schaftlicher Tätigkeit. Nach Ablegung der Reifeprüfung an der alten Fürstenschule zu Pforta hatte Lamprecht in Göttingen, Leipzig und München Geschichte und Kunstgeschichte studiert, war dann kurze Zeit Haus- und Gymnasiallehrer in Köln gewesen, bis ihm mit Unterstützung des Kölner Bankiers und liberalen Politikers Gustav v. Mevissen die Rückkehr ins wis senschaftliche und akademische Leben ge lang. 1880 habilitierte er sich als Privat dozent für Geschichte und geschichtliche Hilfswissenschaften an der Universität Bonn, ein Jahr später verwirklichte er mit der Gründung der „Gesellschaft für rhei nische Geschichtskunde“ eine Lieblings idee seines Gönners. Die Berufung nach Leipzig eröffnete dem jungen Gelehrten einen weiten Wir kungskreis, den er sich als akademischer Lehrer von ungewöhnlicher Tatkraft, sel tener persönlicher Ausstrahlung und als glänzender Organisator rasch erschloß. Im Jahre 1891 erschien Bd. 1 seiner „Deut schen Geschichte“, 1912 der zwölfte und letzte. Zwischen Bd. 5 und den folgenden liegt eine Pause von neun Jahren: die Periode des „Methodenstreits“ um Lamp rechts Geschichtsauffassung und Werk. Lamprecht lehnte die politische Geschichte, wie sie zu seiner Zeit an den deutschen Universitäten gelehrt wurde, ab. „Die rein politische Geschichtsschreibung", so heißt es in seinen aus dem Nachlaß veröffent lichten „Rektoratserinnerungen“ (1917), „versenkte sich von der Erforschung der Tätigkeit großer Staatsmänner in die der Botschafter und Untergenerale, um in der Einzelbeschreibung der Taten von deren Unterpersonal zu enden. Schließlich ver dorrte sie so gut wie ganz und hinterließ nur in der dürren Behauptung, daß nicht Massen, sondern Helden Geschichte mach ten, eine halbverkohlte Flaggenstange ihrer ehemaligen Bedeutung“. Eine solche Geschichtsauffassung wurde von der offi ziösen deutschen Historiographie nicht ge duldet. Die Häupter der preußischen Schule, allen voran Georg v. Below mit dem Schlachtruf „Man muß die Axt ge brauchen!“, rechneten mit Lamprecht scho nungslos ab. Below selbst hat Lamprecht in unsäglicher Weise verunglimpft und schließlich den Sieg davongetragen. Im Jahre 1910 wurde Lamprecht zum Rektor gewählt. Zahlreiche, zum Teil noch heute bestehende wissenschaftliche Einrichtun gen der Universität verdankten ihm ihr Entstehen: die damaligen Forschungs institute für Kultur- und Universal geschichte, für Landesgeschichte und Sied lungskunde. für vergleichende Religions geschichte, für Rechtsgeschichte, für Psychologie, für Orientalistik, für Geogra phie, Geschichte und Kunstgeschichte, für Völkerkunde, für Volkswirtschaftslehre und Musikwissenschaft. Lamprechts groß' zügiger Plan dagegen, zwischen Probst heida und Zuckelhausen eine „Universität im Grünen“ zu schaffen, gelangte infolge des Widerstandes innerhalb der Universi tät, vor allem aber durch den Ausbruch . des ersten Weltkrieges, nicht zur Ausfüir rung. Der äußere Glanz seiner Leipzige Jahre hat den von einer begeisterte 11 Hörerschaft umgebenen Wissenschaftler, dessen Werk in Frankreich und den Ver einigten Staaten Beachtung und Anerken- nung gefunden hatte, nicht darüber hio wegtäuschen können, daß er unter seine? Fachkollegen an den deutschen Universitä ten als Verfemter galt. Müde, reizbar, enttäuscht, als eine” Mann, der als 47jähriger bereits seine 11 frühen Tod ahnte, so charakterisierte Prof Schönebaum seinen einstigen Lehre 11 die mehr als zweistündige Aussprache übet Lamprecht mit einem Beitrag zu Persön lichkeit und Werk einleitend. Das Koll®' quium, von dem eingangs die Rede war beschäftigte sich mit Werdegang und polir tischem Standort Lamprechts, seine« 1 durchaus respektvollen Verhältnis zu 111 Marxismus, den Einflüssen der Psycholo gie Wilhelm Wundts wie auch mit de 1 bahnbrechenden komplexen Betrachtungs weise des Universalhistorikers Lamprecht Zur Diskussion sprachen die Professorel Schuba rt-Fikents eher, Stein metz, Markov, Schönebaum Schulz, Dozent Dr. Czok und zal. reiche weitere Gäste. Man darf die Hoff' nung aussprechen, daß die gelungen® Lamprecht-Ehrung an der Karl-Marx-Un. versität den Anstoß zu einer umfassenden kritischen Würdigung von Lamprechts GE Schichtsauffassung und Werk gegeben hat