Volltext Seite (XML)
im wr. ten lieh Sie Mit lar dte ge- nen iem lolg Re- sin- .ch- ang ied W ist- MS ior- des ev- oli- dH ’or- 2 er ■ste ein ah- sird len. daß die md al- die ind um, nde auf ivl zur ek- int ige iter KUNST verstehen und gestalten Die Entwicklung sozialistischer Per sönlichkeiten darf weder als spontaner Prozeß aufgefaßt werden, noch duldet sie die, Vernachlässigung auch nur eines der sie beeinflussenden Faktoren. Zu diesen gehört die Kunst, die eine spe: eifische und unersetzbare Aufgabe bei der Formung des Menschen, der Ge- italtung seiner Lebensweise und ge sellschaftlichen Beziehungen erfüllt. Ihre Bedeutung wächst mit der ent wickelten sozialistischen Gesellschaft, Wird zur Lebensnotwendigkeit. Die sozialistische musisch-ästhetische Erziehung und Ausbildung als syste matische Vermittlung und Formung künstlerisch-ästhetischer Kenntnisse, Er kenntnisse, Bedürfnisse, Fähigkeiten, Gewohnheiten und Gefühle nimmt da- bei in Einheit mit der weltanschaulich- ethischen Bildung einen wesentlichen Platz ein. Die gesellschaftlichen Anfor derungen an den Absolventen einer sozialistischen Hochschule verlangen deshalb auch eine solche Erziehung und Ausbildung, in der die musisch- ästhetische Qualifizierung eingeschlos- J en ist. Die musisch-ästhetische Erziehung und Ausbildung wird in das Gesamtsystem der Erziehung und Ausbildung und des geistig kulturellen Lebens der Karl-Marx-Univer sität integriert.. Sie wird für alle Studie renden im 1. und 2. Studienjahr obligato risch sein und jeweils für diese zwei Stu dienjahre geplant und organisiert. Es ist ein für die verschiedenen Fachstudienrich tungen differenziertes System von Ver anstaltungen geplant, das den unterschied lichen Bedürfnissen und Interessen gerecht werden soll. Außerdem werden Modelle für die musisch-ästhetische Ausbildung im postgradualen Studium und für die Weiter bildung der Lehrer entwickelt. Träger die ser Aufgabe soll eine im Perspektivplan zeitraum 1971/75 an unserer Universität zu gründende musisch-ästhetische Abend akademie in Verbindung mit der Sektion Kulturwissenschaften / Germanistik sein. Sie soll auch entsprechende Bildungsauf gaben für Universitätsangehörige und ter ritoriale Bedürfnisse wahrnehmen. So steht es im Perspektivplan der Karl-Marx-Uni- versität, der damit in dieser Hinsicht dem Beschluß des Staatsrates zur Weiterfüh rung der 3. Hochschulreform entspricht. Ausbildung beginnt im November In der ersten Etappe, d. h. im Studien jahr 1970/71, wird die musisch-ästhetische Erziehung und Ausbildung obligatorisch für die Lehrerstudenten des 1. Studien jahres eingeführt und vorerst auch nur für diesen Zeitraum geplant und organisiert. Angereichert mit den im Studienjahr 1970/71 erworbenen Erkenntnisse und Er fahrungen wird die musisch-ästhetische Ausbildung im Studienjahr 1971/72 für die Lehrerstudenten im 2. Studienjahr fort gesetzt und weitere Ausbildungsrichtungen im 1. Studienjahr erfaßt. Warum wird bei den Lehrerstudenten begonnen? „Die Schule ist jene gesellschaftliche Ein richtung, in der junge Sozialisten, also jene Menschen erzogen und gebildet werden, die im Jahre 2000 auf den Kommandobrücken der kommunistischen Gesellschaft, ihrer Betriebe und Institutionen stehen werden. In der sozialistischen Schule der DDR ist die Zukunft bereits Gegenwartsaufgabe.“ Der Lehrer, der heute ausgebildet wird, ist derjenige, der die Menschen für das Jahr 2000 erzieht. Damit er diese Aufgabe meistern kann, muß seine kulturell-künst lerische Erziehung und Bildung ohne Zeit verzug in Angriff genommen werden. Ein Lehrer unserer sozialistischen Schule muß über ein tiefes Kunstverständnis und ge schultes ästhetisches Urteilsvermögen ver fügen und sich auszeichnen durch einen hohen Grad an Erkenntnis- und Erlebnis fähigkeit wie auch durch ständig wach sende differenzierte kulturell-künstlerische Bedürfnisse und die Fähigkeit, diese im En semble der gesellschaftlichen Umwelt zu wecken und zu befriedigen. Er muß dar über hinaus in der Lage sein — und das betrifft nicht etwa nur den Fachlehrer für Kunsterziehung — die ihm anvertrautep Kinder und Jugendlichen in diesem Sinne zu bilden und zu erziehen. Der Lehrerstu dent muß zur Auseinandersetzung mit den neuen Problemen unserer sozialistischen Kultur und Kunst und damit auch zur ent schiedenen, sachkundigen und parteilichen Auseinandersetzung mit der antihumanisti schen Kultur- und Kunstideologie des Im perialismus befähigt werden. Veranstaltungszyklus 1970/71 Der erste Jahreszyklus wird kulturell künstlerische Veranstaltungen, Vorträge und Kolloquien umfassen. Es wird davon ausgegangen, daß es inhaltlich vor allem darauf ankommt, die Lehrerstudenten an Werke der sozialistischen Kunst und der humanistischen Weltkultur und Erbes her anzuführen und dieses oft erste systema tische Kennenlernen durch individuelles Aneignen und Studieren fortzusetzen. Die ser Aufgabenstellung tragen auch die theo retischen Vorträge Rechnung. Es handelt sich also um einen Zyklus von Einfüh- rungsvorträgen und künstlerischen Ver anstaltungen, deren wichtigstes Ziel die Herausbildung dauerhafter Kulturbedürf nisse ist und die Fähigkeit, diese Bedürf nisse und die aus ihrer Befriedigung ab geleiteten Kenntnisse und Fähigkeiten an deren Menschen mitzuteilen, sie in dieser Weise anzuregen und anzuleiten. Die Aus- bildung wird am 18. November mit einem Beethovenkonzert des Akademischen Or chesters der Karl-Marx-Universität eröff net. Weiterhin sind vorgesehen: - Vorlesungen zur führenden Rolle der Partei der Arbeiterklasse auf dem Gebiet der Kunst und Literatur in unserer Gesell schaft; — Besuch des , sowjetischen Schauspiels „Die kürzeste Nacht“ von Nasarow mit an schließender Diskussion; — Vorlesungen zu Fragen der allseitigen, kulturellen Entwicklung sozialistischer Persönlichkeiten unter den Bedingungen der Gestaltung des entwickelten gesell- Die Studentin: Ruth Bull, Lehrerstudentin im 4. Studien jahr (Sprachwissenschaften) Obwohl in unserer Sektion und in meiner FDJ-Gruppe Initiativen auf geistig-kulturellem Gebiet entwickelt werden und ich selbst sehr kunstinter essiert bin, halte ich meine musisch ästhetische Qualifikation für meinen späteren Lehrerberuf nicht für aus reichend. Ich merke in meinem jetzi gen Praktikum, wie man das braucht. Auch aus meinen Erfahrungen als Schülerin an der Erweiterten Ober schule kann ich nur bestätigens, daß wir nicht von allen Lehrern und nicht ge nügend musisch-ästhetisch erzogen und gebildet wurden. Manchmal ist es so gar so, daß Schüler infolge formal und pädagogisch unklug organisierter „Pflichtübungen“ auf künstlerischem Gebiet direkt eine Scheu vor dem Be such bestimmter Veranstaltungen be kommen. Das pflanzt sich dann oft bis zum 30. Lebensjahr fort. Diese Er scheinung kann beispielsweise durch einen ungenügend vorbereiteten Besuch einer Oper oder der für das Lebens alter des Schülers unklugen Auswahl eines Stückes hervorgerufen werden. (Besuch einer Wagner-Oper während des 8. Schuljahres). Auch wenn der Be such von Museen oder Gemäldegalerien nur ein zweistündiges „Durchrasen“ wird, kann bei dem Schüler eine Ab neigung gegen einen weiteren Besuch die Folge sein. Der Lehrerstudent müßte deshalb auch wissen, wie er richtig ein Kunst erlebnis organisiert. Die obligatorische musisch-ästhetische Ausbildung wäh rend des Studiums halte ich deshalb für unbedingt notwendig. Der geplante Veranstaltungszyklus ist im 1. Studien jahr durchaus zu verkraften. Es muß natürlich eine Ergänzung durch das gei stig-kulturelle Leben in der FDJ- Gruppe, in der Sektion, an der Uni versität erfolgen. Dazu muß auch jeder Student selbst etwas tun. Ich sehe auch viele Möglichkeiten die musisch ästhetische Erziehung und Ausbildung in die verschiedenen Fächer zu inte grieren. So könnte z. B. eine Sprach unterrichtsstunde durchaus auch einmal in einer Bildergalerie erfolgen. Be stimmte. Unterrichtsthemen könnten durch künstlerisch wertvolles An schauungsmaterial ergänzt werden. Es gibt noch viele Möglichkeiten und Po tenzen. Der Lehrer: Siegfried Fischer, Fachlehrer für Kunsterziehung an der EOS Grimma Erfahrungen an unserer Schule zei gen, wie notwendig es ist, daß der Lehrer eine musisch-ästhetische Erzie hung und Ausbildung erhält. Abge sehen von den Fachlehrern für Musik- und Kunsterziehung;-, die die notwen digen Voraussetzungen mitzubringen scheinen, und im gewissen Sinne von den Lehrern für Deutsch und Geschichte bei denen es aber auf den persönlichen Einsatz ankommt, fehlt die musisch ästhetische Ausbildung und Erziehung bzw. ist mangelhaft, falls sie nicht durch persönliches Interesse kompen siert wird. Eine Vorbildwirkung ist deshalb in dieser Hinsicht kaum ge geben. Die Fragen Jugendlicher werden nicht bzw. nicht ausreichend oder im günstigsten Fall nach subjektiven Kri terien beantwortet. Es fehlt das ästhe tische Urteilsvermögen. Nicht zu über sehen ist, daß die Kunst auch das Le ben des Lehrers selbst bereichert. Aber in erster Linie geht es erst einmal dar um, den Lehrer mit Kenntnissen aus zustatten, die ihn in die Lage verset zen, nach objektiven Kriterien zu ur teilen. Viele Lehrer äußern, daß sie an künstlerischer Problematik interes siert sind, sich aber in eine Lage ge bracht sehen, die ihnen Unbehagen be reitet’. denn Interesse allein genügt nicht. Zur „Nutzung“ der Kunst ge hören Kenntnisse, sonst verfällt man dem subjektiven Urteil. Die Verant wortung. die in dieser Beziehung auf dem Lehrer lastet, ist groß — und viele spüren es auch und fühlen sich nicht wohl dabei. Es ist notwendig, dem Rechnung zu tragen. Daß vielen die Zeit fehlt, darf nicht gelten. Sie muß zur Verfügung stehen zum Nutzen un serer Schüler, den künftigem Lenkern und Leitern unseres Staates. In die Ausbildung des künftigen Lehrers ist der guten Allgemeinbildung und be sonders der musischen Erziehung der gebührende Platz einzuräumen. schafffliehen Systems des Sozialismus bei Meisterung der ' wissenschaftlich-techni schen Revolution und ihre Bedeutung in der internationalen Klassenauseinander- „setzung auf ideologischem Gebiet; i — Konzert des Akademischen Orchesters der Karl-Marx-Universität mit vorwiegend Werken der sozialistischen Gegenwarts musik; — Chorkonzert des Leipziger Universitäts chores (das „Wort-Ton-Verhältnis in der Volkskunst“) und evtl. — Besuch der Aufführung „Leben des Ga lileo Galilei“ von Bertolt Brecht im Ber liner Ensemble. Die Hauptabteilung Kultur hat den Ver anstaltungszyklus in Form eines Studenten anrechts inhaltlich und organisatorisch ab gesichert. Breite Mitwirkung aller erforderlich Es entspricht dem Wesen dieser Aufgabe, daß sie ständig vom aktuellsten Stand der politisch-ideologischen und kultur-politi schen Aufgabenstellung der Partei der Ar beiterklasse ausgeht und durch die aktive Mitarbeit aller Beteiligten, insbesondere durch den sozialistischen jugendverband, .gefordert wird. Es, muß betont werden,..daß -der vom Direktorat für Erziehung und Aus bildung und der Hauptabteilung Kultur or ganisierte Zyklus nur eine Form der mu sisch-ästhetischen Ausbildung und Erzie hung darstellt und diese auch nur ein Teil system'der Kultur berücksichtigt., Sie muß durch vielfältige Formen und Methoden bei der Entfaltung des geistig-kulturellen Le bens an den Sektionen ergänzt werden. Die musisch-ästhetische Erziehung und Ausbil dung ist keine Angelegenheit zentraler Leitungen allein, sondern gehört auch zur Verantwortung der staatlichen und gesell schaftlichen Leitungen der Sektionen. Das betrifft auch die Sorge um die regelmäßige Teilnahme aller Studenten. Es darf auch nicht übersehen werden, daß Kenntnisse und Fähigkeiten, sollen sie nicht verküm mern. praktisch angewendet werden müs sen. Es gibt viele Potenzen und Möglich keiten, das im studentischen Leben zu rea lisieren. Dabei sollte jeder Student sein Maß an Selbsterziehung leisten. Auch die Sektionen, die von der obliga torischen Einführung in diesem Studien jahr noch nicht berührt werden, können schon viel für die musisch-ästhetische Er ziehung tun. Das beweist die Sektion Sprachwissenschaften, die für dieses Stu dienjahr selbständig die musisch-ästheti sche Erziehung und Ausbildung ihrer. Stu denten vorbereitet hat. ide ‘ro- viel Ae- -el- ge i«n dä- iro- rö- iro ind die teß ng, ien die aft- JO- en, tu jp. u- len cht die rer en, m- us- in- ks, in: nd 10- ie- :h- Ile be ne ite ft :ht es 9) Fortsetzung von Seite 8) Gerade auch für die Beiträge über das Erbe Eifft es zu, daß diese zwar das „Wie" der Erberezeption deutlich machen, aber noch zu Wenig Wertung aussprechen, Stellungnahmen Lermissen lassen zu solchen Fragen: Was heißt es, heute revolutionär zu handeln? Wie Tuß mithin das Menschenbild beschaffen sein, Sos den Interessen der Arbeiterklasse ent- Pricht? Das sozialistische Menschenbild, das n sich alle humanistischen Traditionen auf- hebt, erweist sich eben auch für die Aneig- Tung des Erbes als der Wertmaßstab und Steuert darüberhinaus die Herausbildung des internationalistischen Charakters der soziali- itischen Kultur, die Entwicklung einer soziali- Aschen Weltkultur. Für die ganze kunsthistorische Forschung 9ilt, was Robert Weimann in bezug auf die Literaturgeschichte schrieb: „Literaturgeschichts- Schreibung ist heute nicht schlechthin das hi- itorische Resümee vergangener Dichtung und hrer ehemaligen Wirklichkeitsbezüge, sondern der bewußte Prozeß der Konfrontation ver- Eigener Werte und gegenwärtiger Wertun- 9en,"9 Der Maßstab für die Aneignung des Erbes Tuß darin bestehen, inwieweit sie die soziali- itische Kultur als massenhafte und reich ent- faltete Kultur verwirklichen hilft. Im Mittelpunkt unseres Interesses muß die Frage stehen: In- Wieweit dienen bestimmte Bemühungen in der Künstlerischen Erbeaneignung der Bereiche- Tung des sozialistischen Menschenbildes? Die Kategorie des Menschenbildes muß in diesem Sinn Ausgangs- und Zielpunkt unserer Arbeit sein. So geht es eben in erster Linie bei der Erberezeption um den inhaltlichen und funk tionalen Aspekt, nur im Zusammenhang da- mit um Fragen der Materialverarbeitung, der »Umfunktionierung der Mittel"; es gsht um die konkrete Zweckbezogenheit der Mittel. Wie notwendig tiefere und weitreichendere Bemühungen um das sozialistische Menschen- bild sind, bewies z. B. ein Beitrag über die Kategorie der Parteilichkeit, wenn dort von •Mängeln und Widersprüchen in der soziali stischen Gesellschaft" gesprochen wird. „Er (Granin — J, E.) zeigt jedoch, daß sie zeit weilig und nichtantagonistisch sind. Ihre Über windung hängt vom Wachstum des subjektiven Faktors, von der Bewußtheit der Menschen ab." Widersprüche — in ihrem subjektiven Niederschlag: Konflikte — werden als zeitwei lig bezeichnet und so unterschwellig als ne gativ bewertet. Werden sie mit der wachsen den Bewußtheit des Menschen beseitigt? Spielt hier nicht ein rationalistisches Menschenbild eine Rolle? Heißt die Zunahme der'Bedeu tung des subjektiven Faktors nicht auch Zu nahme der Konflikte? Es muß uns künftig noch stärker darum ge hen, eine Atmosphäre schöpferischer Suche und Auseinandersetzung um die Bestimmung der dem Sozialismus eigenen Kultur und Kunst zu schaffen. Insgesamt gesehen, brauchen wir mehr Bestimmungen unserer Probleme und Konflikte, der Beziehung des Erbes darauf, mehr offene Referate, Problemreferate, die von vornherein in die Mitarbeit des Audito riums Vertrauen setzen, keine Referate, die lediglich ihren Ehrgeiz in die Rundheit und Unangreifbarkeit ihrer Aussagen setzen. Das sozialistische Menschenbild ist keine ein für allemal gegebene Größe, sie ist eine dynamische, sich entwickelnde und bereichernde Wertvorstellung vom Menschen. Es gibt nicht den sozialistischen Menschen, die Heraus bildung sozialistischer Verhaltensweisen ist ein komplizierter Prozeß, der ohne unser reales Bemühen eine bloße Fiktion bliebe. Deshalb fordert auch die Literatur- und Kunstentwicklung, daß die Literatur- und Kunstwissenschaften einen entscheidenden An teil an ideologisch-weltanschaulicher Wertung haben, daß der gesellschaftlichen Führung dieses Prozesses jenes wissenschaftliche Mate rial bereitgestellt wird, das die Erhöhung der führenden Rolle der Arbeiterklasse und der marxistisch-leninistischen Partei wirksam er folgen läßt. Deshalb bemühen wir uns um den sozialistischen Realismus als jener Kunst, die fähig ist, ein gesellschaftsveränderndes Verhalten der Menschen zu stimulieren. Des halb verzichten wir nicht .auf das sozialistische Menschenbild als Wertkriterium, wenden wir uns gegen jede Wertfreie Betrachtung, jeden Positivismus, der die gesellschaftlichen Er scheinungen voneinander isoliert und dann — scheinbar - voraussetzungslos betrachtet. Der Wertbegriff des sozialistischen Men schenbildes — der verknüpft ist mit der marxi stisch-leninistischen Weltanschauung der Ar beiterklasse -, ist unser weltanschaulicher Ausgangspunkt, er erst läßt uns die einzel nen künstlerischen Leistungen richtig und ge recht einschätzen und macht gleichzeitig un sere Position geltend. Dabei gehen wir zu nächst und zuerst von den Belangen konkret historischer Praxis aus, nur so verwirklicht sich der Marxismus-Leninismus in unseren Wissen schaften, entsprechen wir den Forderungen nach parteilich-produktiver Beziehung zu den Erfordernissen des entwickelten gesellschaftli chen Systems des Sozialismus. Das liegt in unserem eigenen Interesse. Auch für unsere Wissenschaften gilt, was Lenin in bezug auf den Marxismus als Ganzes sagte, daß er „nur in engem Zusammenhang mit der Praxis einer wirklichen Massenbewegung und einer wirklich revolutionären Bewegung endgültig Gestalt annimmt." 10 Wir müssen vom wirklichen, d. i. der wirkende ganze Mensch als revolutionä res Subjekt, als Schöpfer und Gestalter sei- .ner Geschichte, vom leibhaftigen und geistes gegenwärtigen ' Menschen ausgehen. Dieser Mensch ist Gegenstand unserer Wissenschaft und Ziel unseres Bemühens. Es soll nicht noch einmal wiederholt wer den, was bereits über die Notwendigkeit, die Spezifik des ästhetischen Verhältnisses im So zialismus in den Griff, in den Begriff zu be kommen, gesagt wurde. Deutlich wurde wei terhin auf der Konferenz, daß unsere An strengungen stärker dahin gehen müssen, das Prozeßhafte unseres Gegenstandes herauszu stellen. Das heißt selbstverständlich nicht, daß die Untersuchung des Werkes nunmehr ein Schattendasein führen müßte. Das nicht — aber das Werk muß in seiner Bedeutung sozusagen als Umschlagplatz von Kunctpro- duktion und Kunstkonsumtion unsere Aufmerk- sankeit erregen. Es. muß als Resultat des .Schaffensprozesses; der in seiner Totalität er griffen werden muß, gesehen werden. Die Er forschung des Prozesses der Entwicklung von Künstlerpersönlichkeiten (von der Kindheit an) und die Erforschung der Kunst als gesell schaftlicher Prozeß müssen geleistet werden. Dialektisch verständen impliziert die Forde rung nach Ergreifen des Kunstprozesses die Untersuchung der Kunst als Teilsystem der Gesellschaft und als System der Künste. 11 Vor der Ästhetik und den Kunstwissenschaf ten steht die Aufgabe, ein solches System von Begriffen zu entwickeln, das der Spezifik und Dynamik ästhetischen Verhaltens im So zialismus entspricht, das dem Charakter des künstlerischen Schaffens und . der Zunahme seiner Kollektivität, im Sozialismus begrifflich gerecht wird und damit selbst wesentliche Im pulse für die Entwicklung von Kunst und Li teratur geben kann. Graben wir folgender Meinung das Wasser ab: „Die Ästhetik vor ..allem verpön' ich./.Sie, spielt ein gefährliches Spiel:/Die gute nützt sehr wenig,/Die schlechte schadet sehr viel." 12 Die skizzierte notwendige Wissenschaftsent wicklung heißt nicht, daß die historische Forschung an Bedeutung verliert. Im Gegen teil. Sie wird dadurch vertieft und trägt auf '•ihre Weise dazu bei, daß die Kultur- und Kunstwissenschaften zu Leitungswissenschaften werden. Wenden wir uns, um Begriffe Wei manns zu gebrauchen, gegen eine „kritiklose Rezeption", so 'rechtfertigen wir damit natür- , lieh keine „rezeptionslose Kritik", eine Kritik, die Erfordernisse und Tradition nur mecha nisch gegenüberzustehen vermag. Es braucht nicht' extra betont zu werden, daß solche Aufgaben, an deren Erfüllung wir Anteil haben müssen, sozialistische Gemein- schatsarbeit kategorisch fordern. Diese Ge meinschaftsarbeit gilt es auch für die Ausbil- , düng der Studenten über längere Zeiträume hinweg zu veranschlagen, um eine Kollektivi tät zu schaffen, die — und das wird mehr und mehr deutlich - Voraussetzung schöpferi- scher Arbeit ist. Standen auf dieser Konferenz die Bereiche vor allem noch nebeneinander, so wird es - auch auf studentischer Basis - auf ihre Kooperation ankommen müssen, um der Komplexität und Kompliziertheit der ge- sellschaftlichen Prozesse zu entsprechen, um tatsächlich Aussagen über das System der Künste treffen und vor allem um produktiv seine Gestaltung beeinflussen zu können. Da mit wurde ein weiterer Vorwurf Grillparzers hinfällig: „Sie sind der höchsten Ideen voll, / Zur. Staunen oder zum Lachen / Ein jeder weiß, wie man's machen soll. / Doch keiner kann es machen." 13 1 W. I. Lenin: Entwurf des Programms der KPR(B): In: Lenin, W. I.: Werke. Dietz Verlag, Berlin 1961. Bd. 29, S. 94. - Walter Ulbricht: Die gesellschaftliche Entwick lung in der DDR bis zur Vollendung des Sozia lismus. In: ND 18. 4. 1967. S. 15. 3 Kurt Häger: Leninismus und entwickeltes gesellschaftliches System in der DDR. In: Ein heit 4/70, S. 413. '• Marianne Lange: Arbeiterklasse und Künstler als Partner. In: ND 7. 4. 70. 5 Walter Ulbricht: Grundlegende Aufgaben im Jahre 1970. Dietz Verlag, Berlin 1969. S. 40. 6 Mariane Lange: Arbeiterklasse und Künst ler . .. a. a. O. ' W. I. Lenin: Parteiorganisation und Partei literatur. In: W. I. Lenin: Über Kultur und Kunst. Dietz Verlag. Berlin 1960. S. 61. 8 Claus Träger: Der Leninismus und die Kul turwissenschaften als Leitungswissenschaften. In: Weimarer Beiträge 4/70. S. 30. 9 Robert Weimann: Gegenwart und Vergan genheit in der Literaturgeschichte. In: Weimarer Beiträge 5/70. S. 32. 10 W. I. Lenin: Der „linke Radikalismus“, die Kinderkrankheit im Kommunismus. In: W. I. Lenin: Werke, Dietz Verlag, Berlin 1959, Bd. 31. S. 9. u Vgl. M. Kagan: Die Kunst als Systemobjekt und das Systemstudium der Kunst. In: Kunst und Literatur 2/70. 12 Franz Grillparzer: Ausgewählte Gedichte. A. a. a., S. 248. 13 Ebenda, S. 218. UZ 38-39/70, Seite 9