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I n Westdeutschland spricht man gegenwärtig wie der sehr viel von der angeblichen Einheit der Nation, und dieser Trend wird offensichtlich zu nehmen, je mehr wir uns dem Jahreswechsel 1970/71 nähern. Die 100. Wiederkehr der Reichsgründung von 1871 bietet den westdeutschen Ideologen eine willkommene Gelegenheit, nationale Gefühle zu mißbrauchen, nationalistische Gefühle anzuheizen und die angebliche Sehnsucht der Deutschen nach der alten Reichsherrlichkeit auszudrücken. Deshalb bereitet man darüber im großem Umfange Gedenk feiern vor, will Ausstellungen eröffnen, Er innerungsmünzen und Sonderbriefmarken heraus geben und alles tun, um vor der Welt den Eindruck einer „einheitlichen Nation“ zu erwecken. Was für eine Einheit soll da gefeiert werden? Gab es in der Vergangenheit eine „Einheit der Na tion“ ? Nationen entstanden mit der Entwicklung des Kapitalismus. Gemeinschaftsbildende Faktoren wa ren die Gemeinsamkeit des Territoriums, die Ge meinsamkeit des Wirtschaftslebens, die gemeinsame Sprache und Kultur und die Gemeinsamkeit der sozialen Psychologie. Wenn man von diesen Fak toren ausgeht, kann man sagen, daß die deutsche Nation im 19. Jahrhundert zusammengefügt wurde, vereint in 3 Kriegen durch Blut und Eisen. Von 1871 an gab es in Deutschland einen bürgerlichen Nationalstaat. Aber es war eben nur eine bürger liche Nation, und ihre Einheit war äußerst relativ. Wir wissen aus der Philosophie, daß alle Er scheinungen und Prozesse entgegengesetzte Seiten haben, entgegengesetzte Bestrebungen und Ten denzen; Gegensätze, die eine Einheit bilden. Die Einheit dieser Gegensätze ist relativ, ihr Kampf, Prof. Dr. Friederici Arbeiterklasse muß neuen Typ der Nation schaffen ihr Gegeneinanderwirken dagegen absolut. Bürger liche Nationen sind klassengespalten, und wer das übersieht, dessen Begriff der Nation beruht, wie schon Lenin hervorhob,. „auf einer künstlichen Ab strahierung von Widersprüchen zwischen den Klas- sen, die diese Nation bilden“. (Werke, Bd. 21, S. 61 bis 62) Man kann aber von den Klassen nicht abstrahie ren. Die deutsche Nation, die da vor 100 Jahren ihren einheitlichen Nationalstaat erhielt, beruhte auf der kapitalistischen Produktionsweise, sie war in antagonistische Klassen gespalten und wurde ständig von heftigen Klassenkämpfen erschüttert. Sie entstand unter antidemokratischen Vorzeichen, zwei Jahrzehnte nach der Niederlage der bürger lich-demokratischen Revolution, sie wurde be herrscht von der äußersten Reaktion und vermochte ihren Bürgern keine friedliche Perspektive zu bie- ten. in dieser „einheitlichen“ Nation entwickelte sich von Anfang an der Widerspruch zwischen den errschenden Klassen und der großen 'Mehrheit jler Bevölkerung, weil die deutsche Bourgeoisie von Anfang an antidemokratisch und antinational auf- ttat. Es gab schon vor 100 Jahren keine Einheit zwi- Achen Bismarck und Bebel. Bebel und Liebknecht Baßen im Gefängnis, als der Nationalstaat zusam- Mengefügt wurde. Sie wußten, daß in jeder Nation bestimmte Machtverhältnisse bestehen, bestimmte Klassen herrschen, und es war ihnen nicht gleich- Gültig, wer in dieser deutschen Nation die Macht besaß. Liebknecht nannte den einheitlichen Na- tionalstaat eine „fürstliche Versicherungsanstalt Kegen die Demokratie“, und er hatte damit voll- kommen recht. Wer also über die Nation nachdenkt oder über die nationale Frage, darf nie vergessen, daß es in Alen bürgerlichen Nationen Klassen gibt, die sich bekämpfen. Und wer speziell über die Nation in Deutschland nachdenkt, darf nie' vergessen, wohin die herrschenden Ausbeuterklassen unsere Nation Reführt haben. Mit Hilfe ihres Nationalismus ha ben sie die Existenz der Nation mehrfach aufs Spiel Besetzt. Die deutsche Großbourgeoisie hat ihre 8oistischen Klasseninteressen stets als nationale Interessen ausgegeben, wobei sich gezeigt hat, daß das, wa s gut war für sie, stets schädlich war für die Nation. Darum besteht der Hauptinhalt der na- üonalen Frage nach wie vor in der Überwindung Ses deutschen Imperialismus und Militarismus. Und Geshalb muß man äußerst vorsichtig sein, wenn heute vom Westen her wieder nationalistische Töne u uns herüberdringen. Mit Hilfe des bürgerlichen Nationalismus ist unser Volk schon mehrfach irre- geführt worden, wurde und wird versucht, das Klassenbewußtsein zu überspielen oder es sogar einzuschläfern. Die Losung „Wir sind doch alle Deutsche“ zielt Kenau in diese Richtung. Natürlich sind wir alle Deutsche, nur hat es in der Geschichte eben ganz Merschiedene Deutsche gegeben: Bebel und Bis- marck, Liebknecht und Wilhelm II, Thälmann und Findenburg. Es hat stets Deutsche gegeben, die auf der Seite des Fortschritts, und Deutsche, die auf der Seite der Reaktion gestanden haben, und nicht selten ha- Pen sie sich mit der Waffe in der Hand bekämpft. Bürgerliche Nationen sind also keine stabile Ein- ieit, sie sind eine klassengespaltene Gemeinschaft, M der die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen besteht und in der die Mehrheit von der Minderheit unterdrückt wird. Deshalb forderten Parx und Engels schon im Kommunistischen Mani- k8t, die Arbeiterklasse solle sich zur führenden klasse der Nation erheben, sie solle sich als Nation Konstituieren und damit einen neuen Typ der Na- on schaffen. Wenn nun klar ist, mit welchen Einschränkungen Ir von einer relativen Einheit der Nation sprechen wonnten, dann ist auch klar, was wir meinen, wenn lr von der Spaltung der Nation nach 1945 spre- dhen. Die deutsche Großbourgeoisie, nach 1945 vor IS Frage gestellt, die „Einheit der Nation“ mit visn. Klassengegensätzen zu wahren und dabei dieleicht im Klassenkampf zu unterliegen, oder we Nation zu spalten und damit wenigstens im üestlichen Teil ihre Macht zu stabilisieren, verriet i e Nation erneut und entschied sich eindeutig für Tres Klasseninteressen. Sie zerriß das einheitliche derritorium, den einheitlichen Wirtschaftsverband, ren Nationalstaat. Seit der Gründung der Bundes- Mpu k, also seit mehr als 20 Jahren, treffen die füsrkmale einer auch relativ „einheitlichen“ Nation Deutschland nicht mehr zu. Der Imperialismus bereitet millionenfachen Giftmord vor • Als im Juli 1969 24 auf der ja panischen Insel Okinawa sta tionierte amerikanische Soldaten in ein Krankenhaus eingeliefert wer den mußten, weil sie durch aus strömendes Nervengas vergiftet worden waren, erfuhr die Welt öffentlichkeit von einer ihr drohen den furchtbaren Gefahr: Der USA-Imperialismus bereitet sich systematisch auf den Giftmord von Millionen Menschen vor und hat zu diesem Zweck bereits ein weltweites Depot-System für B- und C-Waffen angelegt. Die Wirksam keit der dort gespeicherten Kampf stoffe übertrifft die der „klassi schen“ Giftgase des ersten Weltkrie ges um das Tausendfache. „Tabun“, während des zweiten Weltkrieges von den IG-Farben pro- Entlaubungsmittel schädigt auch den Menschen In Vietnam überfliegen amerikani sche Spezialeinheiten weite Gebiete mit Flugzeugen, ausgerüstet mit Behältern, die etwa 4500 I Flüssigkeit versprühen können. Sie führen eine Art von che mischen Krieg, den das Genfer Pro tokoll nicht berücksichtigt hat, die Zer störung von Bäumen, um dem Feind die Deckung zu nehmen, ihn dem Feuer schutzlos auszusetzen. Und die Zerstö rung von bebauten Feldern, um ihn auszuhungern. 1969 wurden 1,8 Mill. Hektar Wald zur Entlaubung der Bäume besprüht. Und 5 Prozent des Erntelandes von Südvietnam. Mindestens einer der Stoffe, die angewendet wer den, ist giftig für den Menschen, näm lich die Kadodylsäure ... (Aus ciner westdeutschen Fernseh sendung) duziert, diente den USA als Grund lage für die Entwicklung einer gan zen Reihe von chemischen Kampf stoffen, Nervengasen, unter denen „Sarin“ (GB) und „Soman“ (GD) zu den bekanntesten gehören. 1925 wurde der Giftkrieg im Gen fer Protokoll geächtet. Die Ameri kaner traten diesem Genfer Proto koll zwar bei, aber sie haben es nie mals ratifiziert — sie fühlen sich frei und ungebunden. Sie produzie ren biologische und chemische Waffen, und sie scheuen sich auch nicht, sie anzuwenden. 13 750 Men ¬ schen sind in den sechs riesigen Chemie-Laboratorien der US-Armee tätig. Die drei größten unter ihnen sind das Edgewood-Arsenal in Maryland, die Anlage in Newport in Indiana, sie arbeiten in drei Schich ten. und das Dugway-Versuchs- gelände in Utah. Für ihre For schungsarbeiten auf dem Gebiet der biologischen und chemischen Kriegs führung geben die USA täglich etwa 1 Million Dollar aus. Die Regierung der USA versicherte zwar mehrmals, sie habe nicht vor, als erste chemische Kampfstoffe einzusetzen. Warum dann werden sie aber entwickelt? Hier die Ant wort des Leiters der Abteilung B- und C-Waffen im amerikanischen Kriegsministerium: „Die USA entwickelten chemische und biologische Waffen aus Ab schreckungsgründen und weil wir in der Lage sein müssen, uns zu verteidigen, wenn wir mit solchen Waffen angegriffen werden. Die hervorstechendste Eigenschaft die ser Kampfstoffe ist meiner Mei nung nach, daß sie vor allem gegen Menschen und nicht gegen Kriegs material gerichtet sind, daß sie hauptsächlich dafür geschaffen sind, nicht kleine, sondern große Ge biete anzugreifen, daß sie billig her zustellen sind und nur bei einem Überraschungsangriff von Nutzen sind. Diese Waffen können also einer Art Pearl-Harbour-Angriff auf die Zivilbevölkerung dienen. Das ist die größte Gefahr!" Mit dieser Feststellung ist die heuchlerische Ausrede, die Entwick lung und Produktion von B- und C-Waffen diene nur der Abschrek- kung und der Verteidigung, wieder einmal als imperialistische Lüge ent larvt! Wohlgemerkt: B- und C-Waf fen eignen sich vor allem für einen Überraschungsangriff und zwar ge gen die Zivilbevölkerung. Wer aber will den führen? Die Sowjetunion gehört bekanntlich zu den Staaten, die das Genfer Abkommen ratifiert haben, die USA aber nicht! Wer muß sich wohl also gegen wen verteidigen? Wenn der Imperialis mus Abschreckung sagt, meint er Erpressung, und sagt er Verteidi gung, so meint er Angriff und Über fall. Die Geschichte liefert dafür genügend Beweise. So nimmt es nicht wunder, wenn das aggressivste Regime auf europäischem Boden, der west ¬ deutsche Imperialismus, ebenfalls chemische Waffen gelagert hat — natürlich auch „nur zur Ab schreckung und Verteidigung". Aber es wird auch schon wieder ge forscht: Im Institut für Aerobiologie in Grafschaft im westdeutschen Sauerland, auf 10 000 qm Fläche und mit 80 Menschen, also noch in re lativ bescheidenem Maßstab. Dieses Grafschafter Institut ist sicher zu klein, um Kampfstoffe entwickeln und herstellen zu können. Nicht zu klein dafür sind aber die großen Das „Anti-Aufruhr"-Mittel Aut dem Versuchsgelände der US- Armee für B- und C-Waffen in Dugway- Proving-Ground (Utah) wird das Sup- tertränengas TS getestet. Dieses Tränen gas wurde bereits in Südvietnam ein gesetzt. Im Sprachgebrauch der US- Armee ist es keine chemische Waffe, sondern ein Anti-Aufruhr-Mittel. Es tötet nicht, es bringt die Augen zum Tränen, verursacht Atemnot und erregt Übelkeit. Ein kanadischer Arzt, der in Südviet nam arbeitet, schrieb: „Während der letzten drei Jahre habe ich eine An zahl von Patienten, Männer, Frauen und Kinder, untersucht und behandelt, die der Wirkung eines Gases ausgesetzt worden waren, dessen Name mir nicht bekannt ist. Die Patienten, die ich be obachtet habe, waren alle sehr krank, mit Anzeichen von Symptomen von Gas vergiftung. Rasseln auf beiden Lungen, ähnlich wie bei Asthma, meistens auch sehr schneller Puls. Alle Patienten hat ten ein Lungenödem, also eine An sammlung von Flüssigkeit in der Lunge, ähnlich wie bei Lungenentzündung. — Von den Erwachsenen starben etwa 10 Prozent, von den Kindern ungefähr 90 Prozent." (Aus einer westdeutschen Fernseh sendung) chemischen Werke in Westdeutsch land, und diese verfügen, wie man ja weiß, auch bereits über große Erfahrungen auf diesem Gebiet. Danach befragt, ob die Bundes republik bereits selbst Kampfstoffe herstellt, gab Professor Hansen, Direktor der Farbenfabrik Bayer, zur Antwort: „Wir stellen keine Kampfstoffe im Ausland in unseren Anlagen her. Wir liefern auch keine Rohstoffe, die für derartige Produktionen in anderen Werken im Ausland ver wendet werden könnten. Wir ent wickeln keine Kampfstoffe und forschen auch nicht im Ausland. Sie wissen, daß die Herstellung und das Arbeiten, auch das Forschen, auf dem Gebiet der Kampfstoffe in Deutschland verboten ist. Wir ha ben von der Regierung aus damals auf diese Dinge klar verzichtet, und wir werden auch hier in Deutsch land kontrolliert, so daß also auch eine Produktion, Forschung oder Entwicklung in Deutschland nicht in Frage kommt. In verschiedenen Ver öffentlichungen in Ostdeutschland Krankheitskeime industriell produziert Die Zentrale Forschungsanstalt für biologische Kampfstoffe in den USA be findet sich in Frederic im Staate Mary land. Uber 2000 Menschen entwickeln hier biologische Kampfstoffe ... Krank heiten wie Blattern, Hirnentzündungen, Typhus werden hier gezüchtet. Die zur Anwendung als biologische Waffe aus gewählten Krankheitskeime werden in einer Fabrik regelrecht hergestellt. Ein Atemzug nur in Dialogisch oder chemisch verseuchter Luft kann den Tod bedeuten. Die neuesten C-Kampfstoffe sind meist unsichtbare, geschmacklose und geruchlose Giftwolken, vor denen nur Spezialanzüge und Spezialmasken schützen. Jeder, der ungeschützt nur eine winzige Menge dieser Stoffe ein atmet, jeder, dessen Haut damit in Be rührung kommt, stirbt in wenigen Mi nuten. Das Gift lähmt die Muskeln, der Körper verfällt in Krämpfe, die Brust muskulatur arbeitet nicht mehr. Schließ lich stirbt das Opfer an Sauerstoff mangel. (Aus einer westdeutschen Fernseh sendung) wird gesagt, daß Zephiro, ein Bayer produkt. im Grafschafter Institut verwendet würde. Dies ist ein Pro dukt, das wir seit Jahrzehnten her stellen, und das verwendet wird, um Operationssäle zu desinfizieren, um Schlachthäuser, Brauereien und Molkereien sauberzuhalten. Es wird in neuerer Zeit verwendet, um Schwimmbäder klar zu halten.“ Nun wissen wir es also ganz genau: Die guten alten IG-Farben halten mit ihrer Giftproduktion Schwimm bäder, Fleischereien, Brauereien und Molkereien sauber. Auch Zyklon B war ja für die Bekämpfung von Pflanzenschädlingen bestimmt. Aus ciner Dokumentation von Karl-Eduard von Schnitzler In Westdeutschland: Neue Kampfstoffe - alte Spezialisten A m 26. Dezember 1961 wurde in den USA das Bayer-Patent Nr. 3014943 angenommen. Anmel der: die Chemiker Schegk, Schlör und Gerhard Schrader, im Auftrag der Farbenfabriken Bayer A. G. Das Patent beinhaltet „neue und nütz-, liehe Phosphonsäurederivate und ein Verfahren für ähre Herstellung". An wendungsgebiete: Sie sollen „sehr effektvoll Insekten wie Fliegen, Milben, Blattläuse usw.“ töten. Zu mindest eine von den als Beispiel angeführten Verbindungen ist „nütz lich“ für militärische Zwecke und tötet „sehr effektvoll“ Menschen, denn diese Verbindung ist ein che mischer Kampfstoff, eine Weiterent wicklung von Schraders „Weltkrieg- zwei-Erfindungen“. (Er entwickelte Sarin und Tabun). Sie ist sogar (ver sehentlich?) als chemischer Kampf ¬ satz ist und auch in der Bundes republik gelagert wird, ist analog zu diesen Bayer-Erfindungen auf gebaut. Er weist keine so „bemer kenswert geringe Giftigkeit“ auf, im Gegenteil: Mit einem einzigen Kilo gramm dieser Verbindung kann man mehr als 200 000 Menschen umbrin gen. Das patentierte Herstellungsver fahren, läßt es zu, daß Insektizide als von Chemikern, die bereits im „Drit ten Reich“ an der Entwicklung von Giftgasen arbeiteten und heute in Westdeutschland ihre Verbrechen fortsetzen. Hier ein Auszug: Dr. Gerhard Schrader: Erfinder des modernen Kampfgases ,Vater der Nervengase“. Von 1937—45 ge hörten seine Entdeckungen zu den Geheimpatenten der IG-Farben. Zum Beispiel die Zusammensetzungs- 0,26 0,0001% 100% 0,001% 0,26 100% Ratte per ob DL(mg/kg) U. (,4 Tetranychus telarius Konz. Wirkung ’n. YOC:Hs CK,P S-CH,CH-N(CH,), Kp. 0,01 mm Hg 80’ - Chemisch ähnliche Verbindungen Amiton ist ein Phosphorsäureester. Beim Übergang auf entsprechende Phosphonsäureester wird ein starker Anstieg der Warmblütertoxizität beob- achtet. Das gilt insbesondere dann, wenn der Phosphonrest ein niederes iQlcyl aufwoist: an TOCH, C,HgP S-CH~CH,N(C,H,), Kp. 0,01 mm Hg 94 Dieser Kampfstoff ist entnommen: Gerhard Schrader, Die Entwicklung neuer insektizider Phosphorsäureester, Verlag Chemie, 1963, S. 334. Schrader scheint genau zu wissen, an was er da gearbeitet hat und was er da entwickelte (der Kampfstoff ist auch seine Erfindung). stoff mitaufgenommen in der „Ver ordnung zur Änderung der Kriegs waffenliste“ der Bundesregierung. Die Bayer-Ansprüche gehen jedoch noch weit über diesen einen Kampf stoff hinaus. Entsprechend einer all gemeinen Formel am Ende des Pa tentes lassen sich nach der angeführ ten Herstellungsmethode Dutzende von weiteren Verbindungen herstel len, die nach Definition der Bundes regierung chemische Kampfstoffe sind. Ein Kampfstoff, der bei der US- Army unter dem Namen VE im Ein ¬ auch Kampfstoffe synthetisiert wer den können. Die Produktionsanlagen sind also die gleichen. Unrationelle Kampfstoffabriken, deren Existenz man in dichtbesiedelten Gebieten kaum geheimhalten könnte, sind noch nicht einmal nötig. Innerhalb kürzester Zeit ist die Umstellung der Anlagen möglich. Die Experten blieben die gleichen Die französische Zeitung „France Nouvelle“ veröffentlichte eine Liste formel der neuen organischen Phos phorverbindungen, die als Kampfgas verwandt wurden (Geheimpatent 169/39), das Verfahren zur Herstel lung des Kampfgases „Tabun“ (Ge heimpatent DRO 767.511). 1938 ent wickelte Schrader die unter der Re ferenz-Nr. 113 eingetragene Formel, auf deren Grundlage das „Sarin“, eingetragen unter Nr. T 114, entwik- kelt wurde. Seit Ende 1946 leitete Schrader von neuem die wissen schaftlichen Arbeiten über Phosphor verbindungen im Rahmen der Bayer AG. Er war bis zu seiner Pensionie ¬ rung Direktor des wissenschaftlichen Laboratoriums für Pflanzenschutz in Wuppertal-Elberfeld. Dr. Wolfgang Wirth: Er stellte während der Zeit von 1937—1945 mit den von Schrader entwickelten Nervengasen Versuche an, z-e Zwecke ihrer militärischen Anwen dung. Nach 1945 war er bis zu seiner Pensionierung Leiter des Pharmazeu tischen Laboratoriums in Wuppertal- Elberfeld. Dr. Gerhard Hecht: Er führte ge meinsam mit Prof. Gross in den La boratorien in Wuppertal-Elberfeld Experimente mit den von Schrader entdeckten Phosphorverbindungen durch, deren Wirkungen er bei warm blütigen Tieren ausprobierte. Nach 1945 wurde er Direktor der toxikolo gischen Abteilung und des Labors für Industrie-Hygiene in Wuppertal- Elberfeld. Dr. Walter Lorenz: Seit 1941 ver antwortlicher Mitarbeiter und Assi stent Dr. Schräders, später sein Stell vertreter im wissenschaftlichen La bor für Pflanzenschutz in Wupper tal-Elberfeld. Er gilt als Nachfolger Dr. Schraders. Dr. Walter Salzer: Ist Abteilungs leiter. Er ist verantwortlich für die Forschungen auf dem Gebiet der Pharmakologie und des Pflanzen schutzes, für die Produktion der ge samten pharmazeutischen Präparate der Abteilung für Pflanzenschutz.“ Die Entwicklung von chemischen Kampfstoffen ist ein typisches Bei spiel für die Verwertung der Wissen schaft im Spätkapitalismus. Die For schung dient nicht der gesamten Ge sellschaft, sondern nur den Inter essen einzelner Großkapitalisten, die denen der arbeitenden Massen ent gegengesetzt sind. Das gilt sowohl für die Universitäten als auch für die Betriebe, denn auch an den Hoch schulen wird die Forschung fast vollständig von der Großindustrie kontrolliert. Nur durch die demokratische Zu sammenarbeit aller fortschrittlichen Kräfte kann dieser bedrohlichen Entwicklung Einhalt geboten wer den. „Dem Bündnis von Proletariat, Wissenschaft und Technik wird keine noch so finstere Macht widerstehen können. Das schrieb Lenin und das ist für die 70er Jahre in der Bundesrepublik eine Forderung, von der Leben oder Tod des deutschen Volkes abhängt. (Nach einer Dokumentation des Ver- bandes Deutscher Studentenschaften, Projektbereich Kriegsforschung, Bonn) UZ 26/70, Seite 5