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Für die Wissenschaft, die dem Sozialismus dient! UNIVERSITÄTSZEITUNG 14 DER KARL MARX-UNIVERSITÄT LEIPZIG 2. 4.1964 8. JG/33 603 15 PFENNIG. Bilanzen, Probleme Aus Rechenschaftsberichten von Wahl versammlungen der Parteigruppen und -grundorganisationen Chirurgie/Radiologie Studien reform In den vergangenen Jahren waren einige Genossen unserer Grundorganisa tion maßgeblich daran beteiligt, eine Stu dienreform der medizinischen Ausbildung vorzubereiten. Für diese Genossen ist es eine besondere Anerkennung ihrer Ar beit, wenn es nach den Versuchen in Ber lin nunmehr gelungen ist, mit Beginn des Frühjahrssemesters 1964 — also am 1. April 1964 — auch in Leipzig und an allen Medizinischen Fakultäten und Aka demien der Republik mit der Studienre form zu beginnen. Wir müssen gleichzeitig erkennen, daß wir an unserer Klinik des halb besonders günstige Voraussetzungen haben, weil sich auch unser Klinikdirek tor (der Direktor der Chirurgischen Klinik, Prof. Dr. Uebermuth. Die Red.) maßgeb lich für die Studienreform einsetzte. So können wir für unser Fach behaupten, daß wir die Studienreform nicht mit einem Stundenfeilschen verwechselten, wie das vielerorts geschah. Auf Grund der räum lichen Verhältnisse, der Fluktuation der Mitarbeiter und somit des sehr jungen Be standes und auf Grund der überdurch schnittlichen Belastung mit Routinearbeit bestehen objektiv Schwierigkeiten in der Erfüllung der universitätsspezifischen Aufgaben. Daraus wurde eine Atmosphäre geboren, die die Verlockung unterhält, daß wir noch ein Jahr Zeit hätten, bis auch an unserer Klinik die Ausbildung nach neuen Plänen erfolgen muß. Würden wir jedoch ein Jahr warten, verginge die wertvollste Zeit, um die Studienreform in ihrer konkreten Ausführung optimal vor zubereiten. Wir erteilen hiermit der neuen Grund organisationsleitung den besonderen Auf trag, das kommende Jahr für die Vorbe reitung aller erforderlichen Maßnahmen im Rahmen der Studienreform zu nutzen. Als Sofortmaßnahme ist zu klären, wie die Dreiteilung der Vorlesungen im kom menden Semester bewältigt wird. Dabei sind wir der Meinung, daß Vorlesungs assistent für den Chef der Privatassistent sein sollte, für die Parallelvorlesungen müssen die Vorlesungsassistenten jedes Semester gewechselt werden. Die Lehr assistenten sollte man schon jetzt aus wählen, um sie eventuell auf ihre Auf gaben speziell durch die Oberärzte vor zubereiten. Wenn jeder der zehn Stations ärzte zweimal in der Woche zwei Stun den eine Gruppe im Praktikum betreut, könnten 20 Semestergruppen einmal in der Woche ihr Praktikum auf Station ab solvieren. Das Ausmaß dieses Praktikums soll genau festgelegt werden. Sollten an dere Kliniken — wie das Bezirkskranken haus St. Georg — einbezogen werden, ver ringert sich die Zahl der zu betreuenden Gruppen. Natürlich entstehen sofort wei tere Probleme. Es wird mehr Schmutz auf den Stationen anfallen. Wo sollen sich die Studenten umkleiden und ihre Sachen hin terlegen? Der ganze Ablauf der Stations arbeit wird Änderungen erfahren müssen. Und dies alles beweist, daß die Studien reform nicht nur für die Ärzte Probleme aufwirft, sondern die Mitarbeit aller in der Klinik Beschäftigten, besonders der Schwestern und des Reinigungspersonals, braucht. Die sehr gute Einrichtung des Haus praktikums könnte zusätzlich bestehen bleiben, zumal es sich nun» langsam ein führt, daß die Diensthabenden nicht ver gessen, die Hauspraktikanten einzube ziehen. Auch inhaltlich sollte über die Lehrveranstaltungen weiter gesprochen werden; So denken wir daran, daß es nicht im Sinne der Studienreform ist, wenn einige der letzten praktischen Be tätigungen der Studenten, zum Beispiel der Operationskurs an der Leiche, völlig un ter den Tisch 'fielen. Nur sollte er viel weniger Theoretisches oder Spezielles bie ten. Es kommt vielmehr darauf an, daß jeder Student eine Venae sectio oder Tracheotomie geübt hat und an Hand nicht nur dieser an den Chirurgen gebundenen Grundoperationen den zweckmäßigen Um gang mit den chirurgischen Instrumenten erlernt. Der Verbandskurs ist die erste Berüh rung des Vorklinikers mit der Klinik. Er soll ihn wirklich befähigen, als Gesund heitshelfer schon wirksam werden zu kön nen und die oft von ihm übernommene medizinische Grundausbildung von Laien im Rahmen des DRK und verwandter Or ganisationen auf modernes Niveau heben zu können. Deshalb wäre neben der grup penmäßigen Ausbildung der klassischen Verbände besonders die Maßnahme der Ersten Hilfe in bezug auf Atemspende und extrathorakale Herzmassage aufzu nehmen. Landmaschinenlehre Weltniveau Trotz der in den letzten Jahren in der Forschung erzielten Erfolge haben wir keinen Grund, zufrieden zu sein. In den Beschlüssen des VI. Parteitages und des 5. Plenums unserer Partei wird eindeutig darauf orientiert, daß für die Forschung das Weltniveau auf dem jeweiligen Ge biet Ziel und Maßstab der Arbeit ist. Das gilt sowohl für die Forschungsmethoden als auch für die erzielten Ergebnisse. Schätzen wir danach unsere Arbeit ein, so gibt es noch sehr viel zu tun. Am deut lichsten treten Mängel in der Organisa tion der Forschungsarbeit zutage. Noch nie wurde bei uns zu Beginn der For schungsarbeiten ein Literaturbericht in der Ausführlichkeit einer Diplomarbeit vorgelegt. Patentstudien wurden nur be trieben, wenn man glaubte, selbst eine patentwürdige Lösung gefunden zu haben. Dabei sind durch Patentstudien schneller und sicherer gezielte Informationen zu er halten als durch Literaturstudium, weil am Anfang einer zu realisierenden Idee das Patent und nicht die Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift steht. Zum Weltstand in der Forschung gehö ren weiterhin zweckentsprechende mo derne Forschungsmethoden. Auch für un sere Landwirtschaft heißt das u. a. Kennt nis zu haben von den neuesten Meß-, Steuer- und Regelverfahren. Zum Welt niveau gehört weiterhin die Anwendung mathematischer und statistischer Metho den zur Verallgemeinerung von Daten, was ebenso Forderungen an die ständige Qualifikation der Wissenschaftler stellt, wie die Notwendigkeit großer Fertigkei ten in mehreren Fremdsprachen. Kinderklinik Ökonomie Auch im Kliniksbereich wird sich das neue ökonomische System durchsetzen. So wird sich die wissenchaftlich begründete Planung einschließlich der Perspektive mehl- nach den grundlegenden Aufgaben richten müssen und darf nicht mehr der spontanen Aufgabenstellung hinterher hinken. Die Kliniken unseres Grundorga- nisations-Bereiches hatten in den vergan genen Jahren große Schwierigkeiten zu überwinden. Trotz alledem wurden große Erfolge erzielt. Mit der Unterstützung der Regierung konnten viele hochwertige Ge räte angeschafft werden, deren Wert in die Hunderttausende geht. Wenn Oberarzt Dr. Theile berichten kann, daß z. B. die La borausstattung Weltstand erreicht hat, so zeigt das bei allen noch bestehenden Schwierigkeiten, wie weit wir bereits vor angekommen sind. Doch nicht nur die mo dernen Apparate beweisen die Verände rungen, sondern vor allem auch die hohen Leistungen, wie sie vom größten Teil der bei uns Beschäftigten tagtäglich, vollbracht worden sind und auch noch heute gelei stet werden... Ausgehend davon, „daß in der Medizin häufig noch nach rein spontanen Einfällen wissenschaftliche Untersuchungen durch geführt werden, die nicht in erster Linie ihren Hauptzweck in der direkten Ge sunderhaltung unserer Mitmenschen haben, sondern öfter hauptsächlich Privatinter essen des Wissenschaftlers dienen“, wer den im Bericht einige positive Beispiele aus dem Bereich der Grundorganisation hervorgehoben: Die Vertragsforschung mit Gemein schaftsarbeit ist an beiden Kliniken (Kin derklinik und Klinik für Kinderchirurgie, die Red.) in letzter Zeit verstärkt in Gang gekommen. So arbeitet der Genosse Dr. Reich eng mit der VVB Mechanik und dem Physikalisch-Chemischen Institut zusam men. In der Klinik für Kinderchirurgie be steht eine Gemeinschaftsarbeit mit dem VEB Bernburg über die Dextran-For schung. Als weitere kollektive Zusammen arbeit muß die Kardiologische Arbeitsge meinschaft erwähnt werden, in der Ober arzt Dr. habil. Bock und unser Genosse Dr. Richter aktiv mitarbeiten. Eingangs sprachen wir von den Fort schritten die bei der Anschaffung von Ge räten gemacht wurden. Wir müssen in die sem Zusammenhang auf das Problem der völligen Auslastung dieser hochwertigen teuren Geräte hin weisen. Wenn z. B. die kostbare Frauenmilchtrockenanlage, das Fahrrad-Ergometer, der zweite EEG-Appa rat der Kinderklinik nicht oder aber nur ungenügend genutzt werden, so kann das nicht dem Prinzip der Rentabilität und maximalen Sparsamkeit entsprechen. Auch Prof. Meißner von der Klinik für Kinderchirurgie klagt über die von seinen Assistenten noch ungenügend verwendeten Spezialgeräte. Die Parteiorganisation, und ganz besonders die neue Leitung der Grundorganisation, sollte in Zukunft die ser Frage mehr Aufmerksamkeit schenken. Anorganische Chemie Schöpfe risches Studium Bei allen Erfolgen sollte aber ein empfindlicher Mangel der Studienplan diskussion nicht übersehen werden: Die jenigen, für die die Studienpläne eigent lich gemacht werden, die Studenten, neh men nämlich nur einen sehr geringen An teil an dieser Problematik. Hierfür kön nen sicher ähnliche Gründe herangezogen werden wie zur Erklärung der geringen Beteiligung an den Veranstaltungen, die unter der Losung des Studentenwettstreits durchgeführt werden. Die Behauptung, diese Zahlen entsprächen einem „inter nationalen“ Durchschnittswert von 30 Pro zent, helfen dabei kaum weiter. Es ist viel mehr an uns, zu überprüfen, was wir besser machen können. Die Methode der Begabtenförderung ist eine Möglichkeit, von der schon viel geredet worden ist, von deren praktischer Durchführung man bei uns aber noch nicht viel gehört hat. Es muß Aufgabe der Erzieherkollektive sein, sich mit diesem Problem nochmals umfassend • auseinanderzusetzen. Erstes Chemielehrer-Kolloquium Vom 23. bis 25. Mörz 1964 fand an der Karl-Marx-Universität ein Kollo quium über Probleme der Weiterent wicklung des Chemieunterrichts und der Ausbildung von Chemielehrern in der Deutschen Demokratischen Republik statt. Es handelt sich um die erste der artige Veranstaltung überhaupt, die einen wesentlichen Beitrag zur Gestal tung des einheitlichen Bildungssystems unserer Republik leisten wird und zu der die Veranstalter - der Leiter des Fachgebietes Chemie im Deutschen Pädagogischen Zentralinstitut, Gerhard Schiller, und der Leiter der Fach gruppe Chemie des Instituts für Päd agogik der Karl-Marx-Universität, Pro rektor Prof. Dr. Möhle, auch zahl reiche internationale Gäste geladen hatten. Wir sprachen mit: Prof. Dr. Dobrowolski, Päd agogische Hochschule Katowice (Bild links): Eine sehr nutzbringende Sache, die ses Kolloquium! Besonders wertvoll war bisher das Referat von Herrn Schiller. Wir in Polen stehen ebenfalls vor einer Schulreform und haben genau solche Probleme, wie z. B. die Frage der stär keren Differenzierung in der Ober schule. Sehen Sie, es gibt gewisse Ver schiedenheiten, aber auch zahlreiche Gemeinsamkeiten. Resultat solcher Ver anstaltungen sollte sein die gemein same Lösung von Forschungsproble men. Das haben wir schon den Ungarn und Tschechen vorgeschlagen — mit Ihnen in der DDR arbeiten wir bereits eng zusammen —, eine kollektive Bear beitung solcher Probleme entspricht dem Wesen unserer Gesellschaftsord nung. Prof. Perea, Universität Bogota: Ich habe vor allem erwartet, etwas über die Methodik des Chemieunter richts zu erfahren. Meine Erfahrungen während meines bisherigen Aufenthal tes hier haben diesen Erwartungen voll auf entsprochen. Ich freue mich beson ders darüber, daß ich nicht nur Erfah rungen eines Landes, sondern aller sozialistischen Länder studieren kann. * Eine grundsätzliche Auswertung des Kolloquiums erfolgt in einer unserer nächsten Ausgaben. Fotos: HFBS