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Für die Wissenschaft, die dem Sozialismus dient! U NI VE RS ITOSZ EITU NG 25 ORCAN DER SED-PARTEIIEITUNC DE R KARL MARX UNIVERSITAT LEIPZIG 25. 6. 1964 8. JG./33 603 15 PFENNIG Eine erregende Entwicklung und die Konse quenzen Aus dem Diskussionsbeitrag von Prof. Dr. Lösche, Dekan der Mathe matisch-Naturwissenschaftlichen Fa kultät, auf der Bezirksdelegierten konferenz der Partei Über die Notwendigkeit, die Pro duktion wissenschaftlich zu durch dringen, ist schon viel gesprochen worden. Dabei offenbarten sich auch viele Mißverständnisse. Es ist heute nicht eine Frage des Prestiges und Ansehens, ob Wissenschaftler, ähn lich einem Luxusgegenstand, in den Betrieben eingestellt werden. Es ist einfach eine Existenzfrage. Vergegenwärtigen wir uns einmal die Entwicklungszeiten von Geräten zu Gebrauchsgegenständen. Beim Spektrometer vergingen achtzig bis neunzig Jahre von der physikali schen Erfindung bis zum Zeitpunkt der serienmäßigen Herstellung. 1888 wurden die elektromagnetischen Wellen nachgewiesen — 1925 das Rundfunkgerät eingeführt. Anfang der 20er Jahre sind die ersten Fern seh-Laborversuche begonnen worden und in den Jahren 1936/40 die ersten industriellen Fernsehgeräte gebaut. Die Zeitspanne verkürzte sich immer mehr. Moderne Bauelemente, zum Beispiel Transistoren, wurden etwa 1948 im Labor entwickelt und waren bereits nach vier bis fünf Jahren im Handel. Heute ist die „Heule“, bestückt mit 30 bis 40 sol cher- Transistoren, in jeder Hand. Nur ein bis zwei Jahre vergehen gegenwärtig von der physikalischen Erfindung bis zur Herstellung. Eine erregende Entwicklung. Von diesem Gesichtspunkt aus muß man die wissenschaftliche Durchdringung der Produktion sehen. Daraus er geben sich sowohl für die Ausbil dung und auch das ganze Berufspro fil der Naturwissenschaftler, Physi ker und Chemiker neue Gesichts punkte, ebenso ergeben sie sich für die Art der Wechselwirkung zwi schen den produzierenden Betrieben einerseits und den wissenschaftlichen Instituten andererseits. Die Verbindung von Industrie und Forschungsinstitut hat vielfältige Möglichkeiten. Nimmt man nur die gegenseitige Beratung, so bringen ihre Ergebnisse, in Geld ausge drückt, astronomische Wertzahlen. In den letzten vier Jahren hat die Vertragsforschung an der Mathema tisch-Naturwissenschaftlichen Fakul tät das Anderthalbfache der nor malen Haushaltforschung ausge macht. In einigen Bereichen der Fa kultät beträgt das Volumen der Vertragsforschung das Drei- bis Vierfache der normalen Haushalt mittel für Forschung. Es sind von den Instituten eine ganze Reihe The men übernommen worden, die von der Industrie kommen. Dadurch hat sich durch langfristige Verträge ein sehr gutes ArbeitsVerhältnis mit vie len Betrieben herausgebildet, das sich positiv bei der Absolventenver mittlung und beim Einsatz von Na turwissenschaftlern in den Betrieben ausgewirkt hat. Wir haben in der Art der For schung noch mit manchen Fehlauf fassungen zu kämpfen. Die schnelle Überführung von Neuem in die Pro duktion ist doch nur dann möglich, wenn in den Betrieben eine breite Basis auch naturwissenschaftlicher Grundlagen vorhanden ist. Zum Bei spiel ist der Transistor doch nicht plötzlich als etwas ganz Neues ent standen. vielmehr waren die Mög lichkeiten seiner Entwicklung doch schon durch viele Forschungen ge- . geben. Sie alle hatten aber einen 'rein akademischen Charakter. Erst als man die Materialherstellung be herrschte, das heißt die Produk tionsreife erreicht war, erst dann ging es eben schneller. Man muß sich hüten, den Nutzen einer Forschungsarbeit engstirnig nach dem Gewinn einzuschätzen, den die Arbeit nach vier Wochen bringen soll. Das ist eine kleinliche Einschätzung, die wir aber noch oft finden. Vorausgesetzt, daß die Rich tung, in der die Entwicklung geht, stimmt, muß. man auch jene For schung unterstützen, die erst in etwa ein bis zwei Jahren etwas bringen wird. Universifätsangehörige in Parteiorganen des Bezirkes Die Delegiertenkonferenz des Bezirkes Leipzig wählte folgende Universitätsangehörige als Mitglieder der SED- Bezirksleitung: Hans-Joachim Böhme, Sekretär der Universitäts-Par teileitung, Prof. Dr. Gerhard Harig, Direktor des Karl-Sudhoff- Instituts für Geschichte der Medizin und der Naturwissen schaften, Prof. Dr. Georg Müller. Rektor der Karl-Marx-Univer sität, Direktor des Instituts für Bodenkunde und Mikrobio logie, Dozent Dr. Werner Müller, Institut für Philosophie, Abteilung Historischer Materialismus, Dr. Norbert Rossow, Oberassistent an der Medizini schen Tierklinik, Prof. Dr. Gerhard Winkler, Dekan der Landwirt schaftlichen Fakultät, Institut für Agrarökonomik. Als Mitglied der Bezirks-Revisionskommission wurde ge wählt: Wolfgang Grünewald, Aspirant am Institut für Marxismus-Leninismus. In die Organe der Bezirksleitung wurden folgende Get nossen aus unserer Parteiorganisation beruferks ! < Als Mitglied der Ideologischen Kommissich: : Hans- Joachim Böhme, Sekretär der Universitäts-qctteHeitung. ■ Als Mitglied des Büros für Industrie und Bauwesen: Prof. Dr. Horst Bley, Direktordes Instituts für'Arbeitsöko nomik. Als Kandidat der Bezirks-Parteikontrollkommission: Dr. Ursula Hockauf, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Pädagogik. Zum Thema: Die Stellung der Universitäten im einheitlichen sozialistischen Bildungssystem spricht Johannes Hörnig, Kan didat des Zentralkomitees und Leiter der Abteilung Wissenschaf ten beim Zentralkomitee der SED, in der Abschlußveranstaltung des Marxistischen Kolloquiums im Studienjahr 1963/64 am Montag, dem 29. Juni 1964, 18 Uhr, im Großen Hörsaal des Physiologi-. sehen Instituts, Liebigstraße 27. Viel Beifall für Universitäts- Ensembles im Bezirk Gera Zum Gelingen der Arbeiterfestspiele im Bezirk Gera leisteten die Laienkunstgruppen der Karl- Marx-Universität einen bedeutenden Beitrag. Das Musiktheater des Ensembles „Pawel Kortschagin“ trat mit der Operette „Die Glocken von Corneville" auf (unser Bild), mit einer kabarettistischen. Schau erzielten die „academixer“ einen großen Publi kumserfolg, und viel Beifall und Anerkennung fand die eindrucksvolle Interpretation von Louis Fürn- bergs ..Spanischer Hochzeit“ durch das Louis-Fürn- berg-Ensemble. Foto: Zentralbild Der Vertrag zerschlägt gefährliche Illusionen Aus einem Interview, das Walter Ul bricht anläßlich seines Besuches der 6. Arbeiterfestspiele im Bezirk Gera der Redaktion der „Volkswacht" gab Frage: Wie wir erfuhren, stellten zwei Gäste aus Westdeutschland auch die Frage, ob der Vertrag nicht die Spaltung Deutsch lands vertiefe? Antwort: Die Spaltung Deutschlands wurde herbeigeführt durch die kapitalisti schen Monopole und die Militaristen, und sie wurde vertieft durch die Aufrüstung Westdeutschlands. Der Vertrag jedoch dient der friedlichen Lösung der deut schen Frage durch Verständigung und Ab rüstung. Der Vertrag zerschlägt die ge fährlichen Illusionen der Revanchepolitiker und all derer, die annahmen, es könnte doch irgendwann eine Zeit kommen, wo das deutsche Monopolkapital, die Groß grundbesitzer, die militaristischen Kräfte über ganz Deutschland herrschen könnten. Mit all diesen Illusionen ist es zu Ende. Den westlichen Gästen der Arbeiterfest spiele haben wir offen gesagt, daß die Zeit vorbei ist, da die imperialistischen Kräfte die Entwicklung in der Welt bestimmen und Grenzen verändern können. Der Preis für die friedliche Lösung der deutschen Frage ist ganz klar genannt worden. Er besteht darin, daß die Bonner Regierung auf Revancheforderungen ver zichtet und sich bereit erklärt, normale Be ziehungen zwischen der Regierung der Bundesrepublik und der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik zu för dern. Das wäre ein echter Beitrag der Bon ner Bundesregierung zur Entspannung. Frage: Genosse Ulbricht, Sie sind also der Meinung, daß dieser Vertrag nicht nur der Bevölkerung der Deutschen Demokrati schen Republik zum Nutzen ist, sondern allen friedliebenden Kräften in Deutschland? Antwort: Der Vertrag dient selbstver ständlich in erster Linie der Bevölkerung unseres Vaterlandes, der Deutschen De mokratischen Republik, aber auch den Ar beitern, Bauern, der Intelligenz und allen Werktätigen Westdeutschlands, die im Frie den leben wollen. Ich möchte sagen, daß der Vertrag der friedliebenden Bevölke rung beider deutscher Staaten hilft, den Weg zu bereiten zur Herbeiführung eines deutschen Friedensvertrages und zur fried lichen Lösung der Westberlinfrage. Frage: Sie meinen also, ein deutscher Friedensvertrag sei nun erst recht notwen dig? Antwort: Der Vertrag zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der UdSSR über Freundschaft, gegenseiti gen Beistand und Zusammenarbeit ist ein wichtiger Faktor zur Stabilisierung der internationalen Stellung der Deutschen Demokratischen Republik und zur Siche rung ihrer sozialistischen Perspektive. Dieser Vertrag hat aber nichts zu tun mit einem separaten Friedensvertrag. Der Vertrag gibt uns zwar alles, was die Deut sche Demokratische Republik von einem solchen Vertrag erwarten kann und braucht, aber wir führen doch eine nationale Politik im Geiste des ganzen deutschen Volkes. Wir sind tief besorgt um die Lage der Ar beiterschaft, der Bauern, der Intelligenz in Westdeutschland. Wir können nicht ruhig zusehen, daß unsere westdeutschen - Klas senbrüder, die westdeutsche Arbeiterschaft und ihre Verbündeten, die friedliebenden Bauern und die fortschrittliche Intelligenz, unter den Lasten und dem Druck des Mili tarismus und der Reaktion leiden. Wir kön nen nicht ruhig zusehen, wie die Milita risten das werktätige Volk mit dem Gift der Revanchepolitik und des Völkerhasses verseuchen. Wir sagen es deshalb offen, daß unsere konsequente Politik der Siche rung des Friedens, der friedlichen Koexi stenz, den unmittelbaren Interessen und Wünschen der Bevölkerung der Deutschen Demokratischen Republik dient, aber eben so dem Zwecke, die westdeutschen Frie denskräfte zu ermutigen, keine Anstren gungen zu scheuen, damit auch in West deutschland die Kräfte des Friedens wach sen und sich durchsetzen.