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AUS DISKUSSIONSBEITRÄGEN ZUR DELEGIERTENKONFERENZ (Fortsetzung von Seite 3) die Einheit von politisch-ideologischer Arbeit und die Vertretung der unmittelbaren materiellen In teressen. Wir glauben, daß folgende Maßnahmen nötig sind: Wir müssen bei der Erarbeitung des Perspek tivplans uns bewußt sein, daß das ein wichtiger Teil der Arbeit aller Einrichtungen ist. In den Per spektivplan müssen aufgenommen werden: Wie werden wir die nächsten Jahre bis 1970, bis 1975 Kinderkrippen, Kindergärten, Wohnungen entwik- keln. Man muß dafür eine klare Konzeption er arbeiten. Das ist eine wahre Frauenförderung, von der wir häufig sehr viel reden, wobei auch für die Frauenförderung — wenn ich das noch erwähnen darf — endlich Perspektivpläne ausgearbeitet wer den müssen. Dabei kamt man auch eine Reihe So fortmaßnahmen treffen. Erst muß man die Per spektive klären und dann sofort einiges ändern. Wir müssen auch prüfen, ob es möglich ist, ein hochwertigeres Mittagessen, außer für 70 Pfennig auch für 1,20 DM zur Auswahl zu geben. Diese Fragen müssen von einer Kommission geprüft werden. Zuruf von Genossen Böhme: Meines Erachtens müssen wir in einigen Berei chen der Verwaltung die Vorstellung überwinden: Das geht nicht! Damit wird vieles entschuldigt, was eigentlich nicht zu entschuldigen geht. In dieser Hinsicht müssen wir anfangen, vom Verwaltungs direktor bis zu allen leitenden Funktionären, diese Situation zu verändern. Ich unterstütze voll und ganz deine Kritik, und ich bin der Meinung: Die Gewerkschaft muß etwas nachdrücklicher gegenüber den staatlichen Organen in diesen Fragen auftreten. Ich möchte noch etwas zur Anwendung materiel ler Hebel und des Leistungsprinzips an der Uni versität sagen. Es ist allen bekannt, daß nach der Promotion keine materielle Anerkennung möglich ist. Das widerspricht eigentlich dem neuen ökono mischen System und führt zu ernsten Schwierig keiten. Ich bin mir bewußt, daß es schwierig ist, eine Reihe von Problemen hier an der Karl-Marx- Universität zu lösen, aber man muß jetzt einige Schritte vorwärtstun. Mir scheint, daß man im Staatssekretariat jetzt die vielen Vorschläge, die es an unserer Universität und an allen Universi täten gibt, wie man die materiellen Hebel besser ein setzen kann, einmal zusammenfassen und überlegen sollte, was zu verwirklichen ist und sich auch bemü hen. das durchzusetzen. Genosse Naumann Sekretär der Parteileitung an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen, Fakultät In Vorbereitung und Auswertung des VI. Par teitages erarbeiteten wir uns an der Fakultät eine im wesentlichen richtige Konzeption, in der wir auf die Profilierung der Institute entsprechend den Schwerpunkten der Volkswirtschaft und die Verän derung der Ausbildung entsprechend den Anforde rungen in der Praxis orientierten. Auf dieser Grundlage organisierten wir die Diskussion zur Klärung damit zusammenhängender ideologischer Fragen;' die mit delAEntwieklung unSerör' Volks wirtschaft verbunden sind. Wir mußten die Diskussion darüber organisieren, warum wir die Forschung konzentrieren müssen, was wir ’unter praxisverbundener Forschung ver stehen, warum und in welcher Richtung wir die Ausbildungspläne verändern müssen. Wir konnten im Gefolge dieser Diskussion eine Reihe Erfolge erringen, die sich unter anderem in der Zunahme der Vertragsforschung, die heute mehr- als 50 Prozent des Volumens der Forschung bei uns ausmacht, und nicht zuletzt in der Erfül lung der Forschungspläne an der Fakultät, im plan mäßigen Abschluß der Forschungsvorhaben und in einer Reihe neuer Studienpläne ausdrückten. Trotzdem ist uns nach einigen Teilerfolgen sehr oft die Luft ausgegangen. Wir sehen die Ursache dafür in erster Linie in der ungenügenden' Heraus arbeitung der neu herangereiften, besonders ideologi schen Fragen und deren Lösungswege durch die Fakultäts-Parteileitung. Als w*t bei den Chemikern die Diskussion um das Berufsbild und die Grundsätze des neuen Aus bildungsplanes organisierten, fanden wir Interesse und Mitarbeit sowohl der Wissenschaftler als auch der Studenten. Wir hatten eine wirklich politisch aktive Atmosphäre an den Chemischen Instituten. In der nächsten Etappe der Ausarbeitung aber, an der naturgemäß die Studenten weniger mit arbeiten konnten, nämlich in der Ausarbeitung der detaillierten Lehrpläne, beschäftigten wir uns unter der Flagge der Versachlichung der Parteiarbeit weiter mit Detailfragen der Lehre, die eigentlich die wissenschaftlichen Räte angehen, statt uns als Fakultäts-Parteileitung vor allem darum zu küm mern. daß die Erfahrungen der Chemiker in den anderen Fachrichtungen verallgemeinert werden, statt den Chemikern zu helfen, die nächsten ideo logischen Probleme, die von der Grundorganisation gestellt werden mußten, aufzuwerfen. Im Grund genommen müssen wir das heute noch als ein ge wisses Ausweichen vor wirklichen Auseinanderset zungen bezeichnen. Es ist nämlich mitunter wesent lich einfacher, eine Diskussion über eine Reihe Fachfragen, die sicher sehr wichtig sind, anzufan gen. als über solche ideologischen Probleme zu dis kutieren. Genosse Dr. Wolniczack Sekretär der Grundorganisation Chemie In Vorbereitung und Auswertung des VI. Partei tages unserer Partei gab es auf der Grundlage der Beschlüsse der Partei und unter Berücksichtigung der konkreten Analyse an unseren Instituten eine gute Aufwärtsentwicklung vor allem in der Frage der Ausbildung. Ich brauche hierzu nichts näher auszuführen. Es ist allgemein bekannt, daß die Grundorganisation Chemie bei der Diskussion um die Veränderung der Ausbildung mit an führender Stelle an der Universität gestanden hat. Zur gleichen Zeit haben wir in Auswertung des VI. Parteitages begonnen, auch auf dem Gebiet der Forschung vor allen Dingen auf die Konzentrie rung und Profilierung zu orientieren. Es gab auch auf diesem Gebiet eine Reihe Fortschritte, aber es zeigte sich sehr bald, daß die Ergebnisse nicht den geforderten Zielen entsprachen, vor allen Dingen UZ 22/64. Seite 4 deshalb, weil es hier keine richtige Führungstätig keit durch die Leitung der Grundorganisation ge geben hat, weil vor allem die Orientierung auf das Weltniveau und die Berücksichtigung der volks wirtschaftlichen Schwerpunkte fehlten. Die unter diesen Umständen erzielten Ergebnisse sind vor allem auf die Initiative einzelner Genossen Wis senschaftler, auch auf die Initiative einzelner par teiloser Wissenschaftler zurückzuführen. Diese Situation wurde vor allem deutlich in den Wahl versammlungen der Parteigruppen der Wissen schaftler, in denen eine Vielzahl wertvoller und konstruktiver Gedanken für eine weitere Konzen trierung der Forschung auf volkswirtschaftliche Schwerpunkte erarbeitet wurden. Die Leitung war jedoch nicht in der Lage, die Grundorganisation in den Fragen der Forschung richtig zu orientieren und die in den Parteigruppen geäußerten Gedan ken zu verallgemeinern, weil sie sich um die Frage des Weltniveaus und der Perspektive bis zum Jahre 1970 herumdrückte. Es gab keine Führung der Partei leitung in der gesamten Grundorganisation. Worauf kommt es jetzt für unsere Leitung in den Fragen der Forschung an? Wir stellen für die weitere Profilierung unserer Fachrichtung fol gende Kriterien für das Weltniveau in den Mittel punkt: Erstens: Entspricht das Forschungsvorhaben den modernsten internationalen Entwicklungstendenzen, wie es beispielsweise bei der Arbeitsgruppe über Quantenchemie am Organischen Institut der Fall ist, wo es eine recht gute internationale Verbin dung gibt? Im Februar 1965 wird das Organische Institut zu diesem Thema ein internationales Sym posium veranstalten. Als zweites Kriterium stellen wir die Frage: Lösen wir die Aufgabe nach modernsten Verfahren und Methoden? Als drittes müssen wir die Frage stellen: Wie ist die Ausrüstung mit Geräten im Vergleich zum Weltniveau? Eine konkrete Analyse unter diesen Aspekten ermöglicht es der Leitung, auch in Fragen der Pro filierung der Forschung und der Konzentrierung der Forschung zu führen. Teilweise wurden jetzt am Organischen Institut die Arbeitsrichtungen so konzentriert, daß es nur noch drei Arbeitsgemein schaften gibt, die jeweils von einem Professor oder Dozenten geleitet werden und deren Profil — und das ist das Wichtigste — es gestattet, der Entwick- lung Rechnung zu tragen, die sich vor allem durch die Petrolchemie ergibt, und die Perspektive un serer Forschung bestimmt. Hierbei handelt es sich vor allem um gezielte Grundlagenforschung ent sprechend den Bedürfnissen unserer Volkswirt schaft. Es stehen hier vor der chemischen Forschung enorme Aufgaben, die sie zu bewältigen hat. Die Vertragsforschung über Testkohlenwasser stoffe mit dem VEB Kombinat „Otto Grotewohl“ Böhlen ist geradezu ein Modellfall für eine frucht bare Zusammenarbeit mit der Industrie und vor allem mit Böhlen. Es ist bekannt, daß es an den Chemischen Instituten anfangs sehr viele Ressen timents gegen eine Zusammenarbeit mit Böhlen gab. Ich darf vielleicht die wichtigsten drei Gründe dafür nennen: Man befürchtete anfangs, man müsse die traditionsgebundenen Beziehungen zu anderen chemischen Großbetrieben aufgeben: zum anderen war es eine gewisse Angst vor etwas Neuem, und zum dritten wurde von Wissenschaftlern unseres Instituts oft die wissenschaftliche Tragfähigkeit der von Böhlen gestellten Themen angezweifelt. Aber gerade das Beispiel der Testkohlenwasserstoffe, das in der Vertragsforschung mit dem Organischen In-, stitut gelöst wird, zeigt recht deutlich, daß alle diese Ressentiments nicht zu Recht bestehen. Wir wollen nicht sagen, daß es bei uns keine Wissen schaftler mehr gäbe, die eine Abneigung gegen Böhlen hätten, aber vor allem dieses Beispiel der Testkohlenwasserstoffe hat dazu beigetragen, daß diese Ressentiments mehr und mehr abgebaut wor den sind. Dieser Kontakt wird jetzt immer mehr vertieft. Es ist unser Ziel, daß wir dann nicht mehr bei der Vertragsforschung stehenbleiben, sondern zu einer wirklichen Gemeinschaftsarbeit zwischen Ar beitsgruppen des Instituts an der Universität und Arbeitsgruppen im VEB Kombinat „Otto Grote- wohl“ kommen. Aber auch diese guten Ansätze sind ein Einzelfall an unseren Instituten, weil es die Leitung nicht verstanden hat, dieses Beispiel des Organischen Instituts zu verallgemeinern. Das muß uns jedoch bis zum Beginn des Herbstsemesters gelingen, vor allen Dingen deshalb, weil in den Instituten über die Perspektive der Forschungsrichtung bis 1970 beschlossen wird, so daß es jetzt keinen Zeitverlust mehr geben darf. Genosse Gaube Erster Sekretär der Kreisleitung des Kombinats Böhlen Vor 14 Tagen haben wir in unserem Kombinat die Kreisdelegiertenkonferenz durchgeführt. Wir stellten wie noch nie zuvor entsprechend unserer Situation und unseren Perspektivaufgaben die Fra gen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, die Rolle der Wissenschaft als Produktivkraft in den Mittelpunkt unserer Beratungen. Dex- Beweggrund dafür liegt in den gewaltigen Aufgaben, die wir auf der Grundlage der Be schlüsse der Partei bis 1970 und darüber hinaus zu lösen haben. Dabei sei nur erwähnt die grund legende Rekonstruktion des Kombinats. Das erfordert von uns objektiv die Heranbil dung solcher Kräfte, die in der Lage sind, die Produktion wissenschaftlich zu erfassen, mathe matisch zu durchdringen und mit Hilfe der An wendung der fortgeschrittensten Erkenntnisse weitgehend zur Automatisierung ganzer Komplexe zu schreiten. Unsere Gedanken hinsichtlich der Perspektive nach 1970 haben schon klare Formen angenommen. Unsere Aufgabe als Parteiorganisation ist es, mit der Durchsetzung des neuen ökonomischen Systems der Planung und Leitung der Volkswirt schaft eine solche Arbeit zu leisten, daß wir die Menschen auf diese Aufgaben vorbereiten und heute bereits dafür sorgen, daß der notwendige wissenschaftlich-technische Vorlauf geschaffen wird. Als besonderer Gegenstand standen die Fragen des Komplexpraktikums hier mehrmals im Mittel punkt der Diskussion und auch des Referats. Wir sagen es ganz offen, daß es bei uns, obwohl diese unsere gemeinsame Tätigkeit vom 5. Plenum be sonders hervorgehoben wurde, selbst gegenüber dem Komplexpraktikum noch eine Reihe Ein wände gibt. So ging es zum Beispiel um die Frage, ob man den Studenten im Praktikum wissenschaftliche Aufgaben übertragen darf oder ob das Praktikum nicht lediglich eine globale Einführung in die Technologie des jeweiligen Betriebes sein sollte. Ich möchte so sagen: Unser Praktikum zeichnet sich dadurch aus, daß wir bereits zum zweiten Male den Versuch machten, technisch und ökono misch bedeutsame Probleme einzelner Produk- tionsstätten durch den Einsatz von Studenten meh rerer Fachrichtungen zu lösen. Das Großartige dabei ist, daß wir das, was uns bei den älteren Kadern in unserem Kombinat oftmals so schwer fällt, nämlich die Organisierung einer echten so zialistischen Gemeinschaftsarbeit, den jungen Men schen schon in diesem Komplexpraktikum mit an zuerziehen. Genosse Kesselbauer machte auf unserer Dele- giertenkonterenz den Vorschlag, daß Studenten der Universität unmittelbar an der Realisierung von Jugendobjekten in Böhlen mitwirken sollen. Wir haben uns Gedanken darüber gemacht und ich möchte jetzt nicht eine Vielzahl von Vorschlägen bringen, aber ich möchte unmittelbar Vorschlägen, daß das Jugendobjekt ..Rechenzentrum“, das unser Genosse Hähner leitet, zu einem gemeinsamen Jugendobjekt gestaltet wird. Weiter schlagen wir vor, daß für das Jugend objekt ..Automatisierung Druckgaswerk" und „Re konstruktion Benzinwerk“ ebenfalls solche Ar beitsgemeinschaften gebildet werden. Genosse Kesselbauer hat bei uns auf der Dele giertenkonferenz eine Reihe weiterer Vorschläge unterbreitet, wie zum Beispiel die Gestaltung des Unterrichts in unserem Kombinat, die gemeinsame Nutzung von Einrichtungen, die Einbeziehung lei tender Kader des Kombinats in den Lehrprozeß und so weiter. Wir begrüßen diese Vorschläge voll und ganz und müssen gestehen, daß von uns als Kreislei tung in der Vergangenheit auch nicht immer ziel strebig genug gearbeitet wurde, um mit euch auf einer gemeinsamen Grundlage Schritt für Schritt diese guten Vorschläge und Gedanken zu reali sieren. Es ist selbstverständlich auch unser Anliegen, daß unsere Zusammenarbeit sich weitestgehend planmäßig und sinnvoll entwickeln soll und daß sie nicht dazu führen soll, daß wir uns einschrän ken. Der Vorteil unserer Zusammenarbeit sollte doch gerade darin liegen, daß wir eben unsere Zusam menarbeit konkret, planmäßig und systematisch gestalten, das heißt, daß sich daraus keine Ein engung der Tätigkeit ergibt, sondern vielmehr eine Bereicherung des Wissens für die Gestaltung einer solchen Zusammenarbeit. Genosse Schaarschmidt Sekretär der Grundorganisation Med. III Seit dem 5. Plenum unserer Partei tritt das ökonomische Denken immer mehr in den Vorder grund. Das ist auch an unserer Fakultät unter unse ren Studenten so, das zeigte ein Forum bzw. eine Aussprache, die wir mit Dr. Frenzel vom Finanz ökonomischen Institut hatten, an dem die Genossen sehr rege und sehr aufmerksam den Darlegungen folgten und auch sehr aufgeschlossen diskutierten. alme a; ■ I —• > •• geagame Aber unverständlich ist es, wenn in diesem zu- sammenhang bei uns das Studium der Politischen Ökonomie ungenügend vorbereitet ist. Die Vor lesung müßte doch so aufgebaut sein, daß sie zum Nachdenken anregt, daß Fragestellungen darin sind und daß nicht einfach vom Blatt gelesen wird. Gegenwärtig ist bei uns letzteres noch die Regel. Ich will damit sagen: Wenn die Ausbildung in Politischer Ökonomie, besonders an unserer Fakul tät, nicht von qualifizierten Fachleuten durch geführt wird, dann können wir kaum den Studen ten sagen, sie sollen die Vorlesung besuchen. Wir begeben uns eines der wichtigsten Erziehungs mittel, wenn ich auf die Frage, was in der jüngsten Vorlesung losgewesen sei, antworten muß: „Da hast du nichts verpaßt, das kannst du in dem und dem ND nachlesen.“ In diesem Zusammenhang möchte ich zu dem Problem des Verhältnisses von Ausbildung und Erziehung von Seiten des Lehrkörpers sprechen: Bis jetzt — ich stehe im 3. Studienjahr — hat es noch nicht ein einziger Genosse verstanden, Fragen der Erziehung in seine Vorlesungen einzubauen. Das waren bis jetzt zwei parteilose Lehrkräfte. Das eine Mal war es Dozent Dr. Rötzsch, der in einer Vorlesung der chemischen Physiologie zu verschiedenen Erziehungsproblemen Stellung nahm, und jetzt ist es Prof. Dr. Holle, der in jeder Vor lesung Fragen der Erziehung anschneidet — und wenn es nur während fünf Minuten ist. Aber Prof. Dr. Holle nimmt sich die Zeit. Er hat bewie sen. daß Erziehung und Ausbildung eine Ein heit bilden, daß diese zwei Seiten dazu beitragen, den Studenten bzw. den späteren Arzt zu formen. Ich glaube, das müssen sich besonders unsere Ge nossen sehr ernsthaft vornehmen und sich in die ser Richtung einmal die Fragen des Lehrbetriebes durchdenken. Genosse Deweß Student am Mathematischen Institut Es wurde schon gesagt, daß ich zunächst zu einigen Problemen unserer wissenschaftlichen Stu dentenkonferenz sprechen will, die unter dem Thema „Mathematik und Philosophie“ vor einigen Tagen stattgefunden hat. In der Vorbereitung die ser Konferenz haben wir sehr interessante Erfah rungen gemacht, und zwar zeigte sich, daß Studen ten, die fachlich gut sind, und zwar sowohl in den Gesellschaftswissenschaften als auch in Mathe matik, nicht ohne weiteres in der Lage waren, innerhalb der Mathematik Erscheinungsformen des Materialismus und des Idealismus zu trennen. Auf diese Weise werden bei uns meiner Meinung nach gar nicht die Vorteile wirksam, die sich durch die bewußte Anwendung des dialektischen Mate rialismus in den einzelnen Fachgebieten ergeben. Die Genossen des Gesellschaftswissenschaftlichen Grundstudiums sollten sich einmal überlegen, wie das kommt. Wir hatten für die Konferenz fünf Vorträge von je 20 Minuten Dauer vorgesehen, die über Zusam menhänge informieren und zum Studium anregen sollten. Genosse W u s i n g vom Sudhoff-Institut hat uns dabei unterstützt. Es wurden erstaun licherweise wesentlich längere Vorträge gehalten und es kam eine Diskussion zustande, mit der wir gar nicht gerechnet hatten, so daß wir die Konfe renz nach über dreistündiger Dauer abbrechen mußten. Wir sind aber der Meinung, daß das durchaus nicht als ein Mißerfolg zu werten ist, denn die eigentliche Aufgabe hat die Konferenz sehr gut erfüllt. Ein großer Teil der Anwesenden forderte, daß die übrigen Vorträge in der nächsten Zeit noch gehalten würden. Und es wurde gefor dert, daraus überhaupt eine ständige Diskussion zu dem Thema „Mathematik und Philosophie“ zu machen. In Verbindung mit dem Studentenvortrag des Monats lassen wir im nächsten Studienjahr regel mäßig mehrere Studenten zu Wort kommen. Wir haben vier Themenkreise vor. Der eine Themen kreis wird „Mathematik und Philosophie“ sein. Ein weiterer wird durch die noch ausstehende Studentenkonferenz „Mathematik und Praxis“ bzw. „Mathematik und chemische Industrie“ angeregt werden. Gegenüber acht Vorträgen in diesem Studienjahr werden im nächsten Studienjahr 30 gehalten werden. Dazu kommen noch 20 in den einzelnen Gruppen. Dieser quantitative Übergang hat auch qualitative Schlußfolgerungen. Denn wenn man rechnet, daß sich an jedem Vortrag drei Studenten beteiligen, kommt es dazu, daß alle Studenten an diesen Vorträgen und an ihrer Vor bereitung teilnehmen. Das wird sich natürlich aus wirken. Ich möchte noch einiges zum Komplexpraktikum sagen. Es hat sich gezeigt, daß die Studenten dort nach einigen Anlaufschwierigkeiten mit sehr gro ßer Begeisterung bei ihren Aufgaben waren. So verwundert es nicht, wenn einige fragen: Warum spielt das Praktikum inhaltlich die Rolle eines Zwischenspiels zwischen den Semestern? — Es gibt keine organische Vorbereitung auf die Auf gabenstellung des Praktikums und es gibt keine Auswirkungen auf die Lehrveranstaltungen. Zumindest ist das in der Mathematik so. Aber ich glaube, daß es auch in einigen anderen Ge bieten so ist. Anders gesagt: Die Anerkennung des Lehrkörpers erwirbt man sich während des Seme sters — während des Praktikums bestenfalls Geld. Die Studenten fragen: Warum gibt es nicht ständig praktische Aufgaben für interessierte Stu denten? — Es scheint uns eine ausgemachte Sache zu sein, daß vielleicht Wissenschaftler .über das Produktionsinstitut praktische Probleme bekom men, aber bis zu den Studenten kommen sie be stimmt nicht. Die besten Praktikanten haben sich ganz ein deutig .geäußert: Wir wünschen ein permanentes komplexes Praktikum. — Das, was man Praktikum nennt, muß die Rolle spielen, die für die übrige Ausbildung die Prüfungen sind, also Höhepunkte, Es darf nicht so sein, daß die Praktika ein kleiner Sonnenstrahl zwischen den Wolken sind. Genosse Dr. Uhlig . Kommissarischer Direktor des Instituts für Pädagogik Die Grundsätze für die Gestaltung des einheit lichen sozialistischen Bildungssystems sind meiner Meinung nach außerordentlich bedeutsam für un sere weitere politisch-ideologische und wissenschaft liche Arbeit in Lehre und Erziehung. Sie stellen die Konkretisierung und zugleich die Weiterent wicklung der Linie des VI. Parteitages dar, ange wandt auf das Volksbildungswesen. Es gibt, obwohl die Grundsätze noch längst nicht genügend bekannt sind, doch schon eine Reihe von Fragen. Zum Beispiel: Ist es überhaupt möglich, daß allen jungen Bürgern unserer Republik eine Bildung im Umfang der zehnklassigen allgemein- bildenden Oberschule vermittelt wird? Ist es rich tig, die erweiterte Oberschule erst nach der 10. Klasse der allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule einsetzen zu lassen? Wird denn nicht durch die Spezialschulen dieses sogenannten ein heitlichen sozialistischen Bildungssystems im Grunde genommen die Einheitsschule zurückge nommen? • Ich darf dabei darauf verweisen, daß gerade der erste Abschnitt der Grundsätze, in dem die Ziele und Aufgaben des einheitlichen sozialistischen Bil dungssystems dargelegt und im Zusammenhang entwickelt werden, relativ wenig beachtet wird, auch in der Diskussion eine untergeordnete Rolle spielt, daß man sich festhakt insbesondere an Ein zelfragen der Struktur und der organisatorischen Ausgestaltung des künftigen Bildungssystems. Die Bedeutung der Grundsätze für unseren Be reich, für die Karl-Marx-Universität, besteht aber doch gerade darin, daß dort die Hauptaufgaben und grundlegenden Entwicklungstendenzen für das ge samte Bildungswesen dargelegt werden, daß dort klare Vorstellungen über die Einheit von Ökono mie, Politik und Bildungswesen entwickelt wer den. Weiter muß man beachten, daß diese Grund sätze uns klare Vorstellungen über den Platz und die speziellen Aufgaben der Universität im gesam ten System des einheitlichen Bildungswesens geben. Und schließlich enthalten ja die Grundsätze be kanntlich auch eine ganze Reihe von Abschnitten, in denen der Universität ganz spezielle Aufgaben, sogar noch differenziert für alle Bereiche, gestellt werden. Ich sagte, „alle Bereiche“, es gibt nämlich die außerordentlich gefährliche und enge Auffassung, daß die Grundsätze für das einheitliche sozialisti sche Bildungssystem zu einer Art Pädagogenange legenheit eingeengt werden. Sie sind natürlich bei weitem nicht nur von Pädagogen ausgearbeitet worden, aber darüber hinaus geht es eben darum, daß sie Schlußfolgerungen für alle Bereiche, nicht nur für die Pädagogen und auch nicht nur für die Lehrerbildung, ergeben. Wenn ich zum Schluß noch einen Vorschlag un terbreiten darf: Meines Erachtens sollten wir die Diskussion um die Grundsätze jetzt unverzüglich in zwei Etappen in Angriff nehmen. In einer ersten Etappe müßten wir dafür sorgen, daß die Grundsätze, ihr Inhalt und ihre Bedeutung überhaupt erst einmal an der ganzen Universität bekannt werden. Wir müssen also informieren. Hier muß sich jetzt unbedingt neben dem Lehrkör per die Freie Deutsche Jugend einschalten.. Ich glaube, wir sollten auch solche Möglichkeiten wie die UZ stärker für die Diskussion nutzen, ins besondere aber für das. was nun der Inhalt der zweiten Etappe sein müßte, nämlich in dreierlei Richtung zu überlegen: einmal, welche Schlußfolgerungen sich für die Per spektiven und für die Perspektivpläne unserer eig nen Lehre und Forschung ergeben: zweitens, wie wir auch außerhalb der Universität, über die Universität hinaus propagandistisch wirk sam werden können: drittens, welche Vorschläge wir für die Grundsätze zu unterbreiten haben, denn es ist unsere Pflicht, zu diesem Entwurf viel zu sagen, nicht nur quan titativ, sondern auch qualitativ. Ich meine, wir sind an der Universität wohl stark genug, um einen er heblichen Beitrag zur weiteren Erarbeitung dieser Grundsätze zu leisten.