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er seine Hörer so, daß keiner in der Anato mievorlesung fehlen wollte. leider wurde dies zum großen Bedauern seiner Mitarbeiter mit Einführung der dop pelt besetzten Semester nicht mehr so deutlich. Auch ALVERDES sorgte sich um diesen Zustand. Bis dahin hielt er es für seine Pflicht, den Namen jedes Studieren den zu wissen und mit seinen Schülern persönliche Gespräche zu führen. Sein Wunsch ging dahin, jeden Kandidaten vor dem Physikum gut zu kennen und an zuleiten, damit Prüfungsängste nur in einem nicht zu umgehenden Mindestmaß auftreten sollten. Er verstand es, mit Güte und väterlichen Ermahnungen junge Men schen zu erziehen, aber er fand auch die Zögernden oder wenig Arbeitsamen aus der großen Zahl der Studierenden. Oft hatte er dann bei diesen beste Erfolge im Physikum. Es ist für mich unmöglich, die richtigen Worte zu finden für die wahre Größe seiner Lehrbefähigung. Nur durch seine tiefverwurzelte Begeisterung für die Lehre konnte er die großen Anforderungen im Unterricht bewältigen. Während der zwölfjährigen Amtszeit an der Karl-Marx- Universität gab er etwa 5000 Medizinstu denten die anatomischen Grundlagen für ihren Beruf, erzog sie zu ärztlichem Den ken und Handeln, indem er meisterhaft lehrte und vorbildlich lebte. In Leipzig vollendete ALVERDES seine Lebensaufgaben in mehrfacher Weise. Ob wohl er schon mit 63 Jahren von uns ging, hat er vieles geschafft, was sich ein Hoch schullehrer und Forscher, erhofft. Nach einer strengen wissenschaftlichen Ausbil dung war es ihm als Lehrstuhlinhaber ver gönnt, große Erfolge zu erzielen, ein mo dernes Institut zu gründen und ein Lehr buch zu schreiben. An uns liegt es nun, sein Werk fortzuführen.