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9g-2 8 Für die Wissenschaft, die dem Sozialismus dientT Sächsisch® Landesbibliothek UNIVERSITATSZEITUNC ORGAN DERSED-PARTEILEITUNG DER KARLMARX UNIVERSITÄT Streichen Sie das Wort „vermeintlich"! (Seite 5) • Podium (Seite 6) ß. JAHRGANG / Nr. 10 LEIPZIG, 7. MÄRZ 1961 Preis 15 Pf Anliegen der Universitätsangehörigen in Ost und West: Gründliche Aussprache über nationale Probleme Ein Brief an den Ring Freier Studenten in Marburg Historikerdelegation nach Heidelberg abgereist Wir veröffentlichen nachfolgend einen Brief von Jugendfunktionären und Wissenschaftlern der Karl-Marx-Universität an den Vorsitzenden des Ringes Freier Studenten in Marburg, Klaus Horn, in dem sie Vorschlägen, künftig noch ernsthafter und gründlicher über die Lebensfragen der deutschen Nation zu sprechen, und den zugesagten Gegenbesuch Marburger Studenten in Leip zig begrüßen. Am vergangenen Sonntag ist eine zehnköpfige Gruppe von Studenten und Assistenten der Historischen Institute nach Heidelberg abgereist, wo sie ge meinsam mit Heidelberger Kommilitonen ein Seminar zum Thema „Die spa nische Frage in der Weltpolitik 1936—1939“ veranstaltet und Gespräche über studentische und Hochschulfragen führt. Die Reise findet im Einvernehmen zwischen der FDJ-Kreisleitung der Karl-Marx-Universität und dem AStA der Heidelberger Universität statt. Vor ihrer Abreise distanzierten sich unsere Studenten und Assistenten in einem Fernschreiben an ihre Seminarpartner in Heidelberg von einer un geheuerlichen antiafrikanischen Veröffentlichung in der Ausgabe 1/2/1961 des Heidelberger „forum academicum" (siehe dazu unseren Beitrag auf Seite 5). Im folgenden der Wortlaut des Briefes an den Ring Freier Studen ten, zu Händen von Klaus Horn: Der 13. Januar 1961 wird Ihnen Wie uns im Gedächtnis eingeprägt bleiben. Die Ereignisse, die sich an diesem Tage in Ihrer Stadt abspiel ten, warfen ein grelles Schlaglicht auf den Scheideweg, vor dem Deutschland steht. Unser Volkskam merpräsident, Dr. Dieckmann, die LSD-Gruppe, die ihn eingeladen hatte, und alle, die gekommen wa ren, aufmerksam zuzuhöreit und sachlich zu diskutieren, sie standen für alle friedliebenden Deutschen, die den Weg des Gespräches, der Ver ständigung gehen wollen. Herr Ger stenmaier aber, das Komitee „Schweigemarsch Dieckmann“ und jene, die sich für die schändlichen Ausschreitungen hergaben, ließen uns ahnen, wohin der Weg der un verbesserlichen Militaristen und Re vanchisten, wohin uns der Weg der Gewalt führt. Wir sind uns einig, daß die Ver ständigung der einzig gangbare, dem Lebensinteresse unseres Volkes ent sprechende Weg zur Wiedervereini gung Deutschlands ist. Der 13. Ja nuar zeigte, daß es gegen diesen Weg kein Argument der Vernunft gibt, daß die Feinde der Verständigung Morddrohungen, Pflastersteine und Bierflaschen an die Stelle sachlicher Argumente setzen. Das spricht nicht für ihre Überlegenheit. Nichts wäre aber gefährlicher als Sorglosigkeit diesen Kräften gegen über oder der Glaube, es genüge, wenn man sich „heraushält“. Unsere Väter haben in Deutschland erleben (Fortsetzung auf Seite 6) ERNENNUNGEN UND BERUFUNGEN Das Staatssekretariat für das Hoch- und Fachschulwesen ernannte: Dozent Dr. med. habil. Fritz Meiß ner zum Professor mit Lehrauftrag für das Fachgebiet Kinderchirurgie an der Medizinischen Fakultät; Dr. rer. nat. habil. Gottfried Schu- für das Hoch- und Fachschulwesen Frau Prof. Dr. phil. habil. Gertrud Weichsel zum Direktor des Botani schen Instituts und Botanischen Gar tens an der Mathematisch-Naturwis senschaftlichen Fakultät. Deutsch-Afrikanische Gesellschaft In Berlin hat sich ein Initiativ komitee zur Gründung der „Deutsch- Afrikanischen Gesellschaft in der DDR“ konstituiert. Ihm gehören u. a. Prof. Dr. Walter Markov, Direktor des Instituts für Allgemeine Ge schichte, und Dr. Kurt Büttner, Di rektor des Afrika-Instituts, von der Karl-Marx-Universität an. Die Ge sellschaft will zum besseren Kennen lernen und gegenseitigen Verständ nis zwischen der DDR und den Völ kern Afrikas beitragen. Am 8. März gilt unser herzlicher Glückwunsch allen Frauen der Karl-Marx-Uni versität zum Internationalen Frauentag. Zu den hervorragen den Angehörigen des Lehrkörpers gehört Frau Dozentin Gabriele Meyer-Dennewitz, komm. Leiter der Abteilung Kunsterziehung, die mit ihrer Abteilung enge Verbin dungen zu den Arbeitern des VEB Kupferhütte in Helbra ge knüpft hat. Foto: Adolf Schmidt Bter zum Dozenten für Landwirt schaftliche Botanik an der Landwirt schaftlichen Fakultät; Der Staatssekretär für das Hoch- und Fachschulwesen bestätigte Prof. Dr. Heinz Joswig als Prodekan für das Fernstudium an der Wirtschafts wissenschaftlichen Fakultät. Der Rektor ernannte im Einver nehmen mit dem Staatssekretariat Tagore-Ehrung An der Vorbereitung der zahlrei chen Ehrungen aus Anlaß des 100. Geburtstages des großen indi schen Dichters und Humanisten Rabindranath Tagore haben Wissen schaftler unserer Universität lebhaf ten Anteil. Mitarbeiter des Indischen Instituts, des Kunsthistorischen In stituts und des Instituts für Musik wissenschaft werden sich an der Aus gestaltung von Veranstaltungen für die Bevölkerung der Stadt Leipzig und für unsere Studenten beteiligen. Im Haus der Wissenschaftler wird ein Klubabend über Tagore stattfin den. Das Indische Institut kann an un serer Universität auf ruhmvolle Tra ditionen zurückblicken, erinnert sei an das Wirken der Professoren Brockhaus, Windisch und Härtel. Gegenwärtig genießt das Schaffen von Nationalpreisträger Prof. Dr. Weller hohes internationales An sehen. Angehörige dieses Instituts ar beiten an Beiträgen über den be rühmten indischen Humanisten. „Für uns kommt es sehr darauf an das reaktionäre, entstellte Bild übe: Tagore zu korrigieren und ihn ab großen humanistischen Dichter unc Kämpfer gegen den Kolonialismus unseren Menschen vertraut zu ma chen“, erklärte der wissenschaftliche Mitarbeiter Gerhard Selter vom In- dischen Institut. Probelapillaren eigener Produktion Wie ein Kollektiv des Physikalischen Instituts wertvolle Devisen einsparte Eines der wertvollen Geräte des Physikalischen Instituts ist ein aus der Schweiz importiertes Kerninduk- tionsspektrometer. Es ist für Unter suchungen sowohl für das Institut als auch für Betriebe der chemischen Industrie unentbehrlich. Zu dem Ge rät gehören spezielle Proberöhrchen, welche die zu prüfenden Flüssigkei ten aufnehmen. Die mit dem Spektrometer gelie ferten Röhren kosten je Stüde 20 Schweizer Franken — und jähr lich werden für die laufenden Un tersuchungen etwa 200 Stück ge braucht. Die westdeutschen Militaristen und Imperialisten wollten Ende des vergangenen Jahres durch die Kün digung des Handelsabkommens mit der DDR und durch den Druck auf westeuropäische Länder, ähnliche Maßnahmen zu ergreifen, die Erfül lung unserer Wirtschaftspläne ver hindern. Doch die Rechnung ging an ders auf als sie es sich dachten. Der Handelsvertrag wurde verlängert — aber wir zogen die richtige Schluß folgerung: Den Militaristen darf es nicht gelingen, jemals unsere Pläne zu gefährden. Wir sind für die Aus dehnung des friedlichen Handels, auch mit Westdeutschland und allen kapitalistischen Ländern, aber un sere Wirtschaft und unsere wissen schaftlichen Institutionen werden wir in den nächsten Jahren gegen Störungen sichern. Ein Kollektiv, bestehend aus Me chanikermeister Hartmann, Glasblä ser Nann und Feinmechaniker Mö bius versuchte daher in Zusammen arbeit- mit den wissenschaftlichen Assistenten Klose und Ranft die Röhrchen in der eigenen Werkstatt herzustellen. Zunächst kam es darauf an, die geeigneten Glassorten zu finden. Als dieses Problem besonders durch den Einsatz des Kollegen Nann gelöst war, tauchten neue Schwierigkeiten auf. Endlich gelang es Meister Hart mann, geeignete Schleifscheiben zu finden. Aber damit gab sich das Kol lektiv noch nicht zufrieden. Durch die gute Zusammenarbeit aller Be teiligten konnte die Herstellung wei ter vereinfacht werden, so daß der Preis der Röhrchen weit unter dem ler einzuführenden liegt. Als wir mit Meister Hartmann larüber sprachen, meinte er; „Für ms war es eine Selbstverständlich- teit, alle Wege zu erproben, um die Probekapillaren selbst herzustellen rnd auf diesen Import zu verzichten nd genau so selbstverständlich ist s, daß wir auf jedem anderen Ge- >iet uns genauso bemühen.“ Feinmechanikerin Ingrid Kirsch beim Schleifen der Probekapillaren. Foto: Schnabel A m 7. März 1961 bildet die Freie Deutsche Jugend auf« ein fünf zehnjähriges Bestehen zurück. Seit 1946 hat sich die FDJ viele große Aufgaben gestellt und weitgehend gelöst. Auch an der Entwicklung un seres Hochschulwesens ist der Ju gendverband, in dem der überwie gende Teil der studentischen Jugend organisiert ist, maßgebend beteiligt. Für die Ausbildung und Erziehung der Studenten ist eine gute Zusam menarbeit zwischen Lehrkörper und FDJ von entscheidender Bedeutung. Nützliche Zusammenarbeit Zum 15. Jahrestag der Gründung der Freien Deutschen Jugend Von Prof. Dr. Günther Wagner, Direktor des Pharmazeutischen Instituts Diese Zusammenarbeit hat in der Vergangenheit zu guten Ergebnissen geführt und wird auch in Zukunft bei weiterer Pflege dazu beitragen, die den Hochschulen gestellten Auf gaben zu lösen. Eine enge Zusam menarbeit zwischen Lehrkörper und Freier Deutscher Jugend liegt in tie fem beiderseitigen Interesse und im Interesse unseres Staates. Der Tag des fünfzehnjährigen Bestehens der FDJ kann Anlaß sein, nochmals auf die Fragen der FDJ-Arbeit an den Hochschulen einzugehen. V on allen Hochschullehrern wird wohl einhellig begrüßt, daß von den Leitungen der FDJ immer wie der darauf hingewiesen wird, daß die wichtigste Aufgabe jedes studen tischen Mitgliedes der FDJ die Pflicht- und plangemäße Durchfüh rung des Studiums ist. Ein Erfolg auch dieser erzieherischen Hinweise ist, daß wir heute von einer Bumme lei von Studenten nicht mehr spre- dien können bzw. nur in Ausnahme lallen sprechen müssen. Die mit beträchtlichen staatlichen Mitteln errichteten und erhaltenen Labor plätze sind heute nicht mehr teil weise ungenutzt. Der größte Teil der Studenten unterzieht sich sehr willig und diszipliniert dem Studium. Wir wünschen uns nur häufig, daß zu dem Pflichtbewußtsein und zu der Disziplin noch in etwas größerem Maße die Begeisterung für das Stu dium kommt. Diese Begeisterung für das Studium zu wecken und zu för dern, ist wohl eine der wesentlichen Aufgaben des Lehrkörpers; die Un terstützung, die den Mitgliedern des Lehrkörpers durch die FDJ in dieser Beziehung gegeben werden kann, stellt eine beträchtliche Hilfe dar. Die Begeisterung für das Studium zu för dern, sollte eine wesentliche Aufgabe der Studiengruppen sein und könnte der Studiengruppenarbeit einen bes seren Inhalt geben. Eine Studiengruppe, die sich ledig lich als eine Notgemeinschaft von Studierenden ansieht, die von einer Prüfung betroffen werden, wird sel ten eine gute Arbeit leisten können. Es kann niemals alleiniger Sinn der Studiengruppenarbeit sein, gebotenen Stoff im Hinblick auf eine Prüfung zu wiederholen und merkbar zu ge stalten. In der Studiengruppenarbeit sollten die Diskussionen über wis senschaftliche Probleme das zur Zeit noch vorherrschende Abfragen mehr und mehr zurückdrängen. Um der artige Diskussionen sinnvoll und nutzbringend durchführen zu kön nen, ist allerdings ein ständiger Kon takt mit oder eine ständige Anlei tung durch Semesterassistenten oder Mitglieder des Lehrkörpers unerläß lich. A uf die Umgestaltung., des Inhalts nder Studiengruppenarbeit sollten die Mitglieder der FDJ ihr Haupt augenmerk lenken. Das bedeutet na türlich nicht, daß bisher in den Stu diengruppen nichts geleistet worden ist. Die kameradschaftliche Hilfe, die den schwächeren Studenten zuteil ge worden ist, hat vielen geholfen, das Studium ohne größere Pannen zu ab solvieren. Eine Ursache häufig auf tretender Mängel erscheint mir eine bisweilen fehlende Kontinuität im Studium, eine zu stark auf Prüfun gen ausgerichtete, vieles andere über wuchernde, saisonbedingte Lern arbeit. (Fortsetzung auf Seite 4)