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In den „marburger blättern" gelesen Algerie algerienne! oder: Die aus dem Rahmen fallen Einige angemessene Worte zu Herrn Sch-L’s unangebrachter Gehirnakrobatik Dieser Beitrag wurde vor dem Auftreten von Volkskammerpzäsident Dr. Dieckmann in Marburg geschrieben. Angesichts der im folgenden geschil derten Auslassungen und Verdrehungen in den „marburger blättern“ sehen wir mit großem Interesse der Berichterstattung über diese jüngsten Ereig nisse in den „marburger blättern“ entgegen. Die Red. M mir alle sind erregt E A 49 und empört über die E/8 M Greueltaten, die franzö- E) “4 sische Kolonialsoldateska “ '•CF Tag für Tag in Algerien begeht. Menschen, die für ihre ele mentarsten Lebensrechte eintreten. Werden zusammengeschlagen und -geschossen, gefoltert und hingerich tet — ein zusätzlicher Blutzoll zu der brutalen Ausbeutung der Naturreich tümer und der Arbeitskraft Algeriens durch die französischen Monopole und Grundbesitzer. Der Kampf der algerischen Patrio ten um das Selbstbestimmungsrecht ihres Volkes findet, wie bei uns, bei allen ehrlichen und friedliebenden Menschen tiefe Anteilnahme. Nicht zuletzt auch bei den westdeutschen Studenten. So protestierten die Teil nehmer einer ungewöhnlich starken Versammlung der afro-asiatisehen Studentenunion in Göttingen . in einer Entschließung gegen den schmutzigen Krieg in Algerien. In Marburg demonstrierten anläßlich der Anwesenheit des französischen Botschafters in Westdeutschland, F. Seydoux, in der Stadt arabische und westdeutsche Studenten gemein sam gegen den Kolonialterror in Al gerien. „Algerien den Algeriern!“, „Keine deutsche Hand gegen Al gerien!“, „Vive TAlgerie!“ forderten sie auf ihren Plakaten. — „Die Regie rung Ihres Landes führt seit sechs Jahren einen unbarmherzigen Krieg gegen das algerische Volk. Wir füh len uns mit dem größten Teil der französischen Nation einig in der Ablehnung eines schmutzigen Kolo nialkrieges“, schrieben sie in einem offenen Brief an den Botschafter. Anden Forderungen nach Frieden, echter Selbstbestimmung und Demo kratie scheiden sich in den imperia listischen Staaten die Geister. Wie in der Metropole Paris, wo Justizterror und Boykotthetze gegen mutige Pa trioten losgelassen werden, die gegen den Algerienkrieg protestieren, so auch in der kleinen nordhessischen Universitätsstadt Marburg, die alles an Polizei auf bot, was ihr zu Gebote stand, um die Grundfesten der „repräsentativen Demokratie“ vor dem Ansturm der friedlichen Demon stranten zu schützen. Eine undankbare Aufgabe Die „marburger blätter“, Organ des Allgemeinen Studentenausschus ses der Marburger Universität (Nr. 65, November 1960) mußten es sich Wegen der in Westdeutschland herrschen den Pressefreiheit leider versagen, ihre Leser wahrheitsgetreu und voll- ständig über die Demonstration zu informieren. Dennoch ist ihre Be richterstattung sehr aufschlußreich, zeigt sie uns doch, zu welcher Akro batik einer genötigt ist, der eine schlechte Sache verteidigen soll. Diese undankbare Aufgabe hat Herr Sch-L übernommen, dem die „marburger blätter“ völlig ungerecht- fertigt den größten Teil ihrer Seite 8 überlassen haben, die der Demon stration gegen den Algerienkrieg ge widmet ist. Bei ihm, dem Debütan ten der abendländischen Akrobatik, kann der unbefangene Zuschauer mühelos die Tricks und Täuschungen erkennen, auf denen die ganze Übung beruht. Welche Transparente führten sie noch mit sich? Soll das Taschenspielerstück ge lingen, darf es keinesfalls auf dem Boden der Tatsachen stattfinden. Zu nächst. unterschlägt Herr Sch-L vom Sachverhalt, was ihm am unan genehmsten ist. Er schreibt, die De monstranten hätten Transparente mit sich geführt, wie „Liberte, ega- lite, fraternite, Algerie algerienne“ oder „Sehluß mit ■ dem schmutzigen Krieg in Algerien“. Welche Transparente führten sie noch mit sich? „Keine deutsche Hand gegen Al gerien!“ Auf diesem Boden kann Herr Sch-L nicht jonglieren! Denn mit der gewandtesten Verrenkung kann er nicht von dem Geheimabkommen ab lenken, das Adenauer im Mai 1955 mit Vertretern der französischen Re gierung und Colonel Benicant von der französischen Fremdenlegion aus Sidi-bel-Abbes abschloß und das den Werbern und Häschern der Frem denlegion In Westdeutschland freie Hand läßt. Mindestens 150 Millionen D-Mark sind bisher aus der Bonner Staatskasse in die Taschen der fran zösischen Rüstungsmagnaten geflos sen, ein blutiger Kaufpreis für die westdeutsche Beteiligung an den französischen Atombombenexperi- menten. Und mehr als 8000 junge Deutsche haben diesen schmutzigen Handel bisher in Algerien mit ihrem Leben bezahlt. Auch und vor allem dagegen wurde in Marburg demon striert. Nachdem er dies seinen Lesern vorenthalten hat, greift unser junget Taschenspieler zu Verdrehungen. Mit einer raschen Handbewegung macht er aus der Demonstration gegen die schmutzige Kolonialpolitik der fran- zösischen und westdeutschen Regie rung eine frankreichfeindliche Kund Von Hans Poerschke gebung. Er versucht, die Regierung Debre und das französische Volk, das in machtvollen Aktionen gegen den Algerienkrieg kämpft, in einen Topf zu werfen. (Da widerspricht ihm so gar die französische Regierung ein deutig, die Gegner des Algerienkrie ges mit Polizei und Justiz ver folgt.) Und er verleumdet die muti gen Marburger Studenten, deren offe- nen Brief wir nicht noch einmal zu zitieren brauchen. So tanzt Herr Sch-L vor uns auf dem Schlappseil der Lüge und Verdrehung. Wir sehen seinem Sturz gefaßt entgegen. Der Freiheit einen Rahmen! Das ist der nächste, unpopuläre und durchsichtige Trick, den er uns vorführt: „Bei uns gibt es... das Recht der freien Meinungsäußerung! Wir dürfen unsere politische Mei nung in angemessenem Rahmen aus drücken. Dieser Rahmen gilt auch für unsere ausländischen . Kommili tonen, besonders in politisch schwie rigen Situationen.“ Daß Herr Sch-L und seine Impre sarios sich in einer schwierigen poli tischen Situation befinden, sei voll auf anerkannt. Aber betrachten wir den Rahmen näher, ein interessantes Objekt, von dem uns das Bonner Grundgesetz keine Mitteilung macht. „Sie (die Demonstranten, Red. UZ) postierten sich rund um das Gymna sium, wurden aber sachte und ohne Widerstand aus dem ,Gefahren bereich“ gewiesen. Interessant schon, daß die Polizei den Rahmen be- -stimmt, und Herr Sch-L das ganz natürlich findet. Aber gerade bei, die sem Teil seiner Darbietungen fällt er zum ersten Male vom Seil. Auf der selben Seite der „marburger blätter“ schreibt ein anderer Autor unter der Überschrift „Dein Freund, dein Hel fer“ zum Einsatz der Polizei, daß „plötzlich in schneidigem Manöver einige Polizeiwagen vorfuhren’... und ein ebenso schneidiges Polizei- kommando ... 'absetzten.: Nach eini gen Minuten offensichtlicher Konfu sion begannen die Polizeibeamten, den Verkehr zu regeln, so daß es zu ersten Stockungen kam; sie forderten die sich ansammelnden Passanten unter Androhung von Strafen auf, sofort die Bürgersteige freizumachen, und entrissen schließlich den ver dutzten Demonstranten die Plakate mit der Begründung, ihre Aktion sei nicht 48 Stunden vorher bei der. Poli zei angemeldet gewesen. Den dabei völlig unnötigerweise vom Lautspre cherwagen angeschlagenen und von den meisten Beamten übernomme nen Tonfall als ,scharf“ zu bezeich nen, ist ein Understatement (Unter bewertung).“ In dieser wahrheitsgetreuen Dar stellung nimmt sich der Rahmen ganz anders aus, unverhüllt und un beschönigt: Wer seine Meinungsfrei heit dazu nutzt, Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung für die unter drückten Völker zu fordern, wer gegen die Schuldigen am Blutvergie ßen in Algerien auftritt, die in Paris wie in Bonn sitzen, der bekommt es mit der Polizei zu tun. Noch hat sie scharf gesprochen. Wie weit ist es von hier zum Scharfschie ßen? Wenn es dazu nicht kommen soll, dann müssen alle demokrati schen Kräfte gemeinsam den engen Rahmen der Notstands- und Not dienstgesetze und des Gesetzes über Ein- und Ausreise sprengen, in den die Schröder und Strauß die west deutsche Bevölkerung zwängen wol len, um mit ihren Atomkriegsplänen zum Zuge zu kommen. Verschiedene Auffassungen über deutsch-französische Freundschaft Seinen Höhepunkt findet der Auf tritt des Herrn Sch-L aber in folgen dem: „Unsere arabischen Kommilitonen haben ohne Zweifel in der Algerien frage die moralische Unterstützung der gesamten Bevölkerung; man ist auch bereit, materielle Opfer zu brin gen. Die arabischen Studenten ken nen unsere Sympathien für ihre Völ des Publikums . mit wohltönenden, aber unverbindlichen Phrasen wie „unseren Sympathien“ zu binden und so den Begriff der deutsch-französi schen Freundschaft unbesehen über die Bühne zu bringen! Was ist das für eine Freundschaft, die durch In teressen bedroht wird, die „Wir voll auf anerkennen“? Das kann doch nur die Freund schaft der Adenauer und de Gaulle, der Strauß und Debre, der Flick und Schneider-Creuzot sein! Wieder haben wir den Rahmen vor uns, in den die Freiheit gezwängt werden soll. Die arabischen Völker genießen „unsere Sympathien“, wenn sie sich nicht .gegen die in „deutsch-französischer Freundschaft“ hergestellten Atom bomben wenden, mit denen jüngst der dritte Versuch in der Sahara ge macht wurde. Die Interessen der Alge rier „erkennen wir vollauf an“, wenn sie nur nicht auf Kosten der „deutsch französischen Freundschaft“ gehen, in deren Namen deutsche Fremden legionäre auf algerische Patrioten schießen und unter der afrikanischen Sonne verbluten. „Man ist-auch be- reit, materielle Opfer zu bringen“, wenn nur niemand gegen die Hun derte von Millionen protestiert, die ein Staat aus Freundschaft in den schmutzigen Algerienkrieg steckt, der Gelehrte auf Knien um die nötigsten Gelder für die friedliche Wissen schaft flehen läßt. Da Herrn Sch-L die „deutsch-fran- zösische Freundschaft“ so sehr am Herzen liegt, muß er natürlich alles, was sie bedroht, „nahezu provokato risch finden, und wenn er zehnmal vorher die Harmlosigkeit der Demon stration beteuerte. In Westdeutsch land ist jedes offene Auftreten gegen ■das Unrecht eine Provokation, denn wo könnte das hinführen ... Uns bleibt nun nur noch übrig,' dem Abgang des Herrn Sch-L zuzu sehen. „Es war imponierend, daß sich Die dritte Sahara-Atombombe- Symbol der deutsch französischen Freundschaft? Studenten überhaupt einmal mit poli tischen Forderungen auf die Straße Seien Sie gefaßt! Das kann man ihm glauben, und die grotesken Verrenkungen, die die ser Feststellung vorausgingen, illu strieren das ganz lebhaft. Es wäre, so meint Sch-L, angebracht, wenn die westdeutschen Studenten mit politi schen Forderungen nach der Volks atombombe, nach der Revision der Ostgrenzen und der „Befreiung der unerlösten Provinzen“ aufträten. Der brave Durchschnittsstudent tut das nicht, und Herr Sch-L wird auch wei terhin Gelegenheit haben, ihm das vorzuwerfen, nur, so hoffen wir, ‘nicht mehr in den „marburger blät tern“, denen wir mehr Mut beim Ver öffentlichen der Wahrheit wünschen. Sch-L zetert, daß die Nachricht von der Demonstration in Marburg über die Sender von DPA, AP und UPI so große Verbreitung fand. Der Schlag hat also gesessen, er wurde in der richtigen Richtung geführt. Seien Sie gefaßt! Es werden weitere folgen. Westdeutsche junge Menschen und Millionen D-Mark für den schmutzigen Kolonialkrieg in Algerien — Ausdruck der deutsch-französischen Freundschaft? ker. Doch es geht nicht an, daß sie auf Kosten der deutsch-französischen Freundschaft in nahezu provozieren der Weise ihre Interessen-anmelden, die wir vollauf anerkennen.“ Viel Mühe, die Aufmerksamkeit wagten:. dlem. braven Durchschnitts- ‘ Studenten sollte das doch zu denken ' geben. Aber hier empfanden wir die Demonstration als unangebracht.“ Marx ist lebendig - auch in Mündien Auf der Festveranstaltung der Karl-Marx-Gesellschaft in München erlebt W ollte man jenem Studenten aus München, der kürzlich Leipzig besuchte, Glauben schenken, dann wären die westdeutschen Arbeiter nichts anderes als „Konsumtierchen“, deren Horizont durch Kühlschrank, Fernseher und dergleichen Dinge mehr begrenzt ist. Die gleiche, die Westdeutschen Arbeiter herabsetzende Auffassung brachte ein westdeutscher Diplomingenieur zum Ausdruck, mit dem Prof. Dr. Z w e i 1 i n g und der Verfasser auf der Reise von Mün chen nach Leipzig in ein angeregtes Gespräch kamen. Dabei war dieser Diplomingenieur, der der Idee der friedlichen Koexistenz sehr aufge schlossen gegenüberstand, weit da von entfernt, etwa bewußt die west deutsche Arbeiterklasse beleidigen zu Wollen. Im Gegenteil, er glaubte ehrlich, daß er nur Tatsachen fest stelle. Tatsächlich aber zeigen sich in die sen Äußerungen von jungen west deutschen Intellektuellen die Resul tate der imperialistischen Propa ganda, die mit allen Mitteln ver sucht, die Arbeiter von der Selbst erkenntnis ihrer Kraft abzulenken, die Intellektuellen vom Desinteresse der Arbeiter an jeglichen politischen, theoretischen und geistigen Fragen zu überzeugen. Da auch unter einigen Wissen schaftlern und Studenten unserer Universität Zweifel an der politi ¬ schen Kraft und Reife der westdeutschen Arbeiterklasse ge äußert wurden, soll im folgenden von einem für mich unvergeßlichen Er lebnis berichtet werden, das ich vor einigen Tagen in München hatte und das dazu angetan ist, bestehende Zweifel überwinden zu helfen. I m großen Saal des MÜNCHENER HO (auch in München funktioniert die Lichtreklame nicht immer; es soll natürlich HOF heißen) fand am 7. Januar 1961 eine Festveranstaltung der „Karl-Marx-Gesellschaft e. V.“ anläßlich ihres fünfjährigen Be stehens statt. Gemeinsam mit Prof. Dr. Zweiling und Prof. Dr. Sche ler (Berlin) hatte ich das Glück, an dieser Versammlung, die von mehr als 500 Männern, Frauen und vielen Jugendlichen besucht war, teilzu nehmen. Im Mittelpunkt der Festveranstal tung stand ein bedeutendes Referat des bekannten westdeutschen Sozia listen Dr. Dr. h. c. Viktor Agartz. Auf einer tiefschürfenden Analyse der ökonomischen, politischem und propagandistischen Entwicklungs tendenzen in der Welt aufbauend, zeigte Dr. Agartz die historische Not wendigkeit und die Bedeutung des Studiums des Marxismus und des damit zusammenfallenden marxisti schen Studiums der Wirklichkeit für die Gegenwart. Eben ein solches i Studium zu or ganisieren und durchzuführen, hat sich die Karl-Marx-Gesellschaft zur Aufgabe gestellt. Es ist verständlich, daß dieses Studium der Reaktion und den rechten Führern in der SPD ein Dorn im Auge ist, den westdeut schen Arbeitern aber die Augen öffnet und ihnen ihre Perspektive zeigt. Deshalb nehmen auch viele Ar beiter an der Tätigkeit der Karl- Marx-Gesellschaft Anteil. W enn auf der Bühne des Veran- VV staltungsraumes die Losung „Die Befreiung der Arbeiterklasse kann nur das Werk der Arbeiterklasse . selbst sein“ zu lesen war, wenn Vik tor Agartz und der Vorsitzende der Gesellschaft den Marxismus als all mächtig bezeichnete, weil er wahr ist, und diese Feststellung lebhafteste Zustimmung unter den Hörern her vorrief, so widerlegt dies sehr ein deutig die Auffassung einiger west deutscher Intellektueller, daß die westdeutschen Arbeiter überhaupt politischen Fragen gegenüber indiffe rent seien. Sie wären vielleicht an deren Sinnes geworden, hätten sie den stürmischen Beifall und die zu stimmenden Zurufe hören, das Auf leuchten der Augen der Zuhörer se hen können, die folgende Worte von Viktor Agartz hervorriefen: „Die Bindung der westdeutschen Arbeiter an die algerischen Freiheitskämpfer und an die streikenden Arbeiter in Belgien ist unvergleichlich stärker als etwa an die NATO. Denn das ist Fleisch von ihrem Fleisch, und das ist Blut von ihrem Blut." Daß es sich hierbei nicht um bloße Worte handelte,, zeigte die, spontan aus der Versammlung heraus einge leitete Solidaritätsaktion für die streikenden belgischen Arbeiter. Die Münchener Arbeiterjugend, die die Veranstaltung . kulturell umrahmte, sammelte im Saal mehrere hundert D-Mark. Besonders beeindruckend war die • Herzlichkeit, 'die Freude, ja die Begeisterung, mit der wir als Ver treter der Deutschen Demokratischen Republik begrüßt wurden. Es gab keinen Zweifel, daß dieser Beifall vor allem den Erfolgen unserer Re publik galt, die die Werktätigen in Stadt und Land bei der Verwirk- lichung der großen Ideen von Marx und Engels errungen haben. Dieses herzliche Verhältnis fand in der be geisterten Aufnahme der ausgezeich neten Begrüßungsrede des Direktors des Instituts für Philosophie der Karl-Marx-Universität, Prof. Dr. Zweiling, seine erneute Bestätigung. Seine Worte, daß alles, was in der Gesellschaft geschieht, durch Men schen vollzogen wird, daß die fried liebenden und fortschrittlichen Men schen immer mehr bestimmenden Einfluß auf die Geschicke der Mensch heit ausüben, daß auch in West deutschland ihr Einfluß ständig zu nimmt, wurde mit stürmischem Bei fall und vielen zustimmenden Zwi schenrufen quittiert. Hs ist schwer, die optimistische At- —mosphäre dieser nichtzuvergessen den Versammlung in kurzen Worten wiederzugeben. Die zündenden Re den, die Solidaritätsaktion mit den kämpfenden Arbeitern in Belgien, die äufrüttelnden alten Arbeiterlie der, die von der Münchener Jugend gesungen wurden, die Rezitationen von Gedichten Goethes, Heines, Fürn- * bergs, die Songs von Brecht, Lieder von Becher und Eisler — von Künst lern aus. dem demokratischen Berlin vorgetragen und mit Ovationen auf genommen — all das charakterisiert noch nicht völlig den Geist der Ver sammlung. Über all dem stand die Idee von der Gemeinsamkeit der deutschen Arbeiterklasse, von ihrer gemeinsamen Verantwortung gegen über dem Frieden, der Demokratie und dem Sozialismus. Helmut Seidel Universitätszeitung, 17. 1. 1961, S. 5