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Wochenblatt Fernsprecher: Amt Siegmar Nr. 144. für Reilhenvmnd, Siegmar, Neustadt und Ravenstein. 46. Sonnabend, den 16. November Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition Weichenbrand, Pelzmühlenstraße 47v), sowie von den Herren Friseur Weber in Reichenbrand und Kaufmann Emil Winter in Rabenstein entgegengenommen und pro Ispaltige Petitzeile mit 10 Psg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Anzeigen-Annahme bis spätestens Freitags nachmittag 5 Uhr. Bekanntmachung. Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntnis gebracht, daß die nächste Reinigung der Schorn steine in hiesiger Gemeinde vom 14. bis 20. November 1907 stattfindet. Reichenbrand, am 12. November 1907. Der Gemeindevorstand. Bogel. Gefunden wurde ist hiesiger Gemeinde 1 Fahrrad. Zur Ermittelung des Eigentümers wird solches hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Reichenbrand, am 13. November 1907. Der Gemeindevorstand. Vogel. Bekanntmachung Die hiesigen Grundstücksbesitzer bezw. Vertreter werden unter Hinweis auf die Bestimmungen des Regulativs vom 7. Zuli 1887 hiermit erneut darauf aufmerksam gemacht, daß sie die Fuß- und Fahrwege längs ihrer Grundstücke bei plötzlich eintretendem Glatteis auch ohne weitere Erinnerung sofort mit Sand zu bestreuen haben, um Anglücks- und eventuell damit verbundenen Haftpflicht- sällen vorzubeugen. Die Gemeindeverwaltung ist schlechterdings nicht in der Lage, diese Arbeiten überall zugleich ausführen lassen zu können. Anterlassung dieser Anordnung würde Bestrafung und eventuell auch Inanspruchnahme hinsicht lich der Haftpflicht zur Folge haben. Rabenstein, am 15. November 1907. Der Gemeindevorstand. Wilsdorf. Bekanntmachung. Gefunden wurde eine Kette. Rabenstein, am 15. November 1907. Der Gemeindevorstand. WilSdorf. Aufforderung zum Mehrgebot. Für das im oberen Ortsteil Rabenstein äußerst günstig gelegene, erst 1890/91 neu erbaute Schulhaus — 37450 Mark Brandkasse, 3630 qm Fläche — sind 30000 Mark geboten worden. Mehrgebote werden bis 25. November 1907 entgegengenommen. Rabenstein, am 12. November 1907. Der Schulvorstand. F. Schmidt, Vorsitzender. Jie KMMliched j» WeHch bIM »Wen MM MIO». Die Bibliotheksverwaltung. Bekanntmachung. Nachdem das Ortsgesetz, die Wasserwerks-Ordnung der Gemeinde Neustadt betreffend, in Kraft getreten ist, werden die Beteiligten zur Vermeidung von Bestrafungen auf den Inhalt derselben hiermit besonders aufmerksam gemacht. Neustadt, am 15. November 1907. Der Gemeindevorstand. Geißler. Bekanntmachung. Lie am 15. dieses Monats fällige Wassersteuer ist regülativgemäß innerhalb 14 Tagen an die Gemeindekasse abzuführen. Nach Ablauf dieser Frist muß gegen Säumige die zwangsweise Beitreibung eingeleitet werden. Neustadt, am 14. November 1907. Der Gemeindevorstand. Geißler. Die Sparkasse zu Neustadt Telephon Nr. 85, Ami Siegmar. unter Garantie der Gemeinde verzinst Einlagen mit »Vs "o Mr Einlagen, welche bis zum 3. eines Monats bewirkt werden, erfolgt Verzinsung für den vollen Monat. Die Sparkasse expediert täglich vormittags von 8—12 Ahr und nachmittags von 2—6 Ahr. Durch die Post eingehende Einlagen werden sofort expediert. Atzung des Gemeinderates zu Rabenstein, am 12. November 1907. Es wird: 1-, die Bedürfnisfrage zu einem Gesuch um Brannt weinkleinhandel einstimmig anerkannt; 2 ., die Beschaffung eines kleineren und eines größeren stellbaren Schneepflugs nach den vorliegenden Anschlägen unter den dargelegten, dez. veränderten Verhältnissen beschlossen; 3 ., sollen zwei Gummimäntel für die Schutzleute und einige Ausrüstungsstücke für die Freiwillige Feuerwehr beschafft werden; 4 ., wird nach Vornahme einer örtlichen Besichtigung nochmals Beratung gepflogen über die für 1908 in Aussicht genommenen Straßen- und Schleusenbauten und dabei insbesondere bestimmt, daß eine größere Strecke der Chemnitzer- und der Gartenstraße beschottert Und abgewalzt und an der Forst-, Staats- und Reichenbranderstraße eine Schleuse in den Straßengraben gelegt und der Graben selbst Mgefüllt werden soll. Es ist aber auch in Verhandlung mit den Anliegen; wegen Abtretung von Arealstreifen zu der für später pro jektierten Fußweganlage zu treten und von dem Entgegenkommen der betr. Anlieger wird es mit abhängen, wann die Anlage ausge- Mhrt werden kann; 5 ., in der Wasserleitungssache wird der erneute Vorschlag einer ausführenden Firma über vorzunehmende Vorarbeiten angenommen; 6 ., nimmt der Gemeinderat Kenntnis von verschiedenen Mit teilungen, besonders von einer Grunddienstbarkeit einer zu über nehmenden Straße; und von den eingeleiteten Schritten wegen Er langung besseren elektr. Lichtes. Es wird der Ausführung der von der Direktion des Elektrizitätswerks Oberlungwitz gemachten Zu geständnissen entgegen gesehen; auch die versuchsweise kostenlose An bringung einiger Osramlampen genehmigt, sowie die Aufstellung einer elektr. Straßenlampe an der Karlstraße beschlossen; dagegen die Her stellung einer Straßenbeleuchtung nach den drei Häusern der hohen Kosten und der sonstigen Schwierigkeiten halber abgelehnt. 7 ., die Beseitigung eines alten Bauschuppens an der Ladestelle bezw. Staatsstraße ist bei der Königl. Generaldirektion der sächs. Staatsbahnen anzustreben. 8 ., werden noch einige Wertzuwachssteuer- und Gemeindeanlagen- Aeklamationen zur Erledigung bezw. Entscheidung gebracht. Bericht über die Sitzungen des Gemeinderats zu Neustadt vom 1., 7. und 14. November 1907. Vorsitzender: Herr Gemeindevorstand Geißler. Sitzung vom 1. November. 1 ., Kenntnis wird genommen a) von einem Schreiben des In genieurs L. Zensen in Freiberg, in welchem derselbe den Empfang des Hinterlegungsscheines über gestellte Kaution und die Schluß- Sahlung des Betrages für den Wasserleituvgsbau anerkennt; d) von einem von der Aufsichtsbehörde an die Königliche Kreishauptmann schaft erstatteten Bericht, die Wohnungsaufsicht betr.; c) von der erfolgten Genehmigung der Wasserwerksordnung; 6) von der Ge währung eines Bezeigungsgeldes für das Aufstellen von Straßenbahn- wasten auf Gemeindegrundstücken feiten der allgemeinen Lokal- und Stratzenbahngesellschaft; e) von einem von der Königlichen Amts hauptmannschaft an die vorgenannte Gesellschaft auf eine gegen die hiesige Gemeindeverwaltung eingereichte Beschwerde ergangenen abfälligen Bescheide. 2 ., Die Bedürfnisfrage zu einem Konzessionsgesuche zum Kantinen betrieb wird anerkannt. 3 ., erfolgt die Verpachtung der Grasnutzung des Gemeindegrund- ktückes auf das Pachtjahr 1907/08. 4 ., wird in Sachen der Körung und Anterhaltung der Zuchtbullen von Errichtung einer Zuchtviehgenossenschaft Abstand genommen, da ein Bedürfnis hierzu nicht vorliegt; vielmehr soll für hiesigen Ort Um Dispensation von den gesetzlichenBestimmungm nachgesucht werden. 5 ., beschließt man entsprechend dem Vorschläge des Wasserwerks ausschusses in einem Gärtnereibetriebe die Einsetzung eines Wasser messers zu fordern. 6 . Ein Gesuch um Erlaß der Besitzveränderungsabgaben wird den Konsequenzen halber abgelehnt. 7 ., findet ein Hypothekendarlehnsgesuch seine Erledigung. 8 ., Don dem Kündigungsgesuch des Schutzmanns G eil er wird Kenntnis genommen. Die Stelle soll anderweit zur Ausschreibung gelangen. 9 ., Zum Feuerlöschdirektor für den hiesigen Ort wird einstimmig Herr Paul Scherzer hier gewählt. Der sich dadurch nötig machende Nachtrag zur hiesigen Feuerlöschordnung soll in nächster Sitzung zur Vorlage gelangen. Sitzung vom 7. November. Als einziger Punkt der Tagesordnung gelangt eine Bausache zur Beratung. Der Gemeinderat will nach Lage der Verhältnisse Bedenken gegen die geplante Wohnhausbauveränderung nicht erheben und stimmt deshalb den eingereichten Tekturzeichnungen zu. Sitzung vom 14. November. 1 . Der im vorliegenden Entwürfe aufgestellte 1. Nachtrag zur hiesigen Feuerlöschordnung gelangt einstimmig zur Annahme. 2 ., Auf Ansuchen wird ein Klempner zur Vornahme von Instal lationsarbeiten (Hausanschlüssen) am hiesigen Wasserwerk zugelassen. 3 ., Einem Anlagenrestanten wird, nachdem derselbe die Hälfte auf den Schuldbetrag bezahlt hat, der Rest erlassen. 4 ., finden eine Anzahl Gesuche um Gestundung der Wasseran schlußkosten ihre Erledigung. Von den Gesuchstellern soll vom 1. Januar 1908 ab für den jeweiligen Rückstand eine 4prozentige Verzinsung des Betrags gefordert werden. 5 ., Von dem Bedarf an Kirchenanlagen auf das Jahr 1908 wird Kenntnis genommen. 6 ., Kenntnis wird ferner genommen s) von einem Schreiben des Herrn Baumeisters Paul Scherzer, in welchem derselbe die Wahl des Amtes als Feuerlöschdirektor annimmt; b) von der Genehmigung des Pensionsregulativs; c) von einem Schreiben des Gemeinderats zu Siegmar, in welchem derselbe die Gewährung einer Entschädigung von der Bruttoeinnahme aus dem dortigen Elektrizitätswerk ablehnt. 7 ., In Vertretung des Ortsarmenverbandes nimmt der Gemeinderat ebenfalls noch von dem Anspruch des Ortsarmenverbandes zu Sieg mar bezüglich der Unterstützung einer Familie Kenntnis und sichert unter Anerkennung des Anterstützungswohnsitzes die Erstattung des angemeldeten Aufwandes zu. 8 ., bleibt man bei einem früher gefaßten Beschlusse stehen und fordert auch heute noch in einem Färbereibetrteb die Einsetzung eines Wassermessers. 9 . Einige weitere Vorlagen eignen sich zurzeit nicht zur Veröffent lichung. Gertliches. Rabenstein. Der Dram. Verein „Thalia", welcher sich, wie aus dem starken Besuche seiner letzten Vorstellungen hervorgeht, der Gunst des Publikums in steigendem Maße erfreut, tritt auch Heuer wieder am Totensonntag mit einer Theateraufführung (zum Besten der Gemeindekrankenpflege) vor die Oeffentlichkeit, und zwar ist diesmal Otto Ludwigs ergreifendes Trauerspiel „Der Erbförster" gewählt worden. Mit diesem echt volkstümlichen Stücke, welches, von Akt zu Akt spannender werdend, in einer erschütternden Tragödie seinen Abschluß findet, hofft der Verein immer neue Gönner zu ge winnen und eine möglichst hohe Summe zu obengenanntem Zwecke abliefern zu können. Am auch seinen passiven Mitgliedern entgegen zukommen und womöglich neue zu gewinnen, wurde in letzter Ver sammlung beschlossen, den Mitgliedern das Eintrittsgeld auf die Steuern anzurechnen. Die Steuer beträgt jährlich 1,80 Mk. Möchten sich noch recht viele Theaterfreunde dem Verein anschlietzen. L. Das Heimatlied. Original-Roman von Irene v. Hellmuth. „O doch, — doch, liebe Mama," versicherte Siegfried. „Das leise Rauschen der Bäume wiegte mich wie sonst in Schlummer. Eine Zeitlang lag ich wach, ein wohliges Ge fühl beschlich mich, ich glaubte, noch einmal ein Kind zu sein, mir war es, als säßest Du neben mir, und erzähltest mir ein schönes Märchen, bis mir die Augen zufielen. Das Märchen begleitete mich auch in meine Träume, ich hörte, wie jemand ein süßes Lied sang, und dieses Lied löste einen dumpfen Druck, der mir vorher die Sinne befangen hielt. — Es war mein Heimatlied, das ich im Traum singen hörte, so, und doch wieder ganz anders, viel sanfter noch als ich es singen könnte. Die Melodie klang mir wie Engelsstimmen im Ohr, ich hörte sie noch, als ich längst schon wieder aufgewacht war, sie hatte so etwas Tröstendes, Beruhigendes für mich. So deutlich vernahm ich die süße Stimme, daß ich noch jetzt darüber nachsinne, ob das Ganze wirklich ein Traum gewesen. Man sagt, was man die erste Nacht in der wiedergefundenen Heimat träumt, das wird wahr. Nun, wenn ich eine solche Stimme wie heute Nacht einmal vernehmen könnte, — aber so eine Stimme gibt es gar nicht," unterbrach er sich selbst — „dennoch halte ich meinen Traum für eine gute Vorbedeutung, meinst Du nicht auch, Alex?" wandte er sich nun an den Freund, der aufmerksam zugehört hatte, während die Gräfin lächelnd auf den Sohn blickte. „Du bist immer ein Schwärmer gewesen", sagte sie heiter, „doch nun weg mit den finsteren Falten auf Deiner Stirn. Wir können sie heute nicht brauchen; muß ich, Deine alte Mutter, Dich erst aufheitern? Gleich wird jetzt ein fröhliches Gesicht gemacht, weißt Du denn schon, wen wir heute erwarten? Da passen doch die trüben Augen nicht? Und auch Sie, Fürst," wandte sie sich an Santoff, „wollen mir gar nicht gefallen! Vermissen Sie hier irgend eine Bequemlichkeit, oder sonst etwas, — bitte, sagen Sie es ungeniert. Ich will, daß meine Gäste sich in meinem Hause wohl fühlen! Ich glaube, ich darf es ohne Selbstüber hebung sagen, daß alle, die auf Schloß Düren geweilt, immer wieder gern dahin zurückgekehrt find, wenigstens wurde mir das allgemein versichert. Und so wird es hoffent lich auch bei Ihnen sein!" „Es muß ja jedem hier gefallen, gnädigste Gräfin," sagte Santoff warm und führte ihre Hand ehrfurchtsvoll an seine Lippen. „Ich kenne Sie erst seit gestern, aber ich empfinde es doch als eine besondere Gunst des Schick sals, daß es mich zu Ihnen führte, und ich meine, so müßte jeder fühlen, der in Ihrer Nähe weilen durfte!" „Ach, Sie sind ein Schmeichler," schmollte die Gräfin. „Das Schmeicheln ist gar nicht meine Sache, ich ver stehe mich schlecht darauf," beteuerte der Fürst ernsthaft.