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Marxistische Historiker in der Offensive Historiker unserer Republik und unserer Universität auf dem XL Internationalen Historikerkongreß in Stockholm / Von Dr. Werner Berthold und Dr. Gerhard Schrot Vom 21. bis 28. 8. 1960 fand in Stockholm der XI. Internationale Historikerkongreß statt. Unter Lei tung des Genossen Prof. Dr. Engel berg nahm an diesem Kongreß auch eine Delegation von Historikern der DDR teil. Ihr gehörten auch Ge schichtswissenschaftler unserer Uni versität an (Prof. Dr. Markov, Prof. Dr. E. Werner, Dr. habil. Wolfgramm, Dr. Berthold, Dr. Günther, Dr. K o s s o k , Dr. Schrot). Es muß hervorgehoben werden, daß im Rahmen des Natio nalkomitees der Historiker der DDR die Teilnahme an diesem internatio nalen Kongreß auf der Grundlage sozialistischer Gemeinschaftsarbeit besonders sorgfältig vorbereitet wurde. Das fand auch darin seinen Ausdruck, daß dem Kongreß unter dem Titel „Historische Forschungen in der DDR, Analysen und Berichte“ ein umfangreiches Sonderheft der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft überreicht werden konnte, an dessen Entstehung auch Geschichtswissen schaftler unserer Universität maß geblich beteiligt waren. Bereits in den internationalen Kom missionen, die vor Beginn des eigent lichen Kongresses tagten, konnten die marxistischen Geschichtswissenschaftler unserer Republik gemeinsam mit den Historikern der anderen sozialistischen Länder Erfolge erzielen. Wissenschaftler der DDR ver teidigen das nationale Ansehen In der Kommission für Geschichte der sozialen Bewegungen, die sich mit dem Thema: Die Arbeiterbewegung in der Zeit der Wirtschaftskrise (1929—1932) befaßte, wiesen Historiker der DDR (R. Rudolph, Dr. Berthold, Dr. Nimtz) die herausfordernden Behauptungen des Heidelberger Profes sors Conze zurück, der der KPD die Schuld für die Machtergreifung des Faschismus zu geben versuchte. Unsere Geschichtswissenschaftler bewiesen an Hand' der Quellen, daß die KPD die einzige Partei in Deutschland war, die einen konsequenten Kampf gegen den Faschismus führte. Erfolgreich war auch das Auftreten unserer Historiker in der Kommission für slawische Studien. Hier begann der in Westdeutschland wirkende Faschist und Kriegsverbrecher W e i d 1 e i n mit solchen provokatorischen Ausfällen gegen das ungarische Volk hervorzutre ten, daß selbst Antikommunisten ihr Mißfallen bekundeten. Gen. Prof. Leo Stern machte sich zum Sprecher der Mehrheit, als er Weidlein mit der Feststellung ins Wort fiel: „Das ist lingua ter.tii imperii! Sie hat auf einem Wissenschaftlichen Kongreß nichts zu suchen!“ und das Abtreten des Redners forderte. Der Faschist Weidlein mußte schließlich auf Grund der Resonanz, welche die Worte des Genossen Stern ausgelöst hatten, die Arbeitstagung ver lassen. Ein Referat, das Dr. Wolf gramm in dieser Kommission über Fragen der Parteibildung im Vormärz hielt, fand bei allen um Objektivität bemühten Historikern eine günstige Aufnahme. Gleiches kann von dem Auftreten des Genossen Professor Alfred Anderle gesagt werden. Am 21. August begannen die fünf Sektionen des Kongresses mit ihrer Arbeit. Sein ideologisches Schwerge wicht lag vornehmlich in der Sektion I, die sich mit den theoretisch-methodolo gischen Grundfragen der Historiogra phie beschäftigte. Ihre Tagungen wur den durch ein Referat des Bonner Pro fessors Rothacker über das Thema: „Die Wirkung der Geschichtsphilosophie auf die neueren Geschichtswissenschaf ten“ eingeleitet. Wie im unmittelbaren politischen Be reich des Bonner Staates bestanden auch hierbei keine Bedenken, einen Faschisten und Antisemiten ins Spiel zu bringen. Rothacker stellte vor 1945 seine „Geschichtsphilosophie“ völlig in den Dienst der Nazis und distanzierte sich auch nach 1945 davon so wenig, daß er seine faschistische „Geschichtsphilo sophie“ aus dem Jahre 1934 heute wie der durch den Münchener Verlag Olden- bourg vertreiben läßt. 1951 erschien sie im Spanien Francos, Sein Auftreten war eine Provokation gegenüber dem Kongreß und eine weitere Selbstent larvung der Anhänger und geistigen Vertreter des westdeutschen Regimes. Den Historikern der DDR erwuchs dar aus die Verpflichtung, das nationale Ansehen zu wahren und der internatio nalen Öffentlichkeit auch in diesem Falle deutlich zu machen, daß es einen deutschen Staat gibt, in dem die nazisti sche Geschichtsideologie keinen Raum mehr finden kann. Sowjetische Historiker gaben dem Kongreß das Gepräge Das Referat von Rothacker lehnte sich erklärtermaßen eng an die Ausführun gen an, die Ritter auf dem X. Inter nationalen Historikerkongreß 1955 ge macht hatte. Er setzte dessen Kampf ge gen den Marxismus und gegen breite . Wirtschafts-, sozial- und kulturhisto rische Strömungen in der französischen, englischen und auch amerikanischen Historiographie fort. Diese Strömungen erscheinen den westdeutschen Reaktio nären zu liberal und zu wenig staats politisch und militaristisch brauchbar. Der Fortschrittsbegriff wurde als eine Sache des Glaubens diffamiert. Den Be griff der historischen Wahrheit löste Rothacker in der Irrationalität soge nannter vorwissenschaftlicher Interes sen und der rätselvollen Subjektivität des Individuums auf, das im Falle des Historikers die Geschichtsschreibung als eine Gestaltung des Gestaltlosen be treibe. Diese methodologische Rechtferti gung aller imperialistischen Ge Bonner Neokolonialismus entlarven Grundorganisation Asien- und Afrikawissenschaften gebildet Petersstein- Universitätsgebäude Universitätszeitung, 5. 10. 1960, S. 5 fessor Rama am 29. genwärtige Lage in Er gab einleitend der wirtschaftlichen 9. über „Die ge- Lateinamer’ka". einen Überblick und politischen Situation in Lateinamerika und for mulierte an Hand konkreter Bei spiele die historischen Grundfragen, deren Lösung in Lateinamerika auf der Tagesordnung steht. An erster Stelle nannte er die Agrarreform, ohne deren Erfolg jede revolutionäre Bewegung zum Scheitern verurteilt sei. Das in Vergangenheit und Ge genwart von Mexiko. Bolivien, Gua temala und vor allem Kuba gegebene Vorbild wird unter dem Einfluß der wachsenden Volksbewegung auch das übrige Lateinamerika revolutionie ren. Aber das Beispiel Guatemalas und die schleichende,.Gegenreform“ in Mexiko zeigen mit aller Deutlichkeit, daß die Völker sich nicht mit An fangs- und Teilerfolgen zufrieden geben dürfen. Ebensowenig darf die Wachsamkeit im Kampf gegen die innere und äußere Reaktion nachlas sen. Als weitere Aufgaben der anti feudalen und antiimperialistischen sok, hielt der uruguayische Gast zwei Vorträge zur Geschichte Lateiname rikas, deren Thematik von großem wissenschaftlichen und politischen Interesse war. Der erste Vortrag (am 21. 9.) beschäftigte sich mit „Proble men der Geschichte der Arbeiter bewegung in Lateinamerika“. Der Referent behandelte in seinen Ausführungen, die sich vor allem auf methodologische Grundfragen der Forschung konzentrierten, die histo rischen Gemeinsamkeiten der Arbei terbewegung in den verschiedenen Ländern Lateinamerikas, den Ein fluß der sozialökonomischen und po litischen Besonderheiten im Bestand der einzelnen Nationen. Darüber hinaus gab er einen nicht zuletzt in den informativen Einzelheiten sehr interessanten Abriß des Einflusses der I. Internationale und der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution auf die Entwicklung einer marxistischen Auf merksam folgten die Teilnehmer des Kolloquiums am Institut für Allge-' meine Geschichte den Ausführungen von Prof. Dr. Rama aus Montevideo. Foto: HBS In der Zeit vom 20. bis 23. Sep tember 1960 weilte Professor Dr, C. M. Rama (Montevideo) als Gast unserer Universität am Institut für Allgemeine Geschichte, Abteilung Neuzeit. Professor Rama ist Inhaber des Lehrstuhls für Theorie der Ge schichte an der Universität Monte video und gehört zum Kreis der fortschrittlichen Wissenschaftler sei nes Landes. Er ist bereits durch eine große Zahl von Arbeiten zur Ge schichte Lateinamerikas, über Pro bleme der Soziologie und Geschichts theorie bekannt geworden. Als Ver treter seines Landes auf dem XI. In ternationalen Historikerkongreß in Stockholm nahm er die Gelegenheit wahr, im Anschluß an dieses Welt treffen die Sowjetunion, die CSSR und unsere Republik zu besuchen, um sich aus erster Hand über die Fortschritte beim Aufbau des Sozia lismus zu informieren. Der Aufenthalt Professor Ramas in der DDR gab ihm auch die Mög lichkeit, die bereits seit langem be stehenden freundschaftlichen Kon takte zum Institut für Allgemeine Geschichte, Abteilung Neuzeit, durch seinen persönlichen Besuch zu vertie fen. Vor dem Arbeitskreis Latein große Bedeutung für die Entwick lung der Fachrichtung. Die Empfeh lung der Universitäts-Parteileitung gibt dabei Richtung und Ziel und ist das Kampfprogramm, das die Genos sen der neuen Grundorganisation jetzt zu verwirklichen haben. Charakteristisch für die neue Fach richtung ist. daß die Beschäftigung mit den Völkern Asiens und Afrikas nicht mehr fast ausschließlich nur von der philosophischen Seite aus, sondern jetzt komplex betrieben wird. Damit kann die Hauptaufgabe, nämlich die Politik des deutschen Imperialismus in Vergangenheit und Gegenwart zu entlarven und die Apologetik, die die neokolonialisti schen Bestrebungen Bonns unter stützt, zu bekämpfen, besser erfüllt werden. Ein wichtiges Anliegen ist es, die Wahrheit über die Länder der beiden Erdteile zu verbreiten und ihnen auch damit zu helfen. So bereitet zum Beispiel die Abteilung Afrikanistik eine zusammenhängende Vorlesung über die Entwicklung der afrikanischen Staaten bis zur Ge genwart vor. Eine Voraussetzung zur Verwirk lichung der neuen Aufgaben ist, daß die Genossen der Fachrichtung in ihrer neuen Grundorganisation zu einem festen Kollektiv werden und die Isolierung in einzelne getrennt arbeitende Institute überwinden. Professor Dr. Rama, Montevideo, sprach am Institut für Allgemeine Geschichte Nur dadurch können, wie Genosse Handel, Stellvertreter des Ersten Sekretärs der Universitäts-Parteilei tung, unterstrich die Hauptaufgaben gelöst werden. Diese sind: Erstens: Die ständige Verbesse rung der politisch-ideologischen Ar beit, besonders die gründliche Aus wertung des 9. Plenums und der Er gebnisse der UNO-Vollversammlung. Zweitens: Die systematische Qualifizierung aller Mitarbeiter, ins besondere der Abschluß der Promo tion und Habilitation, das Studium des Marxismus-Leninismus und die Beherrschung der erforderlichen Fremdsprachen. Drittens: Die Vorbereitung und Durchführung der Lehrveranstaltun gen. In der angenommenen Entschlie ßung wird gefordert, daß sich die Genossen in allen Instituten dafür einsetzen, daß konkrete Aufgaben bis Ende 1961 als Beitrag zu unserer ökonomischen Hauptaufgabe festge legt werden. Der Erfolg der Arbeit wird davon abhängig sein, wie die Genossen mit allen Mitarbeitern der Institute eng Zusammenarbeiten. Dabei kommt der Tätigkeit der Gewerkschafts gruppe, die ebenfalls umgebildet wird, große Bedeutung zu. Christa Hansmann schichtsapologetik wurde von den Historikern der UdSSR, die als do minierende marx'stisch-leninistischen Kräfte dem gesamten Kongreß sein Gepräge gaben (ihr Auftreten wird in der umfassenden Berichterstattung in der Zeitschrift für Geschichte eine gebührende Würdigung finden), der CSSR, Rumäniens und der DDR zu rückgewiesen und in ihrer sozialen Bedingtheit analysiert. Zugleich ga ben sie Antworten auf die aufgewor fenen Probleme, besonders auf 'die Frage des Verhältnisses von gesell schaftlichem Interesse und Erkennt nis der historischen Wahrheit, von Parteilichkeit und Objektivität. Aus der DDR traten die Genossen Prof. Stern. Prof. Engelberg und Dr. Berthold auf. Nach allgemei nem Urteil leisteten sie einen wesent lichen Beitrag zur marxistischen Offensive, die besonders diesen Tag beherrschte. Selbst der Kieler Pro fessor Erdmann mußte in einem zusammenfassenden Diskussionsbei trag feststellen, daß die „große Figur von Karl Marx“ im Hintergrund der Diskussion gestanden hat. Aufnahme in internationale historische Kommissionen Am nächsten Tag stand das Referat „Die Geschichte der Geschichtschrei bung“ von Prof. Nutterfield (Cambridge) zur Diskussion. Ritter war Präsident der Sitzung. Von den Historikern der DDR traten die Ge nossen Prof. Steinmetz und Dr. Streisand auf. Mit dem Referen ten waren sich alle marxistischen Diskussionsredner darin einig, daß die Geschichte der Geschichtsschrei bung von großer Bedeutung für die gesamte Geschieh ts. und Gesell schaftswissenschaft ist, zu einer histo rischen Spezialdisziplin erhoben und in internationaler Zusammenarbeit betrieben werden muß. Genosse Prof. Steinmetz, der mit Beginn des neuen Studienjahres die Leitung des Instituts für Deutsche Geschichte an unserer Universität übernimmt, wies an Hand seiner Forschungen über das Münzer-Bild den positiven Ein fluß fortschrittlicher Haltung auf die Erkenntnis der historischen Wahrheit nach. An den beiden letzten Tagen des Kongresses war die Phalanx der im perialistischen Historiker offensichtlich bemüht, durch ein massiertes Auftreten ihre beträchtlichen Einbußen wieder wettzumachen. Das zeigt sich besonders in der Dis- kussion zum Referat des Genossen Shukow (UdSSR) über die Periodi- sierung der Weltgeschichte und zur Communication des Genossen H u s a (CSSR) über die gleiche Thematik Mit H a 1 e c k i (USA), der den christlichen Glauben mit dem Marxismus konfron tierte und dem Engländer Leslett. dessen Harlekinaden der englische Sit- zungspräsident Seton - Watson gleichfalls unbesehen passieren ließ, sammelten sich mehrere westdeutsche Historiker in einer Front gegen den historischen Materialismus und sein Be mühen um eine wissenschaftliche Pe- riodisierung der Weltgeschichte. Der Ju goslawe D j u r d j e v leistete dabei eine Hilfestellung, die von reaktio närer Seite stark applaudiert wurde. Für die .„Objektivität“ der Präsident schaft des ein geschworenen Antikom munisten Seton-Watson zeugt die Tat sache daß Genosse Professor Ernst Hoffmann (Berlin) das Wort nicht erhielt, obwohl er als einer der ersten den Zettel mit der Meldung zur Diskus sion abgegeben hatte. Die Genossen Professor E. Werner und Dr. Streisand erwiesen durch sachliche Diskussionsbeiträge dem Ge nossen Shukow eine gute Hilfe. Die auf der 15. UNO-Vollversamm lung von Genossen Chruschtschow vorgeschlagene Deklaration über die Unabhängigkeit aller heute noch ko lonialen Länder hat ein gewaltiges Echo in der ganzen Welt gefunden. Damit ist der Kampf der um ihre nationale Unabhängigkeit und Frei heit kämpfenden Völker in eine neue Epoche getreten. Ein Beitrag der Karl-Marx-Uni versität muß die noch intensivere wissenschaftliche Beschäftigung mit den Problemen dieser Völker sein, die marxistische Erforschung ihrer Geschichte und gesellschaftlichen Struktur, ihrer Sprache und Kultur. Durch die im März in Verwirk lichung der Empfehlungen der Uni versitäts-Parteileitung an der Philo sophischen Fakultät gegründete Fachrichtung Asien- und Afrika wissenschaften sind uns neue um fangreiche Möglichkeiten dazu ge geben. Die Fachrichtung umfaßt das Ostasiatische, das Indische, das Orientalische, das Ägyptologische In stitut und die Abteilung Afrika nistik. Am 23. September konstituierte sich nun die Partei-Grundorganisa tion im Rahmen der neugeschaffenen Fachrichtung und wählte ihre Lei tung. Dies hat, wie der neugewählte Sekretär, Genosse Fritz Gruner, in dem einleitenden Referat betonte, Arbeiterbewegung in Lateinamerika. Mit besonderer Eindringlichkeit be tonte Professor Rama die Notwen digkeit, in der künftigen Forschung zur Geschichte Mittel- und Südame rikas weniger die traditionellen Größen der Politiker und Generale, als vielmehr die entscheidende Rolle der Volksmassen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit des Historikers zu rücken Das große Feld der bis her noch wenig erforschten Ge schichte der Arbeiterbewegung La teinamerikas verlangt auch einen Verzicht auf überholte individuali stische Forschungsansprüche und statt dessen das Bekenntnis zur Ge- meinschaftsarbeit. Zum Abschluß seines ersten Vor trages bemerkte Professor Rama mit Nachdruck, daß, ohne die Ereignisse der Vergangenheit zu unterschätzen, die revolutionäre Gegenwartsbewe gung in Lateinamerika, die mit der mexikanischen Revolution von 1910 begonnen habe und ihren derzeitigen Höhepunkt in der kubanischen Re volution zeige, das zentrale For schungsanliegen der fortschrittlichen Wissenschaft sein müsse. Die Haupt aufgabe bestehe darin, die bedeu tende Rolle der Arbeiterbewegung im Prozeß der nationalen und sozia- weg 8, Hönsaal 246. einen Vortrag „Zur Befreiungsbewegung im Kongo“. Ein weiterer Schwerpunkt in dieser Sektion war das Referat des Belgiers Henri Haag „Die deutsche Sozial demokratie und der erste Weltkrieg“. Hier bewiesen die Genossen Prof. W. Bartel und Dr. Nimtz, daß die Antikriegspolitik der deutschen Linken gleichermaßen den Interessen des deut schen Volkes und aller anderen Völker entsprach. Auch in den Sektionen Kommissio nen und Veranstaltungen, die nicht im Brennpunkt des allgemeinen politisch- ideologischen und theoretisch-methodo logischen Interesses standen leisteten Historiker unserer Republik eine be deutende Arbeit, die Interesse und An erkennung fand. Besondere Beachtung und Würdigung fand das Auftreten von Prof. Dr. Walter Markov in ver schiedenen Sitzungen und Veranstal tungen des Kongresses. Hervorzuheben ist des weiteren das von Genossen Dr. K o s s o k in spanischer Sprache gehal tene Referat zu Problemen der Ge schichte Südamerikas und das Auftreten unserer Gen. Althistoriker Dr. Gün ther und Dr. Schrot in der Sek tion II über „Grundlegende und spe zielle Probleme zur Geschichte des Al tertums“. Genosse Prof. Engelberg, der mehrfach intervenierte und auch die Vizepräsidentschaft in einer Sitzung ausübte, hielt ein stark beachtetes Re ferat über Methoden zur Erforschung der Entstehung des Proletariats. Als ein bedeutender Erfolg i,st die Aufnahme von Wissenschaftlern und wissenschaft lichen Institutionen unserer Republik in verschiedene internationale Kommis sionen zu werten. Schlußfolgerungen Aus dem XI Internationalen Histo riker-Kongreß ergeben sich für die mar xistische Geschichtswissenschaft der DDK folgende Schlußfolgerungen: 1. Der Kongreß wurde durch die Of fensive der marxistischen, vornehmlich der sowjetischen Historiker bestimmt. Unsere Geschichtswissenschaftler hatten daran einen wesentlichen Anteil. Auch nach der Aussage antimarxistischer Hi storiker. wie Erdmann (Kiel) und Fueter (Zürich) wurde der Kongreß von dem Vermächtnis Marx’ und Lenins beherrscht. 2. Der Erfolg, den die marxistischen Historiker der DDK erzielten bewies erneut die Richtigkeit der Politik un serer Partei auf dem Gebiete der Ge schichtswissenschaft. 3. Es ist notwendig, in verstärktem Maße systematische Forschungen über Probleme der Theorie und Geschichte der Historiographie zu betreiben und die Entwicklung der Geschichts schreibung in Westdeutschland, in den USA, in England, Frankreich und in anderen kapitalistischen Ländern fort laufend zu verfolgen und zu analy sieren. Das erfordert eine enge Zusam menarbeit mit den marxistischen Histo rikern. die in der Sowjetunion, in Un garn, in der CSSR und in anderen so zialistischen Ländern auf dem gleichen Gebiet arbeiten. 4. Besonders die jüngeren Historiker unserer Republik müssen das Studium der russischen, französischen und eng lischen Sprache bedeutend intensivieren. Jeder Historiker muß die Fähigkeit der freien wissenschaftlichen Diskussion in diesen Sprachen gewinnen. Die Per spektivpläne sollten unter diesem Ge sichtspunkt überprüft werden. 5. Vor allem gilt es. die Kenntnis des Marxismus-Leninismus in seinem gan zen Reichtum und in seiner ständigen Entwicklung zu vertiefen. Das syste matische und gründliche Studium der Lehrbücher „Grundlagen des Marxis mus-Leninismus“ und „Grundlagen der marxistischen Philosophie“ wird dabei eine wesentliche Hilfe sein Durch diese und andere Maßnahmen muß erreicht werden, daß die marxisti schen Historiker der DDR Seite an Seite mit den Geschichtswissenschaft lern der anderen sozialistischen Länder auf dem XII. Internationalen Historiker kongreß. der 1965 in Wien stattfinden soll, noch erfolgreicher auftreten können. Volksbewegung nannte Professor Rama den Aufbau einer eigenen Na tionalindustrie, die Reorganisierung der Volksbildung als zentrales An liegen der Kulturrevolution und schließlich den Kamof um die Er ringung der grundsätzlichen politi schen und demokratischen Freihei ten. die dem Volk das Mitsvrache- recht bei der Bestimmung des Ge schickes der Nation sichern muß. Beide Kolloauien zählten an die 50 Gäste (darunter vor allem latein amerikanische Freunde, die an un serer Universität studieren), die aus giebig von der Möglichkeit der Dis kussion und Fragestellung Gebrauch machten. Obwohl sich die Zeit der beiden Kolloauien als viel zu kurz erwies, um die Vielzahl der auf geworfenen Probleme auch nur an nähernd zu klären, dürfen diese bei den Veranstaltungen als ein sicht bares Zeichen für die enge Verbin dung unserer Karl-Marx-Universität mit dem kämpfenden Lateinamerika gewertet werden Dr. M. Kossok Vortrag über Kongo H. Loth, Wissenschaftlicher Assistent an der Abteilung Afrikanistik des Orientalischen Instituts hält am Dienstag, dem 11. 10. 1960. 17 Uhr im amerika (Centro de Estudios Latino- Americanos), unter “ Leitung ‘ vohpLeaBefreltnesbewegung hrauszuar- Professor Dr. Markov und Dr: Kosh beiten. Im zweiten Kolloqüium sprach Pro- Kolloquien zur Geschichte Lateinamerikas