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Nr. SIS Zschopauer Tageblatt »ad Anzeiger ZfGopauer Hausfrau Freitag, den 18. Oktober 1986 gedrückt, die Atmung behindert und dadurch wieder die Lei stungsfähigkeit des Gehirns beeinträchtigt. Zweitens: Da das Kind noch klein ist, Tisch und Stuhl aber für die Maße von Erwachsenen berechnet sind, senkt es den Kopf stark nach vorn, was für die Augen schlecht ist, denn so entsteht die Kurzsichtigkeit. Als wir bei unserem Aeltesten auf diese Fehler aufmerksam wurden, suchten wir sogleich nach Ab hilfe. Mein erster Gedanke war ein Schülerpult. Da wir aber jetzt schon drei Kinder haben, die mit der Zeit alle Schularbeiten auf einmal machen müssen, hätte ein Pult doch nicht genügt, außerdem hätte es uns zuviel Platz weg- Hackbraten aus Wild. Zutaten: 500 Gramm Wild fleisch, 2—3 Semmeln, eine Zwiebel, Salz, ein Ei oder eine rohe geriebene Kartoffel, Semmelbrößel, Bratfett. — Zu bereitung: Das Fleisch dreht man durch die Maschine. Mit den angegebenen Zutaten mischt man einen Fleischteig, aus dem man einen Hackbraten formt. Der Hackbraten wird von allen Seiten in offener Pfanne gut angebraton und zugedeckt gargeschmort. Zur Tunke kann man saure Milch mit Mehl verquirlt angießen. H a f e r f l o ck e n a u f l a u f. Zutaten: 250 Gramm Hafer- flocken, 1X> Liter Milch, 80—100 Gramm Zucker, ein Vanille zucker, zwei Eigelb, zwei Eischnee. — Zubereitung: Die Ha ferflocken werden in die kochende Milch gegeben und langsam gar gekocht. Eigelb und Zucker werden schaumig gerührt und mit dem Vanillezucker dem Haferbrei untermischt. Der steif geschlagene Schnee wird untergezogen, die Masse in eine gefettete Auflaufform gefüllt und eine halbe Stunde über backen. Rumtopf. Alle Torten Früchte, sauber entstielt und gewaschen, entkernt, grüne Nüsse ganz, aber nach allen Sei ten mit der Gabel durchstochen, in einen irdenen Topf und so viel guten Rumverschnitt darauf, daß alles bedeckt ist; Aepfel, Birnen, Quitten schälen. Werden die Steinfrüchte (Kirschen, Pflaumen, Aprikosen, Clauden, Pfirsiche) nicht entkernt, so ist das Ganze den meisten zu bitter. stehen Mühe und Kosten in gar keinem Verhältnis zu den Erleichterungen, die man dem arbeitenden Kind verschafft. Auch die Schrift wird schöner, weil sie unter besseren Be dingungen gezeichnet wird. Wer nun noch darauf achtet, daß das Tageslicht von links auf das Pult fällt, und daß im Winter eine Stehlampe schräg links ausgestellt wird (die hängende Deckenbeleuchtung blendet), der hat seinem Kinde allerlei Schaden erspart. * Küchenzettel für die Woche. Sonntag: Mittags: Wildhackbraten und Wirsingkohl, Kar toffeln, Kürbis (süßsauer). — Abends: Blumenkohlsalat und Bratkartoffeln. Montag: Mittags: Geröstete Grünkernsuppe, Schmorgurken und Kartoffeln. — Abends: Pellkartoffeln und Rollmöpse. Dienstag: Mittags: Kohlrabi mit Hammelfleisch (Eintopf). Abends: Butterbrot und Käse. Mittwoch: Mittags Graupensuppe, Haserflockenauflauf (süß). Abends: Quark mit Tomaten und Kartoffeln. Donnerstag: Mittags: Weißkohlpudding mit Pilzfüllung und Kartoffeln. — Abends: Bücklinge und Brot. Freitag: Mittags: Kartoffelsalat und gebratenes Fischfilet. Abends: Rote Beete, Pellkartoffeln und Wurst. Sonnabend: Mittags: Gemüseeintopf mit Fleischklößchen. — Abends: Kakao und Butterbrot. Das kleine Pnltbrett erleichtert das Schreibe« (Deike M) genommen. Wir suchten darum nach einem oberen Pultteil, den man auf den Tisch hätte stellen können. So etwas konn ten wir jedoch nirgends finden — und so kamen wir auf die Lösung, uns selber eine Art Pult zu machen. Da es sehr einfach und leicht ist, will ich auch anderen Müttern sagen, wie man sich mit ganz wenig Arbeit und geringen Kosten eine Abhilfe für den runden Tisch selber macht. Man be sorge sich ein Brett, etwa 82X16 cm groß. Vielleicht findet sich noch etwas Passendes im Keller oder auf dem Boden, sonst kauft man sich eine Sperrholzplatte von 10 mm Dicke (erhältlich in jeder Holzhandlung). Die Platte muß auf alle Fälle so stabil sein, daß sie beim Druck vom Schreiben des Kindes nicht nachgibt. Um der Platte eine leichte Neigung zu geben und dem Kind damit das Senken des Kopfes zu ersparen, nagelt man hinten unten eine Leiste von 5 cm Höhe mit ein paar kleinen Nägeln fest, und nun ist unser billiges Schülerpult fertig. Wer etwa einen Kistendcckel verwenden will, der bespanne das Pult mit weißem Wachs tuch, was auch nur eine kleine Ausgabe ist. Jedenfalls Die ewige Hatz. Das Tempo der Stadtfrau ist von dem der Landfrau verschieden wie das eines Autos von einem Heumagen. Trotz ihrer vielen Verrichtungen wird cs der Landfrau nicht einfallen zu Hetzen: sie steht des Morgens in der Frühe auf, um vier, um fünf, füttert das Vieh, zieht die Kinder an, richtet das Haus nnd geht aufs Feld. Trotz aller Arbeit kann sie sagen: ich habe Zeit für alles, was getan sein muß. Wir in der Stadt beeilen uns zu sehr. Von der Bereitung des Mittag essens mit seinem fanatischen Endspurt, der eine hochrote und völlig verausgabte Hausherrin an den Mittagstisch befördert, scheint alle Seligkeit abzuhängen. Die Hatz zum Markt macht uns zum Spielball unserer Pflichten, macht uns nervös und verbraucht vorzeitig unsere Kräfte. Selbst das kleine Kind, das zweijährige, dreijährige, möchten wir in diese Eiligkeit einspannen und zerren es hinter uns her, ein VerlarMn weit über des Kindes Kräfte hinaus. Wir können es lernen, mitten in unserem hastigen Tun uns Einhalt zu gebieten, uns anzuhalten mit der Frage: Was tust du jetzt eigentlich, was und zu welchem Zweck? Steht deine Aufregung im Verhältnis zu der Wichtigkeit der Verrichtung? Muß uns nicht große Ruhe überkommen, wenn wir die Nichtigkeit eingesehen haben, uns den Blick ge weitet haben wieder einmal für Wesentliches und Unwesent liches? Einmal, ein einziges Mal nur ist uns die große Chance, ein Leben zu leben, in die Hand gegeben. Werden wir dieses Leben zu gestalten wissen? Wird nicht des Lebens Ver zwicktheit uns immer wieder den eigentlichen Sinn ver schleiern? Werden wir uns zugänglich erhalten für das Wesentliche? Schularbeiten am runden Tisch. Seit ein paar Jahren sind runde Tische modern, und so sieht man in den meisten jungen Haushaltungen mit Kindern runde Eßzimmertische. Da die meisten Familien höchstens Zwei- bis Dreizimmerwohnungen haben, ist gar kein wei terer großer Tisch vorhanden, und so sind die Kinder ge zwungen, am runden Tisch täglich ihre Schularbeiten zu er ledigen. Wohl die meisten Mütter haben sich noch gar nicht überlegt, daß dieses Arbeiten am runden Tisch Mängel hat, die sich in der Folge als schädlich erweisen können. . Dadurch, daß der Tisch rund ist, hat das Kind keine Auf lagefläche für die Arme beim Schreiben. Andererseits kann es nicht mit herabhäugenden Ellenbogen schreiben, und um nun doch eine Stütze zu finden, beugt cs sich weit über den Tisch vor. Dadurch wird erstens der Brustkasten zusammen /MM Ntt-W ESS-U//1X 35. Fortsetzung. Es wurde dunkel. Ein Mann mit einer Stange kam die große Straße herunter nnd zündete die Gaslatcrnen an. Hartfield sah aus seine Armbanduhr. Er wurde von ernstlicher Sorge gepackt, denn die zehn Minuten waren längst vergangen. Der Laternenanzünder war herangekommen, blieb stehen und sah verwundert auf das Auto. Die Anwesen heit eines eleganten Wagens mochte in dieser Straße -ein seltenes Ereignis sein. „N Abend, Mister!" sprach er plötzlich Hartfield an. ...Feiner Wagen das! — Wohl 'n bißchen in der Klemme, Mr Herr, was?" meinte er gutmütig grinsend nnd den- tete mit dem zurückgcbvgenen Daumen auf das Hans. Hartfield hatte die Absicht gehabt, den Alten zu über sehen. aber bei den letzten Worten horchte er ans. „Wie meinen Sic?" fragte er und ärgerte sich gleich zeitig, daß er den Kerl angesprochen hatte. Der Mann mit der Stange spuckte verächtlich aus. .„Tun Sie man nich so! Ihr Herr ist wohl ein guter «freund vom „Quetscher"? Hat ihn wohl nur rasch be- Mcht, was, um ein Stündchen mit ihm zu pokern?^ Er mußte über seinen Witz unbändig lachen. „Ich verstehe wirklich nicht, was Sie meinen!" er widerte Hartfiel- in quälender Sorge um Ellen. In ^velch verdammte Gegend war sie geraten? „Wer ist der „Quetscher", von dem Sie da sprechen?" „Oho, Sie scheinen wirklich nicht zu wissen!" rief der Laternenanzünder und kratzte sich den Kops. Dann legte er seine Hand an den Mund und neigte sich ganz nahe zu Hartfield. „Der „Quetscher" ist -er größte Wucherer von Lon don!" flüsterte er. „Webe dem, der in seine Hände fällt! Ich glaube, Grimper oder so ist sein Name. Aber alle rennen ihn nur als deu „Quetscher". Er saugt die Leute aus, denen er Geld geliehen hat- er quetscht ihnen das Blut aus den Adern. Haha, er hat probate Mitteichen, wunderbare Mittelchen, um jemand den letzten Pfennig uns der Tasche zu holen."' Hartfield griff sich an die Stirn. Sollte er glauben, daß Ellen — ? Verdammt, es mußte wohl stimmen! Wozu wäre sie sonst hierhergekommen? Er sprang aus dem Wagen. Das mutzte er ver hindern! Wie konnte sie sich mit solchem Gesindel ein- lassen? Wenn sie doch nur ein einziges Wort gesagt Hätte, das; sie Geld brauchte! Im Innern des Hauses war es vollkommen finster. Hartfield tappte sich nach irgendeiner Tür und riß sie auf. Eine Fran, die ein Kind an der Brust hatte, kreischte erschrocken, ein Mann erhob sich vom Tisch und fragte drohend, was los sei. „Ich möchte zu Mister Grimper," rief Hartfield. »Bitte, führen Sie mickl" Er warf ein Geldstück aus Len Tisch. „Behalten Sie!" brummte der Mann und gab die Münze zurück. Dann nahm er die Petroleumlampe vom Tisch und ging hinaus. „Halten Sie sich am Geländer fest!" wandte er sich an Hartfield, -er hinter ihm dreinstolperte. „Die Treppe ist etwas schadhaft." Hartfield hörte, wie in der Stube das Kind zu schreien begann. Am Hals fühlte er ein leichtes Würgen. Es roch nach angebrannten Speisen. Im ersten Stock stießen sie auf ein kleines Mädchen, das heulend am Treppenabsatz kauerte. Der Manu mit der Lampe schob das Kind zur Seite, um seinem Begleiter den Weg frei zu machen. Am liebsten hätte Hartfield Ellens Namen laut hinaiisgerufen. Aber ein banges Entsetzen schnürte ihm die Kehle zu. Endlich waren sie im dritten Stock angelangt, wo Mister Grimper wohnte. Hartfields Führer wollte die Tür öffnen, doch sie war versperrt. Er klopfte ein paarmal, cs rührte sich nichts. „Der Quetscher ist nicht zu Hause!" sagte er gelassen und begann die Treppe wieder hinabzusteigen. Hartfield hielt ihn zurück. „Er muß zu Hause sein!" rief er angstvoll. „Vorhin ging eine Dame zu ihm hinauf. Ich befürchte, daß ihr etwas zugestoßen ist." Der andere brnmmte und blieb unschlüssig stehen. „Ich werde die Tür einschlagen!" rief Hartfield und nahm einen Anlauf. Der Mann mit der Lampe riß ihn zurück. „Lassen Sie das! Sv 'n Quatsch! Wenn Grimper zu Hanse ist, zer drückt er Sie zu Mus. Er hat Kräfte wie ein Bär." „Meinetwegen!" schrie Hartfield. „Ich bin auch kein Kind! Ich muß wisse«, was mit Miß Wilcvt geschehen ist!" „Machen Sie, was Sie wollen!" sagte der andere ärgerlich und stieg mit seiner qualmenden Lampe die Treppe hinab. Hartfield überlegte einen Augenblick. WaS sollte er tun? Die Polizei holen? — Bis dahin konnte alles mögliche passieren. Als er sich eben anschickte, die Tür gewaltsam zu öffnen, hörte er, wie drinnen der Schlüssel umgcdreht wurde. Er sprang hinter den Türrahmen, bereit, den Kerl nicdcrzuschlagen, sobald er heraustrat. Ein schwacher Lichtschein drang aus der Tür, die sich langsam öffnete. Hartfield hatte die Hand schlagbereit erhoben, plötzlich aber ließ er sie in grenzenlosem Er staunen wieder sinken. In der Dämmerung erkannte er Kean, den kleinen, schweigsamen Kean, einen der Komplicen des Mannes im Havelock. „Wo in aller Welt kommen Sie denn her?" fragte Harry völlig verblüfft. Kean war zusammengezuckt, hatte sich aber schnell wieder gefaßt, als er Hartfield erkannte. „Es war ein kleiner Auftraa zu erledigen," flüsterte er. „Ich denke, Sie werden — „Wo ist Miß Wilcot?" unterbrach ihn Hartfield hastig und rüttelte ihn am Arm. Kean verzog sein spitziges Gesicht zu einer Grimasse. „Miß Wilcot? Kenn' ich nicht. Habe niemand hier ge sehen." . . Plötzlich horchte Hartfield nach unten. Er glaubte, den gellenden Hilferuf einer weiblichen Stimme vernommen zu haben. Miß Ellen? Vielleicht war eine zweite Treppe vorhanden? — Schon sprang er in kovfloser Bestürzung Lie Treppe hinab. Miß Ellen Wilcot war nicht da. Die Schreie kamen ans der Parterrewohnung, verstummten aber sofort, als er sich der Tür näherte. Hartfield rannte auf -ie Straße — und sah, daß sein Wagen verschwunden war. Die Kinder standen noch da und lachten ihn schadenfroh an. Er packte einen etwa sechsjährigen Jungen am Rock- ürmel. „He, Kleiner, kannst du mir sagen, wer mit dem Auto fortgefahren ist?" Der Junge fing zu heulen an und suchte sich dem Griff Les Mannes zu entwinden. „Brandy Bob war es!" schrie ein langausgeschossenes Mädchen, -essen Rock kaum bis zu den Knien reichte, und lief eilig davon. Hartfield stampfte wütend mit dem Fuß aus. Warum, zum Teufel, hatte er Ellen nicht daran gehindert, dieses unheimliche Haus zu betreten? Der Laternenanzünder kam schnaufend seinen Weg zurück. „Hallo, Sir!" rief er schon von weitem. „Ver mute, daß Sie Ihr schönes Auto vermissen!" griente er, als er vor Hartfield stand. „Lassen Sie Ihre dummen Späße und sagen Sie, waS Sie wissen!" schrie ihn Hartfield an, mühsam seinen Zorn zurückhaltend. „Verdammt will ich sein, wenn ich was weiß!" sagte der Alte und zwinkerte mit den Augen. „Vermute nur! Verstehen Sie mich? Vermute, daß ich Ihren schönen Wagen vorhin gesehen habe. Vermute, daß er da drunten an mir vorbeigefahren ist. Saß einer drinnen, den ich gut kenne, den ich verdammt gut kenne, ha, ha, ha!" „Brandy Bob!" rief Hartfield, sich an die Worte des Mädchens erinnernd. „Alle Wetter, Sir, vermute, daß Sie cs erraten haben! Aber ich rate Ihnen: Lassen Sie den Wagen zum Teufel sein! Laufen Sie nicht zur Polizei, es könnte Ihnen schlecht bekommen!" „Saubere Schweinebande hier!" schimpfte Hartfield. „Vermute, daß Sie dem Kind den rechten Namen geben!" brummte der Laternenauzünder. „Was «vollen Sie, man muß mit den Wölfen heulen. Zünde seit zwanzig Jahren die Laternen von Waxton Nvad an. Bin mit meinen Leuten immer gut ausgekvmmcn!" Noch einmal betrat Hartfield das Haus und lappte sich die Treppe empor. Oben rief er nach Kean. Es rührte sich keine Maus. Die Tür war wieder abge schlossen. Sollte er sie ciubrcchen? Bei dieser Finstcriiis! Eit hatte keine Waffe bei sich. Bevor cr sich's versah, konnte' ihn aus irgendeinem Winkel ein Hieb treffe«. Miß Wilcot war damit nicht gerettet. Er beschloß, trotz der Warnung des Alte«, die Polizei z« verständigen. Hoffentlich kam sie nicht zu spät! Als er zum zweiteilmal die Treppe hinniiterstieg, wurde lautes Schimpfeu vernehmbar. Der Main« vom Erdgeschoß regte sich über de« Lärm ans. Er sagte, cr sei der Hanshcrr nnd könne diese Unruhe nicht dulden. (Fortsetzung folgt).