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schreibt: „Bezüglich de» Artikel» im „Hannverschen An zeiger" vom Sonnabend, 5. Dezember, „Der Kaiser in Hannover" werden wir von zuständiger Seite ersucht, mitzuteilen, daß der dort wiedergeqebene angebliche Inhalt der Rede de» Kaiser» an die Offiziere des Militär-Leit instituts auf Erfindung beruht und der Wahrheit nicht entsvricht" — Die militärische Laufbahn des Obersten Liebert, de» neuen Gouverneurs von Ostafrika, hat sich wie folgt gestaltet: Ain 6. August 186t, Sckondelieutmant geworden, kehrte Liebert aus dem Feldzüge 1870/71 mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse heim Am 13. Juli 1872 avancierte er zum Premierlieutenant und am 17. Sep tember 1878 zum Hauptmann Am 20 Februar 1886 wurde er Major und am 16. Mai 1831 Oberstlieutenant In dieser Charge stand er einige Zeit im Dienste der Kolonialverwaltung und unternahm seine mehrfach erwähnte längere Informationsreise nach Deutsch Ostafrika, auf Grund deren er sich im Reichstage sehr warm über die auSsichtSvolle wirtschaftliche Entwickelung OstafrikaS auS- sprach Sodann war er mehrere Jahre hindurch Chef des Stabs des X. ArmeecorpS Am 14. Mai 1894 zum Oberst befördert, erhielt er das Kommando über das in Frankfurt a. O stehende Grenadier-Regiment Prinz Karl von Preußen (2. Brandenburgisches) Nr. 12 Der neue Gouverneur wird sich dem Vernehmen nach noch in diesem Monate aus seinen Posten in Dar-es-Salam begeben Seine Familie nimmt er zunächst noch nicht mit Das Organ des „National-sozialen Vereins" die „Zeit" tritt, gemäß der von Hrn Naumann in Erfurt ausgegebenen Parole offen der Sozialdemokratie als „Bruder" zur Seite. Das Blatt bringt nicht allein regelmäßig fulminante Aufsätze zu gunsten der streikenden Hamburger Hafenarbeiter und richtet wiederholte „Bitten an die Freunde und Leser" für den Streik zu sammeln, sondern es stellt sich auch sonst ohne Rückhalt an die Seite der Sozialdemokratie In ihrer Nummer 56 schreibt die „Zeit", es bleibe nichts übrig, „als alle Mittel auf- zubicten, um die Streikenden zu stärken" Tann redet das Naumannsche Organ den Streikenden zu, auSzu- halten; denn wenn sie fest blieben und rasch und energisch unterstützt würden, müßten sie siegen: 1) des strammen Zusammenhalts wegen; 2) weil die Arbeitgeber in einer argen Notlage sich befänden: 3) weil die Hafen arbeiter an Entbehrungen gewöhnt feien; 4) weil die Kleingewerbetreibenden Waren und Lebensbedürfnisse auf Borg zu liefern pflegten, 5) weil aller Streikersatz, den die Arbeitgeber bis jetzt aufgetricbcn hätten, völlig un zureichend sei. Nachdem die „Zeit" aus diese Weise den Streikenden Mut zugesprochen, fährt das Blatt fort: „Es handelt sich um die Aufrechterhaltung einer Organisation, die auf mindestens 10 Jahre zertreten werden würde; wenn jetzt die Streikenden unterlägen. Es handelt sich um eine Stärkung der Arbeiterbewegung über haupt, die unabsehbaren Schaden leiden würde, falls diese mit seltener Einmütigkeit und größter Be sonnenheit geführte Lohnbewegung umsonst wäre " Der Artikel der „Zeit", der ohne jede Abänderung auch als Leitartikel im „Vorwärts" eine würdige Stelle hätte finden können, zeigt, daß die Naumannsche „national-soziale" Be wegung nur einen verschämten Ableger der roten Inter nationale bildet und daß die „Zeit" nur dazu da ist, um innerhalb gebildeter Kreise für die sozialdemokratische „Weltanschauung" den Boden zu bereiten. Die amtliche „Berliner Korrespondenz" schreibt folgendes: Das „Leipziger Tageblatt" wirft in seiner Nr. 620 vom 6. d Nits die Frage auf, ob es wahr sei, daß der Journalist v. Lützow auch von dem Königl. Litterarischen Bureau verwendet worden fei; in einem dem „Leipziger Tageblatt" bekannten Falle habe v. Lützow vorgegeben, im Auftrage des Litterarischen Bureaus zu handeln Daraufhin ist sestzustcllcn, daß v Lützow im Litterarischen Bureau überhaupt nicht bekannt gewesen ist und niemals von dort irgend einen Auftrag erhalten hat — Dem preußischen Herrenhause ist ein Antrag des Grafen v. Frankenberg zugegangen, welcher die Be seitigung des Wagenmangels auf den Staatseisenbahnen und die Ermäßigung von Eisenbahntarifen bez. die Ein führung von Staffeltarifen betrifft. — Im Abgeord- netenhause haben die Abgg. Johannsen und Hanßcn beantragt, daß in den nordschleswigschen Volksschulen mit dänischem Religionsunterricht auch Unterricht in der dänischen Sprache gegeben werden solle — Das am 7. d Mts. hcrausgegebcne 3 9. Stück des Reichs-Gesetzblattes enthält die Verordnung vom 30. November 1896, die Kautionen von Beamten beim Kaiserlichen Patentamte betreffend, sowie eine Berichtigung. Hamburg. Der Betrieb im Hafen gestaltet sich allmählich reger Der Zuzug von Arbeitern von außer halb dauert fort, auch viele alte Arbeiter begannen wieder zu arbeiten Die Haltung der Ausständigen ist im all gemeinen ruhig, nur an zwei Stellen wurde je ein Arbeiter von Ausständigen mißhandelt; die beiden Verletzten wurden ins Hospital gebracht Heute haben 17 Versammlungen stattgesunden In einer Versammlung der Schauerleutc teilte der Abg. Molkenbuhr mit, die Unterstützungs gelder seien so reichlich eingegangen, daß die Unter stützung um eine Mark erhöht werden könne Un verheiratete würden demgemäß 9 M wöchentlich. Ver heiratete 10 M und für die Kinder dem Verhältnis entsprechende Unterstützungen erhalten Zu einem Friedensschlüsse zwischen den streitenden Parteien rät auch jetzt noch die „Vossische Zeitung" in folgenden Ausführungen: «... Wer hat den Nutzen von dem Streik? Ein wenig vielleicht Bremen, wo man den Ausstand durch das Einigungsamt de» Gewerbegericht» geschickt beizulegen verstanden hat, weit mehr noch Belgien, Holland und vor allem England. Cs ist zwar ein Märchen, daß die Engländer den Ham burger Ausstand angezettelt Haden; aber daß er ihnen vornehmlich zu gute kommt, ist eine unbe streitbare Wahrheit. Eben deshalb sollte man auf allen Seiten ernstlich bemüht sein, die Dauer des AuS- standeS abzukürzen. Wir glauben, daß man sich, wie ein mal heute die Dinge liegen, nicht auf Recht und Schein zu steifen, sondern nach Möglichkeit Opfer zu bringen und Versöhnlichkeit zu zeigen hat Gewiß, es ist leicht, es ist auch begreiflich, darüber zu richten, wer angefangen, wer zuerst die Grenzen der Billigkeit durchbrochen hat Namentlich die Einstellung der Arbeit in Betrieben, in denen keinerlei Lohnstrcitigkeit vorlag, lediglich um der „Solidarität" willen, noch dazu unter frivolem Bruch dis Arbeitsvertrages, muß viele Arbeitgeber erbittern. Ebenso muß anerkannt werden, daß die Einmischung sozialdemo kratischer Abgeordneter, die gar nicht Hafenarbeiter sind, in die Bewegung, desgleichen das Erscheinen Tom Mann» in der Hansestadt, die Stimmung der Arbeitgeber ver schlechtern mußte. Ein Unternehmer, der sich mit seinen eigenen Arbeitern friedlich und freundschaftlich auseinander- setzt, wird leicht vollkommen unzugänglich, wenn sich Fremde zwischen ihn und die Arbeiter drängen wollen; greift man aber seinen Entschließungen durch Verkündigung des Ausstandes vor, so weigert er sich nicht selten, selbst das zu bewilligen, was er gern und bereitwillig gewährt Hütte, wenn er nicht in die Lage versetzt worden wäre, auch nur den falschen Schein zu dulden, als seien ihm die Zugeständnisse abgenötigt, abgetrotzt worden Man kann also die Entrüstung verstehen, in der die Hamburger Arbeitgeber den Vorschlag des Senators vi. Hachmann, den Streit durch ein Schiedsgericht zu schlichten, abgelehnt haben. Sind doch die Aufrufe der Arbeitnehmer in der That von einer rücksichtslosen Heftigkeit, die nicht einmal grobe Beschimpfungen vermeidet! „Die Arbeiter, die den Reichtum jener Kapitalsprotzcn geschaffen haben, die Gut und Leben im Dienste des Kapitale opfern, sic sollln nicht nur ausgebeutet werden bis aufs Blut re." „Brutalität" lst das zweite Wort; als „brutalste, protzenhaste Infamie" wird die Haltung der Arbeitgeber gebrandmarkt. Mit solchen Beschimpfungen wird man die Lage der Arbeit nehmer nicht verbessern, sondern ihnen nur die Sym pathien unbefangener Zuschauer abwendig machen. Die Sozialdemokraten rufen empört: „Tie Unternehmer machen den Kampf zur Machtsrage." Aber seien wir doch ehrlich; ist für die Arbeitnehmer der Kämpf von Anfang an etwas anderes gewesen als eine Machtsrage? Man sollte auf sozialdemokratischer Seite nie vergessen, daß nach dem Kamps der Friede wiederhcrgestellt werden und daß in dieser Erwägung auch die Kriegführung ihre Schranken finden muß. Aber je ernster wir von der Sozialdemo kratie fordern, daß sie den Bogen nicht zu straff spanne, je dringender verlangt werden muß, daß die Parteileitung ihre Gefolgschaft zügele und alles verhüte, was den Aus gleich erschweren könnte, um so angelegentlicher seien auch die Arbeitgeber gemahnt, im eigenen Interesse wie in dem der Gesamtheit selbst noch so berechtigte Erbitterung zmückzudrüngen und das Beispiel des Entgegenkommens zu geben. Im Bewußtsein ihrer Kraft brauchen die Arbeitgeber Hamburgs den Verdacht nicht zu scheuen, daß sie aus Schwäche handelten . . . Österreich-Ungarn. Buda-Pest Das Abgeordnetenhaus nahm das provisorische Stcuergesetz in der allgemeinen und in der Einzelberatung an Frankreich. z^r Paris Die sozialistische „Pelite Nöpublique" bespricht den Antrag des früheren Marineministers Lockroy, der 200 Mill für die französische Marine verlangt, und findet den Grund hierzu in der von Deutschland drohenden Gefahr, welche darin bestehe, daß dieses seine Marine mit neuen Geschützen ausrüste „Sowohl die Armee wie die deutsche Kriegsflotte", schreibt das Blatt, „erscheint unseren Admirälen jetzt höchst gefährlich. Auch der deutsche Schiffsbau macht alle Anstrengungen, um für seine Kriegsschiffe eine größere Schnelligkeit zu erzielen, und es ist bereits sicher, daß diese die unsrigen mit ihren 14 bis 15 Knoten an Schnelligkeit bedeutend übertreffen werden. Unter diesen Gesichtspunkten dürfte unS", so schließt die „Petite Röpublique, „die famose Allianz mit Rußland gegebenenfalls nicht viel nützen " * Paris. Die Budgetdebatte in der Kammer verläuft bisher ohne Störungen, unh hält man an der Hoffnung fest, daß sie gegen die Mitte des Monats be endet sein werde Im Verlause der Debatte über das Marincbudget wird nach aller Wahrscheinlichkeit der Marineminister, Admiral BeSnard, die pessimistisch ge haltene Darstellung, welche sein Vorgänger, Hr. Lockroy, im Budgetausschusse über den Stand der französischen Marine gegeben hat, richtigstellen Nach einer Mitteil ung der „Pol. Corr." kann r» ja fein, daß, wie Hr. Lockroy unter anderem autjührte, infolge von Meinungs verschiedenheiten über die zweckmäßige Verwendung de» Marinematerials die Ausgaben des Marineetats eine außergewöhnliche Höhe erreicht haben, aber daraus folge noch nicht, daß sich die französische Marine in einem nicht zu verbessernden Zustande der Inferiorität befinde Man erwartet von der Entgegnung dr« Minister«, daß sie die öffentliche Meinung des Lande« nach dieser Richtung beruhigen werde Wenn die Kammer, wie man annimmt, da« Budget bi« Mitte Dezember bewilligt, dann wird der Senat datselbe in der zweiten Dezemberhälfte beraten und dürste e« noch vor Ablauf de« Jahre« erledigen, da der Senat keine Schwierigkeiten in den Weg legen wird, dessen Majorität vielmehr entschlossen ist, da« Budget im großen ganzen in der von der Kammer votierten Form anzunehmen E« ist demnach nicht wahrscheinlich, daß da» Kabinett Meline bis zum Schlüsse der Session de« Parlamentes irgend welche nennenswerte Hindernisse zu überwinden haben wird Was di« Angelegenheit de« Abo. Chauvin betrifft, welcher während der letzten Un ruhen in Carmaur von Gendarmen verhaftet wurde, so scheint die Regierung entschlossen zu sein, an die Kammer nicht mit der Forderung der Autorisation zur gerichtlichen Verfolgung des genannten Abgeordneten heranzutrrtrn Der Bericht über den Gesetzentwurf, betreffend die Er neuerung des Privilegiums der Bank von Frankreich dürste erst gegen Ende Januar 1897 der Kammer unter breitet werden Er wird zweifellos in allen wesentlichen Punkten der Regierungsvorlage günstig lauten. Nur in einigen Dctailfragen dürste die Kommission Abänderungen des RegierungScntwurfeS beantragen, wie beispielsweise be züglich der Verwaltung der Kassenbestände, welche nach dem Wunsche mehrerer Mitglieder der Kommission der Bank anvertraut werden soll, ferner bezüglich der Zu sammensetzung der Generalversammlungen der Bank, an welchen nach dem gegenwärtigen Statut nur die 200 stärksten Aktionäre teilnehmen können Namentlich in letzterer Beziehung wird die Kammer voraussichtlich den Anträgen der Kommission zustimmen. — Man beginnt hier allmählich, die Bedeutung der Leckert-Lützow-Strafsache zu erfassen und ihr in den großen Blättern eingehende Betrachtungen zu widmen. „Temps" ist hohen Lobes für Staatssekretär v. Marschall voll, der nicht gezögert habe, eine häßliche Schwäre auf- zudccken, um sie desto sicherer zu heilen; er zollt aber auch dem Gerichtsvorsitzenden volle Anerkennung und findet es sehr rühmlich für preußische Zustände, daß Hr. v Marschall keinen Augenblick lang daran gezweifelt habe, er werde in der Unabhängigkeit des Gerichtshofs einen mächtigen Bundes genossen im Kampfe gegen amtliche Mißbräuche finden. „Debats" und „Figaro" ziehen aus den Berliner Ver handlungen die Folgerung, daß dre politische Polizei überall eine unnütze und verderbliche Einrichtung sei. — Der zweite Vorsteher des Kolonialamis Ladge, vorher zehn Jahre lang Gouverneur von Obock, reist am 20. Dezember nach Abessynien ab, um zunächst mit Ras Makonnen, seinem persönlichen Freunde, später viel leicht mit Menelik selbst wegen Abschlusses eines Handels vertrages zwischen Frankreich und Abessynien zu ver handeln und eine ständige beiderseitige diplomatische Vertretung anzubahnen. — Georges Thiöbaud setzt seinen Auswiegelungs- fcldzug gegen die Protestanten sort. Vorgestern wühlte er in Clermont-Ferrand. Seine Rede, die er vor 1800 Personen hielt, entflammte die Zuhörer so, daß sie zuerst einige Anwesende, die gegen die Hetze Einspruch er hoben, mißhandelten und hinauswarfen und dann nach einem Laden der Bibelgesellschaft ziehen wollten, um ihn zu plündern und zu verwüsten; hiervon konnten sie nur mit Mühe abgehalten werden Die Versammlung nahm eine Tagesordnung an, welche die Negierung ausfordert, die Agenten der Protestanten zu verhindern, daß sie Frank reichs auswärtige Politik und das französisch-russische Bündnis herabsetzen — In dem Befinden des Herzogs von Aumale ist eine entschiedene Besserung eingetreten — In der Deputirtcnkammcr begründete gestern Michelin (radikal) eine Interpellation über Madagaskar und tadelte besonders die Nachgiebigkeit des bisherigen Generalrcsidcntcn Laroche gegenüber den Engländern sowie die Absicht Laroches, den Engländern eine Eisenbahn-Konzession zu bewilligen. Kolonialminister Lebon erwiderte, er werde keine Konzession ohne Ge nehmigung des Parlaments erteilen. Der frühere Kolonial minister Guieysse äußerte, Laroche werde bald seine Amtsführung auf Madagaskar rechtfertigen können. Mahy behauptete, die Ernennung Laroches sei aus den Einfluß der englischen Bibelgesellschaften, die auf Madagaskar ein politisches Ziel verfolgten, zurückzusühren Kolonialminister Lebon erwiderte, der jetzige Generelgouverneur Gallieni sei init allen Vollmachten ausgerüstet, um gegen jede Agitation politischen Charakters vorzugehen (Beifall) Das Haus nahm schließlich die von der Regierung ge nehmigte einfache Tagesordnung mit 431 gegen 91 Stimmen an Bei der Beratung des Kolonialctats fragte Delonele, ob Frankreich die Expedition nach Khartum gestatten werde. Redner erhob Einspruch gegen eine „entevt«' eorckmle" mit England und erklärte, von nicht vernachlässigt. Ein drittes Gemälde des Künstlers, „Schweineherde" betitelt, läßt zwar nichts von seiner treff sicheren Behandlung des Tierstücks vermissen, doch ist die Darstellung des Terrains (namentlich des Sumpfes) ziemlich hart und schwer. Zuletzt sei noch das in tiefer Abenddämmerung liegende „Oberbayerische Dorf" von A Pepino (Dresden) erwähnt, ein mit vielem Fleiß ausgeführtes, in der Farbe echtes Bild, das von den Be suchern der Ausstellung beachtet zu werden verdient Von den Bildnissen sind zunächst noch zwei lebendig ausgefaßte, im Ton kräftige Herrenporträts von Hugo Mieth (Dresden) zu nennen In ihrer Nähe hängt em Pastell von Helene Gammius (Dresden), aus dem man ein interessantes junges Mädchen sieht, das eine gewisse kecke Unbesangenheit in Gesicht und Haltung zur Schau trägt. Wie die Persönlichkeit fällt auch die Leistung der Malerin in die Augen, diese durch Sicherheit und Verve m der Auffassung und Ausführung Ein zweites Pastell (Studienkopf) von Helene Gammius ist dagegen ein wenig erfreuliches, manieriertes Stück In dem Seitensaal, in dem letzteres aufgehängt ist, befindet sich eine Bildnisstudie von E Ingmann (Dresden), die als Freilichtstudie ge würdigt sein will und auch sonst einen sehr angenehmen Eindruck macht In dem nämlichen Raume trifft man übrigens auf mehrere ganz wertlose Arbeiten, während man in den anderen Sälen nur vereinzelt einer vollkommenen Nichtigkeit begegnet. Wir wollen ihre Urheber so wenig nennen, wie wir von den nicht gerade spär lichen halbgelungenen Hervorbringungen Notiz zu nehmen geneigt sind; wir müssen aber unser Bedauern darüber aussprechen, daß Bilder wie ein hier in Frage kommendes Motiv aus dem bayerischen Hochland und eine in der Nachbarschaft prangende Darstellung vom Frühling Ein gang in den Kunstverein finden Weiter sei auf einige größere figurale Komposi tionen hingcwiesen, vor allem aus das biblische Bild „Christus und Maria" von M Grünvold (München). Der Heiland und Maria sitzen auf einer Bank in einem Gemach, das im Charakter nicht bestimmt ist. Christus hat das Haupt tief gesenkt und auf die linke Hand ge stützt, links von ihm sitzt Maria aufrecht mit leidvollem Ausdruck, sie hat den rechten Arm um den Sohn ge legt. Trotzdem in der Haltung der Maria nicht soviel natürliche Leichtigkeit ist als in derjenigen Christi, ist das Bild eine ehrliche, ernste künstlerische Leistung, eine würdige Ausführung des Themas, wobei auch einige technische Dinge ins Gewicht fallen, so namentlich die Verwendung des Lcinwandgcwebes bei dünnem Farbenauftrag zur natur wahren Darstellung des härenen Gewandes, das Christus trägt. Auch des Dresdners Karl Kaiser Gemälde „Francesca da Rimini und Paolo" ist eine gute, zwar nicht originell erfundene aber mit voller und ausreichender Kraftanspannung durchgeführte Arbeit, in der das herbe Kolorit allerdings nicht so berechtigt erscheint, wie aus dem Bilde des Münchener Malers. Graf L. Kalkreuths „Ährenleserinnen", auf dunklem, vom Abendhimmcl über wölbten Felde dargestellt, ergeben ein technisch virtuos gemaltes, mehr in der Naturstimmung als in den Figuren charakteristisches und gewinnendes Bild; nur die erste, groß im Vordergrund stehende Ährenleserin mit dem sich silhouettenhäft gegen den auffällig hohen Horizont ab- hcbenden Kops kommt zur rechten Geltung Da von den eigentlichen Ausstellungsräumen der Haupt saal Hrn Prof. Prell zur Ausführung seiner Gemälde für die Deutsche Botschaft in Rom überlasten worden ist, hat man, um den Verlust einigermaßen auszugleichen, mehrere Ge mächer im ersten Stock hinzugenommen In zwei derselben sind etwa sechzig Bilder von Albert Stagura (Dresden) untcrgebracht. Dieser Maler, einer von den Jüngern unserer Akademie, die dem Ort ihrer Lehrjahre treu ge blieben sind und die in den letzten Jahren unverkennbare Fortschritte gemacht haben, ist im Kunstverein schon mehr fach durch tüchtige landschaftliche Studien und Bilder ver treten gewesen Die jetzt vorgeführten Studienblättcr (in Wasserfallen) und Zeichnungen enthalten Motive aus Istrien und aus der Alten Stadt auf der diesjährigen Dresdner Gewerbeausstellung. Sie sind technisch sehr flott gemacht, sowohl in der Zeichnung wie in der mit sehr breitem und nassem Pinsel bewirkten Farbengebung Einige Hofräume und Gartenstücke und die dekorativ ge faßten Studien (aus Voloska sind mit vieler Sicherheit und klarer Wirkung behandelt. Dagegen bekunden manche Land- und Seestücke eine nüchterne Naturanschauung, sie sind sehr kühl und ermangeln, selbst als Studien, mancher unentbehrlicher Zwischcntönc. Auch die Aquarelle aus der Alten Stadt sich malerisch nicht mit rechter Wärme aufgcfaßt Die Pastelltechnik, in der einige durchgeführte Bilder vor handen sind, scheint dem Ausdrucksvermögen Staguras für mannigfaltige Naturstimmungen am meisten zu behagen Man erhält vor ihnen den Eindruck, daß hier das Farben material am sichersten und feinsten beherrscht ist Von den Bildern größeren Formats zieht namentlich das „Herbst sonne" genannte die Aufmerksamkeit auf sich und verdient sie auch — Unter den Aauarellen, die sich sonst noch in den oberen Räumen vorfinden, sind das technisch vortreff lich gelungene Bild „Bei der Lampe" von Franz Hein (Karlsruhe) und zwei lebendig vorgeführtc Figuren, Ossizicrsdiener und Wiener Milchmädel, von H v Stein (Wien) hervorzuheben. —o. * In Leipzig ist am Sonnabend Ibsens Drama „Kaiser und Galiläer" zum ersten Male auf der Bühne aufgesührt worden In seiner ursprünglichen Ge stalt ist da« Toppeidrama nicht bühnenfähig. Man könnte es allenfalls an zwei Theaterabenden geben, doch die Handlung des zweiten Teile«, die sich nur hier und dort dramatisch zusammenraflt, würde für einen selbständigen Theaterabend nicht au-reichen Da- Drama erschien bishrr als ein Buchdrama in deü Worte« verwegenster Bedeutung Der Leipziger Oberregiffeur Hr. Adler war der erste, welcher an die Bühnenmöglichkeit de« Werkes glaubte und England müsse verlangt werden, daß v« die Verträge achte Prinz von Arend er g ersuchte um Aufklärung über die von der „Royal Niger Company" geplant« Er- prdition. Kolonialminister Lebon erwiderte, Frankreich hab« keintn seiner Ansprüche aufgegeben, die englisch« Re- gierung habe die Versicherung erteilt, daß keine der Be sitzungen Frankreich« bedroh» sei. (Beifall ) Da« Haus begann dann die Einzelberatung de« Kolomalttat« — Wenn man vor zehn Jahren — fo erzählt Cornely im „Matin" — bei der Prüfung die Frage stellte: „Welche« ist der erste und wichtigste Hasen der Welt vom HandelSstandpunkte au«?", so hatte der Kan didat zu antworten: „Liverpool". Heute aber lautet seine Antwort: „Hamburg". Und dabei hätte doch eigentlich der Meinung Cornely« nach Frankreich den Welthasen besitzen mästen; denn Frankreich sei ein gottgesegnetes Land, da« durch seine geographische Lage dazu geschaffen wäre, die Niederlagestelle der Reichtümer dieser Welt zu sein. Statt dessen aber fahren die Schiffe, statt an der französischen Küste zu landen, durch den Ärmelkanal und trotzen den Stürmen der Nordsee. Die Ursache dieser Erscheinung sieht Cornely in der Selbstsucht derjenigen, welche die Macht jeweilig in der Hand hätten; sie dächten nur an di^ lokalen Bedürfnisse ihrer Wähler. Statt einen Hafen ersten Ranges zu schaffen, habe Frankreich seine Hilfsquellen auf eine ganze Menge von Häfen verteilt. Man hätte eben so gut, statt eine einzige gewaltige F«snmg gegen die Deutschen zu bauen, in jedem Departement eine errichten können, um keine Eifersucht zu erregen. Bekannt lich hat der Berichterstatter des HandelsbudgetS, Charle« Roux, schon dieselbe Beobachtung angestellt. Indessen irren sich beide in ihrem Urteil über den Rückgang des französischen Handels. Die Ursache liegt in dem wachsenden Mangel an Unternehmungsgeist: denn das, was davon noch vorhanden ist, wird vollständig von dem Rachegedanken aufgcsogen. Belgien. Brüssel. Infolge persönlicher Intervention des König« Leopold wurden sämtliche liberalen Schöffen des Brüsseler Gemeinderates, welche wegen Annahme des Antrages der ultramontanen Mitglieder de« Gemeinde rates, betreffend den Mindestlohn der Gemeindearbeitcr, ihr Amt niedergelegt hatten, wiedergewählt Tie Klerikalen gaben ihnen ihre Stimmen. Ihr Führer stellte den Liberalen das Zeugnis aus, daß sie die Hauptstadt in musterhafter Weise verwaltet hätten. Die wieder- gewählten Schöffen baten sich Bedenkzeit aus, ob sie das Amt wieder übernehmen wollen Man glaubt, daß nun auch der Bürgermeister Buls seine Demission zurück ziehen werde. Schwei;. Bern. Tcr Bundesrat hat einstimmig beschlossen, von der Kündigung des schweizerisch-italienischen Handels vertrages Abstand zu nehmen, sodaß derselbe noch 6 Jahre in Kraft bleibt. — Gestern begann die erste Tagung der Bundes versammlung seit der Neuwahl des Nationalrates Ter Stünderat wählte zum Präsidenten Blumer-Zürich (liberal), zum Vizepräsidenten Raschein-Graubünden (radikal). Der Nationalrat beschäftigte sich zunächst mit Wahl- prüsungen. — In St. Gallen ist die Arbeitslosenversicher ung eine Zeit lang eingeführt gewesen. Kürzlich ist sie durch Beschluß der Gemeindeversammlung wieder ab- geschasft worden. Den Ausschlag gaben diejenigen Arbeiter, welche selbst nie oder selten durch Arbeitslosigkeit bedroht sind, und welche darum keine Prämien bezahlen wollen Als die wirklich säumigsten Prämienzahler aber haben sich diejenigen Arbeiter herausgestellt, welche ei» Mal oder wiederholt wirklich die Versicherungssumme ausgezahlt erhielten Sie waren wenig bereit zur Über nahme sich bietender Arbeit, und die erhaltenen Ver sicherungssummen wurden, wie sich aus Klagen der be treffenden Ehefrauen ergab, oft genug im Wirtshaus ver jubelt N ns; la » St. Petersburg („Köln Ztg ") Angeblich soll Menelik einen schmalen Küstenstrich zwischen der italie nischen Kolonie und dem französischen Obok zur Anlage einer Kohlenstation an Rußland abgetreten haben. Hinzugefügt wird noch, die Russen hätten in Paris auch wegen einer Abtretung LbokS sondiert, jedoch eine ab lehnende Antwort erhalten. Bulgarien. Sofia. Das Journal „Narodni Prava" melvet, daß der macedonische Kongreß, welcher in Sofia tagte, am 11 (23.) November seine Beratungen beendet hat Der Kongreß soll beschlossen haben, seine Organisation dem Einflüsse der Regierung gänzlich zu entziehen und einem Zentralausschuß die Befugnis zu erteilen, je nach den Um ständen vorzugehen Zum Vorsitzenden des Zentralkomitees wurde der General in der Reserve Nikolajew wieder gewählt. Der Ausschuß besteht aus rein oppositionellen Elementen. Ter Kongreß richtete an Hanotaux, Schischkin, Jgnatiew, Salisbury und Gladstone Depeschen, in welchen die Durchführung von Reformen und die Einführung der Autonomie in Makedonien gefordert wird dasselbe aus seinem Wölkenkuckucksheim auf die welt bedeutenden Bretter hcrunterholte Es bedurfte dazu aller dings nicht nur einer großen Geschicklichkeit, sondern auch einer verständnisvollen Vorsicht, wleche bei dicser Ver pflanzung auf die Bühne dem Dichterwcrk keine Schwung federn des Gedankens knickte. Die Bühnenmügl chkeit dieses Jbsenschcn Werkes ist durch die Leipziger Ausführ ung bewiesen worden; einzelne Svenen hatten eine starke dramatische und theatralische Wirkung, besonders die Schlußszene des zweiten und dritten Äktes der Bühnen bearbeitung, wenn auch die Spannung des Publikums sich weniger auf die Folge der Ereignisse, als aus das Ver ständnis der Gedankenarbeit des Dichters richtete Ibsen nennt sein Drama ein weltgeschichtliche»; man könnte es eher ein geschichtsphilosophisches nennen; darin liegt seine Eigenart, und wir wüßten ihm kaum ein anderes Drama der Weltlitteratur an die Seite zu stellen: Madachs „Tragödie des Menschen" ist allerdings auch dramatisierte Geschichtsphilosophie, aber sie umfaßt die ganze historische Entwickelung. Der Held des Jbscnschen Dramas ist. der Apostat Kaiser Julian, welchen vor kurzem Felix Dahn zum Helden eines interessanten geschichtlichen Romans ge macht hat und welchen schon Schiller in den Mittelpunkt einer Tragödie stellen wollte. Die entscheidende Wand lung in der geschichtlich gegebenen Handlung ist die Rück kehr Julians zum Heidentum, welche in Ibsens Drama mit der Annahme der Kaiscrwürde nach der Ausrufung des Cäsars zum Kaiser durch die aufrührerischen Legionen Gallien« eng verknüpft ist. Diese Szenen sind die dra matisch wirksamsten de« Doppeldramas und sprechen für das szenische Talent Ibsens. Vorbereitet ist die Wendung und Wandlung des CäsarS von langer Hand; doch gerade die vorausgehend«» Gespräche und zwei der be deutendsten Vertreter de« philosophisch-theologischen Dialog«, Gregor und Basilius, mußte der Bearbeiter streichen, wie er denn auch die bei Ibsen sebr hervortretende Rolle de» Weisheitslehrer« LibaniuS aus ein Minimum znrückführte.