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Sonntag, de» S«. August. der <880S-ä) D-iRstlHIemst. Fast au» allen Kreisen der Monarchie wird über den Manzel « Feld- arbeite:», und über die UnktmLßiM de» ländlichen Gestade» geklagt, «eiche», ohne sich an die bestehenden DtrnstMträge zu kehren, ohne,Kündigung den Dienst »erläßr und den lohnenden Erwerb in de» Fabriken aufsucht. Lie polizeilich allein zulässigen Zwangsmittel, um entlaufene Dienstboten zu ihre» Brotherren Mtückzusühren, erweisen sich al» vollständig unzureichend und e-rst der dringende Wunsch, den C-ntractbruch, eben so wie e» bet den ländliche« Arbeitern beab- SWastationsbekanntmachMg. Tagesgeschichte. Die obligatorische Eivilehe. Um au- de» Kothstande der widenechtlich« TrauungSverweigmmgm der Geistlichkeit heraus zukommen, welcher vom Staat in der fromm« Reactionspmode die Trauung al» gesetzliche Bedingung der Ehe zugestanden worden war — obwohl kein Dogma, kein frühere» Jahrhundert die kirchliche Einsegnung erzwungen Hatte —führten mehrere Regierungen al» Auswege die sogenannte „Rolhcivüehe <für Dissidenten und für Ehen zwtsch« Jud« und Christ«), und später die „fakultative Eivilehe" ein, die eS Jede« frei IteS, ob er sich entweder kirchlich oder vor seinem Richter trauen lassen wollt». Drese bloßen Nothmittel entwür digten die Ehe in ihrer sittlichen Bedeutung und hab« der Kirche höchsten» geschadet. Nachdem fast alle Landtage und die gesäumte liberale Presse unauf hörlich eine gesetzliche Ordnung diese» argen Mißstand«» gefordert, ist man sich, wie e» scheint, sowohl in Regierung»- wie in de» vomrcheilSfreierea geistlichen Kreisen allmälig klar geworden, dass die Lösung nur durch Einführung der obligatorische» Eivilehe möglich ist, d. h. dadurch, daß Jeder vor sei»er bürgerlichen Behörde dm bürgerlich«» RechtSact, die Trauung, vornehmen muß, woneben er sich noch kirchlich einsegnen lassen kann, je nach seinem freien Wille». Dahin wird jeder Staat »ach de» unausbleiblichen Streitigkeiten mit der Kirche kommen, wie z. B. Frankreich schon durch die Revolution zu Ausgang des «origen Jahrhundert-. Diese Schöpfung hat fich dort wie anderwärts bewährt, sie hat sich mit der BolkSfitte consoltdirt und «t voller Sicherheit sich bis heule «hatten. Da- neue Königreich Italien ist durch fein« unmittelbaren Kampf «tt dem Papstthu« ebenfalls zu demselben Grundsatz gekommen. Dieselbe Lösung haben die deutschen Grundrechte ihrer Zeit gesunde». Di« obligatorische Eivilehe chibt dem Staate, «aS deS Staates ist, sie lässt aber auch der Kirche, was der Kirche gebührt. Die Kirche hat Mittel genug, namentlich die katholische, dafür M sorgen, dass die kirchliche Einsegnung,! strt und fort bestehe» bleibt, natürlich immer nur als rein kirchlicher Act, zu de». eigentlich Niemand gezwuvgen ist. Die kirchliche Trauung ist « Frankreich nach Einführung der Eivilehe gcmz ebenso die Regel geblieben, wie vorher. Dieselbe Erfahrung gilt in gleicher Weise für die protestantischen Länder. In der bayersch« Rheinpfalz zählte man »et 300,000 protestantischen Einwohnern in einem fünfjährige» Zeitraum nur 16 protestantische, 26 gemischte Ehm ohne kirchlich« Trauung. Dasselbe, waö von dem rein bürgerltch-rechsttch« Charakter der Eheschließung gilt, gilt auch von der Ehescheidww. Sie gehört allein vor den weltlichen Richter. Orthodore und katholische Geistliche schrei« natürlich gegen die Eivilehe, als ob sie die Ehe selbst entheilige. Die deutsche Gesetzgebung wird sich durch solche Gmner nicht mehr abschrecken und deine» lasst«. Die absolute Benverfung jeder Eivilehe in jeder Stellung, t» jeder Form durch die immer und immer wiederhol«» Erklärung« deS Papstes Pius IX. und der streng katholisch« Partei, und dieselbe Richtung der orchodoren «vangelisch« Sette haben die Gegensätze zu solcher Schärfe und Bestimmtheit gehoben- dass bloße künstliche AushilfSmittel kein« Rau« mehr hab«. Die Gesetzgebung kann, nachdem Jahrzehnte und Jahrzehnte über diesen Kirchen«« flict hingegange», keine andere Lösung «ehr erstreb«, al» eine ganze, eine dauernde, eine grundsätzliche Lösung. Was wir verlangen, ist die rückhaltlose Achtung vor der Staatsgewalt in der rechtlichen Ordnung der Ehe, die Unterwerfung unter dir bürgerliche Gesetz- Hebung, welche da» Ergebniß de» Jahrhunderte lq»g« Zusammenlebens unserer Confesston«, da» Gesammtprodurt MftrchMckM« mw staatliche» Daseins, da» Erzeugniss unsere» nationalen Rechts-Bewußtsein- war u»d ist. Die für «ns höchst« Aufgabe, das national« Recht und dw nationale Sitte zu wahr« und zu heg«, kann in Deutschland murine einheitlich« Gewalt lös« und kese Ist unsere bürgerlich« Gesetzgebung, unsere staatliche Gerichtsbarkeit. Dies sind die Gründe für unsere Echsusuätze und Forderung, daß die Eivilehe al» Lie de« Lerhältniss vonäyrche und Staat «tspr«chcnde »othwendige Form der Eheschließung anzunkmua^tst, und auf diese «eile, mit allgemeiner Einführung der Eivilehe, auch da- Ehehinderniß weg« Religionöverschudenheit aufgehoben »vir». 187Z. ErsLeint - ,, täglich mit Au«nahmeMo»- Mtz 7" Drei» ««reUAr« H ttonsaebü^n die MM-MM ten« Zeile ISPfennye.- II II Internen anoahne fik die RUUD am Abende erscheinend« G Nummer bis Bormittag dÄ 8«ndßü?»u biet« gönnen, werden daher geladm, an diesem Tage Bormittag» vor 12 Uhr an hiesiger Amtskelle sich einzu- find« und anzEldm^übn tA auszuweisen, ihre Gebote zu «öffnen und sich zu gewärtig«, daß Mittag» 12 Uhr nach AuctionSgebrauch verfahren wird. : Die i VerkaufSbedingungm sind an hiesiger Amtsstelle einzusehm. Annab«g, am 7 August 1873. Königliches Gerichtsamt im Bezirksgericht. Abtheilung für freiwillige Gerichtsbarkeit. fichtigt wird, auch in Ansehung de» Gesindes^Ukter" Straft gestellt zu sthen. Ma» hofft, daß diese Vorgänge nicht ohne Folgen für die Maßnahmen der Regierung bei der gesetzlichen Regelung dieser Frage bleiben werden. Posen, 22. August. Da» hiesige geistliche Seminar ist heute in Folge einer Verfügung des EultuS-Minister- geschloffen worden. Oesterreich. Wie», 21. August. Der Kaiser hat, der „Presse" zufolge, dem Cardi nal Rauscher zu seinem 50jährigen Priesterjubiläum sei« in Brillant« gefasste» Bildniß mit einem Handschreiben zugehen kaffen; auch der Kronprinz Rudolf hat demselben ein in warmen Worten abgcfaßres Gratulationsschreibe« üb-rschickt. Der „Volksfreund" veröffentlicht ein Schreiben des Papstes an den Cardinal, in welchem demselben der Glückwunsch deS Papste- au-gedrückt und der Sezen ertheilt wird. Dem Schreiben war ein goldene- Medaillon mit dem Mutter- gotteöbilde beigefügt. Frankreich. Paris, 20. August. Die Zahl der Fort-, welche man um die Hauptstadt errichten will, beträgt 22. Sie sollen in einem Kreise, dessen Durchmesser 55 Kilometer sein wird, um Paris herum liegen. Nach der Beendigung dies« Fort hält man (nämlich in Pari») eine Belagerung von Paris für unmöglich. Paris, 20. Auz. Gambetta tritt seine Rundreise durch Frankretch erst im nächsten Monat, d. h. »ach der Räumung VcrdunS, an. Wie eS heißt, wird er auch den Ost« besuchen. In den Reden, die er in den Privatver- sammlnngm hatte« beabsichtigt, wird er die Frage Betreff» der Auflösung der National-Versammlung ganz bei Seite lassen uno sich darauf beschränk«, die Unmöglichkeit darzuthun, dass Frankreich den Graf« Chambord nebst fein« weissen Fahne annehmen könne. Außer durch Gambetta ist die Regierung auch durch die bonapartistisch« Umtriebe in Unruhe versetzt, da sie befürchten muß, daß ein Theil der conservativ« Partei, welche wohl eine Monarchie, aber keine lertcal feudale Herrschaft will, zu den Imperialisten übergehen werde. ES lässt sich keineswegs läugnen, daß seit der Unterwerfung de» Grafen von Pari unter den Graf« von Chambord die Zahl der Anhänger des „Prince Jmpö- riäl" sich nicht unbedeutend vermehrt Hai.. Eine osficiöse Note deS Franeai- beweist übrigen- zur Genüge, wie sehr tue Regierung ihr Augenmerk auf da» Trub« der Bonapartistm gerichtet hat. „Man hat bet Gelegenheit der chisel- hvrster Kundgebungen", so heißt eS in derselben, „die Abwesenheit deS Prinz« . Napoleon und die Zurückhaltung der Kaiserin bemerkt. Dieselbe hat sich klein gemacht und nicht da» Wort ergriffe». Der „Prince Imperial" wurde dagegen in den Vordergrund gestellt. Die Hauptführer der Bonaparlist«, namentlich Rouhcr, wollten her Manifestation dus« Charakter geben. Man will auf diese Werf« die Volljährigkeit de- Prinzen roran.ückcn und ihn schon heute al» Par tei,Oberhaupt htnftellen. Wenn man gewissen Erzählungen Glauben schenk« darf/, so «ahm die Kaiserin Hirse Zurücksetzung nicht ohne Widerstand an. Herr Rouher hat sie schon von der Idee abgebracht, dje wiener Ausstellung zu be- such«. Herr Rouher wollte sogar, dass die Kaiserin dem Empfang vom 15. August gar nicht ««wohne und sich deshalb auf Reisen begebe. I» Hirse« Punkte konnte Herr Rouhcr aber nicht über den Widerstand der Kaiserin den Sieg , davontrag«." Der ,/Sotr" gibt, eine neue und verbesserte Auflage der Mtheilmtaen, weiche «S neulich! über die Pläne der Französischen Royalisten veröffentlicht hat. Danach soll, wenn die Kammer nicht auf außerordentlichem Wege eipherusm wird,, spätesten» nach ihrem-WirderzusaPmentriti folgender Antrag «ingebracht werd« ; Art. 1. Di« legitim« Md erbliche Monarchie wird in Frankreich: «eie- der hergestellt. Art. 2. Die Nachynalversammlung ernennt in öffentlicher Sitzung eine Commission von dreißig Mitglied««, welche ein« Verfassung au-arbeit« soll«, mV vertagt sich, selbst ,auf zwei Monate. — Pie Führer zählt« Ke diese beide» Anträge auf eine Majorität von zwanzig Stimm«. In den Berfas- sung-au-schuß solle« fünfzehn Royalisten vom link« und fünfzehn vom rechte« Flügel gewählt werd«, damit auch di« Orleanist«, welche die legitime.Mo narchie nicht bedingungslos wieder hcrstell« wollen, dabei ihre Rechnung stade» könnten. Der Graf Ehambord aber, d«r wieder von Bedingung« nicht» wisse» will, werd» dem Verfassungs-Ausschuß zuvor kommen und em Manifest , erlassen, in welche» er erklären werde, dass er die Krone ohne jede Einschränkung a«- «>hme,. und gleichzeitig ein Regierung-Programm beifügen werde, La» im Oe- sentlich« den. Intention« de» BerfaffungSauSschuffeS entsprechen würde. So wär« alle Standpunkte gewahrt und e» blieb« dann nur^tbch die Fahnenfrage übrig. I«:dieser zeige sich der Graf Chambord biShsr unbcugsam; doch würde darüber in Wien noch verhandelt und sei zu diesen Besprechungen neuerdings auch der Herzog von Audiffret-PaSquier nach Wie» abgegangen. Man cherde alle. Mittel a»w«den, um den Grafen Chqmbord zu bekehr«. In erster Reibe werde man sich äuf Pius IX. berufen, w«lch«r dem König dringend empfehle,