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Oederan vom Jahre l4U0 bis 1500. 63 Wenn ich die Geschichte des Landes und seiner Für sten von der Entstehung der Stadt Oederan, fast 200 Jahre bis hierher in die Chronik derselben mit eingefloch- ten habe; diese jedoch durch diese Geschichte zu weit läufig werden dürste, so wird mit dem Jahre 1400 die Geschichte des Landes und seiner Fürsten vor der Händ sich schließen, die Chronik Oederans selber, und zwar chronologisch (in jährlicher Reihenfolge) geordnet beginnen, und am Schluß dieser Chronik jene Landes- und Für- stengeschichte der letzten 450 Jahre dieser Chronik viel leicht noch beigegebcn werden. Oederan vom Jahre 1400 bis 1500. Einige Merkwürdigkeiten der Stadt für das neue Jahrhundert, gehören noch in das vorige, wie hier folgen soll. — Oederan, Freiberg und Chemnitz waren durch die erwähnten Drangsale, an Pest und Hunger, menschen leer und verarmt, vermochte» sich also gegen die Räuber der Umgegend, die sich wieder in Unzahl gemebret hatten, nicht zu schützen; denn die Schlosser Scharfenstcin, Lich- tenwaldc, Schellenberg, Purschcnstein, Savda, Rechenberg, Frauenstein und andere waren voll von solchem Gesindel, und meist adeliger Abkunft. Das schlimmste dabei war, daß der damalige König Wenzel in Böhmen, diese Räu ber schützte und sic häufig nach Prag zu seinen Bacha- nalieu cinlud; denn das Leben dieses unwürdigen Fürsten war ein immerwährendes Saufgelag; — auch wohl ihren Raub thcilte. Vorzüglich wurde die Straße von Chem nitz über Oederan nach Freiberg abermals sehr unsicher und mancher Reisende beraubt nud todtgeschlagen. Graf Dietrich von Wernigerode war der schlimmste solcher Räu ber, welcher auf Lichtenwalde sein Wesen trieb, und bei jenem König Wenzel in besonderer Gunst stand. Um nun diesem Unfug zu steuern, legte der damalige Landesfürst Friedrich der Streitbare hier in Oederan einen Waffenplatz, nach Art des Dresdner Zwingers, an, um-