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21 Den 26. November traf das sächsische Corps in Brzesk ein und erhielt hier den Befehl, wieder auf Slonim zu marschiren. Diesen Weg hatte man nun schon drei Male zurückgelegt. Nach sieben Märschen ohne Rasttag langte das Corps am 6. December bei 26 Grad Kälte bei Rozanna an. Hier erhielt man die ersten Nachrichten von den Ereignissen bei der Hauptarmee; die Lage wurde nach allen Richtungen hin eine verzweifelte. Der Rückzug der Hauptarmee mit allen seinen Verlusten durch Gefechte, mangelnde Verpflegung, eingetretenes Schnee- und Frostwetter, die über hand nehmende Auflösung der Truppen und der Uebergang über die Beresina wurden bekannt. Die Deckung des Herzogthums Warschau wurde dem 7. Armee-Corps und den Oesterreichern anheim gestellt; aber auch hier ließen die anhaltende Kälte, die ungewöhnlichen Anstrengungen und die spärliche Verpflegung die Truppen außerordentlich leiden. Die sächsischen Truppen traten am 12. December den Rückzug an; den 23. December ging man über den gefrorenen Bug; am 4. Januar griffen die Russen zuni ersten Male wieder an; am 5. überfielen die Sachsen die Russen in Mordy, was allerdings nur zum Theil glückte; und am 8. griffen die Russen überraschend Sokolow an. Halten sich ans dem Marsche bis hierher immer nur Kosaken gezeigt, so erschienen am Morgen des 11. Januar starke Colonnen russischer Cavallerie. Mit Tagesanbruch griffen die Russen bei Liw an. Die russische Reiterei drang auf die schwachen Escadrons mit Ungestüm ein, und ohne das entschlossene Eingreifen des 2. Schützen-Regiments wären die Husaren und Chevauxlegers unzweifelhaft verloren gewesen. Zur Deckung der linken Flanke waren auf einer kleinen Höhe rück wärts die 5. und 7. Escadron Husaren aufgestellt. Letztere commandirte Souslieutenant Reichard; sie bestand hier an diesem Tage nur noch aus 17 Unteroffizieren und Husaren. Als die Colonne den Ort passirt hatte, wurden diese beiden Escadrons von Kosaken angegriffen und mußten eben falls den Rückzug antreteu. Sie hatten eine gegen 50 Schritt breite, ab schüssige Eisfläche zn überschreiten, auf welcher es unmöglich wurde, den cindringcnden Kosaken Widerstand zn leisten. Sieben Husaren stürzten und wurden gefangen. Wachtmeister Schönfeld der 5. Escadron erhielt neun Lanzenstiche. Das Gedränge war so groß, daß Souslieutenant Reichard auf einen Kosakenoffizier, den er angenommen hatte, nur noch mit dem Säbelgefäße hauen und stoßen konnte. Die Ankunft der 8. Es cadron, Rittmeister v. Seebach, machte diesem Melöe ein Ende und die Escadrons erreichten ein von Schützen besetztes Gehölz, an welchem die Escadron v. Hagke zu ihnen stieß. Hier griff die russische Reiterei die schwachen Escadrons von Neuem mit Ungestüm an. Dem heftigen Ge tümmel und hartnäckigen Handgemenge machte das entschlossene Eindringen einer Abtheilung des 2. Schützcnregiments ein Ende. Ein anderer An griff, welcher gleichzeitig auf die links der Husaren fechtenden Truppen erfolgte, wurde von einem Theile des 2. Schützenregiments ebenfalls zurückgeschlagen. Ueberhaupt wären die kaum noch 400 Pferde starken