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Leider unhörbare Klagen eines Fahrstuhls im Seminargebäude Das neue Zettelchen neben meiner Tür ist klein und handgeschrieben, ber doch nicht übersehbar: Spare Energie! Bitte Fahrstuhl nur durch Kranke und Schwerbeschädigte be nutzen. Oder so ähnlich. Erst fühlte ich mich etwas diskri- miniert, auf diese fixe Art quasi lahmgelegt zu werden, aber als ge bildetes Senkrechtbeförderungsmit tel weiß ich natürlich Bescheid und bin gern zum Verzicht auf meinen Lebenssaft — Energie, wie ihr Men schen sagt — bereit. Leider hängt mein freiwilliges Opfer vor allem von der Vernunft der mich benutzenden Universitäts- lürger ab. Als ich mich gerade so auf ein paar ruhige Tage einstellte, lachte es entsetzlich albern vor meinem eiser nen Angesicht. Und zwar über das Zettelchen, mit dem ich mich inzwi schen angefreundet habe. Immerhin verzichteten die lustigen Studenten auf meine Dienste. Doch nicht lange, und ich setzte mich ehrlich unfreiwillig in Bewe gung und landete im 3. Stock, wo ein „gesunder, hoffnungsvoller junger Mann mit Bart meine Steuerknöpf chen gedrückt hatte. Ich konnte zwar auf liftisch fluchen, aber ich mußte ‘ran. Jedenfalls, so geht das nun seit Tagen, und nichts ist mit Ruhe. Aber Freitag mittag hätte mir doch fast die Automatik versagt. Ich kam gerade wieder von oben, wohin ich eine ältere Dame mit Eßbesteck ge tragen hatte, der wahrscheinlich das Mensaschweinefleisch in die Knie ge rutscht war, da sehe ich durch meine Scheibenaugen neun Mädchen und Jungen seelenruhig auf mich war ten. Wie mir Zettelchen zuflüsterte, schon zehn Minuten. Natürlich be folgten diese Menschen meine Be- nutzerordnung und stiegen nur zu sechst zu. Ihr erratet es, ich mußte noch ein zweites Mal nach unten. Als ich gerade mit den ersten sechs losrauschte, geleitete ein net ter Student seinen sehschwachen Kommilitonen zu mir heran. Doch weil ich gerade verschwand und an gesichts der die Tür belagernden anderen — ja. da wendete der Be- pleiter und führte seinen Freund behutsam zu Fuß die Treppen hin auf. Ehrlich, wenn ich kein Fahrstuhl wäre, ich würde meinen lauffaulen Benutzern was erzählen. Zettelchen meint auch: Muß man es denn erst durch ein amtliches Verbotsschild ersetzen, damit die Vernunft siegt? Ute Semkat, FDJ-Redaktion, Sind Auserwählte Mädchen für alles? »Sind Auserwählte Mädchen für alles?“ fragten wir in der UZ 45 vom 8. Dezember 1978. „Nein!“ war die Antwort aller befragten FDJ- Studenten. Gruppenleitung und Gruppe müssen sich gegenseitig un terstützen. Nur im gemeinsamen Wettlauf und nicht im Wettlauf ge geneinander sind die anspruchsvol len Ziele zu erreichen. Verantwor tung trägt nicht allein die FDJ-Lei- tung sondern jeder einzelne. Inzwischen wurde auf den GOL- Wahlen der Sektionen damit Stu denten von Studenten das Vertrauen gegeben. Auch hier kann nur Arbeit Hand in Hand mit den Gruppen- funktionären und FDJ-Mitgliedcrn Früchte tragen. Wie stehst Du zu Deiner FDJ-Lei- tung und wie die FDJ-Leitung zur Gruppe? Dazu befragte die FDJ-Re- daktion: Solveig Janeck, 1. Studienjahr, Sektion Phil./WK, SG 78-92: „Für uns 15 FDJler aus der SG 78-02 kommt es erst einmal darauf an, ein richtiges Kollektiv zu wer den. Klar, daß da vor allen Dingen die FDJ-Leitung einen ganz schönen Rucksack zu tragen hat. Und nur wenn alle mitziehen, werden wir un ser umfangreiches Programm, Kino- und Theaterbesuche, u. a., das FDJ- Studienjahr natürlich, die Vorberei tung des Nationalen Jugendfestivals, in die Tat umsetzen. Da gilt es nicht nur, dem Agitator, der unseren Ein satz als Zirkelleiter für das FDJ- Studienjahr in Betrieben organisiert, von dem wir natürlich Initiativen erwarten, zu unterstützen. Schön, daß wir so fest auf die Hilfe der drei ausländischen Freunde aus Chile und Palästina rechnen können. So wurde ein Besuch der Palästina- Ausstellung im Grassi-Museum durch die Erklärungen unserer Pa lästinenserin erst so richtig interes sant.“ Carmen Lipsdorf, 4. Studienjahr, Sektion Wirtschaftswissenschaften, SG WR 74-02: „Wir können nun schon auf drei Jahre erfolgreicher FDJ-Arbeit zu- rückschauen. Eigentlich mit Stolz. Das FDJ-Studienjahr, von einem Ge nossen Student durchgeführt, war interessant. Wir hoffen, daß das so bleibt, wenn das Agitatoren-Kollek- tiv sich in diesem Jahr schafft. Gruppenabende, die Seminargrup penfahrt brachten den nötigen Schwung in die Truppe, um dann beim Internatssubbotnik auch kräf tig mit zuzupacken oder in den poli tischen Pausengesprächen mitzudis kutieren. Bei allem stand die FDJ- Leitung in der ersten Reihe. Persön lichen Einsatz, gute Leistungen und einen festen politischen Stand punkt — das verlange ich auch von den Leitungsmitgliedern. Natürlich muß die Bereitschaft aller Jugend freunde da sein, in der FDJ-Gruppe aktiv zu werden. Die Leitung allein kann nichts erreichen. Und ich schließe mich selbst da nicht aus.“ Frank Pille, 2. Studienjahr, Sek tion Physik, SG PM 77-02: „Ich sehe meine Hauptaufgabe als Leitungsmitglied darin, mich für die Gruppe einzusetzen, damit alle mer ken, daß ich nichts anderes als ihre ureigensten Interessen vertrete. Dann werden auch sie aktiver am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Der Funktionär allein kann nichts ausrichten. So hat z. B. zur Kultur arbeit wohl jeder eine Beziehung und kann die Leitung unterstützen. Bei uns gehts vor allen Dingen auch noch darum, getroffene Entscheidun gen zu akzeptieren, sich an Be schlüsse zu halten.“ Martin Röllig, 2. Studienjahr, Sek tion Rechtswissenschaft, SG 77/4, Agitator: „Wir brauchen politisch noch ak tivere Gruppenmitglieder. Für die umfassende Information zu sorgen, ist die Aufgabe der Leitung,. insbe sondere meine persönliche. Auch in der Diskussion vorangehen können wir. Das andere muß von jedem FDJler selbst kommen, der Wille, aktiv mitzumachen.“ Eckard Herrmann, 2. Studienjahr, Sektion Wirtschaftswissenschaften, SG 77-02: „Ich erwarte von unserer Grup penleitung, daß sie als Vorbild vor angeht. Sie muß in der Lage sein, das geistig-kulturelle Leben anzu kurbeln. Natürlich nicht allein! Die Gruppe sollte schon mit einbezogen werden. Und da zählt natürlich die Initiative von jedem. Es geht aber nicht nur um die FDJ-Arbeit „als solche“ dabei, sondern vor allen Dingen und in erster Linie um Stu dienhaltungen, das Studieren als un sere Hauptaufgabe. Auch hier muß die Leitung vorangehen. Ein klarer Klassenstandpunkt dürfte selbstver ständlich sein.“" Die 5. UZ-Disko startet am Dienstag, 13. 2., 19,00 Uhr, im Klub der jungen Arbeiter und Angestellten in der Ritter straße. Mit von der Partie ist das Stu dentenkabarett „Spitzhacken“ mit Aus schnitten aus dem neuesten Programm. Karten (gegen Vorlage eines KMU- Ausweises) sind in der UZ-Redaktion bzw. an der Abendkasse erhältlich.' AKTUELL R esultiert aus der sich immer rascher vollziehenden ökono mischen Integration „hüben wie drüben“ nicht mit Notwendig keit eine Annäherung der beiden Gesellschaftssysteme? Bürgerliche Ideologen, die bis lang die sozialistische ökono mische Integration als Ausdruck des vermeintlichen „sowjetischen Hegemonismus“ verketzert haben, greifen verstärkt zu einer solchen Argumentation, um das gegen sätzliche Klassenwesen von sozia listischer und imperialistischer ökonomischer Integration zu ver schleiern. Zweifellos: die mit der wissen schaftlich-technischen Revolution „Wir Kommunisten“, so er klärte die DKP, „sind nicht ge gen, sondern für eine wahrhaft europäische Entwicklung und Politik — eine Politik, die nicht den multinationalen Konzernen, nicht dem Großmachtstreben der westdeutschen Generalität und des militärisch-industriellen Kom plexes dient, wohl aber dem ar beitenden Volk und den nationa len Interessen aller Staaten von Nutzen ist“ 1 ). Diese Position zielt gegen das Bestreben, neben der Realisierung ökonomischer In teressen.des Monopolkapitals auch die staatsmonopolistische Herr schaft zu stabilisieren. Das insti tutionell-rechtliche Gefüge der EG ist so angelegt, daß fort schrittliche Kräfte, insbesondere Bedeutet Integration Annäherung der Systeme? verbundene Produkiivkraftent- wicklung übersteigt in der Ge genwart bei weitem die Möglich keiten einer nationalen Wirt schaft. Damit entsteht das Erfor dernis zur internationalen Ar beitsteilung insbesondere um: — ausreichend starke Kapazi täten für Forschung und Entwick lung zu schaffen; — dem wachsenden Investitions aufwand gerecht zu werden; — hinreichendes Produktions volumen durch entsprechend große Absatzmärkte zu sichern, — durch Konzentration und Spezialisierung den erhöhten An forderungen der internationalen Entwicklung Rechnung zu tragen. Diese ökonomische Notwendig keit führte in Europa zur Heraus bildung des RGW und der EG. So weit die wirklichen „Gemeinsam keiten“. Weg und Ziel dieser ob jektiven Prozesse unterscheiden sich jedoch zwischen Sozialismus und Imperialismus wie Feuer und Wasser. Auf der einen Seite das Ziel der Profitmaximierung mul tinationaler Konzerne über den Weg harter Auseinandersetzung zwischen den verschiedenen Mo- nopolgruppen und der Durchset zung der kapitalkräftigsten, also Integration auf Kosten dös Schwächeren, auf der anderen Seite das Ringen um die opti male Nutzung der Vorzüge der sozialistischen Produktionsver hältnisse zur Erhöhung der Ar beitsproduktivität und Steige rung der Leistungskraft der ein zelnen Volkswirtschaften, um die Bedürfnisse des werktätigen Vol kes zunehmend besser befriedi gen zu können. Das heißt, es geht darum, dem Grundgesetz des So zialismus schneller eine noch um fassendere Wirksamkeit zu ver leihen. Insgesamt ist die soziali stische ökonomische Integration ein Prozeß, den Dynamik und stabiles Ansteigen des Volumens der Industrieproduktion kenn zeichnet. Die Länder des RGW haben bei den wichtigsten ökono mischen Kennziffern die höchsten Wachstumsraten. Beispielsweise betrug der Zuwachs von Indu- strieproduktion 1977 im Vergleich zum Vorjahr im RGW 6,4 Prozent, in den EG-Ländern 2,0 Prozent. Hauptziele der kapi talistischen Integration sind grö ßere Beweglichkeit des Kapitals und damit die Schaffung der Möglichkeit, durch Produktions verlagerungen die jeweils „billig sten“ Arbeitskräfte ausbeuten zu können und Druck auf die ande ren Werktätigen ausüben zu können. Dabei sollen zugleich die Spielräume des Monopolkapitals erweitert werden, durch sozial politische Manöver die Werktäti gen an das herrschende System zu binden. Aus dem Wesen der ka pitalistischen Integration ergibt sich ihre antikommunistische Grundorientierung mit dem Ziel, den Einfluß des realen Sozialis mus zurückzudrängen. Die von den bürgerlichen Mas senmedien besorgt konstatierte zunehmende „Europamüdigkeit“ der Bevölkerung reflektiert letzt lich die Tatsache, daß die Lebens interessen des werktätigen Vol kes für den imperialistischen Integrationsprozeß keine, Ziel größe sind. Der Kampf der demo kratischen Kräfte in Westeuropa, geführt von den kommunistischen Parteien, richtet sich deshalb nicht.schlechthin gegen die Inte gration, ' sondern ' gegen ihren staatsmonopolistischen Charakter. die Kommunisten, kaum Möglich keiten der Einflußnahme haben, wie sie im nationalen Rahmen (beispielsweise in Frankreich und Italien) zumindest partiell vor handen sind. Insbesondere unter der Losung der politischen Integration wollen sich Vertreter des Monopolkapi tals mit der EG ein Instrumen tarium schaffen, um mit dem Machtapparat aller Mitglieds länder auf den Kampf der Werk tätigen in einem Mitgliedsland einwirken zu können. Unter die sem Blickwinkel sind auch die geplanten Aufnahmen von Spa nien und Portugal und Griechen land in die EG zu sehen, die vom ökonomischen Standpunkt die ohnehin schon beträchtlichen Wi dersprüche in der EG eher noch verschärfen. Das kapitalistische Integra tionssystem in Westeuropa stellt angesichts seiner ökonomischen Bedeutung (der Anteil der EG am Welthandel ist dreimal so groß wie der der USA) einen Faktor dar, der von den sozialistischen Staaten zu berücksichtigen ist. Ausgehend von der Rolle des Außenhandels im Kampf der so zialistischen Staaten um Entspan nung und Durchsetzung der Poli tik der friedlichen Koexistenz so wie der notwendigen Lösung von Fragen, die alle Staaten Europas betreffen, treten die Länder des RGW für entsprechende Verein barungen mit den EG-Ländern ein. Im Kommunique der XXXIII. Tagung des RGW wird dementspre chend darauf orientiert, die Zu sammenarbeit mit allen Ländern, unabhängig von deren sozialer Ord nung, bei international bedeuten den Projekten zu entwickeln. Diese Politik zielt neben ökonomischen Funktionen nicht zuletzt auf eine Materialisierung der Politik der friedlichen Koexistenz ab. Bei aller politischen und ökonomi schen Bedeutung, die solche Kon takte mit den Ländern der EG besitzen, stellt ihre Ausprägung nicht den Hauptweg unserer Ent wicklung dar. Die Ergebnisse der Bukarester Tagung des RGW im Juni 1978 weisen mit den lang fristigen Zielprogrammen für aus gewählte Bereiche der Volkswirt schaft auf die nächsten konkreten Schritte im Prozeß der sozialisti schen ökonomischen Integration- Dieser Weg muß durch Neuland gebahnt werden. Angesichts von Entwicklungs unterschieden in den Staaten des RGW treten zwangsläufig objek tive wie subjektive Widersprüche zutage. Wie die Geschichte des RGW zeigt, hat ihre Lösung den Sozialismus stets vorangebracht. Der gemeinsame Kurs der Län der der sozialistischen Staatenge meinschaft auf die Errichtung der entwickelten sozialistischen Ge sellschaft und die Gestaltung der Grundlagen des Kommunismus in der UdSSR gewährleistet auch in Zukunft die weitere Auspräguns des weltgeschichtlich überlegenen Typs der sozialistischen ökonomi schen Integration, während die kapitalistische Integration letzt lich die systemimmanenten Win dersprüche des staatsmonopolisti schen Kapitalismus zuspitzen wird. Bernd Hölzer/Aribert Ondruscb 1) Zitat nach: H. Mies, H. Gautier: Wir Kommunisten und das Grund gesetz, Frankfurt (Main), 1977, S 108